Aufgabenstellung:
Analysieren und interpretieren Sie die vorliegende Quelle unter folgenden Gesichtspunkten:
a) Fassen Sie die zentralen Aussagen des Textes zusammen und erklären Sie, was von Bülow mit der bildlichen Formulierung meint, das Deutsche Volk werde im 20. Jahrhundert „Hammer oder Amboss“ sein! Erläutern Sie, welche Grundüberzeugung diesem Bild zugrunde liegt und ordnen Sie diese in den ideologischen Kontext des Kaiserreiches ein!
b) Untersuchen Sie, welche Folgerungen sich daraus für die deutsche Außenpolitik ergeben!
c) Beurteilen Sie, ob sich von Bülows Forderung „Diese Zeiten politischer Ohnmacht und wirtschaftlicher und politischer Demut sollen nicht wiederkehren!“ zu Recht auf die Geschichte Deutschlands in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beziehen lässt!
Quelle zum Text „Deutschland – Hammer oder Amboss“:
Behnen, Michael (Hg.). (1977). Quellen zur deutschen Außenpolitik im Zeitalter des Imperialismus 1890-1911. Darmstadt. S. 231 ff.
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Von Bülow will mit dieser Erbringung von Fakten und Beispielen bereits am Anfang verdeutlichen, wie sehr das deutsche Reich dem Zeitgeschehen „hinterher hinkt“. Deutschland besitzt zu diesem Zeitpunkt nicht den kolonialistischen und damit weltwirtschaftlichen Einfluss wie die anderen europäischen Großmächte.
Da jedoch Deutschland nicht diesen Einfluss in der Welt hat, gerät es, wie von Bülow durch die Beispiele belegen will, was die Großmachtstellung angeht, immer weiter ins „Hintertreffen“. Wirtschaftlich wird es abhängig von seinen Nachbarn, da nur von dort die begehrten Importgüter aus tropischen Regionen bezogen
werden können.
Weiter zitiert von Bülow dann den englischen Premierminister, welcher gesagt habe, dass die „starken Staaten immer stärker und die schwachen immer schwächer werden würden“. (Zeile 12-13)
Dies will von Bülow als weiteren Beweis zur Stützung seiner These nutzen, dass Deutschland sich selbst Kolonien suchen soll, um weiter zu den „starken“ Staaten zu zählen.
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Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Der Text mit dem Titel: „Deutschland - Hammer oder Amboss“
- Die Lage der anderen Großmächte
- Deutschlands mangelnder Einfluss
- Von Bülows These zur Kolonialpolitik
- Die Rolle des deutschen Volkes
- Deutschlands Anspruch auf mehr Größe
- Von Bülows Aufruf an das deutsche Volk
- Die Prophezeiung: Hammer oder Amboss?
- Ideologischer Kontext der Rede
- Folgen für die deutsche Außenpolitik
- Falschaussagen von Bülow
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Quellenanalyse von Christian Johannes von Rüden befasst sich mit der Rede von Bernhard von Bülow vor dem Reichstag am 11. Dezember 1899. Die Arbeit analysiert die Rolle des deutschen Reiches im Kontext der Weltpolitik und die Bedeutung von Kolonialpolitik im frühen 20. Jahrhundert.
- Die Rolle des deutschen Reiches in der Welt
- Die Bedeutung der Kolonialpolitik
- Der Vergleich mit anderen europäischen Großmächten
- Die wirtschaftliche und politische Situation Deutschlands
- Von Bülows rhetorische Strategie
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Der Text beschreibt zunächst die Lage der anderen europäischen Großmächte, wie England, Frankreich und Russland, die bereits Kolonien erworben haben und ihren Einflussbereich erweitert haben. Die Rede beleuchtet außerdem den japanisch-chinesischen und den spanisch-amerikanischen Krieg und ihre Bedeutung für die globale Machtverteilung.
- Von Bülow argumentiert, dass Deutschland aufgrund seiner fehlenden Kolonien und damit verbundenen wirtschaftlichen Einflusses im Vergleich zu anderen europäischen Großmächten im "Hintertreffen" ist. Er führt dies auf die Abhängigkeit Deutschlands von Importgütern aus tropischen Regionen zurück, die nur aus den Kolonien anderer Mächte bezogen werden können.
- Von Bülow argumentiert, dass Deutschland sich Kolonien suchen soll, um weiter zu den "starken" Staaten zu zählen. Er betont jedoch, dass eine Expansion des deutschen Einflussbereichs nicht durch militärische Eroberung, sondern durch die "Erweiterung des politischen und wirtschaftlichen Einflusses" erreicht werden soll.
- Von Bülow beschreibt das deutsche Volk als "mit der Weltwirtschaft verflochten" und "in die Weltpolitik hineingezogen". Er sieht die "gewaltige Vitalität" des deutschen Volkes in seinem "beispiellosen industriellen Aufschwung", seiner "rapiden Bevölkerungszunahme" und der "Tüchtigkeit seiner Kaufleute".
- Von Bülow betont, dass Deutschland einen "Anspruch auf mehr Größe" hat und sich nicht länger "auf die Füße treten oder beiseite schieben lassen" soll. Er appelliert an das Nationalgefühl der Zuhörer und fordert sie auf, sich nicht länger "zur Tagesordnung übergehen" zu lassen.
- Von Bülow prophezeit, dass Deutschland im kommenden Jahrhundert entweder "Hammer oder Amboss" sein wird. Er argumentiert, dass Deutschland entweder die Kraft haben wird, selbst einen Schlag zu führen, oder aber für andere europäische Großmächte zum "Amboss" werden wird, auf den diese dann mit ihrer militärischen Macht "einschlagen" würden.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Quellenanalyse behandelt die Themen Kolonialismus, Imperialismus, deutsche Außenpolitik, Großmachtpolitik, Weltpolitik, Nationalismus, Wirtschaftspolitik und militärische Aufrüstung. Die Arbeit analysiert die Rede von Bernhard von Bülow und seine Argumentation für eine stärkere Rolle des deutschen Reiches in der Welt.
- Arbeit zitieren
- Christian Johannes von Rüden (Autor:in), 2008, Das deutsche Reich als "Hammer oder Amboss". Quellenanalyse der Rede Bernhard von Bülows vor dem Reichstag im Dezember 1899, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168354