Wenn man über die Erziehung nach Auschwitz reden will, kann man das nicht tun ohne Theodor W. Adorno zu erwähnen, da er die Formulierung „Erziehung nach Auschwitz“ geprägt hat. Sein Radiobeitrag aus dem Jahr 1966 wird immer wieder von diversen Autoren diskutiert und wahrgenommen. In dieser Rede hat Adorno die Hauptaufgabe der Erziehung formuliert, mit dem Ziel, dass Auschwitz nicht noch einmal sein dürfe. Somit bildet er die Grundlage des sozialpolitischen und erziehungswissenschaftlichen Themas und des ersten Abschnittes in dieser Hausarbeit. In der Zeit nach 1945 war es generell typisch, eine Praxis des „Schweigens“ zu pflegen, nicht nur in pädagogischen, sondern in allen wissenschaftlichen Disziplinen und in der Gesellschaft insgesamt, deshalb wurden logischer Weise auch keine pädagogisch - politischen Konsequenzen gezogen. Man kann behaupten, dass mit Theodor W. Adorno eine neue Phase beginnt- er markiert den Wendepunkt in der Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit, sowohl theoretisch als auch historiographisch. Diese neue Phase hat H. Kunert als „quälende Ideologiekritik“ bezeichnet. Die Phase deckt sich mit der „Täter“ – Diskussion der „Kinder“ von Prof. Dr. Manfred Hettling. Dieser untersuchte in seinem Beitrag „Die Historisierung der Erinnerung“ die unterschiedlichen Formen der Erinnerung an den Nationalsozialismus und bezieht sich dabei auf die von Martin Broszat geforderte Historisierung, welche den zweiten Abschnitt dieser Arbeit ausmacht. Ab etwa 1980 begann ein qualitativ neuer Auseinandersetzungstypus mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. Hettling bezeichnet diese neue Zeit mit der Formulierung die „Täter“ – Diskussion der „Enkel“. Der dritte Teil dieser Arbeit beschäftigt sich mit der generationellen Prägekraft- wie stark sind die jeweiligen Generationen an die Ereignisse des NS-Regimes gebunden? In dem vierten Abschnitt „Drei Phasen der Erinnerung“ geht es um die Historisierung der Erinnerung an den Nationalsozialismus und wie sie sich über drei Generationen geändert hat. Beginnend bei der „Tätergeneration“, welche aktiv am zweiten Weltkrieg, am Völkermord von Millionen von Juden und am Holocaust beteiligt war, über die Generation der Kinder der Täter hin zu den Enkeln wird deutlich, dass sich sowohl das Bild des Nationalsozialismus als auch die Erinnerung daran und das kollektive Selbstbild veränderten. Den letzten Abschnitt macht eine Zusammenfassung der Ergebnisse aus.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die Komplexität einer Erziehung nach Auschwitz anhand des Ansatzes von Adorno
- 2. Was bedeutet die „Historisierung“ des Nationalsozialismus?
- 3. Die Frage nach der generationellen Prägekraft
- 4. Die drei Phasen der Erinnerung
- 4.1. Die „Täter“-Diskussion der Akteure
- 4.2. Die „Täter“-Diskussion der Kinder
- 4.3. Die „Täter“-Diskussion der Enkel
- 5. Zusammenfassung der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Herausforderungen einer „Erziehung nach Auschwitz“, indem sie die Historisierung des Nationalsozialismus und die generationelle Prägekraft der Erinnerung daran untersucht.
- Die Bedeutung von Theodor W. Adornos Konzept der „Erziehung nach Auschwitz“
- Die „Historisierung“ des Nationalsozialismus und ihre Auswirkungen auf die Erinnerungskultur
- Die generationelle Prägekraft der Erinnerung an den Nationalsozialismus
- Die drei Phasen der Erinnerung: „Täter“-Generation, Kinder der Täter und Enkelgeneration
- Die Frage nach den Konsequenzen für die Zukunft im Umgang mit der NS-Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz von Theodor W. Adornos Konzept der „Erziehung nach Auschwitz“ dar und führt in die Thematik der Historisierung des Nationalsozialismus ein. Das erste Kapitel analysiert die Komplexität einer Erziehung nach Auschwitz im Kontext der Ansätze von Adorno. Der zweite Abschnitt beleuchtet die Bedeutung der „Historisierung“ des Nationalsozialismus nach Martin Broszat und ihren Einfluss auf die Erinnerungskultur. Das dritte Kapitel befasst sich mit der generationellen Prägekraft und untersucht die Frage, inwiefern die jeweiligen Generationen an die Ereignisse des NS-Regimes gebunden sind. Der vierte Abschnitt widmet sich den drei Phasen der Erinnerung und analysiert die Entwicklung des Bildes vom Nationalsozialismus über drei Generationen hinweg.
Schlüsselwörter
Erziehung nach Auschwitz, Historisierung, Nationalsozialismus, Erinnerungskultur, generationelle Prägekraft, Tätergeneration, Kinder der Täter, Enkelgeneration, Holocaust, Zivilisationsbruch, Ideologiekritik.
- Quote paper
- Peter Hach (Author), Edite Vilkina (Author), 2010, Die Historisierung der Erinnerung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167475