Es ist offensichtlich, dass Neue Musik heutzutage eher auf ablehnende Haltungen stößt, als auf große Zuneigung. Fragt man nach Neuer Musik, hört man oft „Das verstehe ich nicht.“ oder „Das klingt ja furchtbar.“ Fragt man dann hingegen nach Mozart oder Telemann, bekommt man ein „Ja, das ist doch schön!“ zurück.
Auf den ersten Blick scheint dies klar. Das eine ist schön, das andere klingt furchtbar und ist deshalb in seinem Unharmonischsein abzulehnen.
Wir haben es hier mit einem sehr multidimensionalen Problem zu tun, determiniert durch geschichtliche, gesellschaftliche sowie wissenschaftlich-ontologische Hintergründe. Die Beschäftigung mit Musik generell ist heute, im Zeitalter der reflexiven Moderne (Beck), der Postmoderne (Jencks), wie immer man es nennen möchte, nicht eindimensional möglich. Musik ist eine Avantgarde, eine Antithese zum gesellschaftlichen Zustand, ein Indikator für Bewusstseinsebenen, ein symbolisches Kapital zur Statuserhöhung, ein Untersuchungsgegenstand für die Wissenschaft, ein Experimentierfeld für Komponisten. Versucht man auszumachen, was Neue Musik ist oder sein soll, müssen alle Punkte angesprochen werden, ansonsten ist das entstehende Bild unvollständig und somit unverständlich.
Während der Beschäftigung mit diesem Thema stieß ich auf viele Fragen, die beantwortet werden müssen, damit sich - zumindest ein grobes - Bild der Neuen Musik zeichnen lässt: In wie weit ist Musik in den gesellschaftlichen Kontext eingebettet und wie stark wird sie dadurch geformt? Ist Musik ein progressives Moment inhärent und hatte Musik nicht schon immer einen avantgardistisch-progressiven Charakter, welcher bei ihrem Publikum nicht immer auf Gegenliebe stieß? Unterliegt eine Vielzahl von Menschen einem solchen Harmoniebedürfnis, dass Rezeption Neuer Musik für sie völlig unwahrscheinlich ist? Wieso hört man heute primär ältere bzw. alte Musik? Was passierte mit der Musik 1945 und welche Auswirkungen hatte das auf die weitere Entwicklung? Ist Neue Musik nur noch aus der Wissenschaft heraus verstehbar?
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Musik und Gesellschaft
- Hin zur Neuen Musik - Eine historische Reflexion
- Neue Musik als Antithese
- Musikrezeption, progressiver Avantgardismus und die Rationalität
- Die Musikwissenschaft und ihr Einwirken auf Musik heute
- Relativierende Einwände
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Gründe für die häufig negative Rezeption Neuer Musik. Sie beleuchtet die historischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Hintergründe, die zur Entwicklung und Wahrnehmung der Neuen Musik beitragen.
- Der gesellschaftliche Kontext der Musik und ihre reflexive Wirkung
- Die Entwicklung der Neuen Musik als Gegenentwurf zu bestehenden Musikformen
- Die Rolle der Musikwissenschaft in der Interpretation und Rezeption von Musik
- Die Herausforderung der musikalischen Avantgarde für das Hörerlebnis
- Die Bedeutung der gesellschaftlichen Determination für die Entwicklung der Musik
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorwort: Das Vorwort führt in das Thema Neue Musik und ihre Rezeption ein, indem es die oft auftretende Ablehnung dieser Musikform beleuchtet und die Komplexität des Themas hervorhebt.
- Musik und Gesellschaft: Dieses Kapitel untersucht die enge Beziehung zwischen Musik und Gesellschaft. Es stellt die These auf, dass Musik sowohl Produkt gesellschaftlicher Umstände ist als auch durch ihre Entstehung auf die Gesellschaft zurückwirkt.
- Hin zur Neuen Musik - Eine historische Reflexion: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der Neuen Musik und ihren Bezug zum gesellschaftlichen Kontext. Es erörtert die Entstehung und den Wandel von Musikauffassungen und -rezeptionen.
- Neue Musik als Antithese: Dieses Kapitel analysiert die Neue Musik als Gegenentwurf zu bestehenden Musikformen. Es untersucht die Faktoren, die zur Ablehnung Neuer Musik beitragen, und stellt die Rolle der Avantgarde in der Musikentwicklung heraus.
- Musikrezeption, progressiver Avantgardismus und die Rationalität: Dieses Kapitel befasst sich mit der Musikrezeption und ihrer Beziehung zum progressiven Charakter der Neuen Musik. Es erörtert die Rolle von Rationalität und Harmoniebedürfnis in der Wahrnehmung von Musik.
- Die Musikwissenschaft und ihr Einwirken auf Musik heute: Dieses Kapitel untersucht den Einfluss der Musikwissenschaft auf das Musikverständnis und die Rezeption. Es diskutiert die Bedeutung der wissenschaftlichen Analyse und Interpretation von Musik.
Schlüsselwörter
Neue Musik, Musikrezeption, Avantgarde, Musikwissenschaft, Gesellschaft, Historische Entwicklung, Antithese, Harmonie, Rationalität, Rezeption, Musikproduktion, Musikverständnis.
- Quote paper
- Moritz Weisskopf (Author), 2000, Der Un-Klang Neuer Musik - Warum sie nicht gehört werden will, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1672