Offensichtlich kommt es hierbei aber – wie bei dem noch weiter verbreiteten, häufiger in der Mündlichkeit gebrauchten wegen dem statt wegen des – zu einem Widerstreit zwischen normativer und deskriptiver Grammatik. So wie die Welt sich unaufhörlich verändert, so findet unweigerlich ein steter Sprachwandel statt. Es kann also sein, dass sich bestimmte Sprachgebräuche von Formen wegbewegen, die zu einer Zeit als die verbindlich richtigen galten und in Regelbücher aufgenommen wurden. Da Regelbücher immer nur mit Verzögerung das als Sprachnorm aufnehmen, was de facto gesprochen und von der Mehrzahl der Sprecher als korrekt empfunden wird, kann es zu einem Auseinanderfallen von vorgeschriebener und tatsächlich gesprochener beziehungsweise geschriebener Sprache kommen. Damit ist diese vermeintlich grammatikalisch inkorrekte Form diesen Jahres ein interessanter Gegenstand für eine korpusgestützte Untersuchung. Korpora bieten die Möglichkeit, Sprache in einer (unterschiedlich) großen Sammlung authentischer Sprachzeugnisse zu untersuchen. Aus diesem Interesse an einer empirischen Untersuchung des realen Sprachgebrauchs ergibt sich eine Reihe von Fragen, die nicht befriedigend vom Linguisten am Schreibtisch beantwortet werden können, der sich allein auf seine persönliche Sprachkompetenz oder Grammatikbücher stützt: Lässt sich diese Form überhaupt belegen? Wenn ja, auch in einer Häufigkeit, die einen zu-fälligen ideolektalen Missgriff ausschließt? Lässt sich möglicherweise sogar ein Anstieg der Verwendung beobachten, bzw. demgegenüber ein Rückgang der „grammatisch richtigen“ Form?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. DWDS
- 1.1 Kernkorpus
- 1.2 Die ZEIT
- 1.3 Berliner Zeitung
- 2. COSMAS II
- 3. Sketch Engine
- 4. Mögliche Ursachen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Genitivkonstruktion „diesen Jahres“ im Vergleich zu „dieses Jahres“ anhand korpuslinguistischer Methoden. Ziel ist es, die Häufigkeit der vermeintlich „ungrammatischen“ Form „diesen Jahres“ zu belegen, ihre Verbreitung zu analysieren und mögliche Ursachen für ihre Entstehung zu ergründen.
- Häufigkeit der Genitivkonstruktion „diesen Jahres“ im Vergleich zu „dieses Jahres“
- Verbreitung der Konstruktion in verschiedenen Textsorten (Zeitungen, Belletristik)
- Sprachwandel und der Konflikt zwischen normativer und deskriptiver Grammatik
- Analyse der Ergebnisse aus verschiedenen Korpora (DWDS, COSMAS II, Sketch Engine)
- Mögliche Ursachen für die Entwicklung der Konstruktion „diesen Jahres“
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit untersucht die Genitivkonstruktion „diesen Jahres“, die im Gegensatz zur normativen Grammatik, die „dieses Jahres“ präferiert, in der gesprochenen und geschriebenen Sprache auftritt. Die Forschungsfrage befasst sich mit der Häufigkeit dieser Form, der Möglichkeit eines Anstiegs ihrer Verwendung und den möglichen Ursachen ihres Auftretens. Die Untersuchung wird mit Hilfe verschiedener Korpora durchgeführt, wobei der Fokus auf Zeitungstexten liegt, da die fragliche Konstruktion dort erstmalig beobachtet wurde. Die Arbeit verspricht eine empirische Analyse des realen Sprachgebrauchs.
1. DWDS: Dieses Kapitel beschreibt die verwendete DWDS-Datenbank und deren Kernkorpus. Es wird auf die Zusammensetzung des Kernkorpus hinsichtlich Textsorten und Größe eingegangen. Die anfängliche Suche im Kernkorpus liefert nur wenige Treffer für „diesen Jahres“, was zunächst auf eine geringe Verbreitung hindeutet. Jedoch wird darauf hingewiesen, dass aufgrund von Nutzungsvereinbarungen nicht alle Treffer angezeigt werden konnten. Das Kapitel begründet die Fortsetzung der Suche in anderen DWDS-Korpora, insbesondere in Zeitungskorpora, aufgrund der Erwartung einer höheren Trefferanzahl in dieser Textsorte.
