Spaß am Ärger? - Der Einfluss negativer parasozialer Interaktion auf das Unterhaltungsurteil bei der Rezeption von Castingshows am Beispiel von "Deutschland sucht den Superstar"


Magisterarbeit, 2010

201 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Parasoziale Interaktion – Theorie und Praxis
1.1 Der Ursprung des PSI-Konzepts – Parasoziale Interakti­on bei Horton und Wohl
1.1.1 Die Persona bei Horton und Wohl
1.1.2 Gestaltungsmittel der parasozialen Situation
1.1.3 Der aktive Rezipient
1.1.4 Parasoziale Beziehungen
1.1.5 Der Interaktionsbegriff
1.1.6 Zwischenresümee
1.2 Neuere Forschung zur parasozialen Interaktion
1.2.1 Probleme der Konzeptualisierung
1.2.2 Bisherige Messung parasozialer Interaktion
1.2.3 Aktuelles Verständnis parasozialer Interaktion nach Hartmann/Schramm
1.2.4 Validierungsstudie von Schramm und Hartmann
1.2.5 Zwischenresümee

2. Der Unterhaltungsbegriff
2.1 Unterhaltung als Rezeptionsphänomen
2.1.1 Unterhaltung – Performance vs. Wirkung
2.1.2 Unterhaltung an aversiven emotionalen Zuständen
2.2 Unterhaltung an der Realität: Reality-TV

3. Modellannahmen und Operationalisierung
3.1 Hypothesen
3.1.1 Negative parasoziale Interaktion und Unterhaltung
3.1.2 (Negative) parasoziale Interaktion und Sehgewohnheiten
3.1.3 (Negative) parasoziale Interaktion und Soziodemogra­fie
3.2 Operationalisierung
3.2.1 Parasoziale Interaktion
3.2.2 Unterhaltung als Rezeptionsurteil
3.2.3 Soziodemografie
3.2.4 Weitere Einflussfaktoren
3.3 Zusammenführung der theoretischen Ansätze

4. Durchführung und Ergebnisse der Befragung
4.1 Vorüberlegungen
4.2 Erhebung
4.3 Auswertung
4.3.1 Beschreibung der Stichprobe
4.3.2 Gütekriterien der Messung (Reliabilität)
4.3.3 Ergebnisse
4.4 Diskussion
4.4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
4.4.2 Theoretische Schlussfolgerungen
4.4.3 Methodenkritik

5. Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Anhang
A - Skalen vorhergehender PSI-Studien
B - Skalen des in dieser Arbeit verwendeten Fragebogens
C - Screenshots des verwendeten Fragebogens dieser Arbeit
D - Tabellen zu den Merkmalen und der Zusammensetzung der Stichprobe
E - Reliabilitätsmaße im Überblick
F - Ergebnistabellen der einzelnen Hypothesen:

Einleitung

Das Phänomen der parasozialen Interaktion, erstmals im Jahr 1956 beschrieben von den Sozialwissenschaftlern Donald Horton und Richard R. Wohl, gilt in der Kommunikationswissenschaft weithin als forschungsrelevantes Konzept, dessen Untersuchung fruchtbare Einblicke in das Verhalten von Rezipienten personazen­trierter Medieninhalte bieten kann. Dabei ist das Erklärungspotenzial der negati­ven parasozialen Interaktion mitunter stiefmütterlich behandelt worden. Per Defi­nitionem ist unter parasozialer Interaktion mit einer Medienfigur eine Art 'Als-ob-Interaktion' zu verstehen. Wie in einer realen sozialen Situation ist diese sowohl mit einem sympathischen als auch mit einem unsympathischen 'Gegenüber' mög­lich. In einer realen Interaktionssituation jedoch neigt der Mensch in der Regel dazu, den Umgang mit einem ihm unsympathischen Gegenüber zu meiden, und wohl nur wenige Menschen können sich in einer solchen Auseinandersetzung amüsieren. Daher sollte in der medialen Situation eine ähnliche Reaktion erwart­bar sein. Offenbar gehört jedoch die Beschäftigung mit unbeliebten Charakteren ebenso zum Fernsehen wie zum realen Leben, mit dem Unterschied, dass sich dem Rezipienten in der medialen Situation andere Möglichkeiten des Umgangs bieten. Diese Optionen, etwa das Ausleben negativer Gefühle gegenüber der Per­sona in Worten und Gesten, ohne Rücksicht auf die Reaktionen nehmen zu müs­sen, können dem Zuschauer womöglich gefallen, ihm vielleicht sogar ein gestei­gertes Unterhaltungserleben bieten. Dieser These will die vorliegende Arbeit nachgehen und sie einer empirischen Prüfung unterziehen.

Doch warum schauen Zuschauer Sendungen eines Genres, das ihnen zu­nächst aversive Zustände beschert? Warum findet auch ein Programm sein Publi­kum, das auf den ersten Blick Angst oder Traurigkeit auslöst, wie ein Horrorfilm oder ein Melodram? Theoretische Ansätze wie die Affective Disposition Theory (Zillmann 1994) oder das Konzept der Sad-Film Scale (Oliver 1993) versuchen, Erklärungen für diese Fragen zu liefern. Sie beziehen sich jedoch größtenteils auf fiktionale Medienangebote und arbeiten zudem nicht mit dem Konzept der para­sozialen Interaktion. Da aber angenommen wird, dass nicht jedes Genre des au­diovisuellen Medienangebotes diese Art der Auseinandersetzung gleichermaßen begünstigt, bezieht sich diese Magisterarbeit auf ein spezielles Format des Reality TV, das der Castingshow, und versucht, es mit den Erscheinungsformen parasozialer Interaktion zusammenzubringen.

„There are people who love reality TV and people who love to hate reality TV“ (Hill 2005: 2). Mit dieser Äußerung spricht Hill ein forschungsrelevantes Pa­radoxon an, das nicht zwangsläufig nur auf den Bereich des Reality TV zutrifft, an dessen Beispiel die Erforschung jedoch fruchtbar zu sein scheint. Ein sehr populä­res Format des Reality TV in Deutschland ist die Sendung „Deutschland sucht den Superstar“, eine Castingshow mit dem Produzenten und Songwriter Dieter Bohlen als einem der Jury-Mitglieder. Der vorliegenden Arbeit soll sie als eine exemplari­sche Sendungsform des ansonsten thematisch und konzeptuell breit gefächerten Reality TV dienen. Die 'Besonderheit' der Sendung liegt, anders als es der Name zunächst erwarten lässt, weniger darin, einen neuen 'deutschen Superstar' zu fin­den, als vielmehr darin, ihr Publikum mit der eigentümlich aufgearbeiteten Präsentation von Gesangstalenten und ihren Darbietungen zu unterhalten. Dieter Bohlen kommt da­bei die Rolle des 'knallharten', aber ehrlichen Jurors zu, der nach Ansicht mancher Zuschauer sagt, was er denkt und die teilweise an Selbstüberschätzung leidenden Kandidaten schonungslos aburteilt. Dieser Eindruck kann zumindest anhand von Zuschauerreaktionen aus dem Publikum und bei der Recherche in Fanforen und Zeitungsartikeln entstehen1.

Es gibt jedoch natürlich auch andere Möglichkeiten des Umgangs mit dem Jury-Mitglied Dieter Bohlen. Etwa die Auffassung, dass die objektive Beurteilung von Gesang und Auftreten angesichts dunkeläugiger Schönheiten schon einmal ins Wanken geraten kann und dass die flotten Sprüche vor ihrer spontanen Aussprache meist fein säuberlich ausgedruckt vor dem Juror liegen. Hier seien nur zwei provokative Extreme aller möglichen Auffassungen zu Dieter Bohlen und der Castingshow angeführt. Alle Sichtweisen bieten ihr ei­genes Potential, sich daran zu erfreuen oder sich darüber zu amüsieren. Das oben genannte Zitat von Hill kann somit frei umgewandelt werden in „There are people who love Dieter Bohlen and people who love to hate Dieter Bohlen“. Bezogen auf das Fernsehen, das die Um­gebung für derartige Auseinandersetzungen darstellt, kann der Ausdruck „love“ auch verstanden werden als „gerne sehen“ oder auch „sich unterhalten“. Nach die­sem modifizierten Zitat soll es also möglich sein, auch an aversiven Gefühlen ge­genüber einer Fernsehperson wie Dieter Bohlen Gefallen zu finden und sich dabei zu unterhalten. Allein mit Blick auf das Sendungskonzept von „Deutschland sucht den Superstar“ lässt sich diese Annahme allerdings nicht untermauern. Es ist viel­mehr nötig, die Prozesse, die sich bei der Rezeption von Dieter Bohlen als Jury-Mitglied abspielen, genauer zu beleuchten. Das Konzept der parasozialen Interak­tion kann hier wertvolle Hinweise liefern, da es vor allem auf personazentrierte Rezeption abzielt, also speziell auf Formate konzentriert ist, in denen eine oder mehrere Figuren bzw. Personen im Vordergrund stehen. Die Sendung ist meist auf die Medienfigur ausgerichtet und um sie herum angeordnet, wie eben im Fall von „Deutschland sucht den Superstar“. Das Format existiert zwar in ähnlicher Gestalt unter verschiedenen Namen auch in anderen Ländern2, für die deutsche Version charakteristisch sind jedoch Dieter Bohlen und seine Art des Umgangs mit den Kandidaten.

Welchen Einfluss kann also eine eher negativ ausgeformte Haltung zu Die­ter Bohlen im Sinne einer Unterhaltungserfahrung auf das Rezeptionserlebnis ha­ben, und warum sehen sich die Rezipienten dann überhaupt erst eine Sendung an, in der die Person(a) Dieter Bohlen so sehr im Vordergrund steht? Der ersten Frage soll unter Zuhilfenahme des aktuellsten Konzeptes parasozialer Interaktion nach Schramm et al. nachgegangen werden. Eine Synopse älterer Ansätze zeigt zunächst, dass den dort verwendeten Konzepten parasozialer Interaktion oftmals die begriffliche Präzisierung fehlt. Der parasozialen Interaktion ähnliche oder mit ihr verwandte Phänomene werden nicht genau vom ursprünglichen Phänomen getrennt und un­terschieden. Auf Basis dieses Defizits entwickelte Instrumente stehen darum im Verdacht, nicht eigentlich für die Erhebung parasozialer Interaktion geeignet zu sein. Die Auffassung parasozialer Prozesse nach Schramm et al. hingegen beruht auf einer dezidierten Definition der parasozialen Interaktion und ihrer Abgrenzung zu anderen Phänomenen. Zudem nehmen die Autoren eine Klassifizierung in drei Teilprozesse parasozialer Interaktion vor, zu denen sie die PSI-Prozess-Skalen entworfen haben. Diese kommen zusammen mit selbst zusammengestellten Items zur Beurteilung der Unterhaltungserfahrung im empirischen Teil dieser Arbeit zum Einsatz.

Parasoziale Interaktionen oder Beziehungen werden in der Unterhaltungs­forschung oft als wichtige, wenn nicht unerlässliche Bedingung für das Entstehen einer Unterhaltungserfahrung begriffen (vgl. z. B. Vorderer 1998; Dehm 1984a/b), meist jedoch in ihrer positiven Ausprägung, da Unterhaltung als angenehme Re­zeptionserfahrung gefasst wird. Anliegen dieser Arbeit soll es jedoch sein, über die empirische Untersuchung mittels einer Befragung Aufschluss zum Zusammen­hang negativer parasozialer Interaktion und dem Unterhaltungsurteil des Rezipi­enten zu erhalten. Um diese bisher vernachlässigte Facette parasozialer Interakti­on zu beleuchten, sind zunächst drei Fragen von besonderem Interesse:

1. Hat die Ausprägung in positive und negative parasoziale Interaktion Einfluss auf das Unterhaltungserleben?
2. Kann eine negative parasoziale Interaktion unterhaltsam sein bzw. zur Unterhaltung beitragen?
3. Wie kann es zu einer Unterhaltungserfahrung anhand negativer parasozialer Interaktionen kommen?

Das erste Kapitel der vorliegenden Arbeit beschäftigt sich zunächst mit den theo­retischen Grundlagen des ursprünglichen Konzeptes parasozialer Interaktion nach Horton und Wohl (1956), um auf Basis dieses Vorwissens neuere Ansätze, deren definitorische Schwierigkeiten und verschiedene empirische Herangehensweisen aufzuzeigen. Mit Erläuterungen zu einer aktuellen Forschungsrichtung der paraso­zialen Interaktion nach Schramm et al. schließt das Kapitel ab. Im zweiten Kapitel drehen sich die Ausführungen um den Begriff der Unterhaltung. Aus der Vielfalt von Definition und Ansätzen zum Thema Unterhaltung werden hier diejenigen herausgegriffen, die sich für einen retrospektiven Zugang über die Befragung eig­nen. Zudem soll das Kapitel erste Erklärungsansätze für die Möglichkeit der Un­terhaltsamkeit an unangenehmen affektiven Zuständen oder Gefühlen liefern und kurz in den Gegenstandsbereich des Reality TV einführen. Schließlich werden im dritten Kapitel die der Arbeit zugrunde liegenden Hypothesen detailliert vorge­stellt und die zentralen Begriffe operationalisiert. In einem weiteren Schritt wer­den die theoretischen Vorannahmen aus dem vorigen Kapitel nochmals zusam­mengeführt. Das vierte Kapitel widmet sich der Durchführung der Studie und der Wiedergabe und Auswertung ihrer Ergebnisse. Außerdem werden Aufbau und Durchführung einer kritischen Analyse unterzogen. Im Fazit sollen die theore­tischen Annahmen und die Ergebnisse rekapituliert werden und Perspektiven für eine weiterführende Forschung aufgezeigt werden.

1.Parasoziale Interaktion – Theorie und Praxis

Das folgende Kapitel beschäftigt sich anfangs mit den theoretischen Grundlagen der parasozialen Interaktion, wie sie zunächst von Horton und Wohl (1956) ver­standen wurde. Zentrale Begriffe werden erläutert und es kommen Unterschiede und Gemeinsamkeiten der parasozialen und sozialen Interaktion zur Sprache. Au­ßerdem wirft das Kapitel einen Blick auf die Forschung zur parasozialen Interakti­on, auf die unterschiedlichen Herangehensweisen und daraus resultierenden Schwierigkeiten im Umgang mit dem Konzept. Schließlich rückt der aktuelle For­schungsansatz nach Schramm et al. in den Fokus, wobei auf der Basis der theore­tischen Explikation eine erste Validierungsstudie der Forscher beschrieben wird.

