Türkische Frauen in Deutschland. Auf dem Weg in die Moderne?


Magisterarbeit, 2002

99 Seiten, Note: 2,15


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kritische Bestandsaufnahme der Theorien der Modernisierung

3. Die Situation der Türkin vor der Migration
3.1 M. Kemal Atatürk und die Prinzipien des Kemalismus
3.2 Familienstrukturen in der Türkei
3.2.1 Familienformen
3.2.2 Vorherrschende Normen und Wertorientierungen der traditionellen Familie
3.2.3 Ehen und Heiratspraktiken
3.2.4 Erziehungspraktiken und Stellung der Frau in der Gesellschaft
3.3 Bildung und Berufstätigkeit in der Türkei
3.4 Zusammenfassung

4. Türkische Frauen in Deutschland
4.1 Kennzeichen türkischer Familien in Deutschland
4.1.1 Wandel in der familiären Lebenswelt
4.1.2 Veränderungen im Norm- und Wertesystem
4.1.3 Veränderungen im generativen Verhalten
4.1.4 Veränderungen in den Eltern- Kind- Beziehungen
4.1.5 Veränderungen in der ehelichen Lebensgemeinschaft und im Heiratsverhalten
4.2 Bildung und Erwerbstätigkeit im Umbruch
4.2.1 Schulische Situation
4.2.2 Ausbildung und Erwerbstätigkeit
4.2.3 Studium
4.3 Lebensstile türkischer Frauen
4.3.1 Der Stellenwert der Religion
4.3.2 Freizeitverhalten und Sexualität
4.3.3 Soziale Netzwerke türkischer Frauen
4.4 Selbstbildnis türkischer Frauen
4.4.1 Die Suche nach Identität
4.4.2 Der Generationen- und Kulturkonflikt
4.5 Zusammenfassung

5. Der Wandel und die moderne Ausrichtung türkischer Frauen: Ein Fazit

6. Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Verzeichnis der Tabellen und Schaubilder

Tabelle 1: Ratio of Population by Literacy and Sex

Tabelle 2: Teachers, Enrollment and Graduates in Primary Schools

Tabelle 3: Teachers, Enrollment and Graduates in Junior High Schools

Tabelle 4: Enrollment and Graduates in Higher Educational Institutions by Field of Study Tabelle 5: Ratio of Population by Sex and last Week' s Economic Activity Tabelle 6: Türkische Schüler in NRW nach Geschlecht, Schulform und Jahr Tabelle 7: Türkische Frauen nach Ausbildungsbereichen in NRW 2001/2002 Tabelle 8: Türkische Frauen nach Jahr und Beteiligung am Erwerbsleben in Deutschland

Schaubild 1: Prozentualer Anteil der weiblichen Analphabeten nach ausgewählten Ländern 1985/1996

Schaubild 2: Prozentualer Anteil der Mädchen im Sekundarbereich und Tertiärbereich nach ausgewählten Ländern 1992/1997

Schaubild 3: Die Türkin im Spiegel des Wandels und der Moderne

1. Einleitung

In Deutschland leben ca. 3 Millionen Türken. Ein Großteil dieser Türken wurde in den 60er Jahren als wirtschaftliche Nachwuchskraft angeworben, andere wiederum reisten als Familiennachzügler und Asylbewerber ein. Das anfängliche Ziel, nach kurzer Zeit wieder in die Türkei zurückzukehren, wurde für viele Türken zu einer Immigration ohne Rückkehr. Dieser Zustand hat die in Deutschland lebenden Türken nachhaltig beeinflusst, denn westliche Werte und Normen prägen auch ihre Denk- und Handlungsweise.

Insbesondere die Situation der türkischen Frauen hat sich in vielen Bereichen in den letzten Jahren gewandelt.

Daher soll in der vorliegenden Magisterarbeit zwei Fragen nachgegangen werden:
1. Inwiefern hat sich die Stellung der türkischen Frau in der türkischen Gemeinde in Deutschland gewandelt?
2. Sind türkische Frauen in Deutschland auf dem Weg in die Moderne?

Um diese Fragen präzise beantworten zu können, ist es nötig, nicht nur die Situation der türkischen Frau in Deutschland darzustellen, sondern auch rückblickend ihre Situation in der Türkei zu betrachten. Denn ihre dortige Sozialisation prägt die türkische Frau und die nachkommenden Generationen in entscheidendem Maße.

Drei weitere Hypothesen sollen anhand der Arbeit überprüft werden:

1. Die türkische Frau vollzog bereits einen Wandel in der Türkei. Der Wandel hat sich durch die Migration und die damit einhergehenden fremdethnischen Einflüsse in Deutschland verstärkt.
2. Dieser Wandel ist in der zweiten Generation türkischer Frauen ausgeprägter, die anders als die Frauen in der ersten Generation mit einer modernen westlichen Orientierung einerseits und einer traditionellen türkischen Orientierung auf der anderen Seite aufwachsen.
3. Trotzallem gelingt es nur einer Minderheit türkischer Frauen sich der modernen Welt anzupassen. Die Mehrheit türkischer Mädchen/ Frauen wendet sich gegen die Moderne, so dass davon ausgegangen werden kann, dass auf der einen Seite eine Rückorientierung stattfindet, bzw. das andererseits eine verdeckte zweite Identität gelebt wird, die sich der modernen Welt anpasst. Faktoren, die einer Orientierung an der modernen Welt entgegenstehen sind sowohl selbstgewollt, als auch traditionell bedingt.

Die vorliegende Arbeit soll die Bereiche, in denen ein Wandel der türkischen Frau stattgefunden hat, näher aufzeigen und dabei ihre Ausrichtung im Hinblick auf die Moderne kenntlich zu machen.

Problematisch an dieser Thematik ist, genügend "repräsentatives" empirisches Material1 mit einzubeziehen, da in vielen Studien nicht ausreichend nach Geschlecht differenziert wird. Nicht-repräsentativ empirisches Material und auch qualitative Studien werden in dieser Arbeit berücksichtigt, da diese vielfach Aspekte beinhalten, die in vielen standardisierten Fragebögen nicht zum Ausdruck kommen.

Um ein besseres Verständnis zu gewährleisten, sollen vorab grundlegende Begriffe erläutert werden, denen im Text eine wichtige Bedeutung zukommt:

a)Tradition: Unter Tradition werden im allgemeinen Wertvorstellungen, Orientierungsweisen und Verhaltensmuster verstanden, die von einer Generation auf die andere überliefert werden. Traditionelles Handeln bezeichnet die soziale Handlung eines Akteurs, die auf einer unreflektierten Übernahme alteingelebter Vorstellungen beruht. ( W. Fuchs et al. 1978: 790f/ G. Reinhold 1991: 618f/ K. H. Hillmann 1994: 879f)
b) Patriarchat : Das Patriarchat bezeichnet eine Gesellschaftsordnung (vorwiegend in agrarischen Gesellschaften), in der der (älteste) Mann über gültige Werte, Normen und Verhaltensmuster entscheidet, sowie diese kontrolliert und repräsentiert. Es findet also eine Machtallokation zugunsten des Mannes und zu Ungunsten der Frau statt, man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Männerherrschaft. (W. Fuchs et al. 1978: 562/ G. Reinhold 1991: 438/ K. H. Hillmann 1994: 656)

Ein weiterer wichtiger Begriff im Rahmen dieser Arbeit ist der Begriff der Modernisierung, auf den im Anschluß an die kritische Bestandsaufnahme der Theorien der Modernisierung eingegangen wird.

