Soziale Einstellungen und soziale Fähigkeiten, das Gesellschaftsbild sowie Zukunftsperspektiven von Menschen werden durch konkrete Erfahrungen am Arbeitsplatz wesentlich beeinflußt. In der Regel endet die Sozialarbeit aber vor dem Firmentor und konzentriert sich im Wesentlichen auf die Reproduktionsbereiche Familie und Freizeit und kann so zu vielen Ursachen sozialer Probleme gar nicht erst vordringen.
Die Lösung einer Vielzahl von Problemen, die ihren Niederschlag im privaten Bereich finden, haben ihren Ursprung am Arbeitsplatz. Einem Lebensbereich, in dem die meisten Menschen einen erheblichen Teil ihrer Lebenszeit verbringen. Da eine aktuelle Situation zu offenen Fragen die Betroffenen am ehesten motiviert und damit eine rechtzeitige Klärung möglich ist, bietet sich betriebliche Sozialarbeit als optimaler Zugangsbereich präventiver Angebote sozialer Intervention geradezu an. Probleme können so frühzeitig erkannt und deren Ausweitung auf die anderen Lebens- und Arbeitsbereiche verhindert werden. Hilfe kann so schnell und unbürokratisch geleistet werden. In vielen Unternehmen hat sich mittlerweile, neben dem ständigen Drang zum immer schlankeren Unternehmen, auch die Erkenntnis durchgesetzt, daß Mitarbeiter nicht nur einen notwendigen Kostenfaktor darstellen, sondern eine wichtige wirtschaftliche Ressource, die es gilt, weiterzuentwickeln, zu fördern und zu erhalten, wenn ein erfolgreiches Bestehen am Markt garantiert sein soll.
Körperliche, psychische und soziale Prozesse stehen in enger Wechselwirkung zu Arbeitsbedingungen, Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit. Vielfältige Faktoren wie u.a. Kommunikationsmöglichkeiten und soziale Beziehungen am Arbeitsplatz, Entwicklungsperspektiven, Entscheidungsspielräume, Führungskompetenzen beeinflussen Leistung, Motivation, Krankenstand, Arbeitsklima und auch die Qualität der Arbeit. (vgl. Rahmenkonzeption für das Arbeitsfeld Betriebliche Sozialarbeit, S. 5 ) Sind Mitarbeiter durch Verhaltensstörungen, chronische Krankheiten sowie durch aktuelle Lebensprobleme, akut belastet, dann gefährden sie einerseits ihre Gesundheit und können anderseits ein erhebliches Risiko für die Sicherheit des Betriebes darstellen. Maßnahmen zur besseren Bewältigung von Krisensituationen sowie zur Vermeidung chronischer Störungen und Krankheiten sind deshalb auch ein aktiver Beitrag zur Sicherheitspolitik eines Unternehmens.
Inhaltsverzeichnis
- Teil A: Fakten und Geschichte
- 1. Betriebliche Sozialarbeit
- 1.1 Definition
- 1.2 Schweigepflicht
- 1.3 Ziele betrieblicher Sozialarbeit
- 2. Historische Entwicklung der betrieblichen Sozialarbeit in Deutschland
- 2.1 Beginn der betrieblichen Sozialarbeit
- 2.2 Frühere Aufgaben und Tätigkeiten
- 2.3 Ausbildung
- 2.4 Betriebliche Sozialarbeit nach dem ersten Weltkrieg
- 2.5 Betriebliche Sozialarbeit im Nationalsozialismus
- 2.6 Neukonstituierung nach dem 2. Weltkrieg
- 2.7 Von der Werksfürsorge zur betrieblichen Sozialberatung
- 2.8 Verbreitung von betrieblichen Sozialarbeitern in Deutschland
- Teil B: Aktueller Stand
- 3. Gegenwärtige Erwartungen an betriebliche Sozialarbeit
- 3.1 Erwartungen der Belegschaft
- 3.2 Erwartungen des Betriebsrates
- 3.3 Erwartungen der Personalleitung
- 3.4 Erwartungen der Unternehmensleitung
- 4. Arbeitsmethoden betrieblicher Sozialarbeit
- 4.1 Einzel- und Familienhilfe (Casework)
- 4.2 Gruppenarbeit (Social Group Work)
- 4.3 Gemeinswesenarbeit (Social Community Work)
- 5. Aktuelle Anforderungen an betriebliche Sozialarbeit
- 5.1 Beratung bei Problemen am Arbeitsplatz
- 5.1.1 Krisenintervention bei Beziehungsstörungen am Arbeitsplatz
- 5.1.2 Konfliktbewältigung bei Differenzen zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten
- 5.2 Beratung bei gesundheitlichen Problemen
- 5.2.1 Suchtberatung
- 5.2.1.1 Alkohol
- 5.2.1.2 Arznei- und illegale Rauschmittel
- 5.2.2 Aids
- 5.2.3 Wiedereingliederung Langzeitkranker
- 5.2.4 Wiedereingliederung nach Rehabilitationsmaßnahmen
- 5.3 Beratung bei anderen persönlichen Problemen
- 5.3.1 Schuldnerberatung
- 5.3.2 Beratung bei psychischen Problemen
- 5.4 Beratung bei familiären Problemen
- 5.5 Erschließung von inner- und außerbetrieblichen Hilfen
- 5.6 Vorbereitung auf den Ruhestand
- 5.7 Information, Aufklärung und Schulung
- 5.7.1 Gesundheitsförderung
- 5.7.1.1 gesundheitliche Prävention
- 5.7.1.2 Suchtprävention
- 5.7.1.3 Schulungsmaßnahmen
- 5.7.2 Schulung von Führungskräften zu fachbezogenen Themen
- 5.8 Organisationsbezogene Maßnahmen
- 5.9 Öffentlichkeitsarbeit
- Teil C: Perspekiven
- 6. Perspektiven betrieblicher Sozialarbeit
- 6.1 Diskussion
- 6.1.1 Kosten und Nutzen - der Versuch eines monetären Vergleichs
- 6.1.2 Die Position von betrieblichen Sozialberatern zwischen den Fronten
- 6.1.3 Betriebliche Sozialarbeit - reaktionäres Manipulationsinstrument oder ernstgemeintes Hilfsangebot?