1.1 Der Ursprung des PSI-Konzepts – Parasoziale Interakti­on bei Horton und Wohl

Das Phänomen der parasozialen Interaktion wurde erstmals im Jahr 1956 von den Sozialwissenschaftlern Donald Horton und Richard R.Wohl thematisiert. In ihrem Aufsatz „Mass Communication and Para-social Interaction: Observations on Inti­macy at a Distance“, erschienen in der Zeitschrift „Psychiatry“, legen sie dar, wes­halb ihrer Ansicht nach die neuen Massenmedien, darunter vor allem das Fernse­hen, in der Lage sind, die Illusion eines Face-to-face-Kontaktes zwischen Rezipi­ent und Medienfigur herzustellen. Dabei entwickeln sie die Idee der parasozialen Interaktion und fassen darunter Prozesse, die sich während der Rezeption zwi­schen einer Medienfigur und dem Rezipienten abspielen und die der Interaktion mit realen sozialen Entitäten ähnlich sind.

1.1.1 Die Persona bei Horton und Wohl

Gerade das Fernsehen als Bildmedium bietet gestalterische Möglichkeiten, die dem Zuschauer den Eindruck vermitteln können, er würde direkt von der Medien­figur angesprochen, also 'adressiert' werden (vgl. Horton/Wohl 1956: 219). Unter Medienfiguren werden dabei alle in den Medien auftretenden Charaktere und Per­sonen verstanden, vom Politiker im Fernseh-Interview über animierte Handpup­pen bis hin zu Quiz- und Showmastern. Letztere werden von Horton und Wohl un­ter dem aus dem Lateinischen stammenden Begriff „Persona“3 zusammengefasst (ebd.: 216), was soviel heißt wie „Maske“ oder „Rolle des Schauspielers“. Die neuere Forschung zur parasozialen Interaktion wie auch die vorliegende Arbeit bezeichnen alle Medienakteure mit diesem Terminus (vgl. Schramm/Hartmann 2008a: 48). Einzig Wulff (1992) grenzt, den Gedanken Hortons und Wohls (1956) folgend, die Persona nochmals vom Star ab, der auch über die Grenzen der jewei­ligen Sendung oder des Formates hinaus prominent ist (vgl. Wulff 1992).

In ihrem Aufsatz thematisieren Horton und Wohl das Phänomen der para­sozialen Interaktion und Beziehung zum größten Teil am Beispiel des Quizmas­ters, Ansagers oder Interviewers in den betreffenden Fernsehshows, „whose exis­tence is a function of the media themselves“ (Horton/Wohl 1956: 216). Sie bezie­hen sich damit auf Sendungen, die vornehmlich um eine Persona herum konzipiert sind und ohne die die Persona keine Funktion hätte bzw. nicht prominent wäre. Deshalb sind nicht alle Aussagen über die Persona generalisierbar auf Medienfi­guren per se. Die Persona hält sich, so die Autoren, an ein von ihr selbst und ihren Managern ausgearbeitetes Skript, das ihr einen bestimmten Charakter zuschreibt. So bleibt sie in ihren Handlungen und ihrem Verhalten konstant und vorhersehbar, damit der Zuschauer keine unberechenbaren Ereignisse oder „unpleasant surpri­ses“ (ebd.: 216) von der Persona befürchten muss. Auf andere Medienfiguren, wie z. B. Darsteller in Reality-Shows, trifft diese Eigenschaft sicher nicht immer zu. Dennoch ist das Verhalten von Personae innerhalb eines Medienangebotes oftmals leicht nachvollziehbar und besser zugänglich als etwa das Handeln realer Perso­nen. Im medialen Kontext geben Moderatoren oder Erzählerstimmen beispiels­weise Hintergrundinformationen oder andere Hilfestellungen, die dem Zuschauer das Einordnen und Interpretieren von Verhaltensweisen erleichtern (vgl. Hart­mann/Schramm/Klimmt 2004b).

1.1.2Gestaltungsmittel der parasozialen Situation

Verschiedene technische und gestalterische Elemente der Fernsehproduktion kön­nen die jeweiligen Personae so inszenieren, dass sie bei den Rezipienten trotz der objektiven Entfernung und Fremdheit wirken, „as if they were in the circle of one's peers“ (Horton/Wohl 1956: 215). Obwohl die Persona ein disperses, vielzäh­liges Publikum anspricht, kann jeder einzelne Rezipient auch das Gefühl bekom­men, allein gemeint zu sein. Zu den Hilfsmitteln, eine Studiosituation so zu gestal­ten, gehört neben Nahaufnahmen der Persona auch ihr Verhalten vor der Ka­mera. Laut Horton und Wohl ist es vor allem im Fall der Showmaster und Mode­ratoren darauf ausgerichtet, „to blend with the audience“ (ebd.: 218), mit dem Pu­blikum zu 'verschmelzen' und die Trennlinie der medialen Vermitteltheit mög­lichst zu verwischen. Außerdem können die direkte Anrede und eine auf das Pu­blikum abgestimmte Sprache zu der von den Autoren bezeichneten „illusion of in­timacy“ (ebd.: 217) beitragen. Sprach- und Konversationsstil sind einer realen so­zialen Interaktion nachempfunden. Speziell in „'personality' programmes“ (ebd.), bei denen die Persönlichkeit eines Moderators im Vordergrund steht, wird auch mit dem Studiopublikum gearbeitet, das die Reaktionen der Rezipienten zu Hause vor dem Fernseher exemplarisch vorgibt.

1.1.3Der aktive Rezipient

Die Prozesse, die daraufhin bei den Rezipienten einsetzen, sind nicht auf passives Beobachten beschränkt. Parasoziales Interagieren bedeutet mehr als lediglich eine flüchtige Haltung zu einer Persona zu entwickeln (vgl. Gleich 1997a: 41). Obwohl diese Art der 'Interaktion' für die Rezipienten ohne Möglichkeit zur direkten und unmittelbaren Einflussnahme verläuft, werden auf beiden Seiten Erwartungen be­züglich des Verhaltens ausgetauscht (vgl. z. B. Thallmair/Rössler 2001: 181). Ge­rade weil die Persona sich gegenüber dem Rezipienten so verhält, als stünde sie mit ihm in einer Face-to-face-Kommunikation, antizipiert der Rezipient in einem weiteren Schritt dieses Verhalten auch als 'Antwort' auf die eigenen Reaktionen und ist damit mitten in der parasozialen Interaktion begriffen.

Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Interdependenz der Persona und ihres Publikums, die Horton und Wohl trotz der fehlenden Rückkopplungsmög­lichkeiten sehen. Die Verantwortung für das Schaffen einer überzeugenden Illusi­on von Intimität liegt ihrer Ansicht nach zwar fast vollständig bei der Persona. Sie schafft durch ihr Verhalten erst die Voraussetzung für das Stattfinden parasozialer Interaktion. Allerdings müssen die Bemühungen der Persona um die Aufmerksam­keit der Rezipienten auch insofern glaubhaft sein, dass diese sich darauf einlassen können (vgl. Horton/Wohl 1956: 218). Ist dies nicht der Fall, sollte die parasoziale Interaktion scheitern. Die Rückkopplung im Verhalten der Interaktionsteilnehmer existiert somit zwar nicht im physikalischen Sinne, dafür wird sie aber von beiden Seiten antizipiert.

Die Rolle des Rezipienten wird damit nicht auf die eines bloßen Beobach­ters reduziert. Ihm wird vielmehr, freilich in den gegebenen Grenzen, eigene Akti­vität im Rezeptionsprozess und ein „großes Maß an Handlungsfreiheit“ (Batinic 2008: 165) zugesprochen. Zum Einen kann er das Kommunikationsangebot der Persona annehmen und in eine reguläre parasoziale Interaktion eintreten. Genauso gut kann er das Angebot der Persona zurückweisen und für sich selbst ad absur­dum führen, indem er genau entgegengesetzt bzw. schlichtweg anders darauf rea­giert, als es für ihn intendiert zu sein scheint. Auch diese Aktivität, auf der in die­ser Arbeit das Hauptaugenmerk liegt, zählt zur parasozialen Interaktion, da sich der Rezipient nach wie vor mit dem Kommunikationsangebot der Persona ausein­andersetzt (vgl. ebd.: 219). Der Zuschauer legt es lediglich anders für sich aus, wenngleich er es nicht völlig neu kreieren kann. Und schließlich steht es ihm frei, wenn sich keine der vorhergehenden Optionen als zufriedenstellend erweist, die Rezeption zu unterbrechen bzw. sich einer anderen Persona zuzuwenden. Denn anders als die soziale Interaktion kann die parasoziale jederzeit abgebrochen wer­den, ohne Rechtfertigung, ohne weitere Verpflichtungen, und genauso auch immer wieder ohne große Mühe aufgenommen werden.

Voraussetzungen für parasoziale Interaktion

Völlig unabhängig in der Interaktion ist der Rezipient nach Ansicht der Autoren jedoch in zweierlei Hinsicht nicht (vgl. ebd.). Jeder Eintritt in eine Interaktion mit einem Gegenüber bringt zunächst die teilweise Übernahme der anderen Perspekti­ve mit sich. Ohne diesen Schritt aufeinander zu kann keine Interaktion und damit keine Kommunikation stattfinden. Hinzu kommt im Falle der parasozialen Inter­aktion, dass die Rolle und das Verhalten der Persona so angelegt sind, dass eine spezifische Antwort vom Rezipienten erwartet wird, und da die Persona durch ihr Erscheinen immer zuerst die parasoziale Interaktion auslöst, gibt sie bereits vor, welche 'Antwort' vom Rezipienten angemessen wäre (ebd.: 219).

Grundvoraussetzung für jeglichen Umgang mit einem Kommunikationsan­gebot ist das Verstehen der angebotenen Rolle der Persona (ebd.: 220). Solange der Rezipient die Determinanten der vorliegenden Situation nicht begreift, sind alle Vorgänge darin für ihn ohne Zusammenhang, und um in die Interaktion einzu­treten, muss er das Rollenangebot akzeptieren. Horton und Wohl führen als Bei­spiel eine intellektuelle Diskussion im Fernsehen an, die bei den Teilnehmern, aber auch bei den Rezipienten themenbezogenes Grundwissen und Auffassungs­gabe voraussetzt (ebd.: 221). Die Verfolgung einer solchen Diskussion ohne die nötigen Kenntnisse wird schon nach kurzer Zeit keinen Anreiz mehr bieten.

Das Vorwissen, das zum Erkennen und Verstehen der Rollenangebote nö­tig ist, stammt laut den Autoren aus dem gewohnten Umgang mit kulturellen Mus­tern, auf die sich die Rollen auch wieder beziehen. Es versteht sich also im ameri­kanischen Kulturkreis beispielsweise von selbst, der Persona Fehler zu verzeihen, ihren Rat anzunehmen und in schwierigen Zeiten mit ihr zu fühlen (ebd.: 219).

Bedeutung parasozialer Interaktion für den Rezipienten

Die Frage, welche Rollen der Rezipient überhaupt annehmen möchte und welcher Nutzen für ihn darin liegt, beantworten Horton und Wohl mit dem Verweis auf die Rollen und Situationen, denen er im alltäglichen Leben ausgesetzt ist. Sowohl neue Rollen, die der Rezipient sich für die Zukunft wünscht, als auch abgelegte aus der Vergangenheit des Rezipienten können parasozial ausgefüllt wer­den. Die dem Einzelnen im Alltag zur Verfügung stehende Anzahl verschiedener Rollen ist relativ begrenzt, im Gegensatz zu der Rollenvielfalt in seinem Umfeld. Parasoziale Interaktion in neuen, fremden Rollen kann laut den Autoren also dazu dienen, sich auf noch unbekannte soziale Situationen vorzubereiten, sie spielerisch auszuprobieren4. Kompensatorische Funktion erlangt die parasoziale Interaktion dann, wenn Rollen ausgetestet werden, die der Rezipient in seinem Alltag defini­tiv nicht ausfüllen kann. Die Persona kann dabei helfen, indem sie die Gegenrolle womöglich besser ausfüllt, als es die Mitmenschen im Leben des Rezipienten tat­sächlich tun oder tun würden. Sie kann also versuchen, möglichst den idealen, da­bei aber nicht zwangsläufig perfekten Gegenpart zu bilden. Der kompensato­rische Aspekt der parasozialen Interaktion ist für Horton und Wohl jedoch kein Grund, dieses Phänomen ausschließlich unter pathologischen Gesichtspunkten zu betrachten, wie es die spätere Forschung teilweise vermutet hat (vgl. z. B. Wulff 1996b: 163; Schramm 2006: 247 ). Vielmehr verstehen sie diese Art der Interakti­on als Teil des alltäglichen Umgangs der Rezipienten mit Medien (vgl. Gleich 1997a: S. 42; Gleich 2001). Mendelsohn (1966) zieht schließlich bereits die Ver­bindung parasozialer Prozesse zur Unterhaltung: „this sense of participation, al­beit imaginary, affords considerable pleasure, and is therefore considered to be 'entertaining'“ (ebd.: 133). Dennoch bleibt bei ihm offen, wie diese Form von Un­terhaltung einzuordnen ist. Bente und Backes (1996) vertreten die Ansicht, das Fernsehen liefere „'Gefühle auf Knopfdruck'“ (ebd.: 184), für deren Erleben in der realen Interaktionssituation eigens soziale Kompetenzen und kommunikativer Aufwand notwendig wären.