An dieser Stelle möchte ich Herrn Prof. Dr. Karl-Heinz Reuband für seine konstruktive Betreuung sowie für seine Anregungen und Frau Dr. Agnes Elting-Camus für ihre

Unterstützung bei der Anfertigung der Magisterarbeit danken.

2. Kritische Bestandsaufnahme der Theorien der Modernisierung

Eine Vielzahl der Theorien der Moderne werden ihrer Bezeichnung als Theorie nicht gerecht, denn sie verwenden den Begriff der Moderne für zahlreiche Phänomene und Prozesse, ohne eine einheitliche Systematik erkennen zu lassen. Meistens wird nur der Anfangs- und/oder Endpunkt einer Entwicklung beschrieben, die Übergangsphase jedoch ausgelassen.

In Anlehnung an Wiswede und Kutsch soll eine Theorie der Moderne folgende Bereiche abdecken:

a) die individuelle Ebene und ihre Veränderungen und Wechselwirkungen mit anderen Sektoren
b) die rollenanalytische Ebene in Bezug auf z.B. Rollendifferenzierung, Rollenpluralisierung und die Rollenambiguität
c) die institutionelle Ebene und die gegenseitigen Interdependezen zwischen Individuum/ Gesellschaft und Institution
d) die gesamt gesellschaftliche Ebene unter Einbezug der Nation und Nationenbildung (G. Wiswede& T. Kutsch 1978: 103ff)

Den Ansprüchen einer Theorie wird Daniel Lerner (1958) in seinem Werk gerecht, denn er zählt nicht nur die Erscheinungsformen der Moderne auf, sondern beschreibt auch die gegenseitigen Wechselwirkungen und Interdependenzen: Nach Lerner kommt den Massenmedien eine wichtige Bedeutung im Prozess der Modernisierung zu. Sie sind im Zusammenhang mit modernen Kommunikationsformen ein elementarer Bestandteil jeder modernen Gesellschaft. So sinkt durch die Urbanisierung die Zahl der Analphabeten und dieser Prozess führt gleichzeitig zu einer Zunahme der Nutzung von Massenmedien. Bildung ist in diesem Modell ein Faktor, der erst in Zusammenhang mit der Urbanisierung einhergeht. Je höher also der Grad an Urbanisierung in einem Land ist und je geringer die Bevölkerungsdichte, um so größer sind die Chancen formaler Bildung in diesem Land. Die Medien betreiben ihrerseits Aufklärung und tragen damit zu mehr Informationen und Wissen über andere Gesellschaften und Lebensformen bei. Dieses reziproke Verhältnis zwischen Bildung und Massenmedien bringen den Modernisierungsprozeß erst in Gang. Ein weiterer Prozess, der parallel dazu verläuft ist die Steigerung der wirtschaftlichen und politischen Partizipation. Moderne Gesellschaften zeichnen sich nach Lerner durch

Industrialisierung, Urbanisierung, Bildung, Offenheit, der Existenz von Medien und politischer Teilhabe aus. Daneben spielen auch Mobilität und Empathie eine entscheidende Rolle. Unter Empathie versteht Lerner die Fähigkeit des Menschen, verschiedene Rollen anzunehmen und sie der jeweiligen Umgebung anzupassen. In traditionellen Gesellschaften sind diese Fähigkeiten nicht vorzufinden, denn sie sind eher verschlossen, ihre Bürger sind Mitglieder in bestimmten (verwandtschaftlichen) Gruppierungen, die isoliert von anderen Gruppen leben und ihre Arbeitsstruktur beinhaltet keine Arbeitsteilung zwischen Stadt und Land, eine wirtschaftliche Interdependenz kommt in diesem Fall nicht zustande. Wissen wird von Generation zu Generation weitergeleitet, ohne kritisch hinterfragt zu werden. Modernisierung geht also durch ein Zusammenspiel zwischen Individuum und Gesellschaft einher, die sich gegenseitig in diesem Prozeß beeinflussen. Lerners Modell liefert zwar wichtige Ansätze zur Modernisierungsforschung, gleichzeitig muß jedoch Kritik an folgenden Punkten erfolgen: Nicht jede traditionelle Gesellschaft, die sich im Übergang zur modernen Gesellschaft befindet, muß den selben Prozess durchlaufen, denn bestimmte Erscheinungen können übersprungen werden. Weiterhin muss sich der Wandel nicht auf allen gesellschaftlichen Ebenen vollziehen, denn Modernität kann ökonomische und politische Veränderungen hervorrufen, ohne daß sich kulturelle Elemente ändern. Wie bei vielen anderen Autoren entsteht auch bei Lerner der Eindruck, dass er in eine Sackgasse der ethnozentrischen Sichtweise gerät, indem er die Entwicklung moderner westlicher Gesellschaften als allgemeingültigen Prozess erklärt, den jede Gesellschaft durchlaufen wird.

Die Nutzung/ Verbreitung der Massenmedien dient in Lerner's Modell als Indikator zur Messung der Modernisierung. Unbeachtet bleibt in diesem Zusammenhang, dass auch der Inhalt der Medien und ihre Wirkung wichtig ist. In Ländern, in dene n Medien einer Zensur unterworfen sind (u.a. auch die Türkei) ist eher die Frage bedeutend, was für Inhalte verbreitet werden und inwiefern diese das Verhalten und Handeln der Menschen prägen.

Ein anderes interessantes Modell, dessen Schwerpunkt auf der politischen Ebene und der Mobilität liegt, ist das von Deutsch (1969). Die Phase des Übergangs von der traditionellen zur modernen Gesellschaft kennzeichnen Prozesse, wie z.B. der Wohnortwechsel, Änderungen in der Berufssphäre, Veränderungen innerhalb der sozialen Netzwerke sowie der Wandel von Institutionen, individuellen Rollen und Handlungsweisen. Dies bezeichnet

Deutsch als soziale Mobilisierung. Sie kann eine Veränderung der politischen Struktur hervorrufen, die wiederum in Wechselwirkung mit der Gesellschaft das Handeln der Mitglieder beeinflusst. (K.W. Deutsch 1969: 329) Erst durch richtige Messmethoden können nach Deutsch Faktoren bestimmt werden, die auf der einen Seite die Moderne kennzeichnen und auf der anderen Seite den Grad der Wechselwirkungen mit anderen Faktoren bestimmen und teilweise auch Voraussagen auf andere Variablen und zukünftige Erwartungen möglich machen. (ebda.: 329) Daher darf bei der Messung des Wandels nicht nur ein Element gesondert betrachtet werden, sondern muss in Wechselwirkung mit anderen Faktoren analysiert werden: D.h. die Zahl der lese- und schreibkundigen innerhalb der Bevölkerung verglichen mit der Zahl der Geburten im selben Zeitraum weist auf, dass mit steigender Bildung ein Rückgang der Geburten zu verzeichnen ist. (a.a.O.: 331ff)

Ein weiterer wichtiger Aspekt in der Debatte um die Moderne betrifft den Erhalt der Traditionen, denn auch heute noch wird sichtbar, dass bestimmte traditionelle und kulturelle Elemente bis in die Moderne hinein überlebt haben. Was bedeutet das? An dieser Stelle soll auf den Aspekt verwiesen werden, dass sich Traditionalität und Modernität nicht ausschliessen müssen, sondern durchaus in Wechselwirkung zueinander treten können.

