1. Einleitung
In der folgenden Analyse soll der Roman „Das Weiberdorf“ von Clara Viebig aus dem Jahre 1900 näher betrachtet werden. Dabei soll das Werk, das in der gängigen Literatur entweder der Heimatkunst oder aber dem Naturalismus zugeordnet wird, nicht als ein solches interpretiert,
sondern als ein Opus betrachtet werden, das sich dem modernen Frauenroman verschreibt.
Unter der Lupe aktueller Gender-Betrachtungen sollen Machtverhältnisse im Roman aufgedeckt werden und erforscht werden, ob die Hauptfigur – Peter Miffert – als triebgeleitetes, rein von seiner Libido gesteuertes Wesen betrachtet werden kann oder ob die herausragende
Bedeutung von Weiblichkeit im Werk seine Rolle als „Hahn im Korb“ insofern determiniert, dass seine Handlungen quasi ferngeleitet sind.
Die Vorgehensweise soll dabei folgendermaßen ausgestaltet sein: In einem ersten Schritt führt eine kurze Inhaltsangabe sowie die Darstellung der Bedeutung des Werkes in seiner Zeit in
die Arbeit ein. Danach wird eine Analyse der verschiedenen Lesarten vorgenommen, unter denen sich das Werk betrachten lässt. Dabei wird selbstverständlich auch auf den Naturalismus- Begriff eingegangen werden, jedoch soll der Begriff des ‚Modernen Frauenromans‘ eine
ungleich stärkere Aufmerksamkeit erfahren. Darauf folgt eine Charakterisierung des Peter Miffert sowie eine Erläuterung seiner Position als ‚Hahn im Korb‘ im Dorfe. Dann wird ‚das Bäbbi‘ charakterisiert, die einzig weibliche Person im Werk, die sich nicht der herrschenden Moral beugt, sondern eine eigene Tugend entwirft. In einem weiteren Schritt wird ihr (besonderes) Verhältnis zum Protagonisten erläutert, woraufhin dieser schließlich einer erneuten
Betrachtung unterzogen wird. Ein Fazit soll abschließend darüber Auskunft geben, ob das Werk die Frauen im Weiberdorf als herrschende Gruppe bestimmt oder aber ob sich der Peter Miffert in eine Lage bringt, aus der nur er sich – wenn überhaupt – selbst retten könnte. Dabei soll die Forschungsfrage beantwortet werden, ob im ‚Weiberdorf‘ die fehlende Sexualmoral, bedingt durch eine verschobene, einst patriarchalische Machtstruktur, Ausgangspunkt aller ‚Sünde‘ ist oder ob die soziale Ausgangssituation, in die sämtliche Bewohner hineingeboren wurden, als solche dargestellt ist, dass keinem Bewohner eine andere Wahl bleibt, als seine von den Umständen definierte Rolle einzunehmen und bis zum Schluss durchzuspielen.
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Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Clara Viebig, „Das Weiberdorf“
- 2.1 Inhaltsangabe des Werkes
- 2.2 Das Werk im Kontext seiner Zeit
- 2.3 Das Werk in seinen Lesarten
- 2.3.1 Kriminalroman
- 2.3.2 Der Roman als Beispiel des Naturalismus
- 2.3.3 Der Roman als Soziale Prosa
- 2.3.4 Moderner Frauenroman
- 2.4 Die Figur des Peter Miffert
- 2.4.1 Charakterisierung der Figur
- 2.4.2 Peter Miffert als ein „Hahn im Korb“?
- 2.5 Die Figur der „Bäbbi“
- 2.5.1 Charakterisierung der Figur
- 2.5.2 Peter Miffert und „Bäbbi“ – ein ganz besonderes Verhältnis
- 2.6 Peter Miffert - abschließende Betrachtungen zur Figur
- 3. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Fokus der Analyse liegt auf Clara Viebigs Roman „Das Weiberdorf“ aus dem Jahr 1900. Ziel ist es, das Werk nicht primär als Heimatkunst oder Naturalismus zu interpretieren, sondern als einen modernen Frauenroman, der sich mit Machtverhältnissen und Gender-Aspekten auseinandersetzt. Die Analyse beleuchtet insbesondere die Figur des Peter Miffert und untersucht, ob er als triebgesteuertes Wesen dargestellt wird oder ob seine Rolle als „Hahn im Korb“ durch die dominierende weibliche Präsenz im Dorf beeinflusst ist.
- Analyse des Werkes im Kontext des modernen Frauenromans
- Untersuchung der Machtverhältnisse zwischen Mann und Frau im Roman
- Charakterisierung der Figur des Peter Miffert und seiner Position im Dorf
- Analyse der Rolle der „Bäbbi“ als Gegenbild zur herrschenden Moral
- Bewertung der Frage, ob die Frauen im Weiberdorf die dominierende Gruppe darstellen oder ob Peter Miffert in eine unfreiwillige Situation geraten ist.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine kurze Inhaltsangabe des Romans „Das Weiberdorf“ und situiert das Werk im Kontext seiner Zeit. Es wird auf die Armut und die ungünstigen Lebensbedingungen der Eifelbewohner eingegangen. Die Autorin Clara Viebig wird als Kritikerin der Eifel und ihrer Bewohner dargestellt, die in ihren Werken die Realität des Lebens in der Eifel widergespiegelt hat.
Das zweite Kapitel widmet sich der Analyse verschiedener Lesarten des Romans. Neben der Einordnung als Kriminalroman und Naturalismus wird der Fokus auf den modernen Frauenroman gelegt. Die Diskussion über die verschiedenen Lesarten soll die Vielschichtigkeit des Werkes hervorheben und die Bedeutung der Gender-Perspektive für die Interpretation des Romans unterstreichen.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Figur des Peter Miffert. Es werden seine Charaktereigenschaften und seine Rolle im Dorf als „Hahn im Korb“ analysiert. Die Frage, ob er ein triebgesteuertes Wesen ist oder ob seine Handlungen durch die weibliche Dominanz im Dorf beeinflusst werden, wird hier thematisiert.
Das vierte Kapitel widmet sich der Figur der „Bäbbi“, die als Gegenbild zur herrschenden Moral im Dorf dargestellt wird. Ihr Verhältnis zu Peter Miffert wird beleuchtet und die Frage, ob sie eine besondere Rolle im Roman spielt, wird diskutiert.
Das fünfte Kapitel bietet abschließende Betrachtungen zur Figur des Peter Miffert und seiner Position im Dorf. Es wird die Frage aufgeworfen, ob die Frauen im Weiberdorf die herrschende Gruppe darstellen oder ob Peter Miffert in eine unfreiwillige Situation geraten ist.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Romans „Das Weiberdorf“ sind die Darstellung der Eifel und ihrer Bewohner, die Analyse der Machtverhältnisse zwischen Mann und Frau, die Auseinandersetzung mit der Moral und dem Leben in der Eifel, die Bedeutung der Gender-Perspektive für die Interpretation des Romans und die Frage nach der individuellen Freiheit in einer durch soziale Verhältnisse und moralische Normen geprägten Welt.
- Quote paper
- Simon Jakobs (Author), 2010, Clara Viebig: 'Das Weiberdorf', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168564