1.1.4Parasoziale Beziehungen

Der von den Autoren erwähnte Umstand, dass Fremde durch das Fernsehen für den Zuschauer über längere Zeit zu Bekannten, gar zu Freunden werden können, verweist auf das der parasozialen Interaktion verwandte, jedoch nicht mit ihr iden­tische Phänomen der parasozialen Beziehung (Horton/Wohl 1956: 216). Horton und Wohl haben in ihrem Aufsatz zwar noch nicht explizit zwischen den beiden Konzepten unterschieden (vgl. Krotz 1996: 73). Sie weisen jedoch an verschiede­nen Stellen darauf hin, dass „the persona offers […] a continuing relationship“ (ebd.: 217) und dass die Rezipienten „'know' such a persona in somewhat the same way they know their chosen friends“ (ebd.: 216). Eine parasoziale Bezie­hung entsteht im Verlauf mehrerer Rezeptionskontakte mit der Persona, wobei sich schon während der ersten parasozialen Interaktion ein vorläufiger Eindruck der Persona formiert und den Ausgangspunkt der Beziehung bildet (vgl. Schramm/Hartmann/Klimmt 2004: 314). Im Hergang der Rezeptionskontakte sammelt der Zuschauer Wissen über die Persona, das sich, einem Mosaik ver­gleichbar, immer weiter zu einem Eindruck formiert. Die so entstandene Bezie­hung kann sich wie ein Filter in der Informationsaufnahme und -verarbeitung auf weitere Interaktionen auswirken. Umgekehrt wirkt sich jede weitere parasoziale Interaktion auch auf die Gestalt der parasozialen Beziehung aus. Meinungen und Einstellungen, die zu der Persona entstanden sind, fügen sich zu einer Bindung an die Persona zusammen, die über die Rezeptionssituation hinaus Bestand haben kann, jedoch den gleichen Einflüssen und Veränderungen ausgesetzt ist wie die parasoziale Interaktion, aus der sie gespeist wird und auf die sie zurückwirkt.

1.1.5Der Interaktionsbegriff

Der Interaktionsbegriff, so wie ihn Horton und Wohl verwenden, ist in seiner Form nicht unstrittig. Zwar ist in Kombination mit dem Zusatz ' para sozial' er­kennbar, dass es sich nicht um die reale soziale Interaktion handelt, sondern um ein ähnliches Phänomen. Dem Wortlaut nach (griech. para: Vorsatz neben-, bei- oder gegen-) kann es aber sowohl als entgegen der sozialen Interaktion ausgerichtet verstanden werden als auch als nah bei bzw. neben ihr. Gerade weil die parasoziale Interaktion der sozialen Interaktion so sehr ähnelt und doch so anders ist, reibt sich die Forschung an den Begrifflichkeiten. Interaktion im allgemeinen Wortsinn meint die „wechselweise Handlung“ oder auch das „wechselweise Vorgehen von miteinander in Beziehung stehenden Beteiligten“ (Wahrig. Die deutsche Rechtschreibung: 2005). Dennoch kann sich die kommunikationswissenschaftliche Forschung nicht auf einen einheitlich verstandenen Interaktionsbegriff berufen, wie Schramm, Hartmann und Klimmt feststellen (vgl. 2002: 438). Die Autoren eröffnen eine Dichotomie, wonach in der Kommunikationswissenschaft Interaktion zum einen als Unterform oder Sonderfall von Kommunikation verstanden wird, andererseits aber auch als deren Voraussetzung. Es erscheint hilfreich, sich hier an die Definition der Sozialpsychologie zu halten, die Interaktion mit Kommunikation verbindet (vgl. Bierhoff 2006) und soziale Interaktion als „Wechselseitigkeit im Verhalten zwischen Individuen“ versteht, die durch die „Interdependenz unter den Beteiligten“ (ebd.: 412) gelenkt wird.

Die soziale Interaktion

Eine reale soziale Interaktion beginnt mit der Aktion einer sozialen Entität und kann bereits in deren bloßer Anwesenheit bestehen (vgl. Schramm 2006: 248). Der verwendete Begriff der 'sozialen Entität' anstelle von 'Person' oder 'Mensch' weist bereits darauf hin, dass auch (mediale) Erscheinungen in Interaktionszusam­menhänge treten können, deren „sozialer Charakter auf den ersten Blick strittig er­scheint“ (Hartmann et al. 2004b), wie etwa virtuelle Figuren in Computerspielen (vgl. Hartmann/Klimmt/Vorderer 2001). Die Aktion einer solchen sozialen Entität muss aber wiederum von einem weiteren Akteur wahrgenommen werden, was bei diesem zu einer Reaktion führen sollte. Auch hier zählt beispielsweise schon die psychophysiologische Aktivierung als Reaktion im weitesten Sinne. Vollständig ist die Interaktion jedoch erst, wenn diese Reaktion wiederum vom ersten Akteur wahrgenommen wird und dies abermals zu einer Änderung des Verhaltens führt. In der Sozialpsychologie wird dieser Teil auch Reaktion zweiter Ordnung ge­nannt. Sowohl Aktion als auch Reaktion müssen jedoch nicht intendiert oder ge­plant sein, die Einwirkung der Akteure aufeinander kann sich, wie im Beispiel, auch beiläufig und unbewusst vollziehen. Wichtig ist nur, dass eine wie auch immer geartete Einwirkung zweier sozialer Entitäten stattfindet, damit von sozialer Interaktion die Rede sein kann.

Vergleich sozialer und parasozialer Interaktion

An eben dieser direkten, unmittelbaren Einwirkung bzw. Einflussnahme in Form der Reaktion zweiter Ordnung fehlt es der parasozialen Interaktion. Die Reaktion des Rezipienten auf die Medienpersona läuft 'ins Leere', ohne jemals unmittelbar bei ihr anzukommen, „es besteht nämlich kein – wie immer potentielles – soziales und kommunikatives Band zu den und mit den [Medien-]Figuren“ (Keppler 1996: 16), also keine „Interdependenz unter den Beteiligten“ (Bierhoff 2006: 412), wie es die sozialpsychologische Definition von sozialer Interaktion besagt. Die para­soziale Interaktion verläuft lediglich über „inner participation“ (Gleich 1997b: 36) seitens des Rezipienten. Dementsprechend 'frei' kann die Persona ihr Verhalten auswählen, da sie keine direkten Reaktionen der Zuschauer abwarten und berück­sichtigen muss. Im physikalischen Sinne findet also keinerlei Austausch oder Ein­flussnahme statt, keine „Wechselwirkung zwischen materiellen Objekten“, die etwa Posner (1985: 244) als konstitutive Bedingung für Interaktion ansieht. Aller­dings war eine derartige physikalisch messbare Wechselwirkung auch nicht die Bedingung, unter der Horton und Wohl den Begriff der parasozialen Interaktion angesetzt haben. Das Fehlen dieser eigentlich selbstverständlichen Komponente wurde von ihnen vielmehr zum Konstitutivum der parasozialen Interaktion erho­ben und bewusst als solches thematisiert. Sinnvoller für die Etablierung des Inter­aktionsbegriffes scheint es deshalb, sich auf die antizipierte Bezugnahme beider Akteure in der parasozialen Interaktion zu berufen. Mikos (1996) führt hierzu an, dass gerade durch das Bewusstsein der Differenz zwischen der Face-to-fa­ce-Kommunikation und der medialen (Fernseh-)Kommunikation die Illusion einer Face-to-Face-Interaktion aufrechterhalten werden könne. Es gehöre zur Medien­kompetenz, das 'So-tun-als-ob' als „eine der Bedingungen von Fernsehkommuni­kation“ (ebd.: 98) zu verstehen und sich demgemäß zu verhalten.

Schließlich ist trotz aller Einwände der Begriff 'Interaktion' bei näherer Betrach­tung für die Bezeichnung parasozialer Prozesse geeignet. Der Auftritt einer Perso­na im Fernsehen bringt dieselben Schlüsselreize mit sich, wie sie auch in realen Interaktionssituationen von Bedeutung sind. Laut Schramm (2006) zählen zu den wichtigsten Schlüsselreizen die dargestellte räumliche Distanz der Persona durch die Kamerabewegungen, sowie die nonverbale und verbale Bezugnahme, bei­spielsweise in Form von Gesten und direkter Anrede. Subjektive Nähe zu der Per­sona entsteht auch bereits durch die Tatsache, dass der Fernseher bei den meisten Rezipienten im Wohnzimmer steht, in jedem Fall aber wahrscheinlich zu Hause, in einer privaten Umgebung. So kommt die Persona mit dem Einschalten des Ge­rätes gewissermaßen zum Rezipienten nach Hause, an den Platz, der ihm als Rückzugsort dient und an dem sich das Familienleben abspielt. Dieser Begeg­nungsraum hat andere Eigenschaften als etwa ein öffentlicher Platz mit einer Großleinwand, und schafft dementsprechend eine andere Art von subjektiver Nähe5.

Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, die es ermöglichen, eine Per­sona – innerhalb gewisser Grenzen6 – wie eine reale soziale Person wahrzunehmen, in dem Bewusstsein, dass sie lediglich über die Wege medialer Vermittlung diese Rolle einnehmen kann. Der Rezipient muss nun, ebenso wie die Persona, seine „kommunikativen Vorerfah­rungen“ (Krotz 1996: 78) anwenden, die er in der Interaktion mit realen sozialen Entitäten gewonnen hat, um adäquat auf die Persona zu reagieren. Die Beeinflus­sung geht demnach ausschließlich von der Persona und ihrem Verhalten aus. Aber auch dieses Verhalten basiert auf Erfahrungen aus vorhergehenden sozialen Kom­munikationssituationen, sodass parasoziale Interaktion als eine „abgeleitete Form von interpersonaler Kommunikation“ (ebd.) betrachtet werden kann. Denn um eine soziale Kommunikationssituation zu imitieren, muss erst Wissen darüber, wie eine solche Situation aussieht und welches Verhalten darin angemessen ist, vor­handen sein.

Demnach scheint es legitim, die parasoziale Interaktion als eine der so­zialen Interaktion entlehnte Erscheinungsform anzusehen. Krotz vertritt die Ansicht, dass auch jemand, der den Fernseher einschaltet oder eine Zeitung aufschlägt, sich in einen kommunikativen Zusammenhang begeben möchte, ohne dabei aber auf unmittelbar interpersonaler Ebene zu interagieren (vgl. ebd.). Mit den Massenmedien wie Fernsehen oder Radio ist ein solcher kommunikativer Zusammenhang schnell und unkompliziert hergestellt und kann ohne vorausgehende oder zukünftige Verpflichtungen eingegangen werden. Krotz sieht deshalb im direkten Vergleich eine eindeutige Verwandtschaft der beiden Kommunikationsarten. Mikos (1993) spricht außerdem von einem Charakteristikum der Fernsehkommunikation, „soziale Situationen abzubilden und aufzubauen, in die der Zuschauer als systematischer Adressat des Fernsehens strukturell integriert ist“ (ebd.: 126). Keppler spricht auch von parasozialer Interaktion als einer „Fortsetzung der alltäglichen Interaktion“, jedoch „mit anderen Mitteln und mit anderen Möglichkeiten“ (Keppler 1996: 17), und erkennt darin eine „Bereicherung der wirklichen sozialen Welt des Alltags“ (ebd.). Sie unterstreicht damit ebenfalls die Nähe parasozialer und sozialer Interaktion.

In jedem Fall stellt die Aktivität des Rezipienten bei der Ausformung der parasozialen Interaktion einen entscheidenden Aspekt dar und es wäre falsch, aus einer kritischen Perspektive heraus anzunehmen, Horton und Wohl hätten dies bei der Formulierung ihrer Annahmen nicht bedacht.

1.1.6Zwischenresümee

Grundpfeiler der parasozialen Interaktion, so wie sie von Horton und Wohl ver­standen und theoretisch ausgearbeitet wurde, ist zunächst die Illusion einer Fa­ce-to-face-Interaktion bzw. einer Atmosphäre scheinbarer Intimität zwischen der Per­sona und dem Rezipienten. Vor allem in den sogenannten 'personality program­mes'7, die um einen Showmaster oder Moderator herum konzipiert sind, lässt sich etwa durch direkte Anrede des Fernsehpublikums und nonverbale Bezugnahme eine solche Illusion herstellen. Der Zuschauer bekommt somit den Eindruck, als richte sich die Persona mit ihrem Verhalten an ihn, auch wenn sie sich im Normal­fall, d. h. im nicht-pathologischen Fall, bewusst ist, dass die Persona ein großes Publikum anspricht. Folglich reagiert der Rezipient, wenn er das Kommunikati­onsangebot der Persona versteht und annehmen will, als stünde er mit ihr in einer Face-to-face-Interaktion. Dies wiederum ist möglich, da bereits das Verhalten der Persona auf die antizipierten Reaktionen des Publikums ausgerichtet ist. Die Persona nimmt die Reaktionen der Zuschauer gewissermaßen immer wieder vorweg, um sich adäquat danach und in Bezug darauf verhalten zu können. Genauso ist auch ein anderer Umgang mit den Rollenangeboten möglich, der eher darauf abzielt, sich von der Persona zu distanzieren, gar eine feindselige Haltung einzunehmen oder sich entgegengesetzt der erwarteten Reaktionen zu verhalten. Dieser Erscheinungsform von parasozialer Interaktion entspricht die später entwickelte Einstufung parasozialer Phänomene nach ihrer Valenz, d. h. danach, ob die parasoziale Interaktion positiv oder negativ ausgeprägt ist. Der negativen parasozialen Interaktion kommt also die feindselige oder abwehrende Haltung gegenüber der Persona gleich, um die es in dieser Arbeit vorrangig gehen soll.

Horton und Wohl sehen den Nutzen einer parasozialen Interaktion für den Rezipienten in der Vielfalt an Rollen, die er in der parasozialen Situation mit der Persona ausprobieren kann. Deren Ausfüllung kann eine kompensatorische Funk­tion haben, wenn es sich um Rollen handelt, die im Alltag entweder schwer zugänglich oder schlichtweg nicht möglich sind, etwa, weil sie gesellschaftlich nicht akzep­tiert werden. Die vorliegende Magisterarbeit untersucht eine andere Art von Nut­zen einer parasozialen Interaktion. Sie prüft, ob negatives parasoziales Interagie­ren einen positiven Einfluss auf das Unterhaltungserleben des Rezipienten haben kann, also dazu dienen kann, das Vergnügen an der Rezeption zu steigern.

Die parasoziale Beziehung ist eine den Rezeptionsvorgang überdauernde Bindung an die Persona, die von parasozialer Interaktion beeinflusst wird und ebenso auf diese zurückwirkt. In dieser Arbeit wird das Konzept der paraso­zialen Beziehung nicht weiter verfolgt.