Auf diesen Aspekt bezieht sich Rüschemeyer in seinem Modell der "Partiellen Modernisierung". Nach Rüschemeyer ist es durchaus möglich, dass in Form einer partiellen Modernisierung sich bestimmte Strukturen einer Gesellschaft durch einen sozialen Wandel kennzeichnen, wohingegen andere Elemente sich im Zeitverlauf langsamer modernisieren oder durch Rigidität kennzeichnen, wie z.B. bestimmte Wertorientierungen oder religiöse Überzeugungen. Eine zweite Möglichkeit besteht darin, dass bestimmte Elemente der Tradition weiterhin übernommen werden, die sich mit modernen Lebensformen vereinbaren lassen. Das zeigt sich in Form einer Doppelorientierung, in der sich das Individuum sowohl an Elementen der eigenen Kultur orientiert, als auch an bestimmten Normen und Werten anderer Kulturen. Eine Folge dieser Entwicklung sind Spannunge n, Anomien und größere Differenzen, verursacht durch die Weiterentwicklung bestimmter gesellschaftlicher Bereiche und den Rückstand oder die Stagnation anderer Sektoren.

(D. Rüschemeyer 1969: 382f) So zeigt beispielsweise Japan ein alternatives Modell zur Moderne westlicher Gesellschaften, denn Japan konkurriert auf dem wirtschaftlichen Sektor mit westlichen Ländern, im Privatleben sind die Japaner jedoch ihrem kulturellen Erbe treu geblieben (ostasiatisches Modell).

In der neueren Debatte um die Moderne wird vielfach zwischen erster und zweiter Moderne unterschieden (U. Beck et al. 2001: 11ff) Höpflinger beschreibt z.B. die Pluralisierung von Lebensstilen und Familienformen, die sich europaweit etabliert haben. Scheuch und Sussmann bemerken, dass sich das Individuum in der Moderne aus den Zwängen des Kollektivs befreien kann und somit ein Anstieg an Optionen in den Lebensstilen erfolgt. Haller und Heidenreich hingegen legen den Schwerpunkt auf Interessenverbände und Organisationen und setzen den ökonomischen Aspekt der Modernisierung in den Vordergrund. ( F. Höpflinger 1997: 97ff/ E.K. Scheuch& M.B. Sussman 1970: 242f/ M. Haller 1997: 377ff/ M. Heidenreich 1997: 289ff)

Hier stellt sich die Frage, ob es sich dabei nicht nur um eine Aneinanderreihung von Erscheinungen handelt, ohne zu begründen, welche Prozesse wann eingeleitet wurden, und wie sie sich eventuell gegenseitig beeinflussen oder verstärken. Wie gehen vor allem Prozesse der Mikro und Meso Ebene mit den Prozessen auf der Makro Ebene einher? Es fehlt hier sozusagen an einer Modernisierungstheorie, die auf einer gesamtgesellschaftlichen Ebene effektiv argumentiert und Interdependenzen aufzeigt.

Was die Moderne genau kennzeichnet, welche Modelle der Moderne sich als zukunftseignend kennzeichnen, also westliches versus ostasiatisches Modell (vgl. W. Zapf 2001: 492f), und welche Ausmaße die Moderne noch annehmen wird sind Fragen, die jetzt noch nicht beantwortet werden können und zukünftigen Forschungen überlassen bleiben. Auch die Verhandlungen des 25. Deut schen Soziologentages zum Thema Modernisierung (W. Zapf 1991) führten zu keinem Konsens.

Der Begriff der Moderne wird in der vorliegenden Arbeit folgendermaßen verwendet:

Er ist in seinen Inhalten einem Wandel unterzogen. (vgl. E.K. Scheuch 1991: 136) Luhmann bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: "Die Modernitätsmerkmale von heute sind nicht die von gestern und auch nicht die von morgen, und eben darin liegt ihre Modernität." (N. Luhmann 1991: 89) Vielfach wird betont, dass Modernisierung mit einer Loslö sung des Individuums aus sozialen Netzwerken, wie z.B. der Familie einhergeht und kulturelle, religiöse und traditionelle Faktoren an Bedeutung verlieren. Die Frage, die sich hier stellt ist, ob im Bereich der Soziokultur diese Faktoren tatsächlich an Bedeutungskraft

in der Lebensplanung des einzelnen Menschen verlieren, oder ob sich nicht vielmehr ihre Inhalte geändert haben. Wenn z.B. die Religiosität eines Menschen daran gemessen wird, wie oft dieser die Kirche besucht, so können erhebliche Verzerrungen dahingehend auftreten, dass dieser Mensch aufgrund seines Nicht- Besuches der Kirche als nicht religiös eingestuft wird, obwohl er täglich betet und sich zum christlichen Glauben bekennt. Die Moderne kennzeichnet ein Prozess der Veränderungen und Differenzierungen in verschiedenen Sektoren (z.B. im Arbeitsbereich, im politischen Bereich, im familiären Bereich) des sozialen Lebens, die wiederum einen Wandel in den Formen des Zusammenlebens zur Folge haben und folglich Rollenmuster ändern. Modernisierung beinhaltet auf persönlicher Ebene die Individualisierung des Menschen, d.h. er trifft eigenständig Entscheidungen und unterliegt nicht mehr den Zwängen des Kollektivs. Individuelles Handeln bedeutet jedoch entgegen der Definition von Ostner, dass traditionelle und religiöse Aspekte die Entscheidung des Individuums in unterschiedlichem Maße beeinflussen können. (A.A. Said 1998: 62ff/ W. Zapf 1991: 37/ I.Ostner 1991: 433f) In Anlehnung an Fliege wird davon ausgegangen, dass Moderne nicht, wie es nach westlichem Verständnis üblich ist, Traditionalität ausschließt2, sondern durchaus involvieren kann. (T. Fliege 1998: 51ff/ 406ff / H. Krüger 1991: 699f) Modernität bedeutet, dass patriarchale Strukturen sich zunehmend auflösen und im Schwinden begriffen sind. (H. Scharabi 1998: 211ff) Weitere Formen, durch die sich die Moderne kennzeichnet, sind die zunehmende Mobilität des Individuums, Differenzierung und Pluralisierung von Lebenslagen, steigende Bildungserwartungen und Leistungsorientierung, Rationalität sowie der Geburtenrückgang. (W. Zapf 1994: 44ff/Y. Fritzsche 2000: 181ff/ B. Nauck 2001: 408/ T. Fliege 1998: 51ff/ 411)

3. Die Situation der Türkin vor der Migration

Bevor eine explizite Auseinandersetzung mit der Situation der Türkin in Deutschland stattfindet, is t es wichtig darzustellen, welche Sozialisationserfahrungen türkische Frauen in der Türkei gemacht haben, und durch welche Werte und Normen sie vor der Migration, also bis 1973, geprägt wurden. Was für eine Stellung hat sie also vor der Migrationsphase in der türkischen Gesellschaft? Anhand dieser Daten kann ein Vergleich zur Situation in Deutschland durchgeführt werden und der Wandel aufgezeigt werden.

3.1 M. Kemal Atatürk und die Prinzipien des Kemalismus

M. Kemal Atatürk regierte die türkische Republik von 1923-1938. Er war der erste Politiker, der sich für die Rechte der Frauen in der Gesellschaft einsetzte und sorgte durch zahlreiche Reformen auf rechtlicher Ebene für eine Gleichberechtigung von Mann und Frau.

