1. Einleitung
Lateinamerika hat seit vielen Dekaden eine im Vergleich zu anderen Schwellenländern sehr niedrige gesamtwirtschaftliche Sparquote. Dies wiederum hat negative Konsequenzen für das Investitionsvolumen in Lateinamerika. Theoretisch muss dies nicht so sein, wenn das Ver- trauen in die lateinamerikanische Volkswirtschaft groß genug ist und ausreichend Kapitalzu- flüsse in Form von Direktinvestitionen in das Land fließen.
Aus den letzten Jahrzehnten ist jedoch bekannt, dass Lateinamerika mit enormen wirtschaftli- chen Problemen und Vertrauensverlusten zu kämpfen hatte. In den 70er Jahren führte eine importsubstituierende Politik, welche vor allem durch ausländische Banken finanziert wurde, zu erheblichen wirtschaftlichen Fehlentwicklungen. Nachdem die Rohölpreise in den 80er Jahren deutlich sanken, konnte Lateinamerika seinen Forderungen nicht mehr nachkommen. Es folgte die sog. Schuldenkrise mit all ihren negativen Folgen (siehe Kapitel 4.2). Lateinamerika änderte daraufhin in den 90er Jahren seine Politik und liberalisierte seine Fi- nanzmärkte. Aufgrund von makroökonomischer Unsicherheit und einer inadäquaten Finanz- aufsicht kam es allerdings schnell zu einem drastischen Abfluss an Kapital und einer weiteren Krise Lateinamerikas.
Nach diesen vielen Fehlentwicklungen konnte Lateinamerika seit 2003 durch eine verbesserte Wirtschaftspolitik und der guten weltwirtschaftlichen Entwicklung einen deutlichen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erfahren und im selben Zug seinen Leistungsbilanzsaldo verbessern sowie die Staatsverschuldung deutlich stoppen. Die Sparquote allerdings ist nach der Schuldenkrise nur leicht gestiegen und lag 2009 bei 23 Prozent. China hingegen hatte in den letzten zwei Jahrzehnten ein außergewöhnliches Wirtschaftswachstum, eine immer weiter steigende Sparquote sowie enorme Leistungsbilanzüberschüsse. Betrachtet man die chinesi- sche Sparquote mit ca. 52 Prozent, stellt sich die Frage, wieso ein solcher Unterschied zwi- schen diesen beiden Schwellenländern vorherrscht.
Im Zuge dieser Arbeit werden daher diese beiden Regionen der Welt auf ihre Sparquoten, Leistungsbilanzsalden und Haushaltssalden untersucht. Es werden die Gründe für das unter- schiedliche Sparverhalten und die wirtschaftlichen Entwicklungen analysiert. In Kapitel 2 werden die private und staatliche Sparquote sowie die Leistungsbilanz definiert. Ferner wer- den diese Kennzahlen theoretisch und empirisch untersucht.
Kapitel 3 umfasst die volkswirtschaftliche A
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 2. Private Sparquote, Staatshaushalt und Leistungsbilanzsalden im Allgemeinen
- 2.1 Die private Sparquote, Theorie und Empirie
- 2.2 Staatliches Sparen
- 2.3 Die Leistungsbilanz
- 3. Private Sparquote, Staatshaushalt und Leistungsbilanzsalden in China
- 3.1 Chinas außergewöhnliche Sparquote
- 3.2 Die öffentliche Ersparnis Chinas
- 3.3 Chinas Leistungsbilanz
- 4. Unterschiede zu Lateinamerika
- 4.1 Sparquote
- 4.2 Unterschiede der chinesischen und lateinamerikanischen Leistungsbilanz, die Schuldenkrise und Haushaltssalden
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit untersucht die Sparquoten, Leistungsbilanzsalden und Haushaltssalden in China und Lateinamerika, um die Gründe für das unterschiedliche Sparverhalten und die wirtschaftlichen Entwicklungen beider Regionen zu analysieren. Sie beleuchtet insbesondere die außergewöhnlich hohe Sparquote in China und die damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen.
- Analyse der privaten Sparquote, des Staatshaushalts und der Leistungsbilanz in China und Lateinamerika
- Untersuchung der Faktoren, die die Sparquote beeinflussen
- Vergleich der wirtschaftlichen Entwicklungen in beiden Regionen
- Bedeutung der Leistungsbilanz und der Schuldenkrise für die wirtschaftliche Entwicklung
- Analyse der Auswirkungen von Haushaltsdefiziten auf die Wirtschaft
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Kapitel 1: Einleitung
Dieses Kapitel stellt die Problematik der niedrigen gesamtwirtschaftlichen Sparquote in Lateinamerika im Vergleich zu anderen Schwellenländern dar. Es diskutiert die negativen Konsequenzen für das Investitionsvolumen und die wirtschaftliche Entwicklung. Zudem wird die hohe Sparquote in China im Vergleich zu Lateinamerika hervorgehoben und die Forschungsfrage der Arbeit formuliert.
Kapitel 2: Private Sparquote, Staatshaushalt und Leistungsbilanzsalden im Allgemeinen
In diesem Kapitel werden die private Sparquote, das staatliche Sparen und die Leistungsbilanz definiert und ihre Bedeutung für die Wirtschaft erklärt. Zudem werden die theoretischen und empirischen Erkenntnisse über die Sparquote zusammengefasst, einschließlich der Annahmen von Keynes und der Ergebnisse ökonometrischer Studien.
Kapitel 3: Private Sparquote, Staatshaushalt und Leistungsbilanzsalden in China
Dieses Kapitel befasst sich mit den volkswirtschaftlichen Kennzahlen in China, insbesondere mit der hohen Sparquote und den Leistungsbilanzüberschüssen. Es werden spezifische Gründe für diese Entwicklungen erörtert und ein kurzer Blick auf den chinesischen Staatshaushalt geworfen.
Kapitel 4: Unterschiede zu Lateinamerika
Kapitel 4.1 vergleicht die Entwicklung der Sparquote in China und Lateinamerika. Kapitel 4.2 beleuchtet die wirtschaftliche Entwicklung Lateinamerikas seit 1970, die Schuldenkrise und die aktuellen Leistungsbilanzsalden sowie Haushaltssalden.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Sparquote, Leistungsbilanz, Haushaltssaldo, Wirtschaftswachstum, Schwellenländer, China, Lateinamerika, Schuldenkrise, Investitionen, makroökonomische Entwicklung.
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- Bachelor of Arts Lukas Brinkmann (Autor), 2011, Krisen und strukturelle Probleme in Lateinamerika , Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168110