- 6.1.4 Soziale Ethik kontra Rentabilität
- 6.1.5 Berührungspunkte von sozialem Denken und Ökonomie
- 6.1.6 Variationen zum Thema Schweigepflicht
- 6.1.7 Defizite betrieblicher Sozialarbeit
- 6.1.8 Persönliche Bewertung
- 6.2 Optimierung betrieblicher Sozialarbeit
- 6.2.1 Standortklärung innerhalb der Hierarchie des Betriebes
- 6.2.2 Erweiterung der Kompetenzen
- 6.2.3 Standardisierte Arbeitsbedingungen
- 6.2.5 Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen
- 6.2.6 Klärung des Berufsprofils
- 6.2.7 Vereinheitlichung der Ausbildung
- 6.3 Zukünftige Entwicklung betrieblicher Sozialarbeit
- 6.3.1 Aus Sicht von betrieblichen Sozialberatern
- 6.3.2 verschiedene Blickwinkel
- 6.3.3 Aus persönlicher Sicht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der betrieblichen Sozialarbeit im Unternehmen. Sie untersucht die historische Entwicklung, den gegenwärtigen Stand und die Perspektiven dieser wichtigen Arbeitsfeld. Das Ziel ist es, ein umfassendes Bild der betrieblichen Sozialarbeit zu zeichnen und zu zeigen, welche Bedeutung sie für die Mitarbeiter und das Unternehmen hat.
- Die Definition und die Ziele der betrieblichen Sozialarbeit
- Die historische Entwicklung der betrieblichen Sozialarbeit in Deutschland
- Die aktuellen Erwartungen an betriebliche Sozialarbeit von verschiedenen Akteuren im Unternehmen
- Die Arbeitsmethoden und die aktuellen Anforderungen an die betriebliche Sozialarbeit
- Die Perspektiven der betrieblichen Sozialarbeit und die Diskussion um ihre Optimierung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Betriebliche Sozialarbeit: Dieses Kapitel definiert die betriebliche Sozialarbeit und erläutert ihre Ziele, die Schweigepflicht und ihre Bedeutung im Unternehmen.
- Kapitel 2: Historische Entwicklung der betrieblichen Sozialarbeit in Deutschland: In diesem Kapitel wird die Geschichte der betrieblichen Sozialarbeit in Deutschland beleuchtet, von ihren Anfängen bis hin zur heutigen Situation.
- Kapitel 3: Gegenwärtige Erwartungen an betriebliche Sozialarbeit: Dieser Abschnitt untersucht die Erwartungen an die betriebliche Sozialarbeit von verschiedenen Stakeholdern im Unternehmen, darunter die Belegschaft, der Betriebsrat, die Personalleitung und die Unternehmensleitung.
- Kapitel 4: Arbeitsmethoden betrieblicher Sozialarbeit: In diesem Kapitel werden die verschiedenen Arbeitsmethoden der betrieblichen Sozialarbeit vorgestellt, darunter Einzel- und Familienhilfe, Gruppenarbeit und Gemeinswesenarbeit.
- Kapitel 5: Aktuelle Anforderungen an betriebliche Sozialarbeit: Dieses Kapitel befasst sich mit den aktuellen Anforderungen an die betriebliche Sozialarbeit, z.B. in den Bereichen Beratung bei Problemen am Arbeitsplatz, bei gesundheitlichen Problemen und bei anderen persönlichen Problemen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Betriebliche Sozialarbeit, Unternehmen, historische Entwicklung, gegenwärtiger Stand, Perspektiven, Erwartungen, Arbeitsmethoden, Anforderungen, Beratung, Gesundheitsförderung, Konfliktbewältigung, Krisenintervention, Wiedereingliederung, Schweigepflicht, Sozialberatung, Mitarbeiter, Unternehmenskultur, Arbeitsklima, Motivation, Leistungsfähigkeit.
- Arbeit zitieren
- Ulf Becker (Autor:in), 1995, Historische Entwicklung, gegenwärtiger Stand und Perspektiven betrieblicher Sozialarbeit in Unternehmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16708