1926 tritt erstmals das Schweitzer Zivilgesetzbuch in Kraft, und proklamiert den Säkularismus. Die Trennung von Kirche und Staat ist u.a. einer der größten Erfolge, die Atatürk zu verzeichnen hat, denn sie ebnet den Weg für die Durchsetzung einer demokratischen Verfassung. Weitere wichtige Änderungen durch das Schweitzer Zivilgesetzbuch sind:

Die Legitimierung der Ehe zwischen Muslimen und nicht Muslimen und die Anerkennung der Ziviltrauung als einzige Form der Ehe. (H. Halm 1982: 39)

1934 erlangt die Frau das Wahlrecht, die Polygamie wird abgeschafft, die Berufung auf ein Mindestheiratsalter verordnet, gleiches Recht für Frauen im Falle einer Scheidung sowie das gleiche Sorgerecht für die Kinder und gleiches Erbrecht werden eingeführt. 1936 wird das Verbot ausgesprochen, in öffentlichen Bereiche n einen Schleier zu tragen. Die Einführung der allgemeinen Schulpflicht sorgt für gleiche Bildungschancen und die bis dato existierenden Religionsschulen werden verboten. Mit dem Wahlrecht können Frauen als Abgeordnete gewählt werden, so daß 1934 Sati Cirpan als erste Frau aus einem dörflichen Gebiet stammend in den Landtag als Abgeordnete einzieht. 1936 tritt Sabiha Gökcen als erste Frau beim Militär als Pilotin an und 1936 nehmen erstmals zwei türkische Frauen an den olympischen Spielen in Berlin teil. (F. Akashe-Böhme 1997: 67f/N. Abadan Unat 1985: 13ff/M. Altindal 1994: 226/ 249/E. Dogramaci 1989: 11/91)

Frauen in der Türkei sind in Bezug auf ihre politische Partizipation erfolgreicher, als Frauen in anderen Ländern: In Deutschland erlangen Frauen erst 1918 das Wahlrecht. In Italien werden Frauen 1948 ins Parlament berufen, in Japan erst 1950 und in der Schweiz 1971. In der Türkei hingegen sind 1937 bereits 4,5% der Abgeordneten Frauen. Der Anteil der Frauen im englischen Parlament beträgt zwischen 1918 und 1938 0,1%-2,4%. Im Zeitraum von 1935 und 1977 steigt die Zahl der weiblichen Abgeordneten im türkischen Parlament auf 69, in Amerika hingegen beträgt die Zahl der weiblichen Abgeordneten im Kongress zwischen 1917 und 1964 gerade mal 75.3 (H. Tuncer 1989: 169f)

Von den Reformen Atatürks profitieren insbesondere die Frauen der Oberschicht, die sich weitgehend an westlichen Idealen orientieren. Die Lebenslage der Frauen aus der Mittel- und Unterschicht ändert sich dahingegen nur sehr langsam. Frauen aus den Kleinstädten und Dörfern werden von diesen Reformen kaum erfasst, da die Traditionen im privaten und öffentlichen Bereich zu fest verankert sind. Widerstände gegen die Reformen kommen darin zum Ausdruck, dass die neuen Gesetze im Bereich Heirat, Monogamie und Erbschaft nicht eingehalten werden, da ein Großteil der Männer verhindern möchte, den Frauen ihre Rechte zuzugestehen. In den Großstädten leben die Frauen in einem ständigen Rollenkonflikt, der sich auf der einen Seite durch den weiterhin starken Einfluss von Tradition und Islam und auf der anderen Seite durch die neuen Wertorientierungen zeigt. "Sie trägt keinen Schleier mehr, ist aber immer noch Gefangene einer Gesellschaft, die ihr Gehorsam, wirtschaftliche Abhängigkeit vom Mann und Beschränkung auf Haus und Kinder predigt." (B. Toprak 1985: 249) Ein Vergleich der Türkei mit anderen Ländern des Nahen Ostens im Hinblick auf den Rollenwandel der Frau in der Gesellschaft zeigt jedoch, dass die Türkei dennoch eine Vorreiterposition einnimmt: Frauen in der Türkei unter Atatürk werden mehr Rechte und mehr Möglichkeiten zugesprochen. (B. Wiethold 1981: 217ff/N. Abadan- Unat 1985: S.14ff/B. Toprak 1985: 248f/G. Barthel 1979: 14/ZFT 1991: 79/113/U. Birsl et al. 1999: 34f/G. Özkaya 1985: 36)

Durch die Zulassung des Mehrparteiensystems 1946 werden in der Öffentlichkeit die Stimmen, die eine Rückorientierung an die islamischen Traditionen im öffentlichen Leben fordern immer lauter, so dass bereits 1949 der freiwillige Religionsunterricht in den Schulen eingeführt wird. Die Politik der Regierung Menderes, die das Land von 1950-1960 beherrscht, führt islamische Traditionen wieder stärker in das öffentliche Leben ein, wodurch Atatürks Reformen eine Zäsur erleiden. (U.Steinbach 1996: 65f/316ff/H. Halm 1982: 38ff/C. Elsas 1983: 51)

Abschließend kann somit konstatiert werden, dass Gesetze allein noch keine Garantie für die tatsächliche Durchsetzung darstellen, denn es ist ebenso wichtig, daß die Bürger eines Landes für diese Veränderungen offen sind und sich ihne n nicht verschliessen.4

3.2 Familienstrukturen in der Türkei

In der Türkei herrscht über Jahrhunderte hinweg das Familienbild der patriarchalen Großfamilie, die sich durch Transformationen in den ökonomischen und gesellschaftlichen Bereichen und insbesondere durch die Urbanisierung zum großen Teil aufgelöst hat. In den Städten der Türkei ist diese Familienform kaum noch vorherrschend, während sie in den Dörfern noch anzutreffen ist.

Die Familie hat im Kontext der Sozialisierung eine wichtige Bedeutung, da sie die Identitätsbildung des Individuums beeinflusst und die Brückenfunktion zwischen dem Individuum und der Gesellschaft einnimmt. Die türkische Frau erfährt dabei ihre Rollenzuschreibung und ihren Status primär durch die Familie und sekundär durch die Gesellschaft und den Staat. (A. Schmidt-Koddenberg 1989: 73f)

Im folgenden soll aufgezeigt werden, welche Familienformen in der Türkei existieren und warum sie sich auflösen, welche Normen und Werte das Verhalten der Menschen prägen,

welche Sozialisation sie erleben, wodurch eheliche Lebensgemeinschaften gekennzeichnet sind und was für einen Stellenwert schliesslich Frau und Mann innerhalb der Gesellschaft haben.

