Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Überlegenheit des marktwirtschaftlich-kapitalistischen Syxtems
3. Theoretische Begründung der Überlegenheit
4. Probleme und Funktionsdefizite beim Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft
4.1. Private Planungsautonomie
4.2. Dezentralisierung
4.3. Autonome Geld-/Kreditmittelversorgung
4.4. Stetiges Verhalten und Ausbildung stabiler rationaler Erwartungen
4.5. Hinreichendes Qualifikationsniveau
5. Folgen der Funktionsdefizite
6. Folgerung und Handlungsempfehlung
7. Ausblick – aus heutiger Sicht
8. Literatur- und Fußnotenverzeichnis
1. Einleitung
Mittlerweile sind Inflexibilität und Schwerfälligkeit des zentralplanwirtschaftlichen Produktionslenkungssystems offensichtlich.[i]
Dies liegt offenkundig weniger an einer technischen Unausgereiftheit der Planung, als vielmehr an den systembedingten unplanbaren Effekten einer solchen Planung[ii], als da wären: „Sortimentslücken, unvollendete Produktion, Lohnfondsüberschreitungen, schrumpfende Akkumulationsraten, Schwarzinvestitionen, ein geradezu chronisches Missverhältnis von Angebot und Nachfrage, um nur einige Beispiele zu nennen“[iii].
Nach Effizienzkriterien lassen sich die Abstimmung der Produktion, der Allokation und Distribution nicht hinreichend bewerkstelligen.
Daraus ergibt sich:
2. Überlegenheit des marktwirtschaftlich-kapitalistischen Systems
Das reale marktwirtschaftlich-kapitalistische System ist dem realen zentralplangesteuerten „sozialistischen“ System unter Effizienzgesichtspunkten deutlich überlegen. Dies wird auch bei einem Vergleich des Lebensstandards der Systemalternativen deutlich: „Im Endergebnis liegt der Lebensstandard in der DDR heute (1989) bei etwa einem Drittel des unsrigen. Das ist also das Ergebnis der besten aller Planwirtschaften“[iv].
3. Theoretische Begründung der Überlegenheit
In der Theorie des marktwirtschaftlichen Systems stellt die Koordination von Angebot und Nachfrage über den Marktmechanismus (bzw. über den Preis) „im Idealfall ... eine Maximalversorgung der Bevölkerung“[v] her, da „die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital jeweils ihre beste Verwendung frei suchen dürfen; Kapital sucht die höchstmögliche Verzinsung, d.h. fließt vor allem in die rentabelsten Projekte, Arbeit sucht die höchste Entlohnung, d.h. wird in die Branchen abwandern, die den höchsten Lohn ... zahlen können“[vi].
4. Probleme und Funktionsdefizite beim Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft
Die fünf zentralen Voraussetzungen eines effizienten marktwirtschaftlichen Systems lassen sich zugleich als die Probleme und Funktionsdefizite beim Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft verstehen:
- Private Planungsautonomie
- Dezentralisierung
- Autonome Geld-/Kreditmittelversorgung
- Stetiges Verhalten und Ausbildung stabiler rationaler Erwartungen
- Hinreichendes Qualifikationsniveau
4.1. Private Planungsautonomie
Hierunter fallen die Freiheit der Faktorbeschaffung und der Marktteilnahme, die freie Preisfestsetzung und –aushandlung und die Vertragsfreiheit.
Als Problemfelder seien hier nur genannt die fehlende Markttransparenz und die gewohnte „kollektive“ Handlungsrationalität.
4.2 Dezentralisierung
Errichtung eines marktförmigen, dezentralisierten und arbeitsteiligen Produktions-,
Allokations- und Distributionssystems.
Als Problemfelder lassen sich hier nennen: die regional-, branchen- und kapazitäts-
abhängige Umstrukturierung der zentralisierten Monostrukturen, die korrespondierende Ausdifferenzierungsproblematik (Irrtumskosten) und schließlich das Fehlen geeigneter, marktpreisorientierter Indizes im gesamtwirt-
schaftlichen Datenkranz.
4.3. Autonome Geld-/Kreditmittelversorgung
Als Aufgabe stellt sich hier die Errichtung eines dezentralen, kreditschöpfen-
den Geschäftsbankensystems und die Bildung von Kapitalgesellschaften.
Als Problemfelder lassen sich nennen: das fehlende Girosystem, das Fehlen geeigneter Indizes für die Kreditwürdigkeitsprüfung und die mangelnde Verfügbarkeit langfristiger Mittel zur Investitionsgüterfinanzierung.
4.4. Stetiges Verhalten und Ausbildung stabiler rationaler Erwartungen
Dazu gehört z.B. eine „berechenbare“ Konsumneigung und ein gleich-
förmiges (nichtpanisches) Such- und Wahlverhalten.
Das Problem ergibt sich aus der Ungewissheitssituation während des Umstrukturierungs- und Anpassungsprozesses.
4.5. Hinreichendes Qualifizierungsniveau
Dazu gehören die Faktoren: Niveau, Adaptionsverhalten und Flexibilität des Qualifikationssystems.
Problemfelder sind hier z.B.: Anpassung des bestehenden Bildungssystems und
die Finanzierung von Qualifikationsmaßnahmen.
5. Folgen der Funktionsdefizite
Funktionsdefizite, die in den o.g. Bereichen auftreten, führen aufgrund bestehenden Wett-
bewerbsdrucks „von außen“ zu Ungleichgewichtssituationen auf Teilmärkten, die z.B. im Falle des Arbeitsmarkes nicht nur vorübergehende Störungen des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts verursachen werden.
[...]
[i] Hardes/Krol/Rahmeyer/Schmid: Volkswirtschaftslehre – problemorientiert, Tübingen 1993, S. 59 ff.
[ii] Vgl. auch L. von Mises: Die Wirtschaftsrechnung in sozialistischen Gemeinwesen, in: Archiv für Sozialwissenschaften, Jahrgang 1920
[iii] R. Henrich: Der vormundschaftliche Staat. Reinbek b. Hamburg 1989
[iv] Wirtschaftswoche Nr. 48 vom 24.11.1989, S. 174
[v] Henrichsmeyer/Gans/Evers: Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Stuttgart 1982, S. 300
[vi] S. Bannas: Reich – dafür unglücklich? Regensburg 1990, S. 53