1.2Neuere Forschung zur parasozialen Interaktion

Die von Horton und Wohl ausgeführten und später von Horton und Strauss (1957) spezifizierten Ansätze zum Phänomen der parasozialen Interaktion konnten von den Autoren keiner empirischen Überprüfung unterzogen werden. Die nachfolgen­de Forschung hat sich der parasozialen Interaktion schließlich unter verschiedenen Forschungsparadigmen angenommen. Laut Schramm, Hartmann und Klimmt (2002) ist das Phänomen der parasozialen Interaktion neben dem der parasozialen Beziehung inzwischen „eines der dominanten Konzepte in der kommunikationswissenschaftlichen Rezeptionsforschung“ (ebd.: 436). Die intensive Beschäftigung mit den Konzepten unter dem Vormund sich teilweise widersprechender Forschungsrichtungen hat jedoch zur Entstehung von Unklarheiten bezüglich der Begrifflichkeiten und demzufolge auch der Messmethodik geführt.

1.2.1Probleme der Konzeptualisierung

Die erste Frage, die beim Durchsehen der verschiedenen Ansätze aufkommt, ist die nach der 'Gattungsart', der die parasoziale Interaktion angehört. Horton und Wohl vermeiden in ihrem Aufsatz eine explizite Bezeichnung für die von ihnen beobachteten Vorgänge, was es für die darauffolgenden Studien erforderlich machte, parasoziale Interaktion für sich genauer zu definieren. Mit Blick auf die verschiedenen Ansätze ergibt sich insgesamt jedoch ein diffuses Bild der theore­tischen Einordnung der parasozialen Interaktion.

Krotz (1996) etwa vertritt die These, dass die von Horton und Wohl be­schriebenen Prozesse als ein „symbolisch-interaktionistisches Modell zur Analyse der Rezeption von Massenkommunikation“ (ebd.: 73) zu verstehen sind.8 Mit Blick auf die Grundannahmen des Symbolischen Interaktionismus lässt sich para­soziale Interaktion als eine Ausprägung von Kommunikation begreifen, die der zwischen Individuen vergleichbar ist. Was Krotz dabei unter dem Begriff „Mo­dell“ versteht, bleibt unklar, zumal er an anderer Stelle wie viele weitere Autoren (vgl. z. B. Thallmair/Rössler 2001, Bente/Otto 1996, Gleich 1997a) auch das Wort „Konzept“ (ebd.: 74) benutzt. Schramm (2008) benutzt in diesem Zusammenhang sogar das Wort „meta-concept“ (ebd.: 3502). Auch Teichert (1973) beschreibt die parasoziale Interaktion unter dem Blickwinkel des Symbolischen Interaktionismus und streicht das Spannungsfeld zwischen „eigener Identität und Identifizierung mit den perzipierten Handlungsrollen“ (ebd.: 371) heraus, in dem sich der Rezipient befindet.

Bei Hippel (1992) ist von parasozialer Interaktion als einer „Theorie“ (ebd.: 137) die Rede, die „einen Beitrag zu einer interaktionistischen Fernsehtheo­rie“ (ebd.) leistet, und später von einer „interaktionistischen Fernseh­theorie“ (1993: 127). Wulff (1996b) fasst die Ausführungen Hortons und Wohls zur parasozialen Interaktion zusammen unter einer „theoretischen Grundlegung der Fernsehkommunikation“ (ebd.: 163). Schramm, Hartmann und Klimmt (2002) bezeichnen parasoziale Interaktion als „Modellierung des Rezeptionsprozesses“ (ebd.: 437).

Die Uses-and-Gratifications-Forschung hat schließlich parasoziale Interak­tion in ihren Katalog möglicher Fernseh-Gratifikationen aufgenommen. Begrün­det wurde dies mit der Ersatz-Funktion parasozialer Interaktion für fehlende reale Sozialkontakte (vgl. Bente/Otto 1996: 225; Meyen 2004; Levy 1979). Die Verortung der parasozialen Interaktion geschieht hier weniger anhand theoretischer Überlegungen, sondern vielmehr durch konkrete inhaltliche Aspekte, die Relevanz für die Uses-and-Gratification-Forschung betreffend. Allerdings ist hier die Frage, inwieweit tatsächlich die parasoziale Interaktion ein Substitut für mangelnde soziale Interaktionen sein kann, oder ob es hier nicht angebracht wäre, die entstehende parasoziale Beziehung als Gratifikation anzunehmen. Zu­dem sagt diese Einordnung nichts über die Phänomene der parasozialen Interakti­on und Beziehung selbst aus, sondern benutzt sie lediglich zur Erklärung des Medien­nutzungsverhaltens. Im Rahmen dieses Forschungsansatzes wurde wenig daran gearbeitet, das Konzept der parasozialen Interaktion empirisch so umzusetzen, dass es den ursprünglichen Gedanken Hortons und Wohls entspricht, sodass die Theorie ungenau bleiben musste.

Rubin et al. (1985) haben ihr Verständnis von parasozialer Interaktion er­weitert um Phänomene wie Identifikation und freundschaftliche Beziehungen zu Medienfiguren (vgl. Rubin/Perse/Powell 1985). Diese Interpretation ist insofern problematisch, da das Hinzuzählen von Identifikationsprozessen zur parasozialen Interaktion dem ursprünglichen Konzept widerspricht und außerdem nicht genau zwischen den Begriffen „Beziehung“ und „Interaktion“ unterschieden wird. Iden­tifikationsprozesse sind genau abzugrenzen von parasozialer Interaktion, da bei der Identifikation mit einer Medienfigur die eigene Perspektive und Identität zum Teil aufgegeben werden, um dafür die Identität der Medienfigur zu übernehmen. Der Rezipient gibt seine Position als Zuschauer auf, verschmilzt für eine gewisse Zeit mit der Medienfigur, und erlebt das Geschehen auf dem Bildschirm aus ihrem Blickwinkel heraus. Dieser Vorgang schließt eine gleichzeitige parasoziale Interaktion mit der Medienfigur aus, da sich der Rezipient hierfür seiner eigenen Identität und seiner Rolle als Zuschauer bewusst sein muss. Außerdem wird der Zuschauer gerade in den 'personality programmes' als dritte Person miteinbezogen und angesprochen. So wird er immer an seine eigene Identität erinnert (vgl. Wegener 2007). Außerdem findet bei der Identifikation teilweise ein Kontrollverlust statt, der in der parasozialen Interaktion so nicht auftritt.

Sood und Rogers (2000) sehen den Ursprung des Konzeptes der paraso­zialen Interaktion noch vor Horton und Wohl im Modell der „pseudo-gemeinschaft“, entwickelt von Merton et al. (1946, Reprint 1971). Sie machten die Beobachtung, dass eine 18-stündige Radiosendung9 während des Zweiten Weltkriegs mit der be­rühmten Sängerin Kate Smith, gedacht als Appell für U.S.-Kriegsanleihen, eine sehr hohe Summe10 einbrachte (vgl. Merton 1971: 16). Die Erklärung für diese au­ßergewöhnlich große Spendenbereitschaft vermuten die Autoren in dem Gemein­schaftsgefühl, das durch die Radiosendung vermittelt wurde. Merton et al. sahen in der Entfremdung des Einzelnen von der Gesellschaft den Grund für die Suche nach Rückversicherung und Bestätigung. Die Sängerin Kate Smith verkörperte durch ihre authentische, offene und selbstlose Art (vgl. Merton 1971: 16) in der Radiosendung genau diesen gesuchten Halt, der die Spendenbereitschaft erhöhte. Sood und Rogers erkennen in dieser Entdeckung den Vorläufer für die Entwick­lung des Konzeptes der parasozialen Interaktion, da ihrer Ansicht nach Horton und Wohl vom Modell der „pseudo-gemeinschaft“ (vgl. Merton: 1971) beeinflusst wurden. Belege für diesen Zusammenhang führen die Autoren jedoch nicht an. Wegener (2007) versteht parasoziale Interaktion im Rahmen ihrer Arbeit zu Stars im Alltag Jugendlicher als „das Bedürfnis nach einer Beziehung mit der jeweili­gen Medienperson“ (ebd.: 62) und reduziert den parasozialen Interaktionsprozess damit auf den Wunsch nach einer Bindung an die Persona und auf das „Ausleben dieser Beziehung“ (ebd.).

1.2.2Bisherige Messung parasozialer Interaktion

Wie bereits erwähnt hatte das unterschiedliche Verständnis der parasozialen Inter­aktion und ihrer Grundannahmen Auswirkungen auf die empirische Herangehens­weise. Für einen Überblick über einen Teil der bisherigen Methodik zur parasozia­len Interaktion soll der folgende kurze Abriss sorgen.

Die Anfänge

Nach der Veröffentlichung des Aufsatzes von Horton und Wohl im Jahr 1956 blieb es zunächst eine Zeit lang still um das Konzept der parasozialen Interaktion. Ro­sengreen und Windahl (1972) setzten sich mit explizitem Verweis auf Horton und Wohl (1956) schließlich erstmals im Rahmen des Uses-an­d-Gratifications-Ansatzes mit der parasozialen Interaktion auseinander. Später befasste sich Nord­lund (1978) in einem seiner Aufsätze ebenfalls theoretisch mit parasozialen Medi­enphänomenen. Für seinen Ansatz zur „media interaction“ entwarf er bereits erste Items (siehe Anhang).

Ein Jahr später nahm sich Levy (1979) dem Gegenstand schließlich eben­falls auf empirischem Wege an. Er entwarf eine aus sieben Items bestehende Skala, die aus Gruppendiskussionen heraus entwickelt wurden. Die Konstrukte hinter diesen Items ließen jedoch weniger auf die Messung parasozialer Interaktion schließen als auf die Abfrage längerfristiger Bindung an den Nachrichtenmoderator. Levy und Windahl (1984) verorteten die parasoziale Interaktion als einen der Bestand­teile ihrer Studie zu Publikumsaktivitäten. Darauf folgten Rubin et al. (1985) im Rahmen des Uses-and-Gratifications-Ansatzes. Von ihnen stammt die „Parasocial-Interaction-Scale“11. Darin konzipieren sie parasoziale Interaktion als interpersona­les Involvement12 und zählen Phänomene wie „interaction, identification, and long-term identification“ (Rubin/Perse/Powell 1985: 156) dazu. Die Fragen der Skala beziehen sich auf den jeweils bevorzugten Nachrichtensprecher. Darunter finden sich in leicht abgewandelter Form sechs der sieben Items aus der Skala von Levy und gleichen seinem Item-Set damit stark. Insgesamt misst die Skala ein Set verschiedener Phänomene, darunter Empathie während der Rezeption, z. B. in dem auch bei Levy vorhandenen Item „I feel sorry for my favourite newscaster when he or she makes a mistake.“ (ebd.). Hinzu kommen Fragen zum Involve­ment während der Sendung und einer emotionalen Bindung an den Nachrichten­moderator bis hin zu Items, die Selektionsentscheidungen nach der Rezeption oder den Wunsch nach einem realen Treffen mit der Persona abfragen. Insofern ver­mischt die Skala Phänomene, die nicht oder nicht unmittelbar zur parasozialen In­teraktion gehören. Mit Items wie „I think my favourite newscaster is like an old friend.“ misst sie generell eher längerfristige emotionale Bindungen, die über die Rezeptionssituation hinausgehen, unterscheidet dabei jedoch nicht explizit zwi­schen parasozialer Interaktion und Beziehung. Erscheinungsformen parasozialer Prozesse wie Feindschaft kann die Skala mangels geeigneter Items nicht erfassen, obwohl die Möglichkeit einer solchen Ausprägung von Horton und Wohl bereits in Betracht gezogen wurde.

Deutsche Adaptionen

Von Gleich wurde die Parasocial-Interaction-Scale im Jahr 1995 übersetzt und fand damit auch Eingang in die deutsche Forschung, wo sie vielfach aufgegriffen und an den jeweiligen Forschungsgegenstand angepasst wurde. Gleichwohl erfuhr die Skala aus den Reihen der deutschen Kommunikationswissenschaft auch starke Kritik (vgl. Hartmann/Schramm 2006; Schramm/Hartmann/Klimmt 2002). Gleich (1997a) nutzte das von ihm adaptierte Instrumentarium selbst, um nach Unter­schieden in der parasozialen Interaktion bei deutschen und amerikanischen Rezi­pienten zu suchen, Prädiktoren für das Auftreten parasozialer Interaktion zu finden und zu überprüfen, ob das Phänomen ein- oder mehrdimensional ist. Mit der An­wendung der modifizierten Parasocial-Interaction-Scale übernimmt er jedoch auch deren Schwächen. Gleich teilt die Perspektive seiner Vorgänger, parasoziale Interaktion nicht „lediglich auf den begrenzten Zeitraum der Fernsehrezeption zu beziehen“ (Gleich 1997a: 115), sondern auch die „prä- und postkommunikativen Phasen“ (ebd.) zu berücksichtigen. Er setzt damit die Aufweichung der Trennung zwischen parasozialer Interaktion und Beziehung fort.

Studien in der Nachfolge von Rubin et al.

Auter (1992) unterzog die Skala von Rubin et al. einer Prüfung, indem er erstmals den Stimulus, d. h. den Programminhalt, unter den Rezipienten manipulierte. Da­mit sollte der Einfluss des Nähegrads zum Publikum auf die Stärke parasozialer Interaktion erhoben werden. Zwei Gruppen von Rezipienten wurde jeweils die selbe Folge einer Comedy-Show vorgelegt. Die erste Version beinhaltete die Tech­nik „of breaking the fourth wall“ (ebd.: 176), das Heraustreten aus einer Rolle, um das Publikum direkt anzusprechen und dabei diese trennende 'vierte Wand' zwi­schen Publikum und Persona einzureißen. In der zweiten Fassung wurden die Stellen mit der oben genannten Technik herausgeschnitten. Nach der Präsentation des Stimulusmaterials wurde den Rezipienten schließlich eine adaptierte Form der Parasocial-Interaction-Scale nach Rubin et al. vorgelegt.