3.2.1 Familienformen

Generell werden vier Familientypen in der Türkei unterschieden:

1.Die Kernfamilie, die aus Ehemann, Ehefrau sowie deren ledigen Kindern besteht.
2.Die patriarchale Großfamilie, in der im Gegensatz zur Kernfamilie noch zusätzlich der verheiratete Sohn mit seiner Familie im Hause der Eltern wohnt. Hier leben also drei Generationen unter einem Dach.
3.Die vorübergehende Großfamilie, bei der sich im Unterschied zur patriarchalen Großfamilie der verwitwete Elternteil des Mannes oder der Frau u.a. mit deren unverheirateten Kindern ebenfalls im selben Haushalt aufhalten. Sie wird aber auch deswegen vorübergehende Großfamilie genannt, weil sich die Familie im Laufe der Zeit durch das Sterben des verwitweten Elternteils oder durch die Heirat der Geschwister zur Kleinfamilie hin reduzieren wird.
4.Die fragmentierte Familie oder Teilfamilie, in der ein Ehepartner aufgrund von Scheidung, Trennung oder Tod nicht mehr anzutreffen ist.(S. Timur 1985: 61f)

Bereits während der Migrationsphase findet ein Wandel der Familienstruktur in der Türkei von der patriarchalen Großfamilie hin zur Kernfamilie statt.(I.Atabay 1994: 10/C. Schöning- Kalender 1982: 74)

Die zunehmende Industrialisierung, der Fortschritt auf dem Arbeitssektor und im Technikbereich, der Einfluss der Medien sowie die Verbesserung der Infrastruktur stellen nach Meske die zentralen Gründe für den Wandel in der Familienstruktur dar. Insbesondere in den Städten dominiert die Struktur der Kernfamilie, während sich in den Dörfern dieser Wandel zeitlich langsamer entwickelt. (S. Meske 1983: 27ff)

Timur konstatiert ebenfalls, daß sich der Trend hin zur Kernfamilie vollzogen hat.5 In der Untersuchung kommt man zu dem Ergebnis, dass 60% aller Familien in Kernhaushalten leben, 19% in patriarchalen Großfamilien, 13% sind vorübergehenden Großfamilien und 8% fragmentierte Familien. Im Hinblick auf das Stadt- Land-Gefälle sind 68% der Kernfamilien den Großstädten Ankara, Istanbul und Izmir zuzuordnen, während 55% der Kernfamilien in den Dörfern leben. (S. Timur 1985: 56ff)

Weiterhin wird der Einfluss sozio-ökonomischer Variablen auf die Bildung der vier vorherrschenden Familienformen untersucht: Großbauern (39,4%) sowie Arbeitslose (19,4%) haben den größten Anteil an patriarchalen Großfamilien, während Geschäftsleute (10,1%) sowie Beamte (9,7%) den geringsten Anteil aufweisen. (ebda.: 65) Die Variable n Bildung und Einkommensniveau zeigen zuerst keinerlei positive Korrelation zum Familientyp auf. Im weiteren Verlauf zeigt sich, dass Kernfamilien auf dem Land bei Arbeitern und Kleinbauern sowie in der Stadt bei ungelernten Arbeitern vorzufinden sind, von denen ein Großteil den Analphabeten zuzuordnen ist. Auf der anderen Seite sind Großfamilien in städtischen Gebieten bei Handwerkern und Einzelhändlern mit mittlerer Bildung anzutreffen.

Zieht man demographische Faktoren hinzu, so können nach Timur Tod (16%) oder die Abwanderung von Familienmitgliedern (25%) die Auflösung der Großfamilie zwar beeinflussen, die zentralen Gründe für den Zerfall der Großfamilie sieht Timur jedoch in den finanziellen Schwierigkeiten (42%) und familieninternen Konflikten (17%). (ebda.: 64ff)

Timur verdeutlicht weiterhin, dass im Laufe der Zeit mehrere Familienformen durchlaufen werden können. (a.a.O.: 67ff)

Es kann an dieser Stelle festgehalten werden, dass die patriarchalen Großfamilien (aber auch die anderen Familienformen) sowohl auf dem Land, als auch in der Stadt anzutreffen sind, wobei die Zahl der patriarchalen Großfamilie im Schwinden begriffen ist, und ein absehbarer Wandel zur Kleinfamilie zu beobachten ist. Die Ursachen für diesen Wandel sind Transformationen im sozialen, wirtschaftlichen und technischen Bereich, die größtenteils eine Urbanisierung zur Folge haben und gleichzeitig keine Anreize mehr zur Erhaltung der Großfamilie bieten, denn patriarchale Großfamilien können nur so lange bestehen, wie es Besitz, nachfolgende Generationen und die zuvor benannten äusseren Faktoren erlauben.

3.2.2 Vorherrschende Normen und Wertorientierungen der traditionellen Familie

Die Mannigfaltigkeit der Norm- und Wertvorstellungen der türkischen Gesellschaft ist genauso ausgeprägt, wie in anderen Gesellschaften. Es existiert nicht ein bestimmtes türkisches Familienmuster mit bestimmten Norm- und Wertvorstellungen, sondern eine Vielfalt an Ausprägungen. Zudem gibt es je nach Region unterschiedliche Sitten und Normen, die das jeweilige Gebiet kennzeichnen. Die Unterscheidung in Stadt und Land birgt eine deutliche Kluft in den einzelnen Normen und Wertvorstellungen.

In der traditionellen Familie spielen Ehre, Achtung sowie Gehorsam eine große Rolle. Dem Ehrerhalt, der sich vor allem aus der Jungfräulichkeit der Frau vor der Heirat und ihrem sittsamen Verhalten definiert, wird in allen Regionen und Schichtzugehörigkeiten eine große Bedeutung beigemessen. Insbesondere der männliche Teil der Familie ist für den Erhalt der Ehre zuständig, aber auc h die Mutter übt ihre Kontrollfunktion aus. Der Verlust der Ehre durch vorehelichen Geschlechtsverkehr der Frau wird mit dem Tod bestraft, um die Familienehre wiederherzustellen, jedoch wird dieses heutzutage selten praktiziert. Die Ehre der Familie bzw. der männlichen Familienmitglieder hängt stark von dem Ehrverhalten der Frau ab. Bei Jungen besteht die Pflicht der Jungfräulichkeit nicht. Die Folgen dieser Wertbeimessung werden insbesondere in der Erziehung und im Freizeitbereich deutlich, in denen die Mädchen weniger Freizügigkeit und eine stärkere Kontrolle hinnehmen müssen. Hier tritt also bereits eine deutliche Benachteiligung der Mädchen in Erscheinung.

Autoritär patriarchale Strukturen prägen hauptsächlich das Norm- und Wertesystem.6 Ausgehend von einer Hierarchie im Norm- und Wertesystem dominiert in erster Linie das Alter, gefolgt von der Bevorzugung des Mannes vor der Frau. So hat z.B. in der patriarchalen Großfamilie der älteste Mann im Hause das Sagen, gefolgt von seinem Sohn. Das Oberhaupt nimmt dabei die Rolle des Ernährers innerhalb der Familie ein. Je besser der Mann seinen Pflichten nachkommt und den guten Ruf seiner Familie bewahrt, um so mehr Ansehen geniesst er von seiner Familie, aber auch vom sozialen Umfeld. (K. Bauer 1994: 31ff/C. Schöning- Kalender 1982: 73ff/H. Straube7 1987: 56) Die ihm untergeordneten (Kinder und Enkel) erweisen ihm Achtung und Gehorsam. Entscheidungen müssen respektiert und nicht in Frage gestellt werden.

Auch Timur (Untersuchung der Hacettepe Universität 1968) bestätigt das autoritär patriarchale Norm- und Wertesystem.

