Täglich werden Menschen mit Entscheidungssituationen konfrontiert in denen sie zwischen mehreren Optionen abwägen müssen. Gegenstand dieser Optionen können einfache Dinge sein wie die Auswahl von Lebensmitteln im Supermarkt aber auch langfristige wesentliche bedeutendere Entscheidungen wie der Kauf eines Hauses oder die Festlegung einer Strategie bei Investitionsentscheidungen.
Nach dem ökonomischen Verhaltensmodell wird unterstellt, dass die Menschen ihren Nutzen maximieren, dabei bleiben ihre Präferenzen stabil und es existieren die Marktgleichgewichte. Die bewusste Verletzung dieser Annahmen wird als Verhaltens- oder Entscheidungsanomalien bezeichnet und werden als „empirisch beobachtbare (systematische) Abweichungen individuellen Urteils- und Entscheidungsverhaltens von Standardannahmen entscheidungslogischer Entwürfe und ökonomischer Modelle“ definiert.
Die Existenz von Entscheidungsanomalien trägt dazu bei, dass sich zahlreiche verschiedene Entscheidungsmuster abbilden lassen.
Ein Grund dafür ist, dass die Entscheidungsträger sich nicht stets rational entscheiden kön-nen und das schließlich zu unterschiedlicher Präferenzordnung führt. Ebenso wird die Präferenzbildung durch zahlreiche Faktoren beeinflusst, so dass es oft zu Präferenzumkehrungen kommt. Auf dieser Grundlage stellen Entscheidungsanomalien den Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit dar.
Die deskriptive Entscheidungslehre erfasst einige der auftretenden Verhaltensanomalien und versucht diese mit Hilfe von Modellen mit unterschiedlichen Annahmen, Erklärungen und Handlungsempfehlungen abzubilden. Die Vielfältigkeit der Entscheidungsanomalien macht die Abbildung von irrationalen Verhalten zu einer schwierigen Aufgabe der Forschung.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Evaluierbarkeit Hypothese: Eine Erklärung für die Präferenzumkehrung bei der simultanen und isolierten Bewertung von Optionen
- 2.1. Definitorische Abgrenzung
- 2.2. Analyse der empirischen Untersuchungen von Hsee zur Erklärung von Präferenzumkehrung bei simultanen oder isolierten Wahlmöglichkeiten
- 2.2.1. Problemstellung
- 2.2.2. Theoretische Überlegungen
- 2.2.3. Auswertung der Hypothese anhand der empirischen Studien
- 2.2.4. Auswertung der Untersuchungsergebnisse
- 2.3. Gültigkeit der Evaluierbarkeit Hypothese und die Entwicklung des Forschungsgebiets
- 2.3.1. Anwendung der Evaluierbarkeit Hypothese in der Marketingforschung
- 2.3.2. Praxisrelevanz der Evaluierbarkeit Hypothese
- 3. Entscheidungen bei Risiko
- 3.1. Die Expected Utility Theory als normatives Entscheidungsmodell
- 3.2. Die Prospect Theory als deskriptives Entscheidungsmodell
- 3.2.1. Certainty Effect, Reflection Effect und Isolation Effect
- 3.2.2. Der Entscheidungsprozess
- 3.2.3. Die Wertfunktion
- 3.2.4. Die Wahrscheinlichkeitsgewichtefunktion
- 3.2.5. Kritische Würdigung
- 3.2.6. Praxistauglichkeit
- 3.2.7. Einordnung in den Literaturstrang
- 4. Verhaltensanomalien und ihre Erklärung durch die Prospect-Theorie
- 4.1. Endowment-Effekt
- 4.1.1. Empirische Studien zum Endowment-Effekt
- 4.1.2. Erklärungsansätze für den Endowment-Effekt
- 4.1.3. Modellierung des Endowment-Effekts mit Hilfe der Prospect-Theorie
- 4.1.4. Anwendungsmöglichkeiten für den Endowment-Effekt
- 4.1.5. Kritische Würdigung
- 4.2. Sunk-Cost-Effekt
- 4.2.1. Modellierung des Sunk-Cost-Effekt mit Hilfe der Prospect-Theorie
- 4.2.2. Kritische Würdigung
- 4.3. Preissuchverhalten von Konsumenten
- 4.3.1. Modellierung mit Hilfe der Prospect-Theorie
- 4.3.2. Anwendungsmöglichkeiten zum Preissuchverhalten von Konsumenten
- 4.3.3. Kritische Würdigung
- 5. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Thema Verhaltensanomalien in den Wirtschaftswissenschaften. Ziel ist es, die wichtigsten Anomalien zu erklären und zu analysieren, wobei ein Schwerpunkt auf der Prospect Theory liegt.
- Die Evaluierbarkeit Hypothese und ihre Bedeutung für die Präferenzumkehrung
- Die Prospect Theory als deskriptives Entscheidungsmodell
- Die Anwendung der Prospect Theory zur Erklärung von Verhaltensanomalien wie dem Endowment-Effekt und dem Sunk-Cost-Effekt
- Die Bedeutung von Verhaltensanomalien für das Preissuchverhalten von Konsumenten
- Die praktische Relevanz der Erkenntnisse für die Wirtschaftswissenschaften und die Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Evaluierbarkeit Hypothese, die eine Erklärung für die Präferenzumkehrung bei der simultanen und isolierten Bewertung von Optionen liefert. Die Hypothese wird anhand empirischer Untersuchungen von Hsee analysiert und ihre Gültigkeit sowie die Entwicklung des Forschungsgebiets werden beleuchtet.
- Kapitel 3 befasst sich mit Entscheidungen bei Risiko und stellt die Expected Utility Theory als normatives Entscheidungsmodell und die Prospect Theory als deskriptives Entscheidungsmodell vor. Die Prospect Theory wird detailliert erläutert, wobei die Wertfunktion, die Wahrscheinlichkeitsgewichtefunktion und die kritische Würdigung des Modells im Vordergrund stehen.
- Kapitel 4 untersucht verschiedene Verhaltensanomalien und ihre Erklärung durch die Prospect Theory. Der Endowment-Effekt, der Sunk-Cost-Effekt und das Preissuchverhalten von Konsumenten werden analysiert und anhand der Prospect Theory modelliert.
Schlüsselwörter
Verhaltensanomalien, Prospect Theory, Evaluierbarkeit Hypothese, Entscheidungsfindung, Risiko, Endowment-Effekt, Sunk-Cost-Effekt, Preissuchverhalten, Wirtschaftswissenschaften, Marketingforschung.
- Arbeit zitieren
- Volha Streng (Autor:in), 2010, Verhaltensanomalien in den Wirtschaftswissenschaften, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167975