Noch heute rangiert der 1936 unter der Leitung von Ernst Sagebiel begonnene Gebäudekomplex des Flughafens Berlin-Tempelhof mit über 300.000 m² Bruttogeschossfläche unter den größten Bürobauten der Welt. Damit erfüllt er bis in unsere Tage die von den Nationalsozialisten bei der Konzeption geforderte Eigenschaft der Monumentalität und präsentiert sich als das von Hitler erwünschte „Wort aus Stein“. Der Flughafen Tempelhof befindet sich wiederholt innerhalb der Diskussion um einen möglichen Modernisierungsprozess in Deutschland unter dem Naziregime. Von besonderer Bedeutung präsentiert sich der Flughafenkomplex in Berlin-Tempelhof vor allem deshalb, weil er ,abgesehen von den Bauten der Olympischen
Spiele 1936 in Berlin und den Überresten der Reichsparteitagsbauten in Nürnberg, als einziges architektonisches Zeugnis zur Kompensation des nationalsozialistischen Bedarfs nach Weltgeltung realisiert wurde. Dabei gilt es zu klären, in wie weit die Planungen für den Neubau des Tempelhofer Flughafens von den Machtansprüchen und dem Größenwahn der Nazis beeinflusst worden sind. Im Zusammenhang damit
stellt sich ferner die Frage, ob die revolutionären Ideen innerhalb des Neubaukonzepts auf dem technischen Interesse beispielsweise Adolf Hitlers fußten oder lediglich dem nationalsozialistischen Willen nach Selbstdarstellung durch gigantische Architektur entsprangen? Gehörte damit der `Weltflughafen´ Tempelhof
auf Grund seiner Megalomanie und zentralen Lage zu Albert Speers
Neugestaltungsprogramm der Reichshauptstadt Berlin? Welche Bedeutung hatte der Flughafen für die Luftfahrt und gleichzeitig für den repräsentativen Anspruch der Nazis? Um die Durchsetzung des Tempelhofer Feldes gegenüber den anderen Berliner Flugplätzen sowie seine spätere Entwicklung zum `Weltflughafen´ des Dritten Reiches und seine markante Rolle in den Dreißiger Jahren beleuchten zu
können, muss zudem ein Blick auf die Entstehungsgeschichte dieses Flughafens geworfen werden. Dabei rückt besonders die zentrale Lage inmitten Berlins in den Vordergrund, denn mit dieser Eigenschaft hebt sich der Flughafen Tempelhof von anderen Großstadtflughäfen der Welt ab. Auch diese Tatsache muss berücksichtigt werden, wenn die Frage nach der Entstehung und Bedeutung des nationalsozialistischen `Weltflughafens´ Berlin-Tempelhof definiert werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Die frühen Berliner Flughäfen neben Tempelhof
- Die Fliegerschule auf dem Truppenübungsplatz Döberitz
- Die Jungfernheide als Vorläufer des heutigen Flughafens Berlin-Tegel
- Der Militärflugplatz Gatow in Spandau
- Der Sportflugplatz in Rangsdorf – Ein Ersatz für Tempelhof?
- Die Luftschiffhäfen in Potsdam und in Staaken
- Der Flugplatz Johannisthal als Wiege des deutschen Motorfluges
- Das alte Tempelhofer Paradefeld im Zeichen der jungen Fliegerei
- Der Flughafen Berlin' auf dem Tempelhofer Feld wird eröffnet
- Erster Ausbau des Zentralflughafens Berlin in Tempelhof
- Flughafen Tempelhof: Das `Luftkreuz Europas´
- Das erste Hauptgebäude auf dem Tempelhofer Flughafen
- Die NSDAP und erste Planungen für den neuen Flughafen Tempelhof
- Ernst Sagebiel entwirft und baut den `Kleiderbügel´
- Der Flughafen Tempelhof als Teil der beabsichtigten Neugestaltung Berlins
- Der 'Weltflughafen´ Tempelhof – Teil eines modernen Nationalsozialismus?
- Der II. Weltkrieg, die Luftbrücke und der Flughafen Tempelhof
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entstehung und Bedeutung des Flughafens Berlin-Tempelhof im Nationalsozialismus. Sie untersucht, inwiefern die Planungen für den Neubau des Flughafens von den Machtansprüchen und dem Größenwahn der Nazis beeinflusst wurden und ob die revolutionären Ideen des Neubaus auf dem technischen Interesse Adolf Hitlers oder dem nationalsozialistischen Willen nach Selbstdarstellung durch gigantische Architektur beruhten.
- Die Rolle des Flughafens Tempelhof als Symbol nationalsozialistischer Macht und Weltgeltung
- Die Architektur des Flughafens als Ausdruck nationalsozialistischer Ideologie
- Die Bedeutung des Flughafens für die Entwicklung der Luftfahrt im Dritten Reich
- Der Einfluss des Flughafens auf die städtebauliche Entwicklung Berlins
- Die Nutzung des Flughafens während des Zweiten Weltkriegs und der Luftbrücke
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema und beleuchtet die Bedeutung des Flughafens Berlin-Tempelhof als architektonisches Zeugnis des Nationalsozialismus. Anschließend werden die frühen Berliner Flughäfen vorgestellt, die als Vorläufer des Tempelhofer Flughafens betrachtet werden können. Im Anschluss wird die Geschichte des Flughafens Tempelhof vom Beginn seiner Nutzung als Fliegerfeld bis zur Eröffnung des neuen Flughafengebäudes im Jahr 1936 detailliert dargestellt. Es werden die Planungen der NSDAP für den Neubau des Flughafens, die Rolle von Ernst Sagebiel als Architekt und die Einbettung des Flughafens in die Neugestaltung Berlins durch Albert Speer beleuchtet. Abschließend werden die Nutzung des Flughafens während des Zweiten Weltkriegs und der Luftbrücke sowie die Schlussfolgerungen der Arbeit dargestellt.
Schlüsselwörter
Nationalsozialismus, Flughafen Tempelhof, Architektur, Propaganda, Luftfahrt, Berlin, Albert Speer, Ernst Sagebiel, Weltgeltung, Monumentalität, Größenwahn, Luftbrücke, Zweiter Weltkrieg
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Andre Hoffmann (Autor:in), 2002, Der nationalsozialistische `Weltflughafen´ Berlin-Tempelhof - seine Entstehung und seine Bedeutung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167335