Auter und Palmgreen (2000) sehen einen Kritikpunkt der Skala von Rubin et al. in der postulierten Eindimensionalität des Phänomens und setzen ihr die „Audience-Persona-Interaction Scale“ (siehe Anhang) entgegen. Sie berufen sich dabei auf das Konzept nach Horton und Wohl (1956), das ihrer Ansicht nach bereits mehrdimensio­nal angelegt ist. Dennoch fragen die Items ihrer Skala kaum Prozesse parasozialer Interaktion ab. Einige ließen sich der Theorie des sozialen Vergleichs13 (Festinger 1954) zuordnen, andere beziehen sich beispielsweise, wie auch schon bei Rubin et al., auf postrezeptive Selektionsentscheidungen. Zwar konnten aus den Daten vier Faktoren gewonnen werden, jedoch kommt nur einer, „feeling of group interacti­on“, dem Konzept der parasozialen Interaktion nahe.

Alternative Messmethoden von PSI

Die bisher aufgeführten Studien haben den Zugang zur parasozialen Interaktion über den Weg der (postrezeptiven) Befragung gewählt. Andere linguistisch ge­prägte Studien haben versucht, mittels Beobachtung offen stattfindendes Interakti­onsverhalten der Zuschauer zu erfassen und zu analysieren (vgl. Püschel 1993). Verbale Äußerungen in Bezug auf das mediale Geschehen können so unmittelbar registriert werden, innere Vorgänge wie Gedanken oder auch Gefühle gegenüber der Persona bleiben dabei aber unzugänglich. Darüber hinaus ist nicht immer ein­deutig zu klären, ob es sich bei den Äußerungen tatsächlich um ausschließlich an die Persona gerichtete Inhalte handelt, oder ob gerade bei mehreren anwesenden Personen in der Fernseh-Situation vielmehr Anschlusskommunikation über das Gesehene vorliegt.

Auch bei der Analyse von Zuschauerpost wie in der Arbeit von Sood und Rogers (2000) ist diese Frage zu beachten. Die beiden Autoren haben sich dem Phänomen der parasozialen Interaktion am Beispiel einer sehr populären in­dischen Soap-Opera genähert. Anhand der Inhaltsanalyse von Publikumszuschrif­ten, die die Autoren als Ausdruck parasozialer Interaktion verstehen, versuchen sie, theoretisch erarbeitete Dimensionen parasozialer Interaktion auch empirisch zu überprüfen. Dabei beschreiben sie ihr Grundverständnis des Phänomens als „the degree to which an audience member develops a perceived interpersonal re­lationship with a media character“ (ebd.: 386). Diese Definition enthält die schon bei Levy und Rubin et al. kritisierte Gleichsetzung parasozialer Interaktion mit der länger andauernden, stabileren parasozialen Beziehung. Parasoziale Interaktion wird, ähnlich wie bei Wegener (2007), lediglich als eine Art 'Zwischenstufe' im Aufbauprozess einer parasozialen Beziehung aufgefasst und weniger als eigen­ständiges Phänomen.

Eine große Anzahl von Arbeiten hat sich auch mit der Untersuchung para­sozialer Beziehungen beschäftigt14. Diese Studien sollen jedoch nicht Gegenstand der vorliegenden Arbeit sein.

1.2.3Aktuelles Verständnis parasozialer Interaktion nach Hartmann/Schramm

In das Nebeneinander der verschiedenen Herangehensweisen versucht eine Grup­pe deutscher Wissenschaftler seit mehreren Jahren eine neue Ordnung zu bringen und die divergenten Definitionen und Konzeptualisierungen parasozialer In­teraktion zu überwinden. Hartmann, Klimmt und Schramm veröffentlichen seit dem Jahr 2000 in verschiedenen thematischen Bereichen Arbeiten zur parasozia­len Interaktion und versuchen dabei, ihr erarbeitetes Konzept zu konkretisieren und zu erweitern. Diese Magisterarbeit beruft sich vor allem auf ihr Verständnis parasozialer Phänomene, verortet im medienpsychologischen und kommunikati­onswissenschaftlichen Forschungsfeld. Die zentrale Definition des Konzeptes zeichnet parasoziale Interaktion „als ein vom Bewusstsein der medialen Vermit­teltheit geprägtes interpersonales Involvement von Rezipientinnen und Rezipien­ten mit einer Medienperson, das sich in perzeptiv-kognitiven, affektiven und ko­nativen Teilprozessen und Erlebnisweisen manifestieren kann und dessen Intensi­tät im Rezeptionsverlauf dynamischen Schwankungen unterliegen kann“ (Hart­mann et al. 2004a: 37).

Kernstück des Begriffes der parasozialen Interaktion, so wie ihn vor allem Hartmann und Schramm (Hartmann/Schramm 2006; Schramm/Hartmann 2007/2008a/2008b) konzipiert haben, ist zunächst die Prozess-Komponente para­sozialer Interaktion, die Schramm et al. in den Vordergrund rücken und damit die Abgrenzung von der parasozialen Beziehung hervorheben. Hartmann (2008) un­terteilt demnach parasoziale Interaktion in zwei verwandte Phänomene, die „para­communication“ und das „parasocial processing“. Paracommunication steht für das subjektive Gefühl des Rezipienten, mit der Persona in einer Face-to-fa­ce-Interaktion zu stehen, auch wenn objektiv klar ist, dass die Situation nur durch mediale Vermittlung existiert. Der Begriff des „parasocial processing“ umfasst schließlich alle Arten des Antwortverhaltens des Rezipienten in Bezug auf die Per­sona, unabhängig davon, ob er sich von der Persona adressiert fühlt oder nicht. Damit sind alle Prozesse eingeschlossen, die die Wahrnehmung der Persona be­treffen und die einsetzen, sobald diese auf dem Bildschirm erscheint. Diesen Teil des Konzeptes verstehen Schramm et al. als die eigentliche parasoziale Interaktion, denn er beinhaltet alle Prozesse, die sich während der Rezeption abspielen und ist damit klar abgrenzbar von längerfristigen Bindungen an die Persona.

Laut Ansicht der Autoren gehören auch noch minimale Prozesse der Perso­nenwahrnehmung wie etwa „die 'Verortung' der Persona im medial dargestellten Raum“ (Hartmann/Schramm/Klimmt 2004a: 30) zu dem Phänomen der parasozia­len Interaktion. Die Konsequenz dieser Überlegungen ist, dass der Rezipient mit einer auf dem Bildschirm 'anwesenden' Persona nicht nicht parasozial interagieren kann (vgl. ebd.). Sobald auf dem Bildschirm eine mediale Entität wahrgenommen wird, setzen die parasozialen Prozesse ein. Diese mediale Entität kann durchaus auch eine künstliche Figur in Form einer Handpuppe oder eines animierten We­sens sein und darüber hinaus für den Zuschauer als irrelevant eingeschätzt wer­den. Wichtig ist nur, dass der Rezipient die Persona wahrgenommen hat bzw. wahrnimmt und sich so, wenn auch nicht in allen Teilen bewusst, mit ihr ausein­andergesetzt hat.

Die Autoren gehen also davon aus, dass in einer Rezeptionssituation, in der eine Persona auf dem Bildschirm zu sehen ist, immer parasoziale Prozesse ab­laufen. Diese Annahme rührt daher, dass Hartmann et al. bereits Vorgänge der Aufmerksamkeitsallokation bzw. der Verortung der Persona im Raum als minima­le parasoziale Prozesse verstehen, die demnach einsetzen, sobald die Persona auf dem Bildschirm wahrgenommen wird. Es stellt sich hier die Frage, inwieweit die­ses Konzept noch dem Verständnis eines aktiven Rezipienten entspricht. Zu den genannten 'minimalen Prozessen' ist kaum bewusste Aufmerksamkeit nötig, so­dass sie eher unbewusst und damit vom Rezipienten unbeachtet ablaufen. Der Re­zipient hat also in diesem Sinne keinen Einfluss auf die parasoziale Interaktion und kann an diesem Punkt die weitere Ausgestaltung auch noch nicht konkret mit­bestimmen, wie es eigentlich von Horton und Wohl (1956) vorgesehen war. Die Aktivität ist somit zunächst eingeschränkt auf mehr oder weniger unbewusste Wahrnehmungsvorgänge, mit denen eigentlich nur vorbereitend Informationen zur Persona gesammelt werden, auf deren Basis dann elaboriertere parasoziale Pro­zesse ablaufen können. Die Autoren vertreten damit ein sehr originäres Verständnis der parasozialen Inter­aktion, das bei den grundsätzlichen Verarbeitungsprozessen der Wahrnehmung von Personae ansetzt. Sie lassen offen, ob diese Prozesse stets bewusst ablaufen oder teilweise auch unbewusst stattfinden können. Zur empirischen Überprüfung der Vorgänge wenden sie jedoch Befragungen an und erhalten damit lediglich Zu­gang zu dem bewussten Teil.

Aus den theoretischen Vorüberlegungen zu einer Re-Definierung des Kon­zeptes der parasozialen Interaktion hat sich die Notwenigkeit eines neuen Messin­strumentes ergeben, das die Unstimmigkeiten vormaliger Skalen zu überwinden versucht. Auf Basis der herausgearbeiteten Desiderata vorangegangener Messin­strumente muss das neue Instrument zahlreichen Anforderungen gerecht werden. Da dezidiert Prozesse parasozialer Interaktion erhoben werden sollen, rekurrieren die Items auf die kognitiv-perzeptiven, affektiven und konativen Teilprozesse (vgl. Kapitel 2.1.1). Die PSI-Prozess-Skalen (vgl. Kapitel 3.1.3) bestehen dabei aus Teilskalen zu den drei Prozesskomponenten und ihren Subdimensionen (siehe Anhang). Darüber hinaus sind die Skalen offen für die Erhebung sowohl positiv als auch negativ valenzierter parasozialer Interaktion. Damit ist die Befragung nicht auf die 'klassische' Lieblingsfigur des Rezipienten beschränkt, sondern kann auch die andere Facette möglicher Interaktionsformen erfassen (vgl. Kapitel 3.1.4).

Die Konzeptualisierung der Skalen beruht auf den Annahmen des Zwei-E­benen-Modells der parasozialen Interaktion (vgl. Kapitel 3.1.2). Das Modell spannt die beiden Extrempole der möglichen Ausformung parasozialer Interaktion auf, indem es der schwach und oberflächlich ausgeprägten parasozialen Interakti­on die stark ausgebildete, intensive parasoziale Interaktion gegenüberstellt. Die Autoren verwenden dafür die Begriffe „Low-Level-PSI“ und „High-Level-PSI“15. Ob sich eine der beiden Formen entwickelt, hängt unter anderem von den Eigen­schaften der Medienpersona und von den Merkmalen des Rezipienten selbst ab.

Einflüsse auf die parasoziale Interaktion I: Eigenschaften der Medienpersona

Eigenschaften der Persona, die sich auf die Ausprägung und den Verlauf einer pa­rasozialen Interaktion auswirken können, sind in zwei Arten zu unterteilen. Merk­male wie Attraktivität bzw. Aussehen oder der Grad ihrer Artifizialität16 (vgl. Hart­mann/Schramm/Klimmt 2004b) zeichnen die Persona dauerhaft und beständig während des Rezeptionsverlaufs aus. Schweiger (2007) geht davon aus, dass at­traktive und auffällige Figuren aus evolutionären Gründen generell eher wahrge­nommen werden, weshalb Persona mit solchen Merkmalen auch eher Gegenstand einer parasozialen Interaktion sind. Andere Eigenschaften sind direkt von der Ein­bettung der Persona in den medialen Kontext abhängig, d. h. von ihrer Inszenie­rung für den Zuschauer (vgl. Hartmann/Schramm/Klimmt 2004b). Dazu gehören die Obtrusivität und Persistenz einer Persona. Diese Charakteristika werden von den Autoren als stärkste Determinanten für das Entstehen von High- oder Low-Level-PSI verortet. Obtrusivität und Persistenz17 sind subsumierbar unter dem Oberbegriff der „Bildschirmpräsenz“ (Hartmann/Schramm/Klimmt 2004a). Dabei meint 'Obtrusivität' die optische Aufdringlichkeit, mit der die Persona den Bild­schirm für sich in Anspruch nimmt, etwa bei einer Großaufnahme. Der Rezipient ist dadurch gezwungen, sich mit der Persona auseinanderzusetzen (vgl. ebd.). Ist die Persona zudem noch lange bzw. immer wieder zu sehen, spricht man von Per­sistenz. Kann die Persona beide Merkmale im Rezeptionsverlauf nicht oder nur wenig erfüllen, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer intensiven Auseinandersetzung im Sinne einer High-Level-PSI.

Die Adressierung, die laut Horton und Wohl (1956) eine wichtige Voraus­setzung für das Herstellen einer 'Face-to-face-Illusion' darstellt, ist damit ein wei­terer Einflussfaktor für die Ausprägung einer parasozialen Interaktion. Ob die Adressierung der Persona den Rezipienten erreichen kann, sofern sie überhaupt stattfindet, ist abhängig vom Grad der Obtrusivität und/oder Persistenz einer Per­sona (vgl. Hartmann/Schramm/Klimmt 2004a). Ist die Persona nur selten und/oder sehr unauffällig auf dem Bildschirm präsent, kann der Zuschauer das an ihn gerichtete Verhalten nicht oder nur oberflächlich wahrnehmen und eine weniger stark ausgeprägte parasoziale Interaktion ausführen. Neben der direkten, verbalen Adressierung zählt auch die nonverbale Bezugnahme etwa durch Gesten oder schon eine dem Zuschauer oder der Kamera zugewandte Körperhaltung zu dieser Rubrik.

Mit dem Persona-Konstrukt und seiner Einwirkung auf den parasozialen Interaktionsprozess beschäftigen sich einige Arbeiten gesondert (z. B. Baeßler 2009; Wulff 1996a). Baeßler unterscheidet bei der Entwicklung ihres Modells der personazentrierten Rezeption nochmals zwischen Eigenschaften der Persona so­wie der Rolle, die die Persona verkörpert, und den Merkmalen des Typs, dem die Persona zuzuordnen ist.

