Das Thema Demoskopie im Wahlkampf wird seit jeher kritisch gesehen. Sehen die einen darin eher ein „Frühwarnsystem“1 dass Politikern die Möglichkeit gibt ihre Politik, besonders in Zeiten des Wahlkampfes, auf die Wünsche des Volkes abzustimmen, so sehen andere in Demoskopen eher „Datenhexer“, „moderne Orakel“ und „Auguren der Neuzeit“2.
Und dennoch stieg die Quantität der Meinungsumfragen und auch deren Wahrnehmung in der Bevölkerung über die Jahre hinweg. Während sich der Nutzen für Politiker durchaus erklären lässt, beispielsweise um den Zeitpunkt der Durchsetzung einer bestimmten Politik oder Wettbewerbsvorteile die „maßgeblich die personelle, stilistische und inhaltliche Gestaltung der Kampagnen“3 prägen, ist der Nutzen und der Einfluss auf die Bevölkerung zwar schon häufiger beschrieben worden, jedoch fehlen empirische Analysen. Unterscheiden werden muss hier zwischen dem Einfluss auf den Wähler bezüglich seiner Wahlpräferenz, also seine Absicht eine bestimmte Partei zu wählen, und dem Anreiz für den Wähler überhaupt wählen zu gehen. In dieser Arbeit soll das Hauptaugenmerk auf den Einfluss auf den Wahlausgang liegen. Der Einfluss auf die Wahlbeteiligung mit den damit verbundenen Effekten wird erst im Versuchsteil, den Wahlprognosen für die kommende Bundestagswahl und die möglichen Ergebnisse, erläutert.
Zuerst will ich jedoch noch einige Worte über die Demoskopie im Allgemeinen verlieren und die damit verbundenen Methoden, Grundvorraussetzungen und die vehemente Kritik.
Um diesen Kritikpunkten entgegen zu wirken ist es ratsam sich an die Richtlinien der American Association of Public Opinion Research (kurz AAPOR) zu halten.
Gallus wirft der Demoskopie illegitime Beeinflussung auf den politischen Meinungs- und Willensbildungsprozess vor und behauptet, Umfragezahlen können manipuliert sein.
Er nennt Demoskopie ein gefährliches Herrschaftswissen, welches als Macht- und Propagandamittel verwendet werde und sieht Probleme in der Amerikanisierung der deutschen Politik, durch das ständige Wechselspiel zwischen politischem Handeln und dem Wahlvolk. Damit wäre keine klare Agenda mehr verfolgbar.
Andere Länder sehen in Umfragedaten eine solch starke Beeinflussung auf den Wähler, dass das Veröffentlichen direkt vor Wahlen gesetzlich verboten ist. So geschehen zum Beispiel Frankreich, Portugal, Spanien, Schweiz und Ungarn. Jedoch werden diese Verbote umgangen durch die Veröffentlichung in Nachbarländern und sich darauf beziehende Zeitungen im Inland.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rolle der Medien
- Auswirkungen der Demoskopie auf den Wähler
- Bandwagon Effekt
- Underdog Effekt
- Leihstimmeneffekt
- Fallbeileffekt
- Prognosen zur Landtagswahl in Bayern
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Meinungsumfragen (Demoskopie) den Wahlausgang beeinflussen. Der Fokus liegt dabei auf den Einfluss der Demoskopie auf den Wähler und dessen Wahlpräferenzen.
- Die Rolle der Medien in der Vermittlung von Meinungsumfragen
- Die Auswirkungen der Demoskopie auf den Wähler, einschließlich des Bandwagon-Effekts, des Underdog-Effekts, des Leihstimmeneffekts und des Fallbeileffekts
- Die Kritik an der Demoskopie und die Schwierigkeiten bei der Durchführung von repräsentativen Umfragen
- Die Bedeutung der Demoskopie für Politiker und die strategische Nutzung von Umfragedaten
- Die Frage, ob die Veröffentlichung von Umfragedaten kurz vor Wahlen verboten werden sollte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Demoskopie im Wahlkampf ein und beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf Meinungsumfragen. Sie stellt die Frage nach dem Einfluss der Demoskopie auf den Wahlausgang und skizziert die Themenschwerpunkte der Arbeit.
Das zweite Kapitel widmet sich der Rolle der Medien in der Vermittlung von Meinungsumfragen. Es analysiert die Bedeutung der Medien als Quelle für soziale Wahrnehmung und deren Einfluss auf das Meinungsbild der Bevölkerung.
Im dritten Kapitel werden die Auswirkungen der Demoskopie auf den Wähler detailliert untersucht. Es werden die wichtigsten Effekte, wie der Bandwagon-Effekt, der Underdog-Effekt, der Leihstimmeneffekt und der Fallbeileffekt, erklärt und analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der Demoskopie in der Wahlforschung, insbesondere den Auswirkungen von Meinungsumfragen auf das Wahlverhalten. Wichtige Schlüsselbegriffe sind Bandwagon-Effekt, Underdog-Effekt, Leihstimmeneffekt, Fallbeileffekt, Medienwirkung, soziale Wahrnehmung, politische Kommunikation und Wahlprognosen.
- Arbeit zitieren
- Johannes Schiefer (Autor:in), 2008, Demoskopie in der Wahlforschung , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167867