„Wer immer den Wert der Literatur spürt, wer immer die zentrale Rolle sieht, die sie in der Entwicklung der Menschheitsgeschichte spielt, muß auch erkennen, daß es eine Frage von Leben und Tod ist, sich dem Totalitarismus zu widersetzen (...).“ George Orwell
In einer Radioansprache der BBC im Jahre 1941 spricht George Orwell diese eindringliche Warnung vor der totalitären Regierungsform aus. Zu einer Zeit, in der sowohl in der UdSSR als auch Deutschland totalitäre Diktaturen herrschen, um sich greifen und damit über ihre Grenzen hinaus Schrecken verbreiten. Als Zeitzeuge im nahegelegenen, vom Totalitarismus bedrohten Britannien erlebt der sich politisch zum demokratischen Sozialismus bekennende Orwell mit, wie die Völker unter Stalin und Hitler nach und nach Rechte und Freiheiten verlieren, belogen, entmündigt, unterdrückt, gefoltert und sogar getötet werden. Auch, wenn er sich in seiner Radiorede auf die drohende Frage des Überlebens oder Sterbens der Literatur bezieht, so klingt trotzdem die Sorge aus diesen Worten, dass der Fall der freien Literatur nur ein Anfang sein kann. Ein Anfang, der ohne Widerstand einen vernichtenden Verlauf nehmen und in einem menschenverachtenden, totalitären Staatssystem gipfeln kann, wie es Orwell in seiner Dystopie 1984 entworfen hat. Er vollendet den Roman 1948 und lässt darin seinen Hauptprotagonisten Winston Smith 36 Jahre später, 1984, in einer unheilvollen Zukunft das perfektionierte, pervertierte totalitäre Regime des Big Brother hinterfragen. Dass als real-historische Vorbilder dieses Staates „Oceania“ unter anderem die Diktaturen Stalins bzw. Hitlers dienten, ist naheliegend und wird auch von der Forschung klar dargelegt. So schreibt zum Beispiel John Atkins in seiner literarischen Studie „George Owell“: „The rulers of 1984 are the direct heirs of Hitler and Stalin (...).“ In dieser Arbeit soll ansatzweise herausgearbeitet werden, inwiefern Orwells 1984 auf den Beobachtungen und Erfahrungen mit den totalitären Systemen seiner Zeit fußt und inwiefern man Hinweise auf z.B. realgeschichtliche Begebenheiten im Roman wiederfinden kann. Das hauptsächliche Augenmerk soll hier auf die vergleichbaren Merkmale der Systeme gelegt werden.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 2. Struktur und Ideologie
- 2.1. Der Staat „Oceania“
- 2.2. Die Diktaturen Hitlers und Stalins als Vorbilder
- 3. Der unterdrückte Mensch
- 3.1. Unterdrückung in „Oceania“
- 3.2. Die Diktaturen Hitlers und Stalins als Vorbilder
- 4. Die Propaganda
- 4.1. Die Einspeisung der "Ingsoc"-Ideologie
- 4.2. Die Diktaturen Hitlers und Stalins als Vorbilder
- 5. Die Angst-Politik
- 6. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
In dieser Arbeit wird untersucht, inwieweit George Orwells Roman 1984 auf den totalitären Systemen seiner Zeit, insbesondere den Diktaturen Hitlers und Stalins, basiert. Der Fokus liegt dabei auf den vergleichbaren Merkmalen der Systeme, wie z.B. der Unterdrückung, Propaganda und Angst-Politik.
- Der totalitäre Staat "Oceania" als Spiegelbild realer Diktaturen
- Vergleich der Unterdrückungsmechanismen in 1984 und den Regimen Hitlers und Stalins
- Analyse der Propaganda und Manipulation von Informationen in der Romanwelt
- Die Rolle von Angst und Kontrolle in der Aufrechterhaltung der totalitären Herrschaft
- Das Konzept der "Thought Police" und die Überwachung der Gedanken
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung befasst sich mit Orwells Warnung vor dem Totalitarismus in einer Radioansprache von 1941 und stellt die Diktaturen Hitlers und Stalins als Vorbilder für das totalitäre Regime in 1984 vor.
Im zweiten Kapitel wird die Struktur und Ideologie des Staates "Oceania" mit seiner totalitären Regierung, der "Inner Party", und dem allgegenwärtigen "Big Brother" beleuchtet. Die Gesellschaft ist in drei Klassen aufgeteilt, die nach einem streng hierarchischen Kastensystem organisiert sind. Das Kapitel analysiert auch die "Ingsoc"-Ideologie, die auf Unterdrückung, Überwachung und Kontrolle basiert.
Das dritte Kapitel untersucht die Unterdrückung des Menschen in "Oceania". Es beleuchtet die Überwachungsmechanismen, die die Gedanken und Handlungen der Menschen kontrollieren. Die "Thought Police" und die "Telescreens" stellen die wichtigsten Werkzeuge zur Durchsetzung der totalitären Ordnung dar.
Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Propaganda in "Oceania". Es analysiert die Methoden der "Ingsoc"-Partei, um die Bevölkerung zu manipulieren und die eigene Ideologie zu verbreiten. Der "Two Minutes Hate" und die Geschichtsfälschung sind zentrale Beispiele für diese Propaganda-Strategien.
Das fünfte Kapitel untersucht die Angst-Politik, die in "Oceania" zur Aufrechterhaltung der totalitären Herrschaft eingesetzt wird. Die ständige Angst vor Verfolgung, Folter und dem "vaporization" hält die Bevölkerung in Schach.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Totalitarismus, Diktatur, Propaganda, Angst-Politik, Unterdrückung, Überwachung, Kontrolle, "Oceania", "Ingsoc", "Big Brother", "Thought Police", "Telescreens", "Two Minutes Hate", "vaporization", "joycamps", Hitler, Stalin, George Orwell, 1984.
- Quote paper
- Laura Helm (Author), 2008, Historische Vorbilder des Totalitarismus in George Orwell`s '1984', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167874