Wie werden jedoch patriarchale Strukturen in der Türkei genau gemessen? In der Untersuchung der Hacettepe Universität wird die Machtstruktur innerhalb der Familie daran ermittelt, wer "das Sagen" in der Familie hat: So haben z.B. 94,3 % der Ehemänner in der Kernfamilie, die von Anfang an besteht, das Sagen und 1,2% der Frauen. In der patriarchalen Großfamilie hingegen hat der Vater des Ehemannes die Entscheidungsmacht über die restlichen Familienmitglieder (61,5%), gefolgt vom Sohn/ Ehemann (28,2%), sowie der Mutter des Ehemannes an dritter Stelle mit 4,1%. (S. Timur 1985: 73) Weiterhin wird zur Ermittlung der autoritär patriarchalen Struktur die Modernität der Familie unterteilt in drei Bereiche gemessen: "1. der Entscheidungsprozeß, 2. die Ideologie der Geschlechterrolle und der Grad des Unterdrückungsschemas und 3. die Kameradschaft zwischen Mann und Frau anhand gemeinsamer oder getrennter Ausübung ehelicher Rollen." (ebda.: 74)

Die Modernitätsskala zeigt dabei deutlich, dass die patriarchale Großfamilie auf dem Lande, als auch in der Stadt am meisten an Traditionen festhält, und im Gegensatz zu ihr die Kernfamilie am wenigsten. Die Kernfamilie ist durch egalitäre Partnerschaftsmuster geprägt, d.h. die Frau nimmt ebenfalls an den Entscheidungen teil. (a.a.O.) Im Gegensatz zum Dorf und zur Kleinstadt existiert in der Großstadt eine beschränkte Kontroll- und Sanktionsfunktion durch das soziale Umfeld. Hier sind größtenteils Kernfamilien anzutreffen (a.a.O.: 62f), in denen andere Familienmuster vorherrschend sind, sowie durch die Industrialisierung und Modernisierung eingeleitete differenzierte Lebensmuster.

Ehre und Achtung finden zwar noch Platz im Lebensalltag, Gehorsam hingegen bedeutet hier, dass die Entscheidungen des Familienoberhauptes in der Kernfamilie zumindest diskutiert werden können, aber auch, dass die Eltern des Ehemannes nicht mehr die Entscheidungsmacht über alle Familienmitglieder besitzen, sondern der Ehemann in der Regel die Entscheidungen trifft. Das hat wiederum Konsequenzen für die Ehefrau, die sich nicht mehr der Schwiegermutter unterordnen muss, sondern nur noch dem Ehemann.

In den Großstädten lockern sich die Familienstrukturen und das Rollenbildnis auf, moderne und traditionelle Lebensweisen existieren dort nebeneinander. Kontakte zum anderen Geschlecht sind unvermeidbar und werden auch nicht mehr strengstens kontrolliert. (M.L. Abal 1983: 196)

Festzuhalten ist hier also, dass das Norm- und Wertesystem durch die Familienform und das Stadt-Land-Gefälle geprägt ist. Die internen Familienstrukturen haben einen Wandel durchzogen, bestimmte Werte wie Ehre und Achtung kennzeichnen sich jedoch weiterhin durch Rigidität. Auflockerungen im Norm- und Wertesystem sind also bereits in der Türkei erfolgt, folglich kann die Migration nach Deutschland nicht der ausschlaggebende Faktor für veränderte Normen und Werte sein.8

3.2.3 Ehen und Heiratspraktiken

Liebe ist in der Türkei nicht das vordergründige Motiv, um in eine Ehe einzuwilligen. Man geht davon aus, dass diese sich im Verlauf der Ehe einstellen wird.

Es kommt sogar vor, dass sich die Ehepartner bis zum Zeitpunkt der Eheschließung kaum kennen oder sogar bis dato noch nie gesehen haben. (S. Meske 1983: 46f) Viele der Ehen, die in der Türkei geschlossen werden, sind von den Eltern oder einem nahen Verwandten arrangiert, die sich auf Brautsuche begeben.

Timur bestätigt, dass die Mehrzahl der abgeschlossenen Ehen in der Türkei von den Eltern arrangiert wird. Nur 13% der befragten Frauen haben ihre eigene Wahl getroffen, bei den befragten Männern die Hälfte. Die Kluft zwischen der Kernfamilie und der patriarchalen Großfamilie tritt auch hier wieder deutlich zutage. Während bei der Wahl des Ehepartners für den Mann in der patriarchalen Großfamilie die Eltern zu 50,3% an der Wahl des Ehepartners beteiligt sind, aber immerhin noch 41,4% der Männer ihre eigene Entscheidung treffen, sind es bei der Kernfamilie, die von Anfang an existiert 12,0% der Eltern, die die Partnerwahl bestimmen, während 64,3 % die eigene Wahl treffen. (S. Timur 1985: 70f)

Weiter kommt es auch häufig vor, dass der/die Zukünftige innerhalb der Familie gesucht wird, dass also Verwandtschaftsehen ersten Grades arrangiert werden. Timur konstatiert die Anzahl verwandter Ehepaare im Zusammenhang mit dem Stadt -Land-Gefälle und den Familienformen und zeigt auf, dass die Anzahl verwandter Ehepaare in Dörfern höher ist (35,7%) als in Großstädten (17,1%). Der Anteil verwandter Paare in der von Anfang an existierenden Kernfamilie in den Großstädten beläuft sich dabei auf 12,5%, und der Anteil an verwandten Familien in der patriarchalen Großfamilie auf dem Dorf ist dreimal so hoch mit 38,4%. (ebda.: 72) Interessant ist das Ergebnis, das sich auf die Zahlung eines Brautpreises9 bezieht, denn in den Großstädten zahlen 8,5% der Familien einen Brautpreis, die von Anfang an in der Kernfamilie leben, und 26,0% der patriarchalen Großfamilie in den Großstädten. Im Dorf geben 58,2% der befragten Personen, die von Anfang an in der Kernfamilie leben, an, einen Brautpreis gezahlt zu haben und 68,8% der patriarchalen Großfamilie. (a.a.O.) Die Degradierung der Frau durch das Entrichten des Brautpreises wird in Deutschland nicht weiter fortgeführt.

Befindet sich die Braut mit den Schwiegereltern und den Schwägerinnen in einem Haushalt, muss sie den untersten Rang in der Familienordnung erdulden und sich durch Fleiss, Konformität und gute Manieren einen höheren Rang in der Hierarchie erkämpfen. Das gelingt ihr am besten durch die Geburt eines Sohnes oder mehrerer Söhne, die ihren Rang in der Skala aufwerten und gleichzeitig den Fortbestand der Sippe sichern. (K. Bauer 1994: 40ff/C. Kagitcibasi&D. Sunar 1997: 149)

Sehr häufig kommt es auch vor, dass die Eltern mit dem zukünftigen Bräutigam nicht einverstanden sind, so dass diesem keine andere Möglichkeit bleibt, als die Braut zu entführen und somit eine Entscheidung zu seinen Gunsten zu erzwingen, da nach einer Entführung die Jungfräulichkeit der Frau in Frage gestellt wird. Diese Praxis wird heute sogar noch angewandt.

Das Alter der Braut schwankt in der Regel zwischen 12 und 22 Jahren. Eine Heirat im jungen Alter liegt im Interesse aller, denn eine ältere, unverheiratete Frau gefährdet die Ehre der Familie.

