Meissener Chinoiserien


Seminararbeit, 1999

12 Seiten, Note: 2+


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Thesen

2. Einleitung

3. Chinoiserien in Gold und Silber

4. Chinoiserien in Unterglasurblau

5. Chinoiserien in Aufglasurfarben 5.1 Der Schultz-Codex
5.2 Technik und Entwicklung der Höroldt-Chinoiserie
5.3 Johann Christian von Löwenfinck

6. Chinoiserien in Unter- und Aufglasurfarben

7. Zusammenfassung

8. Benutzte Literatur

Meissner Chinoiserien

1. Thesen

Das Meissner Porzellan ist selbst Gegenstand und Ausdruck einer im späten 17. und frühen 18. Jh. blühenden Chinamode in Europa. Nachdem in einer Anfangsphase chinesische Originale in Form und Dekor lediglich durch direkte Abformung kopiert worden waren, entstanden fast zeitgleich chinoise Dekore europäischen Ursprungs. Die Meissner Manufaktur hat Chinoiserien in allen erdenklichen Formen entwickelt und bis zum heutigen Tage benutzt[1]. Da dies Dekore außerordentlich gut dokumentiert sind und keine andere Manufaktur im 18. Jh. eine derartig breite Palette chinoiser Dekore verwendet hat, kann die Meissner Manufaktur auf diesem Gebiet als exemplarisch gelten, wenn man sich einen Überblick über diese Dekorform auf Porzellan verschaffen will.

Strenggenommen, müssten unter die Gattungsbezeichnung „Chinoiserie“ mindestens drei große Dekorgruppen gefasst werden:

Direkte Übernahmen ostasiatischer Vorbilder[2]

Von europäischen Malern entwickelten Dekore im chinoisen Stil[3]

Figürliche Chinoiserien (z.B. von Johann Gregorius Höroldt, Adam von Löwenfink, Johann Ehrenfried Stadler)

Die vorliegende Arbeit wird sich ausschließlich mit den figürlichen Chinoiserien befassen, sie in eine Chronologie zu stellen versuchen und ihre jeweiligen Besonderheiten aufzeigen.

2. Einleitung

Porzellan war in den Schatzkammern europäischer Herrscher und Kirchen seit dem Hochmittelalter in Einzelstücken vorhanden. Diese Gefäße galten als so außerordentlich kostbar, dass sogar ihre Scherben aufbewahrt wurden, trat einmal der Fall ein, das eines von ihnen zerbrach[4]. In der Regel wurden diese Stücke mit Fassungen aus Edelmetall versehen[5].

Auf den Dekor dieser Stücke hatten die Europäer aufgrund der Distanzen und der restriktiven Handelsmodalitäten seitens der Chinesen zu dieser Zeit keinen Einfluss. Malerei auf Porzellan kommt in dieser Zeit noch nicht vor. Die Dekore in Auf- und Unterglasurfarben sind eine Erfindung der späten Yuan-Zeit. Und erst in der Ming-Zeit gelang die vollkommene Beherrschung dieser Farben. Dabei liegt es in der Natur der Sache, dass die frühen Stücke dieser neuen Dekorationsweise die Europa erreichten, zunächst noch keine Kritik aufkommen ließen. Die floralen Dekore dieser Stücke, die höchstens einmal noch mit einem oder zwei Drachen kombiniert waren, entsprachen in ihren Symmetrie ganz dem Schönheitsempfinden der Renaissance.

Als infolge der inneren Unruhen beim Wechsel der Ming- zur Qing-Dynastie Jingdezhen zerstört wurde und der Porzellanexport zum Erliegen kam, nutzten die Europäer Japan als neue Quelle für den Import von Porzellan.

Hier trat ihnen ein gänzlich neuer Stil entgegen. Nicht mehr ein kühler, stark auf Symmetrie angelegter Dekor in Blau-Weiß beherrschte diese Stücke, sondern ein starfarbiger Dekor, der davon lebte, dass er der Symmetrie des Gefäßkörpers eine auf ein Minimum beschränkte Malerei spannungsgeladen entgegensetzte. Der Stil wurde nach seinem Erfinder, dem japanischen Töpfer Sakaida Kakiemon benannt.

Nach einer Übergangsphase von etwa 40 Jahren (sog. „Transition“) begannen die kaiserlichen und privaten Öfen in Jingdezhen wieder zu arbeiten. Der Stil aber hatte sich merklich geändert.

Malerei mit Figuren und Tieren begann die Porzellanmalerei vor allem bei den Unterglasurdekoren zu beherrschen. Und diese Malerei stieß bei den europäischen Käufern auf Unverständnis; er schien sämtlich Gesetze der Perspektive zu verleugnen und war von seinen Bildinhalten schlicht unverständlich. Daher verfielen einige Händler, allen voran die Ostindische Kompagnie und die Franzosen auf den Gedanken, in Jingdezhen nach europäischen Vorlagen arbeiten zu lassen. Es entstand das heute sehr gesuchte „China en commande“. Aber auch diese Lösung vermochte auf Dauer nicht zu befriedigen, denn natürlich schlichen sich viele Fehler ein, wenn die chinesischen Porzellanmaler Vorlagen kopierten, die einem ihnen gänzlich fremden Kulturkreis entstammten[6].

Aus diesem Grunde war es für Böttger von allem Anfang an so enorm wichtig, neben dem eigentlichen Material auch die Auf- und Unterglasurfarben zu dessen Dekoration mit zu erfinden[7].

[...]


[1] Zuletzt in größerem Umfang aber mit geringem wirtschaftlichen Erfolg in Zusammenhang mit Höroldts 300. Geburtstag 1996.

[2] Prominentestes Dekor wäre hier sicher das „Zwiebelmuster; aber auch alle aus den Kakiemon-Dekoren abgeleiteten Malereien sind darunter zu zählen. Im weitesten Sinne sogar die Fond-Porzellane und die monochromen Glasuren, z.B. Seger-Porzellane.

[3] Die sog. „Korallenmalerei“, aber auch bestimmte Dekore in Unterglasurblau, z.B. „Indianische Terasse“.

[4] Geht u.a. aus Schatzverzeichnissen der Herzöge von Burgund hervor (Zimmermann, Erfindung und Frühzeit).

[5] Beispielsweise der Familienbecher derer von Katzenellenbogen, heute in Kassel.

[6] Außerdem hatten Sie keine Möglichkeit, eventuelle Fragen zu klären, denn die europäischen Händler und die ausführenden Künstler bekamen einander nie zu Gesicht.

[7] So zitiert z.B. Steinbrück in seinem Bericht, das „Allerunterthänigste Memoriale“ vom 28. März 1709.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Meissener Chinoiserien
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Kunsthistorisches Institut)
Veranstaltung
Proseminar / Übung
Note
2+
Autor
Jahr
1999
Seiten
12
Katalognummer
V1681
ISBN (eBook)
9783638110419
Dateigröße
453 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Verschriftlichung eines Referats über chinoise Dekorformen auf Meissner Porzellan, mit Literatur.
Schlagworte
Meissen, Porzellan, Chinoiserie
Arbeit zitieren
Detlev Freigang (Autor:in), 1999, Meissener Chinoiserien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1681

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