Was sind die handlungsleitenden Motive der Täter der nationalsozialistischen Verbrechengewesen? Oder auch: was heißt Motivationsforschung? Dies sollten zentrale Fragen sein, welchen sich die neuere Täterforschung seit den 1990er Jahren gegenüber sieht. Dabei sind Motive hier weder im juristischen noch psychologischen Sinn gemeint; vielmehr bilden sie die Summe aller möglichen Einflussvariablen auf ein Individuum, die dazu beitragen können, seine Beteiligung an den Morden zu erklären und historisch zu rekonstruieren.
Die Erforschung der Motive kann grob auf die drei Faktoren Sozialisation, politisches System und situativer Kontext begrenzt werden, hinter denen sich alles von Kindheitserfahrung, Elternhaus, Karriere, Gewalterfahrung über das System von Befehl und Gehorsam, Ideologie, Antisemitismus und Propaganda bis hin zu den konkreten Morden am Tatort und deren Begleitumständen verbirgt. Die Begriffe Motiv und Motivation sind hier also im historisch-explikativen Sinne definiert.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Explikation Fragestellung
- Methode
- Browning und das Polizeibataillon 101 in Polen
- Übersicht über die Stationen des Polizeibataillons
- Der multikausale und kulturpessimistische Ansatz
- Bedeutung für die Wissenschaft
- Motivationsforschung in der neueren Täterforschung
- Gruppenbiographien
- Nichtbearbeitung
- Implizite Bearbeitung
- Explizite Hinwendung
- Einzelbiographien
- Wie kann ein Motivationsmodell aussehen?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage der Motivation in der neueren NS-Täterforschung, insbesondere am Beispiel der Polizeibataillone und Einsatzgruppen. Sie untersucht, wie sich Motivationsforschung in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Tätern des Holocaust etabliert hat und welche Ansätze in diesem Bereich verfolgt werden. Darüber hinaus werden die potenziellen Herausforderungen und Möglichkeiten einer Motivationstheorie im Kontext der NS-Verbrechen beleuchtet.
- Motivationsforschung in der neueren NS-Täterforschung
- Analyse von Ansätzen und Methoden in der Motivationsforschung
- Bedeutung des Werkes von Christopher Browning für die Motivationsforschung
- Herausforderungen und Möglichkeiten einer Motivationstheorie im Kontext des Holocaust
- Kritische Auseinandersetzung mit dem Forschungsstand und der Bedeutung von Motivationsforschung
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Einleitung: Diese Einleitung erläutert die Fragestellung der Arbeit und die gewählte Methode. Die Bedeutung von Christopher Brownings Werk für die deutsche Täterforschung wird hervorgehoben und die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit dem Thema Motivation in diesem Kontext betont.
- Browning und das Polizeibataillon 101 in Polen: Dieses Kapitel stellt Brownings Werk "Ganz normale Männer" vor und analysiert die Stationen des Polizeibataillons 101 sowie dessen Bedeutung für die Forschung. Der Fokus liegt auf Brownings multikausalem und kulturpessimistischem Ansatz sowie dessen Bedeutung für die neuere Täterforschung.
- Motivationsforschung in der neueren Täterforschung: Dieses Kapitel untersucht die Entwicklung der Motivationsforschung in der neueren Täterforschung. Es werden verschiedene Ansätze und Methoden der Forschung in Gruppenbiographien, Einzelbiographien und anderen Forschungsarbeiten analysiert.
Schlüsselwörter (Keywords)
Motivationsforschung, NS-Täterforschung, Polizeibataillone, Einsatzgruppen, Holocaust, Christopher Browning, Gruppenbiographien, Einzelbiographien, Methoden, Ansätze, empirischer Historismus, Kulturpessimismus, multikausaler Ansatz.
- Quote paper
- Jan Oswald (Author), 2005, Was ist Motivationsforschung? Zur Frage der Motivation in der neueren NS-Täterforschung bei Polizeibataillonen und Einsatzgruppen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167960