Einflüsse auf die parasoziale Interaktion II: Eigenschaften des Rezipienten

Unter den Eigenschaften des Rezipienten, die sich auf die konkrete Gestalt der pa­rasozialen Interaktion auswirken können, sind im weiteren Sinne alle „situativ sa­lienten Merkmale“ (Hartmann/Klimmt 2005: 90) in einer Rezeptionssituation zu verstehen. Dazu gehören einerseits ihre eigenen Eigenschaften wie etwa die aus der Persönlichkeitspsychologie stammenden Persönlichkeitsfaktoren Offenheit für Erfahrungen oder der individuelle Grad von Extraversion18 eines Rezipienten. Hinzu kommt das Maß an Motivation, sich tatsächlich willentlich mit einer Perso­na parasozial auseinanderzusetzen, das der Zuschauer in die Rezeptionssituation einbringt. Baeßler (2009) spricht auch von einer „persönlichen Relevanz“ (ebd.: 65), die die Persona für den Zuschauer haben muss. Ist diese Art der Motivation nur gering vorhanden, sollten gemäß der Annahme, dass in einer Rezeptionssitua­tion mit einer Persona immer Prozesse parasozialer Interaktion ablaufen, dennoch zumindest minimale, auf die Persona bezogene „Wahrnehmungs- und Verarbei­tungsprozesse nicht unterdrückt werden können“ (Hartmann/Schramm/Klimmt 2004b). Dies sollte besonders bei einer hohen Obtrusivität der Medienpersona der Fall sein, wenn sich der Zuschauer ihrer Wahrnehmung nur schwer entziehen kann. Zu Rezipienteneigenschaften im weiteren Sinne können je nach Forschungsinter­esse auch Einsamkeit bzw. das individuelle Bedürfnis nach sozialem Nutzen zäh­len (vgl. ebd.). Befunde zum Zusammenhang zwischen Einsamkeit und einer ge­nerell stärker ausgeprägten parasozialen Interaktion lassen jedoch das Phänomen wieder in die Reihe pathologischer Erscheinungsformen rücken. Außerdem sind die Ergebnisse solcher Studien sehr uneinheitlich, sodass nicht mit Bestimmtheit ein Zusammenhang postuliert werden kann.

Das Bedürfnis nach sozialem Nutzen beschreibt die „Erwartung, 'sozial nützliche' Informationen zu erhalten“ (ebd.) und ist daher auch bei weniger oder gar nicht einsamen Personen zu vermuten, die sich darüber ebenfalls eine Orien­tierungshilfe im Alltag erhoffen.

Insgesamt lassen sich je nach Forschungsinteresse verschiedene Rezipien­teneigenschaften herausgreifen und operationalisieren. Dazu zählen beispielsweise auch soziodemo­grafische Merkmale wie das Alter, der Bildungsgrad oder individuelle Verhaltens­weisen wie der tägliche Fernsehkonsum.

1.2.4Validierungsstudie von Schramm und Hartmann

Die PSI-Prozess-Skalen wurden nach ihrer Entwicklung von den Autoren bereits getestet (vgl. Schramm/Hartmann 2008a). Zwischen August 2005 und Februar 2006 fand die Erhebung mittels einer Onlinebefragung statt. Auf der Starthomepa­ge der Studie konnten die Probanden aus einer Liste von neun vorgegebenen TV-Genres eines auswählen, das sie sich entweder gerne anschauen oder aber nicht gerne ansehen. Die hiermit abgefragte Valenz gegenüber dem Genre wurde zufäl­lig zugewiesen, um eine größere Varianz in den parasozialen Interaktionen zu er­halten. Es muss bei einer beliebten Sendung schließlich nicht alleinig zu positiven parasozialen Interaktionen kommen, und umgekehrt müssen bei allgemein eher nicht gemochten Fernsehsendungen nicht ausschließlich negative parasoziale In­teraktionen auftreten.

Die erlebte parasoziale Interaktion sollten die Versuchsteilnehmer zu der Persona angeben, die ihnen nach der Rezeption der Sendung besonders in Erinne­rung geblieben war. Neben verschiedenen Angaben zur Sendung wurden schließ­lich die kognitiven und konativen Items in randomisierter Reihenfolge abgefragt. Nach der Präsentation des Valenz-Items wurden die jeweiligen affektiven Items vorgelegt. Um Zugang zu den Persona-Merkmalen zu erhalten, die die paraso­ziale Interaktion beeinflussen können, wurden beispielsweise auch die Obtrusivi­tät, Persistenz und Attraktivität der Persona erfasst. Zum Schluss sollten die Be­fragten Angaben zur Fernsehsituation und zur Soziodemografie machen (vgl. Schramm/Hartmann 2008a). Von insgesamt 237 ausgefüllten Fragebögen waren 63 negativ valenziert und 174 wiesen eine positive Valenz auf. Hier bestätigt sich, dass die Zuweisung der Sendungs-Valenz nicht zu gleichen Teilen die Persona-Valenz beeinflusst hat. Die Probanden haben auch bei einer zugewiesenen nicht gemoch­ten Sendung eher die parasoziale Interaktion zu einer positiv valenzierten Persona angegeben.

Es zeigte sich, dass die PSI-Prozess-Skalen in den meisten Bereichen zu­friedenstellende Maße erreichen können. Einige Items wurden im Zuge der Ska­lenoptimierung dennoch aus der ursprünglichen Version gestrichen (siehe An­hang). In Bezug auf den Einfluss von Persona-Merkmalen konnte gezeigt werden, dass parasoziale Prozesse intensiver ausfielen, wenn das jeweilige Persona-Merkmal stärker wahrgenommen wurde. Gegliedert nach den Teilprozessen korreliert die Obtrusivität einer Persona nur hoch signifikant mit kognitiven parasozialen Vor­gängen, nicht aber mit den konativen und affektiven. Die Persistenz korreliert hin­gegen mit allen drei Teilprozessen signifikant.

Die Validierungsstudie konnte die Annahmen des Zwei-Ebenen-Modells größtenteils bestätigen und die Vorteile der PSI-Prozess-Skalen gegenüber vorher­gehenden Messinstrumenten herausstreichen. Dennoch sehen die Autoren Bedarf an Verbesserungen und Erweiterungen. So vermerken sie kritisch, dass eine postre­zeptive Befragung unter Zuhilfenahme der PSI-Prozess-Skalen nur bedingt dazu geeignet ist, den Prozessverlauf einer parasozialen Interaktion abzubilden. Die Verwendung von Befragungen unmittelbar nach der Rezeption verstehen sie als Kompromiss gegenüber prozessbegleitenden Methoden, die einen ökonomischen und zeitlichen Zusatzaufwand bedeuten, dabei ebenfalls Messprobleme aufweisen und außerdem das Rezeptionserleben nicht unerheblich stören können.

Unter diesen Voraussetzungen sollten die PSI-Prozess-Skalen künftig beispiels­weise hinsichtlich ihrer Sub-Dimensionen geprüft werden oder auch in Bezug auf den Prozess-Charakter parasozialer Interaktion abgetastet werden. Die vorliegen­de Arbeit prüft anhand einer etwas verkürzten Variante speziell das Auftreten ne­gativer parasozialer Interaktion.

1.2.5Zwischenresümee

Die vorangegangenen Erläuterungen haben gezeigt, wie verschiedenartig die Her­angehensweisen der Forschung sind, wenn es um das Phänomen der parasozialen Interaktion geht. Ein Großteil der bisherigen Studien führt zwar im Titel den Be­griff der parasozialen Interaktion, mit Blick auf die verwendeten Skalen scheinen sie jedoch auf parasoziale Beziehungen und andere beständigere Phänomene ab­zuzielen (vgl. z. B. Rubin/Perse/Powell 1985). Zudem geht eine Vielzahl der bis­her verwendeten Erhebungsinstrumente auf Rubin, Perse und Powell zurück (vgl. Hartmann/Schramm/Klimmt 2004b). Diese Unregelmäßigkeiten erschweren es, die konzeptuelle Trennung von parasozialer Interaktion und Beziehung empirisch zu stützen. Die meisten Arbeiten greifen zudem die von Horton und Wohl bereits thematisierte Möglichkeit negativer parasozialer Interaktion theoretisch auf, kon­zipieren empirische Untersuchungen jedoch beispielsweise mit TV-­Lieblingsfiguren (vgl. Gleich 1997a). Ergebnisse zu negativen parasozialen Inter­aktionen bleiben da eher Zufallsfunde. Eine Studie, die sich rein auf die Eigenar­ten und Einflüsse negativer parasozialer Interaktionsprozesse konzentriert, liegt bisher nicht vor.

Das Konzept der parasozialen Interaktion nach Hartmann et al. bzw. Schramm et al. trennt explizit zwischen Beziehung und Interaktion und ist mithin prozessorientiert ausgerichtet. Hinsichtlich der Kriterien Valenz und Intensität werden positive und negative sowie starke und schwache parasoziale Interaktio­nen unterschieden. Auch bezüglich ihrer Struktur lässt sich eine Einteilung nach dem dominanten Teilprozess einer parasozialen Interaktion vornehmen, um para­soziale Prozesse zu charakterisieren. Eigenschaften der Persona bzw. des Angebo­tes sowie der Situation und des Rezipienten üben einen Einfluss auf die konkrete Ausformung einer parasozialen Interaktion aus.

Die PSI-Prozess-Skalen berücksichtigen, im Gegensatz zu einem Großteil vorhergehender Skalen (z. B. Rubin/Perse/Powell 1985), auch das Auftreten nega­tiver parasozialer Interaktion. Meist wurden positive parasoziale Interaktionen un­ter Aspekten wie Fanbeziehungen (z. B. Baeßler 2009; Klimmt/Vorderer 2002) oder Einsamkeitsbewältigung (z. B. Rubin et al. 1985) erforscht. Der Zusammen­hang zwischen einer positiven Grundeinstellung zu der Persona und dem Motiv bzw. der Gratifikation einer solchen parasozialen Interaktion scheint hier augen­fällig. Der Frage, warum ein Rezipient in einer freiwillig aufgesuchten Fernseh-Situation negative parasoziale Interaktionen zu einer Persona erdulden sollte, wo er den Fernseher doch auch einfach abschalten könnte, hat sich in dieser Form noch keine Arbeit zugewandt. Dieser Fragestellung möchte die vorliegende Arbeit nachgehen.

Der empirische Zugang zur parasozialen Interaktion erfolgte bisher größ­tenteils über das Mittel der Befragung. Auch Hartmann und Schramm (2008a/2008b) wählen diesen Zugang und haben dafür die PSI-Prozess-Skalen entwickelt. Die Items dieser Skala sind gleichermaßen offen für die Messung po­sitiver und negativer parasozialer Interaktionen und eignen sich daher für die Ziel­stellung der vorliegenden Arbeit, sich der negativen parasozialen Interaktion ge­sondert zuzuwenden. Eine erste Validierungsstudie erbrachte positive Ergebnisse für die weitere Verwendung der Skalen.

2.Der Unterhaltungsbegriff

Um den Einfluss negativer parasozialer Interaktion auf das Unterhaltungserleben erfassen zu können, ist es notwendig, eine Definition des Unterhaltungsbegriffs dieser Arbeit auf­zustellen. Nicht alle Ansätze zum Verständnis von Unterhaltung bieten hierfür gleichermaßen passende Voraussetzungen. Die Theorie zum Mood Management19 (Zillmann 1988) etwa konzentriert sich ausschließlich auf das Erreichen und Bei­behalten positiver Stimmungen und vertritt damit ein hedonistisch geprägtes Bild des Mediennutzers. Auch die Affective Disposition Theory (Zillmann 1994, 1996)20 konzentriert sich auf diese Facette der Mediennutzung und vernachlässigt dabei die Wirkung unangenehmer Stimmungen, die durch einen medialen Stimu­lus ausgelöst werden können. Gerade dieser Bereich ist in dieser Arbeit im Hin­blick auf das Auftreten negativer parasozialer Interaktion jedoch von großer Be­deutung. Deshalb soll zunächst mit einem Überblick über einen ausgewählten Teil der Unterhaltungsforschung der Rahmen abgesteckt werden, in dem sich die Be­griffskonstitution bewegen soll. Der Fokus ist dabei auf solche Ansätze gerichtet, die offen für die Verortung aversiver Zustände und Stimmungen im Bereich der Unterhaltungserfahrung sind.

2.1Unterhaltung als Rezeptionsphänomen

Unterhaltung als „Rezeptionsphänomen“ (Bosshart/Macconi 1998: 3; Trepte 2006: 142) wird verstanden als Beurteilung des Medienangebotes bzw. der damit ausgelösten Empfindungen durch den Rezipienten. Unterhaltung ist hiernach nicht bloß eine Eigenschaft des medialen Angebotes (vgl. Früh 2002). Die Unterhal­tungserfahrung wird vom Rezipienten vielmehr erst generiert und kann angebots­unabhängig entstehen. Ein Zuschauer kann sich also auch bei der Rezeption einer Nachrichtensendung unterhalten fühlen, auch wenn sie angebotsseitig nicht als 'Unterhaltungsformat' konzipiert ist. Das Unterhaltungsverständnis speist sich also in erster Linie aus den Erwartungen des Rezipienten an das Medienangebot. Als solches sollte es von den Rezipienten reflektiert werden können und bewusst zugänglich, d. h. verbalisierbar sein. Für die vorliegende Arbeit wird dieses Unterhaltungsverständnis als grundlegend angesehen, da es zwei wichtige Annahmen in sich vereint: die Eigenleistung des Rezipienten, der einerseits selbst entscheidet, welches Medienangebot für ihn unterhaltend ist und der zudem über diese Unterhaltungserfahrung reflektieren kann.

2.1.1Unterhaltung – Performance vs. Wirkung

Unterhaltung wird gemäß dieser Vorannahmen nicht im Augenblick ihrer Entste­hung gemessen, denn diese Art des 'Erlebens' von Unterhaltung ist postrezeptiv kaum zugänglich. Wünsch (2006b) fasst diese Erscheinungsform unter der Be­zeichnung „Unterhaltung als Performance“ (ebd.: 177), die eintreten kann, wäh­rend eine Fernsehsendung rezipiert wird. Gemäß seiner Entstehung ist 'Unterhal­tung als Performance' ein dynamisches Phänomen, das vorrangig rezeptionsbe­gleitenden Messverfahren zugänglich ist. Dagegen meint „Unterhaltung als Wir­kung“ (ebd.) das anschließende Urteil über die stattgefundene Unterhaltung nach der Rezeption, etwas wie einen „Endzustand“ (ebd.) in Folge und als Wirkung der Rezeption. Auch Brosius (2003) folgt dieser Trennung zwischen dem „synchronen Unterhaltungserleben einerseits und dem abschließenden summarischen Unterhal­tungsurteil“ (ebd.: 78) auf der anderen Seite. Er räumt ein, dass das Unterhal­tungsurteil durchaus vom Unterhaltungserleben während der Rezeption abweichen kann, da dieses möglicherweise dynamischen Schwankungen unterliegt.

