"Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei." Dieser Grundsatz, der in Artikel 5 Absatz 3 des Grundgesetzes (GG) der Bundesrepublik Deutschland verankert ist, garantiert das Recht eines jeden Bürgers auf Freiheit von Kunst und
Kultur vor dem Bundesverfassungsgericht. So versteht sich das moderne
Deutschland unter anderem als Kulturstaat.1 Aus diesem Grund ist schnell zu erfassen, dass die Begriffe "Kultur" und "Politik" nicht zu trennen sind. Folglich lässt
sich in diesem Zusammenhang von einer "Kulturpolitik" sprechen. In den 1970er
Jahren machte die politische Kultur und mit ihr die Kulturpolitik in Deutschland
einen grundlegenden Wandel durch. Hermann Glaser und Hilmar Hoffmann
forderten das "Bürgerrecht Kultur" und eine "Kultur für alle", deren Umsetzung besonders in Großstädten erfolgreich gelang. Diese Ansätze bewirkten auch ein Umdenken in der Städtebaupolitik: Für die Städte wuchs der Stellenwert von Kultur enorm. Um 1990
erwachte das Interesse an der Kultur neu, so dass diese nun auch als Standortfaktor in der Wirtschaft erfasst wurde. Die folgenden Jahre waren jedoch geprägt von den
Problemen der Wiedervereinigung und finanziellen Missständen der Kommunen. 1998 verstärkte sich das Bewusstsein für Kulturpolitik erneut. Dies führte unter der
Regierung von Kanzler G. Schröder zu der Entwicklung der Enquete‐Kommission
"Kultur in Deutschland". Forderung dieser Kommission war und ist, mit dem Leitspruch und Artikelzusatz "Der Staat schützt und fördert die Kultur" Kultur als Staatsziel im GG zu verankern, was jedoch bis heute nicht erreicht werden konnte.
In Anbetracht dieser Debatte soll nun in vorliegender Arbeit auf die neuen Aspekte der Kulturpolitik und in diesem Zusammenhang speziell auf die Kommunalpolitik eingegangen werden.
Dabei stellen sich folgende Fragen: Was ist Kulturpolitik?
Wer sind ihre Akteure? Wie werden kulturwirtschaftliche Existenzen,
Künstler und kulturnahe Berufe unterstützt und gefördert? Wie kann kulturelle Bildung gewährleistet werden? Und auch: Wie wird Kulturpolitik in die Kommunalpolitik integriert?
Inhaltsverzeichnis
- Der Strukturwandel der kulturellen Öffentlichkeit und der Kulturpolitik
- Begriffserklärung und Aufgaben der Kulturpolitik
- Neue Ansätze der Kulturpolitik
- Ziele einer neuen Kulturpolitik
- Strategische Kulturpolitik der Kommunen
- Nachhaltigkeit
- Vor- und Nachteile
- Die Rolle von Kultur in der Stadtentwicklungspolitik
- Strategische kommunale Kulturpolitik am Beispiel des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) der Stadt Bayreuth
- Handlungsfeld Kunst und Kultur
- Integriertes Kulturkonzept
- Ausblick und kritische Reflexion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Entwicklung und den neuen Aspekten der Kulturpolitik, insbesondere im Kontext der kommunalen Politik. Sie analysiert die Strukturen und Wandlungsprozesse der Kulturpolitik unter Berücksichtigung des Einflusses des Buches "Die Stadt von der Kultur her denken – die Kultur von der Stadt her denken" von Reinhart Richter und Hans Brinckmann. Ziel ist es, die Aufgaben und Herausforderungen der Kulturpolitik in der heutigen Gesellschaft zu beleuchten und die Rolle der Kultur in der Stadtentwicklung zu erforschen.
- Der Wandel der Kulturpolitik im Kontext der 68er-Bewegung und der "kulturellen Demokratisierung"
- Die Bedeutung von Kultur als Standortfaktor in der Wirtschaft und die Integration von Kulturpolitik in die Kommunalpolitik
- Neue Ansätze der Kulturpolitik im Hinblick auf die Gestaltung von Kulturräumen, Netzwerken und Zweckverbänden
- Die Rolle von Kultur in der Stadtentwicklungsplanung und die Bedeutung von integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepten (ISEK)
- Kritische Reflexion der kulturpolitischen Entwicklungen und die Herausforderungen für die Zukunft.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet den Strukturwandel der kulturellen Öffentlichkeit und der Kulturpolitik im Kontext der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Es beschreibt die Entwicklung von der Kulturkonvention des Europarates 1954 bis zur Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland" im Jahr 2007. Hierbei werden wichtige Meilensteine der Kulturpolitik und ihre Bedeutung für die Rolle von Kunst und Kultur in der Gesellschaft hervorgehoben.
Das zweite Kapitel widmet sich der Begriffserklärung und den Aufgaben der Kulturpolitik. Es definiert Kulturpolitik als das Handeln des Staates im Bereich der Kunst und Kultur und erörtert die verschiedenen Aufgabenbereiche, die sich aus dem Schutz, der Förderung und der Verwaltung des kulturellen Erbes ergeben. Es wird auch auf die Bedeutung der Kulturpolitik als zentrale Querschnittsaufgabe der Politik hingewiesen.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den neuen Ansätzen der Kulturpolitik, insbesondere im Kontext der strategischen und kommunalen Kulturpolitik. Es beschreibt die Ziele einer neuen Kulturpolitik und erörtert die Bedeutung von Nachhaltigkeit und die Vor- und Nachteile strategischer Ansätze. Weiterhin wird die Rolle von Kultur in der Stadtentwicklungspolitik beleuchtet und das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) der Stadt Bayreuth als Beispiel vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Kulturpolitik, Stadtentwicklung, kommunale Kulturpolitik, strategische Kulturpolitik, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK), Kunst und Kultur, Kulturmanagement, Kulturwirtschaft, kulturelle Bildung, kulturelle Demokratisierung, Bürgerrecht Kultur, Kultur für alle, Nachhaltigkeit, Standortfaktor, und öffentliche Kultureinrichtungen.
- Quote paper
- Ida Blick (Author), 2010, Die Stadt von der Kultur her denken oder die Kultur von der Stadt her denken?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168437