1.2 Die ZEIT: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Suche nach „diesen Jahres“ im ZEIT-Korpus. Im Vergleich zum DWDS-Kernkorpus zeigt sich eine deutlich höhere Trefferanzahl. Trotzdem bleibt die Anzahl der Treffer im Vergleich zu „dieses Jahres“ relativ gering. Es wird jedoch betont, dass die hohe Trefferzahl im ZEIT-Korpus Tippfehler und Zufälligkeiten ausschließt und die Existenz der Form belegt. Die Ergebnisse werden mit Vorsicht interpretiert und es wird auf mögliche Mehrfachzählungen von Treffern hingewiesen. Der Vergleich mit den Treffern für "dieses Jahres" verdeutlicht die geringe Verbreitung von "diesen Jahres".
Schlüsselwörter
Korpuslinguistik, Genitivkonstruktion, „diesen Jahres“, „dieses Jahres“, Sprachwandel, normative Grammatik, deskriptive Grammatik, DWDS, COSMAS II, Sketch Engine, Zeitungstext, empirische Sprachforschung.
Häufig gestellte Fragen zur Seminararbeit: Genitivkonstruktion „diesen Jahres“ vs. „dieses Jahres“
Was ist das Thema der Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Genitivkonstruktion „diesen Jahres“ im Vergleich zu „dieses Jahres“. Sie analysiert die Häufigkeit, Verbreitung und mögliche Ursachen der vermeintlich „ungrammatischen“ Form „diesen Jahres“ mithilfe korpuslinguistischer Methoden.
Welche Korpora wurden verwendet?
Die Arbeit nutzt die Korpora DWDS (inkl. Kernkorpus und Zeitungskorpora wie "Die Zeit" und "Berliner Zeitung"), COSMAS II und Sketch Engine zur Analyse der Genitivkonstruktionen.
Welche Textsorten wurden untersucht?
Der Fokus liegt auf Zeitungstexten, insbesondere "Die Zeit", aber die Arbeit betrachtet auch andere Textsorten (implizit: Belletristik).
Welche Ergebnisse wurden im DWDS-Kernkorpus erzielt?
Die Suche im DWDS-Kernkorpus ergab anfänglich nur wenige Treffer für „diesen Jahres“. Aufgrund von Nutzungsbeschränkungen konnten nicht alle Treffer angezeigt werden. Daher wurde die Suche auf andere DWDS-Korpora ausgeweitet, insbesondere auf Zeitungskorpora.
Welche Ergebnisse wurden im ZEIT-Korpus erzielt?
Das ZEIT-Korpus zeigte eine deutlich höhere Trefferanzahl für „diesen Jahres“ als der DWDS-Kernkorpus. Die Anzahl bleibt jedoch im Vergleich zu „dieses Jahres“ relativ gering. Die Ergebnisse werden vorsichtig interpretiert, da Mehrfachzählungen möglich sind.
Welche Forschungsfragen werden behandelt?
Die Arbeit untersucht die Häufigkeit von „diesen Jahres“ im Vergleich zu „dieses Jahres“, die Verbreitung in verschiedenen Textsorten und die möglichen Ursachen für die Entstehung von „diesen Jahres“. Es geht auch um den Sprachwandel und den Konflikt zwischen normativer und deskriptiver Grammatik.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
(Die konkreten Schlussfolgerungen sind nicht explizit im HTML-Snippet enthalten, aber die Arbeit zielt auf eine empirische Analyse des realen Sprachgebrauchs ab und untersucht die möglichen Ursachen für die Entwicklung der Konstruktion "diesen Jahres").
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Korpuslinguistik, Genitivkonstruktion, „diesen Jahres“, „dieses Jahres“, Sprachwandel, normative Grammatik, deskriptive Grammatik, DWDS, COSMAS II, Sketch Engine, Zeitungstext, empirische Sprachforschung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, Kapitel zu den verwendeten Korpora (DWDS, COSMAS II, Sketch Engine), ein Kapitel zu möglichen Ursachen und ein Fazit. Es enthält außerdem ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter.
- Arbeit zitieren
- R. Fehl (Autor:in), 2009, "Dieses" oder "diesen" Jahres?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168729