Es muss also unterschieden werden zwischen Unterhaltungserleben als dem während der Rezeption ablaufenden Vorgang und der retrospektiven Ein­schätzung dieses Erlebens. Dementsprechend wurde der Unterhaltungsbegriff die­ser Arbeit dafür entwickelt, rückblickend das Vorhandensein von Unterhaltungser­leben bei dem Rezipienten zu prüfen, nicht aber dazu, um etwa mögliche Funktio­nen von Unterhaltung zu ergründen. Zur Betonung der Retrospektivität bedient sich die vorliegende Arbeit in Anlehnung an Brosius (2003) des Begriffes der „Unterhaltung als Rezeptionsurteil“, womit explizit die nach der Rezeption noch zugängliche Unterhaltungserfahrung gemeint ist.

2.1.2Unterhaltung an aversiven emotionalen Zuständen

Eine kontrovers diskutierte Frage in der Unterhaltungsforschung ist, ob und vor allem wie negative Emotionen, die durch Medieninhalte ausgelöst werden, als an­genehme Unterhaltung wahrgenommen werden können. Generell wird mit Unter­haltung schließlich eher ein positiver Zustand assoziiert, der als „angenehm und freudvoll“ (Vorderer 2001: 117) beschrieben wird. Der Aspekt der „unerfreuli­chen, belastenden oder sogar Besorgnis erregenden Erfahrungen, die die Zuschau­er erleben“ (ebd.: 120) ist dabei oft zu kurz gekommen, wenngleich er ein spezifi­sches Erlebenspotential in sich birgt (vgl. auch Vorderer/Weber 2003: 152).

Meta-mood experience

Einen Beitrag zur Erklärung kann hier das in der Psychologie unter dem Begriff der „meta-mood experience“ (vgl. Mayer/Gaschke 1988) bekannte Konzept leis­ten, das sich mit der Kontrolle und Beeinflussung menschlicher Stimmung durch das Individuum selbst beschäftigt. Stimmungen oder Launen können nach diesem theoretischen Ansatz sowohl auf einer direkten Ebene als auch reflektiert erfahren werden. Diese Reflexion über eine gegenwärtige Stimmung entsteht als Antwort auf ihre direkte Wahrnehmung. Aus einer funktionalen Perspektive heraus sind derartige Reflexionen als Produkte eines Regulationsprozesses zu verstehen. Zu den Aufgaben der 'meta-mood experience' gehört das Beobachten, Kontrollieren und Bewerten von Stimmungen genauso wie das Herbeiführen einer Stimmungsänderung (vgl. ebd.). Es laufen folglich kogni­tive Prozesse ab, die es erlauben, augenblickliche Stimmungen einzuordnen. Die Beobachtung oder Kontrolle der Stimmung kann etwa die genaue Feststellung des Stimmungsstatus' erbringen, über die Bewertung kann beispielsweise eingeschätzt werden, ob man sich momentan vielleicht für ein Gefühl schämt. Der Versuch, eine Stimmung, wenn nötig, zu ändern, kann in Handlungsplänen münden. Das kann etwa der Entschluss sein, positiv zu denken, um in eine bessere Stimmung zu kommen.

Wie die Stimmung selbst kann auch die 'meta-mood experience' auf einem Kontinuum von 'angenehm' bis 'unangenehm' abgebildet werden. Von Bedeutung ist dabei, dass diese Einteilungen unabhängig voneinander möglich sind. So ergibt sich ein Vier-Felder-Schema: Es ist einerseits denkbar, dass angenehme Gedanken der 'meta-mood experience' auf unangenehme Gefühle gerichtet sein können, zum Beispiel in dem Gedankengang, dass die gerade empfundene Traurigkeit nicht falsch oder peinlich ist, sondern etwas ganz Normales. Demgegenüber können auch unangenehme Gedanken auf angenehme Gefühle bezogen sein, etwa wenn ein durchaus positives Gefühl plötzlich Angst macht. Auf der Ebene der 'meta-mood experience' muss also ein unmittelbar als positiv wahrgenommenes Gefühl nicht unbedingt auch als positiv gelten. Andererseits können negative Stimmun­gen, die anhand der 'meta-mood experience' als kontrollierbar eingestuft werden, so weniger aversiv wirken und durch eine ausgleichende Bewertung auf der 'meta-mood'-Ebene als positive Erfahrung kategorisiert werden, auch wenn die Stim­mung auf der direkten Ebene unverändert bleibt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Mögliche Ausprägungen der Meta-Mood-Stimmungs-Beziehungen (eigene Darstellung)

Die vorangegangenen Erläuterungen sollen kurz am Beispiel der Rezeption eines melodramatischen, also primär traurigen Films verdeutlicht werden. Dieser me­diale Stimulus ist in der Lage, beim Rezipienten eine traurige Stimmung zu evo­zieren. Durch Selbstbeobachtung kann der Rezipient feststellen, ob er anhand des Films traurig gestimmt wird. Schließlich kann er für sich befinden, dass die traurige Stimmung eigentlich unangebracht ist, da die Handlung des Films allzu realitätsfern ist und seine Mit-Rezipienten, anstatt bedrückt zu sein, sich darüber lustig machen. Damit bewertet er seine Stimmung als unpassend und leitet in einem weiteren Schritt Maßnahmen ein, um sie zu ändern. Er konzentriert sich auf die schlechte Machart des Films und stimmt in das Gelächter der anderen mit ein. Ebenso gut hätte der Rezipient die Traurigkeit aber auch als angenehm einstufen können, z. B. weil er gerade seine Beziehung beendet hat und ihn die Darstellungen im Film davon ablenken. Äußere Umstände können also ein wichtiger Einflussfaktor für die 'meta-mood experience' sein.

Übertragen auf die Problematik der Unterhaltung kann dieser Ansatz helfen, die Zuwendung zu Medieninhalten zu erklären, die bei dem Rezipienten aversive Ge­fühle auslösen. Ein Horrorfilm verursacht demnach bei den meisten Menschen primär Angst, ein eigentlich durch und durch negatives Gefühl, das das Individu­um vermeiden will und dessen auslösendem Stimulus es ausweichen möchte. Auf der Ebene der 'meta-mood experience' jedoch ist es möglich, dieses unangenehme Gefühl positiv zu attribuieren, etwa indem man den Film für seine Spezialeffekte bewundert, die in der Lage sind, derartige Gefühle realitätsnah hervorzurufen (vgl. auch Schramm/Wirth 2006: 31). Erst diese Attribution und die Reflexion auf einer seiner Angst übergeordneten Ebene verschaffen dem Rezipienten das Unterhal­tungserleben, indem er ein eigentlich unangenehmes Gefühl genießen kann. Glei­ches kann möglicherweise für das Ablaufen parasozialer Interaktionen gelten.

Unterhaltung an parasozialen Vorgängen

Vorderer (1998) sieht als „prototypische Unterhaltungserfahrung“ (ebd.: 691) das Erleben einer parasozialen Beziehung zu einer Medienfigur. In diesem 'Erleben' erkennt er sogar in vielen Fällen eine notwendige, wenn nicht gar die wichtigste Bedingung für das Zustandekommen von Unterhaltung. Parasoziale Beziehungen können jedoch im eigentlichen Sinne nur erlebt werden durch eine parasoziale Interaktion. Andernfalls kann nicht von einer direkten Erfahrbar­keit einer parasozialen Beziehung ausgegangen werden. Eben diese Vorgänge parasozialer In­teraktion können, wie von Horton und Wohl (1956) bereits angedacht, sowohl po­sitiv als auch negativ ausgeprägt sein. Rein intuitiv sollte anzunehmen sein, dass eine negativ ausgeformte parasoziale Interaktion zu den vermeidbaren affektiven Zuständen zählt, da die Konfrontation mit einer nicht gemochten Persona je nach Intensität der Abneigung ebenfalls in unangenehmen Stimmungen bzw. Gefühlen resultieren kann. Die Gedanken und Überlegungen zu der Persona im Bereich der perzeptiv-kognitiven Teilprozesse können negativ gefärbt sein, ebenso wie die Verhaltensabsichten oder das tatsächlich geäußerte Verhalten, sofern es sich auf die Persona richtet. Die Valenz der parasozialen Interaktion kann sich also auf alle Teilprozesse auswirken. Gemäß der Annahmen der 'meta-mood experience' sollte es jedoch auch hier möglich sein, durch Reflexion eine Umbewertung der so ent­standenen aversiven Stimmung zu erreichen. Diese Umbewertung wiederum kann sich aus den verschiedensten, kognitiv bewussten Motiven speisen.

Unterhaltung auf der Mikro- und Makroebene

Eine negative parasoziale Interaktion, die sich vorrangig aus affektiven Zustän­den bzw. Bewertungsprozessen speist, kann also mit dem Ablaufen negativer Emotionen allgemein gleichgesetzt werden. In der Unterhaltung durch negative Emotionen sieht auch Oliver (1993) keinen Widerspruch. Am Beispiel trauriger Filme hat sie die „Sad-Film-Scale“ entworfen, mit deren Hilfe sie erklären will, warum solche Filme rezipiert und als unterhaltsam empfunden werden. Die Auto­rin erfasst positive und negative Empfindungen als gleichzeitig ablaufende Emoti­onsprozesse. Eher aversive Gefühle, die während der Rezeption entstehen, können dabei auf einer Metaebene bewertet und als positiv empfunden werden. Die Me­taebene entspricht dabei der 'meta-mood experience' des oben genannten Konzep­tes. Die Reflexion über ein durchlebtes Gefühl wie Trauer kann dann zu einer In­terpretation als positive und angenehme Erfahrung führen. Wenn die Traurigkeit zum Beispiel mit den “augenblicklichen Handlungszielen korrespondiert“ (Wirth/Schramm 2007: 171), kann z. B. anhand des Mitfühlens mit der Hauptfigur die Situation insgesamt als angenehm empfunden werden, sodass eine positi­ve Metaemotion entsteht. Diese Annahmen können auf weitere Formen negativer Emotionen ausgedehnt werden.

Früh (2002) stellt im Rahmen der Triadisch-Dynamischen Unterhaltungs­theorie (TDU) ähnliche Überlegungen bezüglich der Unterscheidung einer Mikro- und Makroebene an. Während der Rezeption laufen auf der Mikroebene „alle denkbaren spezifischen Emotionen positiver wie negativer Art“ (ebd.: 87) ab, auf der übergeordneten Makroebene findet gleichzeitig das Unterhaltungserleben statt, das Früh als „tendenziell positive Emotion“ (ebd.) einstuft. Bei der Rezepti­on stehen die Emotionen der Mikroebene im Vordergrund. Diese sind jedoch laut Früh nicht mit 'echten' Emotionen gleichzusetzen, die durch direkte Erlebnisse und unmittelbare Erfahrung entstehen. Vielmehr werden die medial ausgelösten Mikroemotionen als „Als-ob-Emotionen“ (ebd.: 207) gefasst. Sie wirken auch deshalb nicht so intensiv auf den Rezipienten ein, weil das Rezeptionserleben nor­malerweise im Bewusstsein der Medienvermitteltheit stattfindet. Auch das emo­tionale Rezeptionserleben ist deshalb immer ein „medienspezifisches“ (Früh 2002: 187). So sei auch zu verstehen, warum emotional stark erregende Situatio­nen, die medial dargestellt sind, nicht dieselben Reaktionen hervorrufen wie eine gleichartige, aber reale Situation.

Die Unterhaltungsempfindungen der Makroebene spielen sich eher im Hintergrund ab und sorgen letztlich dafür, dass der Rezipient sich nicht langweilt und etwa den Sender wechselt. Solange das Medienangebot auf der Makroebene als unterhaltsam eingeschätzt wird, können auch „Unterhaltungslücken“ (Früh 2002: 223) auf der Mikroebene überwunden werden. Postrezeptiv ändert sich die­se Anordnung, wenn die Aufmerksamkeit nicht mehr auf das mediale Geschehen gerichtet ist. Mit Blick auf die zurückliegende Rezeption kann der Zuschauer an­gesichts seiner Wahrnehmung des Medienangebotes auf der Makroebene beurtei­len, ob er sich unterhalten hat bzw. wie sehr. Laut Früh ist „die letzte Instanz, bei der sich entscheidet, ob eine Szene […] als unterhaltend wahrgenommen wird, die Makroebene“ (ebd.: 214). Aus dieser distanzierten Perspektive auf die Rezeption können auch negative Empfindungen anhand einer „Valenztransformation“ (Wirth/Schramm 2007: 164) positiv interpretiert werden (vgl. Früh 2002: 215). Auf der Makroebene kann Unterhaltung auch mittels einer postrezeptiven Befra­gung der Rezipienten erhoben werden (vgl. Wünsch 2006a). Mit Blick auf das Konzept der 'meta-mood experience' kann die Metaebene bei Früh (2002) als eben diese Reflexion über die gegenwärtige Stimmung bzw. das aktuelle Gefühl ver­standen werden. Die Mikroebene ist demnach zu vergleichen mit der direkt wahr­genommenen Stimmung. Unterhaltungserleben entsteht demnach übergeordnet und als Reflexion der Emotionen auf der Mikroebene. Wünsch (2006a) konnte be­reits empirisch die Existenz von Mikro- und Makroemotionen beweisen und auf­zeigen, dass beide Ebenen vom jeweiligen Stimulus abhängen. Außerdem sind sie hierarchisch strukturiert, stehen aber nicht in wechselweiser Abhängigkeit zuein­ander (vgl. Wünsch 2006a).

Motive für das Aufsuchen aversiver Zustände

Ein Motiv für das Aufsuchen unangenehmer Stimmungen oder Zustände mit Hilfe medialer, audiovisueller Angebote kann also Unterhaltung sein, wenn die reflexi­ve Bewertung dieser Stimmungen oder Zustände es erlaubt. Dass Menschen sich freiwillig in unangenehme Stimmungen begeben können, zeigt auch Parrott (1993) und führt dafür verschiedene Motive an. Seine Ausführungen zeigen, dass schlechte Stimmung gewollt sein kann, wenn sie reflektiert wird und die betref­fende Person auf Basis der „analysis of its costs and benefits“ (ebd.: 304) ent­scheidet, welcher Stimmung sie sein kann und sein möchte. Laut Parrott kann etwa der Entschluss „to brood over life's tragic or mysterious aspects [be] more conducive to profoundity than is seeking constant cheerfulness“ (ebd.: 292). Me­lancholische Stimmung kann also attraktiv sein, wenn sie etwa das Umfeld für tiefgründige Gedanken bietet.

