Im 20. Jahrhundert haben zwei deutsche Diktaturen von sehr unterschiedlichem Wesen ihre Macht gemäß ihrer Zielvorstellungen ausgeübt. Die nationalsozialistische Diktatur vernichtete Millionen von Menschen und scheute auch nicht davor zurück, Kinder und Jugendliche zur Machterhaltung des Regimes in den Krieg zu schicken. Eine physische Vernichtung in dieser kaum fassbaren Größenordnung hat es in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) nicht gegeben. Doch auch hier wurden Menschen ermordet, eingesperrt, vor allem aber psychisch durch ein ausgefeiltes Bespitzelungssystem zersetzt. Beide Systeme waren jedoch bemüht, dieses Vorgehen zu vertuschen, zu rechtfertigen und sich in einem möglichst positiven Licht darzustellen, um ihre Anhänger zu halten und neue zu gewinnen. Sie bedienten sich dabei verschiedener Instrumente, um die Gesellschaft in ihrem Sinne umzuformen. Zusammengefasst in verschiedene Organisationen sollten die Menschen unter ihre totale Kontrolle gelangen und mit einer Vielzahl von Mitteln beeinflusst werden. Hierzu gehörten unter anderem Aufmärsche und Lieder, deren Einsatz eng mit der Vermittlung der weltanschaulichen Botschaften verknüpft war und an eine Religion erinnernde Züge trug, obwohl gleichzeitig die Eliminierung religiöser Tendenzen angestrebt wurde. Dieser nur scheinbare Widerspruch kann mit der Theorie, der politischen Religion aufgelöst und erklärt werden. Auf dieser Grundlage können die Gemeinsamkeiten, die für beide Regimes trotz ihrer Verschiedenheit festzustellen sind, in verschiedenen Bereichen analysiert werden. Im Rahmen dieser Arbeit soll das am Beispiel der Jugendorganisationen beider Systeme gezeigt werden, die in Hitlerjugend (HJ)1 und Freier Deutscher Jugend (FDJ) ihren Nachwuchs heranziehen wollten.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Das Konzept der Politischen Religion
- Die FDJ bis 1961
- Organisation
- Politisch-religiöse Elemente in der FDJ
- Führerkult
- Liedgut
- Emblem
- Fahne
- Jugendstunden und Jugendweihe
- Fackelzüge
- Massentreffen und Fahrten
- Ergebnis
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die vorliegende Arbeit analysiert die Freie Deutsche Jugend (FDJ) in der DDR und untersucht deren politisch-religiöse Merkmale im Zeitraum von 1949 bis 1961. Ziel ist es, die FDJ als Instrument zur Sozialisation der Jugend im Sinne des Sozialismus zu verstehen und deren Funktion im Kontext der staatlichen Ideologie des Marxismus-Leninismus zu beleuchten.
- Die Rolle der Jugendorganisation in der DDR-Gesellschaft
- Die Prägung der Jugend durch die FDJ und die staatliche Ideologie
- Die Manifestation politisch-religiöser Elemente in der FDJ
- Der Vergleich mit traditionellen Religionen und die Besonderheiten einer „politischen Religion“
- Die politische Sozialisation der Jugend als zentraler Faktor für die Stabilität des Staates
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die FDJ als Objekt der Untersuchung vor. Anschließend wird das Konzept der Politischen Religion erläutert, wobei die zentralen Merkmale und Unterschiede zu traditionellen Religionen dargestellt werden. Im nächsten Kapitel wird die FDJ bis zum Bau der Berliner Mauer im August 1961 beleuchtet, mit einem Fokus auf ihre Organisation und Entwicklung. Die Kapitel 4.1 bis 4.7 widmen sich den verschiedenen Aspekten der FDJ, die als politisch-religiöse Elemente interpretiert werden können, wie z.B. den Führerkult, die FDJ-Musik, das Emblem, die Fahne, die Jugendstunden und Jugendweihe sowie Fackelzüge und Massentreffen.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit behandelt die Themen der Politischen Religion, die FDJ in der DDR, Marxismus-Leninismus, Jugendorganisation, Sozialisation, staatliche Ideologie, Führerkult, Symbolismus, Jugendstunden, Jugendweihe, Massentreffen und politische Sozialisation.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Pol. Stephanie Walter (Autor:in), 2006, Merkmale Politischer Religion in der „Freien Deutschen Jugend“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167418