Da die Ehe einen sehr hohen Stellenwert in der Gesellschaft hat, wird versucht, eine Scheidung zu vermeiden. Kommt es trotzdem dazu, muss die Ehefrau zu ihrer Familie zurückkehren, denn es schickt sich nicht für eine Frau, alleine zu leben. Zudem spielt der finanzielle Faktor eine Rolle. (K. Bauer 1994: 49)

Insgesamt wird deutlich, dass die Frau von einer Abhängigkeit in die nächste gerät. Zuerst ist sie von ihrer Familie abhängig, dann von ihrem Ehemann. Ihre gesamte Biographie wird durch das soziale Umfeld bestimmt, Spielraum für eigene Entscheidungen sind kaum vorhanden. Eine Ehe wird zudem nach Abwägung ökonomischer Kriterien eingegangen. Aber auch der Mann ist in seiner Partnerwahl eingeschränkt. Trotzallem geniesst die Ehe einen zentralen und sehr hohen Stellenwert innerhalb der türkischen Gesellschaft.

3.2.4 Erziehungspraktiken und Stellung der Frau in der Gesellschaft

Die Schichtzugehörigkeit, der Bildungsstand, das Alter sowie das Stadt-Land-Gefälle bestimmen die Stellung der Frau und des Mannes in der Gesellschaft. Ausgehend von der traditionellen Rollenverteilung ist die Frau dem Mann untergeordnet.10 (H. Straube 1987: 47ff/K. Bauer 1994: 31ff)

Die Erziehung der Kinder obliegt zum größten Teil der Mutter. Es existieren festgelegte Rollen und Handlungsspielräume für Mädchen und Jungen.

Bereits in der Phase der Enkulturation lernen Mädchen und Jungen, dass die Rollenanforderungen an sie unterschiedlich sind. Kulturspezifische Werte und Verhaltensmuster werden dem Kind vorgelebt und von ihm erlernt. Das Kind wird auf subkulturelle Einstellungen, Werte und Verhaltensmuster festgelegt:

Im Alter von ca. sechs Jahren findet bereits eine räumliche Segregation statt, so dass Jungen sich mehr in der Sphäre der Männer aufhalten und Mädchen in der der Frauen. Der Junge wird auf seine spätere Rolle als Ehemann, Ernährer, Beschützer und Oberhaupt der Familie vorbereitet, während das Mädchen die Rolle der Hausfrau und Mutter aufoktroyiert bekommt.

Ab der Pubertätsphase wird das Mädchen mehr und mehr eingeschränkt, während der Junge einen relativ großen Freiraum beanspruchen kann. Die Sorge vor dem Kontakt zum anderen Geschlecht und der damit verbundenen Gefahr des Ehrverlustes führt dazu, dass das Mädchen sowohl seitens der Familie, als auch von der sozialen Umgebung stark kontrolliert wird. Das Mädchen muss nicht nur den Anweisungen des Vaters, sondern auch denen des Bruders Folge leisten.

Selbstverwirklichung oder gar Selbständigkeit existieren für Mädchen nicht, Eigeninteressen müssen zurückgestellt werden und kollektive Interessen bzw. Familieninteressen fungieren vor den Individualinteressen.

Viele Autoren bestätigen diese Erziehungspraktiken. (vgl. F. Akashe- Böhme 1997: 29f/Hanne Straube 1987: 145f/C. Kagitcibasi& D. Sunar 1983: 147ff) Daher haben türkische Frauen auch nicht die Möglichkeit, ihre Freizeit zu gestalten, da sie der Kontrolle des sozialen Umfeldes ausgesetzt sind und auf der anderen Seite viele Pflichten im Familienhaushalt zu erfüllen haben. Frauen in den Großstädten können indessen ihre Freizeit im gewissen Rahmen individuell gestalten. (M.B. Kiray 1985: 318ff) Zusammenfassend ist zu bemerken, dass traditionelle Erziehungspraktiken geschlechtsspezifisch geprägt sind, die Frauen Einschränkungen unterwerfen und ihr eine untergeordnete Stellung zuweisen. Sie haben die wichtige Funktion, Frauen auf ihre zukünftige Rolle als Hausfrau und Mutter vorzubereiten. Die Frau ist mit Ausnahme der Frauen der Oberschicht dem Mann traditionell untergeordnet. Es gibt jedoch Frauen, die sich in ihrer traditionellen Rolle wohl fühlen und nicht den Wunsch nach Unabhängigkeit oder einem veränderten Rollenbild und Stellenwert haben.

3.3 Bildung und Berufstätigkeit in der Türkei

Obwohl Frauen seit 1913 die Schule besuchen und seit 1915 an den Universitäten studieren können (G. Özkaya 1985: 19), sind die Bildungsmöglichkeiten der Frauen vor sowie zu Zeiten der Migration sehr gering und divergieren nach Schichtzugehörigkeit. Insbesondere das Studium des Sohnes wird seitens der Mütter für wichtig erachtet, für Töchter trifft dies wiederum nur für Mütter in den Städten zu. (F. Özbay 1985: 141f) Eine Unterscheidung nach Stadt und Land zeigt, dass 1940 bei einer Bevölkerungszahl von 17 Millionen Türken 4 Millionen in den Städten wohnen und 13 Millionen in den Dörfern. Der Kinderanteil zwischen 7-16 Jahren beträgt 3.354.000. Von den 13 Millionen Dorfbewohnern gehen 370.000 Kinder in die Schule. Von den 4 Millionen Stadtbewohnern gehen 415.000 Kinder in die Schule. (T. Askan 2000: 19)

Das Fehlen von Schulräumen und Lehrpersonal machen einen Schulbesuch insbesondere in den nicht entwickelten Gebieten, die zudem mit unqualifizierten Lehrpersonal ausgestattet sind, unmöglich und auch die eingeführte Schulpflicht kann sich aufgrund solcher Probleme nicht überall durchsetzen. (B. Wiethold 1981: 101ff) Angehörigen der Mittel- und Oberschicht ist es eher möglich, ihren Kindern den Schulbesuch zu gewähren und die Kinder zum Schulbesuch und fürs Studium ins Ausland zu schicken. (C. Schöning- Kalender 1982: 78f)

Der prozentuale Anteil der Lese- und Schreibkundigen zwischen 1935 und 1965 ist für die Männer höher als für Frauen. Auf beiden Seiten ist zwar mit Ausnahme des Jahres 1960 ein stetiger Aufstieg zu verzeichnen, trotzallem sind mehr Frauen Analphabeten.11 (vgl. Tabelle 1)

Wiethold hat die Anzahl der Analphabetinnen im Hinblick auf das Stadt-Land-Gefälle untersucht und kommt anhand der Daten des DIE zu dem Ergebnis, dass der Anteil der Analphabetinnen in den weniger entwickelten Gebieten extrem hoch ist. In 3 Provinzen12, die zu den entwickelten des Landes gehören, liegt der Anteil der Analphabetinnen zwischen 30 und 39%, in weiteren 8 noch entwickelten Provinzen13 zwischen 40 und 49% und in den restlichen 56 (weniger entwickelten) Provinzen liegt der Anteil bei über 50%, wobei bei 20 Provinzen davon der Analphabetenanteil der Frauen sich sogar auf 70-90% beläuft.14 (B. Wiethold 1981: 94ff)

Aufgrund der schlechten finanziellen Lage vieler Familien besuchen zwar noch viele Schüler die Grundschule, jedoch sinkt die Anzahl erheblich auf weiterführenden Schulen. Weiterhin sind Jungen im Gegensatz zu Mädchen insgesamt an Schulen überrepräsentiert.

