Bei dem Blick auf die Liste der bedeutenden, klassischen Staatstheoretiker der frühen Neuzeit, fällt besonders der Florentiner Niccolò Machiavelli ins Auge. Auf der einen Seite entstand ein überwiegend negatives Bild Machiavellis, das sich vorwiegend auf die Aussagen seines bekanntesten Werkes, dem Principe stützt. Sein Name ging seit seines Ablebens, in erster Linie mit einer unmoralischen, rücksichtslosen und machtakkumulierenden Politik konform: dem so genannten Machiavellismus. Eine Staatskunst, die sich im Zweifelsfall über jegliche Grenzen, wie Moral oder Religion hinwegsetzt, um die eigenen Interessen verfolgen zu können. In diesem Zusammenhang ließ sich beispielsweise schon 1545 der englische Kardinal Reginald Pole zu der Aussage hinreißen, der Principe müsse mit dem Finger Satans geschrieben worden sein.
Auf der anderen Seite finden sich jedoch zahlreiche Aussagen, die Machiavelli keinesfalls, oder nicht ausschließlich als rücksichtslos bezeichnen und sogar eine besondere Nähe seiner Person zum republikanischen Idealdenken, feststellen wollen.
Unter spezieller Berücksichtigung jener zweiten Gruppe und Machiavellis Werken
Il principe und den Discorsi, setzt diese Arbeit ihren Fokus auf Machiavelli den Republikaner, dessen Menschen- und Geschichtsbild stark von der römischen Blütezeit beeinflusst wurde und sein staatliches Idealbild in einer dauerhafte, republikanischen Mischverfassung findet, ähnlich der bewunderten Römischen Republik. In den folgenden Abschnitten soll deutlich werden, inwiefern Machiavelli Unrecht getan wird, wenn er ausschließlich als ein Menschen verachtender Kriegstreiber - kurz: Machiavellist - betitelt wird.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Machiavelli, der verkannte Republikaner ?
- I. Machiavellis Menschen- und Geschichtsbild
- I. 1. Der politische Mensch
- I. 2. Geschichte und Ihr politischer Nutzen
- II. Machterhalt als höchste Maxime - Vom Principe zu den Discorsi
- III. Die republikanische Mischverfassung als Idealtypus ?
- III. 1. Vorbild Rom
- III. 2. Machiavelli und die Religion
- C. Schluss
- D. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, Niccolò Machiavelli nicht nur als den berüchtigten Machiavellisten, der das Ende rechtfertigt, wenn es den Machterhalt des Staates sichert, zu betrachten. Vielmehr soll sein Werk in Bezug auf die republikanische Staatsform untersucht werden. Im Vordergrund stehen dabei Machiavellis Menschen- und Geschichtsbild, sowie die Rolle des Volkes und des Herrschers in einem Staat.
- Machiavellis Menschen- und Geschichtsbild
- Der politische Mensch und seine Rolle im Staat
- Die Mischverfassung als Idealtypus
- Das Verhältnis von Moral und Politik
- Die Bedeutung des römischen Vorbilds für Machiavellis Staatsdenken
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik des Bildes von Machiavelli vor und hebt die Diskrepanz zwischen dem gängigen Bild des Machtpolitikers und den republikanischen Tendenzen in seinen Werken hervor.
Kapitel B widmet sich der Frage, ob Machiavelli als ein verkannter Republikaner betrachtet werden kann. Es wird die historische Situation Italiens im späten Mittelalter beleuchtet und Machiavellis Sicht auf den politischen Menschen und die Geschichte vorgestellt. Der Fokus liegt dabei auf dem Machterhalt als höchster Maxime und der Rolle des Volkes in einem Staat.
Kapitel I analysiert Machiavellis Menschen- und Geschichtsbild. Es wird die Bedeutung der Bürgerliebe, der Treue und der sittlichen Grundhaltung für den Staat hervorgehoben. Zudem wird Machiavellis Sicht auf den politischen Menschen als ein Individuum, das von der Suche nach Macht geleitet wird, dargelegt.
Kapitel II befasst sich mit Machiavellis idealer Staatsform, der Mischverfassung, die Elemente von Monarchie, Aristokratie und Demokratie vereint. Es werden die Argumente Machiavellis für diese Staatsform und das Vorbild Roms sowie das Verhältnis von Religion und Politik diskutiert.
Schlüsselwörter
Niccolò Machiavelli, Republikanismus, Machterhalt, Mischverfassung, Staatsdenken, Politik, Moral, Geschichte, Menschenbild, römisches Vorbild, Staat, Volk, Herrscher.
- Arbeit zitieren
- Anthony Stern (Autor:in), 2010, Machiavelli, der verkannte Republikaner?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168483