Parrott unterteilt die Beweggründe für das Beibehalten einer unangeneh­men Stimmung in allgemeine nicht-soziale Motive, spezifische nicht-soziale Mo­tive und soziale Motive. Wenn ein medial ausgelöster aversiver Zustand also in der Lage ist, ein solches Motiv zu befriedigen, kann der jeweilige mediale Stimu­lus auf übergeordneter Ebene auch als unterhaltsam eingeschätzt werden. Die Re­flexion über den Nutzen des aversiven Zustands kann als Zugang zur Unterhal­tungserfahrung fungieren. So muss die unangenehme Stimmung nicht länger auch als unweigerlich negativ eingestuft werden.

Media enjoyment as an attitude

Dem Paradox, weshalb etwa traurige Filme unterhaltend sein können, haben sich auch Nabi und Krcmar (2004) und Krcmar und Renfro (2004) angenommen. Un­terhaltung an einer genuin unangenehmen affektiven Erfahrung wie Traurigkeit, vermittelt durch einen traurigen Film, ist ihrer Ansicht nach nicht länger unlogisch oder wissenschaftlich unzugänglich. In einem ersten Schritt ist es dazu nötig, 'en­joyment' als den wichtigsten Teil von Unterhaltung zu begreifen. Vergnügen, Spaß und Freude, als Bestandteile des 'enjoyment'-Begriffes, tauchen am häufigsten auf, wenn Mediennutzer ihre Erwartungen an unterhaltende Medieninhalte artikulie­ren. Unterhaltung ohne 'enjoyment' ist dementsprechend nur schwer vorstellbar (vgl. Nabi/Krcmar 2004). Nabi und Krcmar (2004) verstehen 'enjoyment' als Ein­stellung mit kognitiver, affektiver und konativer Dimension. Auf der kognitiven Dimension kann eine affektive Erfahrung wie Traurigkeit schließlich positiv be­wertet werden.

Diese kognitive Ebene ist wiederum gleichzusetzen mit der 'meta-mood experience' nach Mayer und Gaschke (1988), die es anhand der Beobachtung, Be­wertung und Einordnung von Stimmungen erlaubt, an einem Zustand Vergnügen zu empfinden, der laut Vorderer, Klimmt und Ritterfeld (2004) „from an outside perspective appears to be all but desirable“ (ebd.: 394). Die Autoren fassen 'enjoy­ment' ohne den Einstellungs-Aspekt nach Nabi und Krcmar (2004) ebenfalls als Konstrukt, „that includes references to physiological, affective, and cognitive di­mensions“ (Vorderer/Klimmt/Ritterfeld 2004: 89). Auch sie bezeichnen 'enjoy­ment' als „the core of entertainment“ (ebd.: 389). Anders als Nabi und Krcmar je­doch verstehen sie 'enjoyment' in Form eines „'pleasant' experiential state“ (ebd.: 393) als direktes Ergebnis aversiver Zustände, wenn diese nämlich auf der Me­ta-Ebene reflektiert werden (vgl. ebd.: 394). Damit ähnelt ihr Ansatz auch dem von Früh (2002) und dessen Makroebene.

Das Emotions-Metaemotions-Regulations-Modell

Einen Schritt weiter gehen Wirth und Schramm (2007) mit dem Emotions-­Metaemotions-Regulations-Modell (EMR-Modell). Sie kritisieren an der Sad-­Film-Scale von Oliver (1993), dass diese zwar die generelle Präferenz für die Re­zeption trauriger Filme sowie Gründe für diese Präferenz erhebt, jedoch bei der Messung und Erklärung nicht bis zum konkreten Erleben und den dabei ablaufen­den Verarbeitungsprozessen vordringt (vgl. Wirth/Schramm 2007). Im Gegensatz dazu versucht ihr Modell zu erklären, wie und warum sich bei einem traurigen Film Unterhaltungserleben einstellen kann. Das Modell besteht aus vier theoreti­schen Bausteinen. Grundlegend sind dabei zunächst die Appraisal-Theorien21, die sich im „Multi-Reference Appraisal Model of Emotion“ (MAME) (vgl. Wirth/Schramm/Böcking 2006) konkretisieren. Das MAME besagt, dass bei der Medienrezeption verschiedene subjektive Situationsdefinitionen zum Tragen kom­men können, die die Appraisalprozesse beeinflussen. Aufgrund dieser verschiede­nen möglichen Einschätzungen einer Situation kann es zu unterschiedlichen Emo­tionen kommen (vgl. ebd.). Von Bedeutung ist, dass dabei unterschiedliche Aspek­te einer Situation im jeweiligen Fall zum Tragen kommen können. Diejenigen, die tatsächlich salient werden und die interpretative Basis für die Appraisals bilden (vgl. ebd.: 158), werden 'Situationale Referenz' genannt. Damit kann etwa der Me­dieninhalt selbst gemeint sein, wenn er empathisch miterlebt wird. Außerdem kann z. B. die Rezeptionssituation eine weitere Situationale Referenz darstellen.

Hinzu kommen das bereits ausgeführte Konzept der Metaemotionen (Mayer/Gaschke 1988) sowie Inhalte der Regulationsforschung (vgl. Wirth/Schramm 2007: 154). Für diese Arbeit ist von Interesse, wie das EMR-­Modell das Konzept der Metaemotion mit dem Appraisal-Ansatz zusammenführt.

Auch Metaemotionen werden nach den Annahmen des Modells als von den Appraisal-Prozessen abhän­gig verstanden (vgl. Wirth/Schramm 2007: 167). Das Er­gebnis der vorher abgelaufenen, 'basalen' Appraisalprozesse ist in einem zweiten Schritt Gegenstand der metaemotionalen Appraisalvorgänge. Ausgangspunkt ist also die „um das eigene Emotionserleben erweiterte Situation aus der Ego-­Perspektive“ (ebd.: 167). Prinzipiell können diese Prozesse, auch 'Metaappraisals' genannt, ebenso lediglich als erneute Situationsbewertungen aufgefasst werden. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass sie sich meist auf die eigene Situation und den eigenen emotionalen Zustand zum jeweiligen Zeitpunkt beziehen. Wichtigste Funktion der Metaappraisals ist die Valenztransformation, also der Dreh- und An­gelpunkt bei der Entstehung positiver Metaemotionen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Das Emotions-Metaemotions-Regulations-Modell (EMR) (nach Wirth/Schramm 2007)

Die momentane emotionale Lage wird hierbei auf verschiedene Charakteristika hin überprüft und so z. B. fest­gestellt, wie angenehm eine Emotion gerade empfunden wird. Die oben ausge­führten Motive für aversive Stimmungen nach Parrott (1993) können hier ebenfalls eine Rolle spielen. Die Metaemotion ist also das Ergebnis bzw. die „emotionale Folge“ (ebd.: 170) der Metaappraisals. Wie bereits ausgeführt, wollen negativ valenzierte Metaemotionen eher vermieden werden, positiv valenzierte hingegen wollen bei­behalten oder verstärkt werden.

Die Autoren nehmen an, dass bei stark ausgeprägter parasozialer Interakti­on die Metaappraisals nur rudimentär und oberflächlich durchgeführt werden. Eine derartige starke Involviertheit erschwere es dem Rezipienten, auf der Ebene der eigenen Emotionen kognitive Reflexionen vorzunehmen, so die Autoren (vgl. ebd.: 169). Für den Fall einer intensiven negativen parasozialen Interaktion könnte demnach das Entstehen einer positiven Metaemotion von vornherein erschwert sein, da die Aufmerksamkeit des Rezipienten zu stark gebunden ist, um die eigenen negativen Emotionen zu reflektieren und zu transformieren.

Das Modell besagt also, wie Abbildung 1 verdeutlichen soll, dass zunächst der Medieninhalt appraisaltheoretisch nachvollzogen wird, was entsprechende Emotionen auslöst. Auf Basis dieser Emotionen werden Metaappraisals durchge­führt, die zu Metaemotionen führen. Diese wiederum können nachfolgende Hand­lungen oder Handlungstendenzen in Gang setzen, um im Sinne der Regulations­komponente des Modells die Emotionen zu regulieren (siehe Abbildung 1). Inso­fern kann das EMR-Modell als eine Weiterführung bzw. Konkretisierung der be­reits angesprochenen Ansätze eingestuft werden, da es erstmals den Entstehungs­verlauf von Metaemotionen skizziert und die Entstehungsumstände in Form der Situationalen Referenz miteinbezieht.

2.2Unterhaltung an der Realität: Reality-TV

„Reality TV is cheap, common, and entertaining“ (Murray/Oulette 2004: 6). Diese drei Eigenschaften haben das Reality-TV-Genre in der Medienlandschaft zu einem festen Bestandteil im Unterhaltungsbereich werden lassen. Wenn es um Tabubrü­che, moralische Vertretbarkeit oder einen Rechtsstreit mit medialem Hintergrund geht, steht oftmals ein Format wie „Big Brother“, „Die Supernanny“ oder „Das Dschungelcamp“ dahinter und gewinnt durch die angezettelte Mediendebatte noch weiter an Popularität. Klaus (2006) nimmt an, dass „der Erfolg des Genres auf dessen zahlreichen und immer neuen Grenzübertretungen [beruht]“ (ebd.: 83) und rückt damit eines der konstituierenden Merkmale von Reality-Shows in den Vorder­grund. Die Grenzen verschwimmen zum Einen zwischen den Schauspielern oder Akteuren und dem Zuschauer, indem praktisch jeder angesprochen ist, selbst Teil der Show zu werden, wenn er sich als Kandidat bewirbt oder per Telefonabstim­mung Einfluss auf den Verlauf der Sendung nimmt (vgl. ebd.). Außerdem lösen sich, so die Autorin, die Grenzen „zwischen Banalem und Bedeutendem“ (ebd.: 96) auf, sobald triviale, manchmal private Konflikte zum öffentlich ausgetragenen Skandal aufgebauscht werden.

Als neue Form des Unterhaltungsangebotes will das Reality TV „keine gu­ten und in sich geschlossenen Geschichten erzählen wie das traditionelle Unter­haltungsprogramm“ (ebd.: 93), es will jedoch auch keine wahren Informationen und Fakten über die Realität liefern wie das klassische Informationsgenre. Viel­mehr basiert Reality TV „auf einem fiktionalen Realismus“ (ebd.: 90), der in einer „phantasievolle[n] Bearbeitung und Verfremdung der Realität“ (ebd.) mündet.

Die Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“

Castingshows gehören laut der Einteilung nach Klaus und Lücke (2003) als Unter­gruppe des Reality TV zum performativen Reality TV22. Hierunter werden Sendungen zusammengefasst, die in den Alltag nicht-prominenter Menschen ein­greifen, gekoppelt mit einer „nicht-alltägliche[n] Inszenierung“ (ebd.: 86) dieses Eingriffes. Auch so genannte Make-Over-Shows und Lebenshilfe-Soaps gehören in diese Kategorie.

Mittlerweile haben viele private Fernsehsender eigene Castingshow-­Formate etabliert. Eine der populärsten Varianten ist „Deutschland sucht den Su­perstar“, eine Castingshow, die seit dem Jahr 2002 vom Sender RTL ausgestrahlt wird. Die Sendung, die nach dem Vorbild des britischen „Pop Idol“ angelegt ist, startete am 6. Januar 2010 mittlerweile in der siebenten Staffel. Der Aufbau der Sen­dungen ist unter den verschiedenen Staffeln stets ähnlich: Nach den ersten Cas­tings in verschiedenen Städten wird ein ausgewählter Teil der Kandidaten zum so­genannten zweiten Recall eingeladen, der in der aktuellen Staffel in der Karibik stattfand. Nach einer weiteren Auswahl-Show kommen die letzten zehn Kandidaten schließ­lich in die Motto-Shows, in denen die Kandidaten auf ein Motto abgestimmte Co­ver-Songs darbieten. Vor allem die Folgen von „Deutschland sucht den Superstar“, welche die Castings zeigen, erzielen hohe Einschaltquoten. In diesen Castings treten noch verstärkt Kandidaten auf, die von der Jury und durch Kom­mentare aus dem Off sowie animierte Einspieler aufgrund ihrer 'Leistungen' ver­unglimpft werden. Auf sehr persönlicher Ebene werden Kandidaten in ihren Fä­higkeiten von einer dreiköpfigen Jury vorgeführt.

Die Besetzung der Jury wechselt zwischen den Staffeln, einzig Dieter Boh­len, auf den das Format fokussiert ist, bleibt als konstantes Mitglied. Seine spezi­elle Art und Weise, mit den Kandidaten umzugehen, ist ein Hauptcharakteristikum von „Deutschland sucht den Superstar“ und vermutlich für viele Rezipienten ein Grund, die Sendung anzuschauen. Aufgrund dieser teilweise ambivalenten Merk­male wurde die Sendung als Gegenstand für die Erforschung negativer parasozia­ler Interaktion ausgewählt.

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Ende der Leseprobe aus 201 Seiten

Details

Titel
Spaß am Ärger? - Der Einfluss negativer parasozialer Interaktion auf das Unterhaltungsurteil bei der Rezeption von Castingshows am Beispiel von "Deutschland sucht den Superstar"
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Kommunikationswissenschaft)
Note
1,7
Autor
Jahr
2010
Seiten
201
Katalognummer
V167791
ISBN (eBook)
9783640847433
ISBN (Buch)
9783640844371
Dateigröße
1669 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
spaß, einfluss, interaktion, unterhaltungsurteil, rezeption, castingshows, beispiel, deutschland, superstar
Arbeit zitieren
Franziska Rosenmüller (Autor:in), 2010, Spaß am Ärger? - Der Einfluss negativer parasozialer Interaktion auf das Unterhaltungsurteil bei der Rezeption von Castingshows am Beispiel von "Deutschland sucht den Superstar", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167791

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