(vgl. Tabelle 2 und 3)

Im Hinblick auf das Stadt-Land-Gefälle wird hier noch einmal deutlich, dass nur halb so viel Frauen im Vergleich zu Männern einen Grundschulabschluss besitzen, wohingegen es in der Stadt 1/3 sind. Die geschlechtsspezifische Benachteiligung und das Stadt-Land

-Gefälle setzen sich auch auf weiterführenden Schulen und an Universitäten fort.

(B. Wiethold 1981: 112ff)

[...]


1 Aufgrund der Vielzahl an Untersuchungen, die in diese Arbeit mit einbezogen wurden, ist es nicht möglich, zu jeder Untersuchung die genaue Methodik mit anzuführen.

2 Giddens z.B. sieht eine enge Verflechtung zwischen Tradition und Religion und vertritt die Ansicht, dass diese durch reflexives Wissen ersetzt werden und mit dem modernen Leben nicht vereinbar sind. (A. Giddens 1995: 138)

3 In Anbetracht der Tatsache, daß die Türkei ein muslimisch geprägtes Land ist und die U.S.A. ein modernes demokratisches Land, verwundert es hier, dass die Differenz so gering ausfällt.

4 Den Reformen Atatürks werden bei der ländlichen Bevölkerung und den stark religiös geprägten Türken nur in geringem Maße zugestimmt. Es finden sich kaum Hinweise darauf, ob es öffentlichen Widerstand gegen seine Reformen gibt, und welche Sanktionen im Falle der nicht Einhaltung der Gesetze erfolgen, denn in der Türkei ist eine negative Berichterstattung im Zusammenhang mit Atatürk verboten, so dass man in der Literatur keine Informationen zu diesen Aspekten erhält. Auch ein Telefonat mit zwei türkischen Historikern bestätigt dies.

5 Timur beruft sich in seinen Ausführungen auf eine Untersuchung der Hacettepe Universität in Ankara, die vom Institut für Bevölkerungsstudien 1968 durchgeführt wurde. Thema der Untersuchung sind die Familienstrukturen und Bevölkerungsprobleme in der Türkei. Dazu werden Daten über u.a. Familientypen, die Familiengründung, eheliche Beziehungen, dem generativen Verhalten sowie über das allgemeine Wissen und die Einstellung zur Familienplanung gesammelt. In einem zweiten Schritt wird den sozio- ökonomischen und ländlich- städtischen Wechselwirkungen und Unterscheidungsmerkmalen große Aufmerksamkeit geschenkt. Die repräsentative Untersuchung baut auf einer mehrphasigen Stichprobe von 4500 Haushalten auf. Sie ist auch repräsentativ in Bezug auf das Stadt-Land-Gefälle, denn es wird eine Aufteilung nach geographischen Regionen ( Zentralanatolien (Großstädte), Schwarzmeerküste (Städte mit Einwohnerzahl 50.000 und mehr), Westtürkei (Städte, Einwohnerzahl 15.000-50.000), Mittelmeergebiet (Kleinstädte, Einwohnerzahl 2.000-15.000), Ostanatolien (ländliche Gebiete, Einwohnerzahl weniger als 2.000)) und nach der Größe der Gemeinde vorgenommen, um sowohl Haushalte aus ländlichen Gegenden, als auch aus Großstädten in die Untersuchung gleichermaßen mit einzubeziehen. Die Untersuchung wird in Abständen von fünf Jahren regelmäßig vorgenommen. Weitere Informationen zur Untersuchung, die insbesondere die Befragungstechnik betreffen, können nicht ermittelt werden, da keine Angaben dazu erfolgen. (S. Timur 1985: 56ff)

6 Hierbei sind gewisse parallelen zu Familienstrukturen in China zu ziehen, wo ebenfalls in der konfuzianischen Ära patriarchale Familienstrukturen das Familienbild prägen. Auch dort ist der älteste Mann im Hause der Patriarcharch, der die Autoritätsfunktion einnimmt, gemeinsam mit seinen verheirateten und ledigen Kindern in einem Haushalt lebt und Entscheidungen für alle Familienmitglieder trifft. Die Indivdidualität ist wie in der türkischen patriarchalen Großfamilie bedeutungslos. Für die Frauen in China bedeutet dies genauso wie für türkische Frauen in der patriarchalen Großfamilie eine Geschlechtertrennung zugunsten des Mannes, so dass sie während ihrer Jugend dem Vater untergeordnet sind, während ihrer Ehe dem Ehemann und im Falle der Witwenschaft ihrem Sohn. Erst im Jahre 1949 geht die konfuzianische Ära zu Ende. (Judith Stacey 1983: 31ff)

7 Straube untersuchte 20 türkische Familien aus der Schwarzmeerregion, die in Ballungsgebieten in Frankfurt leben. Die Befragten sind der Autorin seit längerem bekannt, wodurch sie wiederum die Veränderungen und Entwicklungen mitverfolgen konnte. Es wurde die Methode der teilnehmenden Beobachtung angewandt anhand Tonbandinterviews, Gedächtnisprotokollen sowie der Aufnahme und Analyse der Lebensgeschichten einzelner Individuen. Die Arbeit erstreckt sich insgesamt über einen Zeitraum von vier Jahren, davon 7 Monate Aufenthalt in der Türkei. Besonderer Wert wurde in dieser Untersuchung auf die Darstellung der türkischen Tradition in materieller, sozialer und kultureller Hinsicht gelegt. Die Strukturmerkmale und demographische Zusammensetzung der Probanden sind sehr unterschiedlich (60er Jahre Immigranten, Nachzügler und Familienzusammenführung sowie Arbeiter, Angestellte, Studenten, Arbeitslose, Gläubige und Nichtgläubige, Schüler, Hausfrauen). (H. Straube 1987: 10ff)

8 F. Sen u. A.Goldberg bekräftigen, daß viele Familien vor der Einreise nach Deutschland bereits einen

Binnenmigration innerhalb der Türkei durchlaufen haben und somit mit veränderten Normen und Werten in den Großstädten konfrontiert wurden. (F.Sen u. A.Goldberg 1994: 54)

9 Der Brautpreis wird für den Wegfall einer Arbeitskraft entrichtet.

10 Diese Unterordnung trifft man insbesondere in den Dörfern an, aber auch in Städten, denn die Landflucht führt dazu, dass sich die Menschen aus den Dörfern in den größeren Städten niederlassen und dort weiterhin ihren traditionellen Rollen treu bleiben.

11 Als Analphabeten werden diejenigen bezeichnet, die weder lesen noch schreiben können.

12 Provinzen: Istanbul, Eskisehir, Kirklareli

13 u.a. Ankara, Izmir, Bursa

14 Die entwickelten Gebiete sind die Gebiete rund um Westanatolien, zwischen Istanbul und Ankara, die weniger und kaum entwickelten Gebiete sind im Südosten des Landes entlang der iranischen und irakischen Grenze, der Schwarzmeerküste und im Hochland Anatoliens.

Ende der Leseprobe aus 99 Seiten

Details

Titel
Türkische Frauen in Deutschland. Auf dem Weg in die Moderne?
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Lehrstuhl für Soziologie)
Note
2,15
Autor
Jahr
2002
Seiten
99
Katalognummer
V16703
ISBN (eBook)
9783638214643
ISBN (Buch)
9783638699594
Dateigröße
784 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Türkische, Frauen, Deutschland, Moderne
Arbeit zitieren
Yeter Bulut (Autor:in), 2002, Türkische Frauen in Deutschland. Auf dem Weg in die Moderne?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16703

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Türkische Frauen in Deutschland. Auf dem Weg in die Moderne?



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden