„Hat von
Euch jeder seinen Ring von seinem Vater:
So glaube jeder sicher seinen Ring
Den echten. – Möglich; dass der Vater nun
Die Tyrannei des einen Rings nicht länger
In seinem Hause dulden wollen! – Und gewiss;Dass er euch alle drei geliebt, und gleich
Geliebt: indem er zwei nicht drücken mögen,
Um einen zu begünstigen. – Wohlan!
Es eifre jeder seiner unbestochenen
Von Vorurteilen freien Liebe nach!“
In dem Drama „Nathan der Weise“ spricht Nathan diese Verse im Gespräch mit dem Moslem Saladin. Mit seiner Ringparabel versucht Lessing die Frage nach der einen, wahren Religion zu lösen, indem er absichtlich dieser scheinbar unlösbarem Frage aus dem Weg geht. Es gehe nicht um die einzelnen Religionen als Religionsgemeinschaften, sondern allein um den jewei-ligen Menschen, wie Nathan dem Tempelherrn zu verstehen gibt. Lessing geht es also um ein Ideal des Zusammenlebens, das durch Toleranz, Vernunft, Gleichberechtigung und Mensch-lichkeit geprägt ist und bei dem nicht der transzendente Gehalt und die Wahrheit der Religion im Vordergrund stehen.
Diese Annahme vertritt auch die pluralistische Religionstheorie von z.B. John Hick. Nämlich, dass es eine Vielfalt von Heilswegen gibt, die alle genau gleich zu Gott führen bzw. zur Er-kenntnis einer absoluten, transzendenten Wirklichkeit. Neben diesem gibt es noch das Modell des Inklusivismus und des Exklusivismus, die ich im ersten Kapitel meiner Arbeit kurz erläu-tern möchte. Danach widme ich mich den Professoren Hans Kessler auf katholischer Seite und Wolfhart Pannenberg auf Seite der evangelischen Kirche und ihren jeweiligen Artikeln und Beiträgen zum Thema des interreligiösen Dialoges. Ihre Ansichten werde ich zuerst ein-zeln zusammenfassen und danach vergleichend darstellen. Um den Vergleich zu unterstützen, ziehe ich zudem die lehramtlichen Äußerungen der katholischen Kirche und die Arbeit des Ökumenischen Rates der evangelischen Kirchen zu diesem Thema hinzu.
Meine Absicht ist es deutlich zu machen, wie die Einstellung des Christentums zu dem mit der Pluralität der Religionen in unserer heutigen Zeit verbundenen Thema des interreligiösen Dialoges ist und in wieweit sich eventuell Unterschiede in der Sichtweise dieser beiden Kon-fessionen ergeben und wie sie begründet sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Theologie der Religionen
- Die Einstellung zum interreligiöse Dialog im Vergleich der katholischen und evangelischen Kirche
- Hans Kessler „Pluralistische Religionstheologie und Christologie - Thesen und Fragen“
- Wolfhart Pannenberg,,Das Christentum eine Religion unter anderen“
- Ein zusammenfassender Vergleich - Kessler / Pannenberg
- Stellungnahme des katholischen Lehramts und der evangelischen Kirche zum interreligiösen Dialog
- Neue lehramtliche Aussagen auf katholischer Seite
- Stellungnahmen der evangelischen Kirche zum interreligiösen Dialog
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Einstellung des Christentums zum interreligiösen Dialog im Kontext der Pluralität der Religionen in der heutigen Zeit. Dabei werden die Positionen der katholischen und evangelischen Kirche anhand ausgewählter theologischer Werke und lehramtlicher Äußerungen analysiert und miteinander verglichen.
- Die Pluralität der Religionen und ihre Bedeutung für die Theologie
- Die verschiedenen Modelle der Theologie der Religionen (Exklusivismus, Inklusivismus, Pluralismus)
- Die Positionen von Hans Kessler (katholisch) und Wolfhart Pannenberg (evangelisch) zum interreligiösen Dialog
- Die lehramtlichen Äußerungen der katholischen und evangelischen Kirche zum interreligiösen Dialog
- Die Bedeutung des Dialogs für das Selbstverständnis des Christentums
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel stellt die Ringparabel aus Lessings „Nathan der Weise“ vor und verwendet sie als Ausgangspunkt für die Untersuchung des Themas interreligiöser Dialog. Es werden verschiedene Modelle der Theologie der Religionen kurz erläutert, die im weiteren Verlauf der Arbeit näher beleuchtet werden.
- Die Theologie der Religionen: Dieses Kapitel analysiert die drei Grundmodelle des Exklusivismus, Inklusivismus und Pluralismus. Es werden jeweils Vertreter dieser Positionen vorgestellt und deren Argumente erläutert.
- Die Einstellung zum interreligiöse Dialog im Vergleich der katholischen und evangelischen Kirche: In diesem Kapitel werden die Ansichten von Hans Kessler und Wolfhart Pannenberg zum interreligiösen Dialog analysiert und miteinander verglichen. Kessler betont die Bedeutung des Dialogs für das Selbstverständnis des Christentums, während Pannenberg eine kritischere Haltung gegenüber dem interreligiösen Dialog einnimmt.
Schlüsselwörter
Interreligiöser Dialog, Theologie der Religionen, Exklusivismus, Inklusivismus, Pluralismus, Christentum, Katholizismus, Evangelische Kirche, Hans Kessler, Wolfhart Pannenberg, Lehramt, Pluralität, Offenbarung, Heilswege, Wahrheit, Toleranz, Gleichberechtigung.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2009, Interreligiöser Dialog. Vergleichende Darstellung der Stellungnahmen H.Kesslers und W. Pannenbergs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167155