Die Fragen nach dem Sinn des Lebens und dem eigenen Platz in der Welt beschäftigen die Menschheit seit jeher. So sind diese Fragen zentrale Themen in zahlreichen Denktraditionen wie Religionen, philosophischen Schulen und spirituellen Lehren – und nicht zu vergessen haben diese Fragen auch einen festen Platz in der Literatur, wo sie durch verschiedene Strömungen und Persönlichkeiten reflektiert werden. Eine dieser Persönlichkeiten ist Emmy Hennings, die bereits zu Lebzeiten als bedeutende Akteurin des Dadaismus um Otto Ball Prominenz erlangte. Neben ihren dadaistisch-performativen Beiträgen im Züricher Cabaret Voltaire verfasste sie eine Reihe an literarischen Publikationen, die im wissenschaftlichen Kontext den Ausgangspunkt verschiedener Untersuchungen und Perspektiven bilden. Ungeachtet der jeweiligen Zielrichtungen dieser Analysen gilt Hennings stets als anpassungsunwillig: „Zur Integration in die Gesellschaft nicht fähig und bereit zu sein, wird zum persönlichen Merkmal.“
Betrachtet man die wissenschaftlichen Untersuchungen um Hennings Publikationen, so erweisen sich diese entsprechend interdisziplinär und facettenreich. Die moderne Geschlechterforschung analysiert Emmy Hennings "Gefängnis" und "Das Brandmal. Ein Tagebuch" aus genderwissenschaftlicher Perspektive und untersucht diese Werkstücke hinsichtlich der Lebensbeschreibungen einer Frau zur Zeit der Klassischen Moderne. In diesem Kontext zeigt sich, dass Emmy Hennings Biografie nicht vollständig erschlossen werden kann. Forschende wie Christiane Schönfeld untersuchen Hennings "Das Brandmal" daher auf ihren autobiografischen Charakter. Trotz der ausdrücklich als autobiografisch benannten Texte stellt sie fest:
If we examine these works for clues that might fill the gap in Emmy Hennings’s biography, we soon realise that in their contradictions, they often seem to blur the picture of the author rather than offering a clear and stable image of Emmy Hennings.
Auch für die vorliegende Arbeit ist Emmy Hennings "Das Brandmal. Ein Tagebuch" von besonderer Relevanz, auch wenn Fragen der Biografie Hennings weniger bedeutsam für das Ziel dieser Arbeit ist. Diese Untersuchung konzentriert sich auf die Inszenierung der Zeit, insbesondere auf die narrativen Techniken der Zeitraffung und Zeitdehnung im Text. In diesem Sinne vertritt die vorliegende Arbeit die These, dass die Protagonistin Dagny ihre äußere Umwelt dichotom zu ihrer inneren Welt wahrnimmt.
- Arbeit zitieren
- Bruno Arendt (Autor:in), 2024, Die Narratologie der Zeit in Emmy Hennings "Das Brandmal. Ein Tagebuch", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1672567