Das Historienspiel um den großen englischen König Henry V. und die Eroberung des französischen Throns gilt als das „patriotischste Stück Shakespeares“ . Als Shakespeare es schrieb, 1599, befand sich Britannien in den unruhigen Zeiten des Elisabethanischen Zeitalters „in einer Zeit ständiger Kriegsgefahr und Kriegsbereitschaft“ ; und auch in der Folgezeit wurde das Stück immer dann wieder aktuell, wenn es darum ging das englische Volk für die Verteidigung heimatlicher Ehren zu motivieren: „Das war so während der Napoleonischen Kriege wie auch in beiden Weltkriegen (...).“
Der heroische König, der all jene wünschenswerten Eigenschaften eines starken, selbstbewussten und menschlichen Staatsoberhaupts verkörpert, gelingt mit einer dem französischen Heer zahlenmäßig bei weitem unterlegenen, aber motivierten Schar englischer Soldaten die Eroberung der französischen Krone und damit der Hand der Prinzessin Katharine. In diesem, durch den englischen Klerus legitimierten, dadurch also gottgewollten (I,i) Angriffskrieg verlieren nur einige wenige englische, aber viele der überlegenen französischen Soldaten ihr Leben in der Eroberung von Harfleur und der darauf folgenden Schlacht bei Agincourt.
Das Stück Shakespeares bietet ergo einem patriotisch geneigten Leser ein breites Spektrum an Identifikationsmöglichkeiten, einem kritischen Leser hingegen eröffnet das Stück eine durchaus gegenläufige Lesart; von einem König, dessen Krieg und Motivation nicht widerspruchsfrei legitim und selbstlos ist, und dessen Reden und Taten sowie die seiner Gefolgschaft nicht derart heldenhaft und patriotisch sind, wie sie zunächst erscheinen.
Einerseits zeigt Shakespeare den idealen König und eine glorreiche englische Nation, andererseits auch die Grausamkeit des Krieges, der durch eine selbstgerechte, sich selbst bereichern wollende Gesellschaft heraufbeschworen wird.
Diese beiden sehr gegensätzlichen Lesarten sollen in dieser Arbeit zumindest ansatzweise herausgearbeitet werden. Zunächst soll die patriotische, anschließend die kritische Lesart näher beleuchtet werden, um schließlich darzustellen, dass beide Möglichkeiten gleichberechtigt ihren Sinn im Stück finden und diese Koexistenz von Shakespeare durchaus beabsichtigt gewesen sein könnte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Patriotische Lesart
- Chorus
- Nebenfiguren
- König Henry V
- Darstellung der Franzosen
- Nicht-patriotische Lesart
- Plot
- König Henry V
- Nebenfiguren
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Shakespeares "King Henry V" und untersucht die Ambivalenz der patriotischen Lesart des Stücks. Sie beleuchtet sowohl die positive Darstellung des englischen Königs Henry V. als auch die Kritik an seinen Motiven und Taten.
- Die patriotische Lesart des Stücks
- Die kritische Lesart des Stücks
- Die Darstellung des Königs Henry V.
- Die Rolle des Krieges und der Gewalt
- Die nationale Identität in Shakespeares Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik der patriotischen Lesart von Shakespeares "King Henry V" ein. Sie stellt die Aussage von König Henry V. vor der Schlacht von Agincourt in den Mittelpunkt und betrachtet das Stück im Kontext der Elisabethanischen Zeit und seiner Bedeutung für die englische Nation.
Patriotische Lesart
Dieser Abschnitt beleuchtet die patriotische Lesart des Stücks. Dabei werden die Darstellung des Chorus, die Nebenfiguren und vor allem die Figur des Königs Henry V. analysiert. Besondere Aufmerksamkeit wird dem idealisierten Bild des Königs als „mirror of all Christian kings“ und seinem Auftreten in der Schlacht von Agincourt gewidmet.
Nicht-patriotische Lesart
Dieser Abschnitt betrachtet das Stück aus einer kritischen Perspektive. Hier werden Aspekte wie der Plot, die Motivation des Königs Henry V. und die Darstellung der Nebenfiguren untersucht, um die problematischen Seiten des Krieges und die fragwürdige Legitimität der englischen Herrschaft aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema Patriotismus in Shakespeares "King Henry V". Die zentralen Themen sind die patriotische Lesart, die kritische Lesart, die Figur des Königs Henry V. und die Darstellung des Krieges. Weitere wichtige Aspekte sind die nationale Identität, die englische Geschichte und die Elisabethanische Zeit.
- Quote paper
- Laura Helm (Author), 2008, Patriotismus in Shakespeare`s "Henry V", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167875