Pizza, Pasta, Sonne, Meer… Italien wie wir es kennen und lieben. Ein Land, dass allen Touristen gegenüber aufgeschlossen ist und wo die Freundlichkeit und Unvoreingenommenheit der Bewohner bestechend ist.
Nichts scheint dies irgendwie trüben zu können, es ist eine Lebensart, die wir als Außenstehende bewundern und wo wir uns immer wieder aufs Neue fragen, wie man so „in den Tag hinein“ leben kann.
Was aber steckt hinter der Fassade des touristischen Italien? Wie sieht die Gesellschaft des Landes in der Realität aus? Und warum wird Silvio Berlusconi zum Ministerpräsidenten gewählt und Gianfranco Fini zum Außenminister gemacht?
Auch diesen Fragen möchte ich mit meiner Arbeit auf den Grund gehen und aufzeigen, wie tief die italienische Gesellschaft gespalten ist und wo diese Konflikte verwurzelt sind. Wichtig ist dies, weil all diese Konflikte noch bis heute nachwirken und wohl auch über die nächsten Jahre noch nicht einfach ausgelöscht werden können, solange von einer oder von beiden Seiten immer wieder die Angst vor der anderen Seite geschürt wird.
Waren es während der ersten Republik Italiens Namen wie De Gasperi, Moro oder Craxi, die die politischen Geschicke in Händen hielten so wird die so genannte zweite Republik bisher von zwei Namen dominiert:
Silvio Berlusconi und Romano Prodi. Silvio Berlusconi mehr als sein Kontrahent, nichtsdestotrotz waren es jene beiden, die sich gegenseitig im Palazzo Chigi die Türklinke in die Hand gaben.
Viel geschieht auf politischer Ebene in Italien, viel, was uns als außenstehenden Beobachtern ungewöhnlich erscheinen mag. Warum sind die Regierungen in Italien auch heute noch instabil?
Warum schaffte es der Medienmogul und Baulöwe Berlusconi gleich zweimal in den Sessel des Ministerpräsidenten und steht auch heute in den Startlöchern, um bei einer eventuellen neuerlichen Regierungskrise dieses Amt aufs Neue zu übernehmen?
Diese Arbeit soll sowohl die Vorgänge im Parteiensystem der ersten Republik, dessen Zusammenbruch als auch die Bildung von zahlreichen neuen Parteien im System der zweiten Republik beleuchten.
Das Forschungsinteresse, das mich durch diese Arbeit geleitet hat ist die simple Frage, „warum etwas so ist, wie es eben ist und warum es sich eigentlich nicht ändert“. Gerade das Parteiensystem Italiens erscheint verwirrend, es gibt zu viele Parteien und von Wahl zu Wahl scheinen es wieder mehr zu werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aufbau der Arbeit
- Hypothese
- Das Parteiensystem nach Giovanni Sartori
- Zweiparteiensystem
- Pluralistische Systeme
- Die Konfliktlinien innerhalb der italienischen Gesellschaft
- Der Gegensatz zwischen Norden und Süden
- Katholizismus versus Kommunismus
- Der Konflikt zwischen Kirche und Staat sowie die Bildung einer katholischen Subkultur
- Der Konflikt zwischen städtischer und ländlicher Ökonomie und die Bildung einer kommunistischen Subkultur
- Der Gegensatz zwischen politischer Klasse und breiter Masse
- Das Parteiensystem der ersten Republik
- Die Democrazia Cristiana (DC)
- Partitocrazia - Parteienherrschaft
- Der Partito Comunista Italiano (PCI)
- Der compromesso storico – Historischer Kompromiss
- Trasformismo
- Der Partito Socialista Italiano (PSI)
- Der Movimento Sociale Italiano (MSI)
- Weitere Parteien der ersten Republik
- Die Krise des politischen Systems und das Entstehen neuer Parteien
- Ursachen für den Zusammenbruch des Parteiensystems der ersten Republik
- Der Bedeutungsverlust der Subkulturen
- Zusammenbruch der Sowjetunion
- Tangentopoli und Mani Pulite
- Haushaltskrise
- Entwicklungen im Parteiensystem
- Die Lega Nord
- Der Niedergang von DC und PSI
- Die DC
- Der PSI
- Vom MSI zur Alleanza Nazionale
- Die Forza Italia! (FI)
- Exkurs Silvio Berlusconi
- Decreto Berlusconi und Decreto Biondi
- Wahlrechtsreformen und Wahlen in der zweiten Republik
- Die Reformen von 1991 und 1993
- Bildung von Wahlallianzen
- Die Wahlen 1994
- Die Wahlen von 1996 und der erste „echte“ Machtwechsel in Italien
- Die Wahlen 2001
- Die Wahlen 2006
- Wahlrechtsreform durch Berlusconi
- Wahlsieger L‘Unione
- Regierungskrise Prodi
- Abschließende Analyse und Resümee
- Analyse des Parteiensystems nach den Kriterien von Giovanni Sartori
- Die politische Mitte nach der Transformation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem italienischen Parteiensystem und dessen Wandel vom Pluralismus zum Zweiparteiensystem. Die Hauptaufgabe ist es, die Entwicklung des Parteiensystems von der ersten zur zweiten Republik zu analysieren und die wichtigsten Faktoren, die zu diesem Wandel führten, zu identifizieren.
- Die Konfliktlinien innerhalb der italienischen Gesellschaft
- Das Parteiensystem der ersten Republik und seine wichtigsten Parteien
- Die Ursachen für den Zusammenbruch des traditionellen Parteiensystems
- Das Entstehen neuer Parteien in der zweiten Republik
- Wahlrechtsreformen und deren Einfluss auf das Parteiensystem
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das italienische politische System und stellt die wichtigsten Konfliktlinien innerhalb der italienischen Gesellschaft vor, wie den Nord-Süd-Gegensatz und den Konflikt zwischen Kirche und Staat. Anschließend werden die wichtigsten Parteien der ersten Republik (1948-1992/94) – die Democrazia Cristiana (DC), der Partito Comunista Italiano (PCI) und der Partito Socialista Italiano (PSI) – detailliert beleuchtet.
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Zusammenbruch des Systems der ersten Republik und den Ursachen dafür: die Erosion der traditionellen Subkulturen, der Zusammenbruch der Sowjetunion, die Korruptionsskandale der Tangentopoli und die Haushaltskrise.
Das vierte Kapitel analysiert die Entstehung neuer Parteien im System der zweiten Republik. Hier wird besonders auf die Lega Nord, die Alleanza Nazionale (AN) und die Forza Italia! (FI) von Silvio Berlusconi eingegangen.
Kapitel fünf beleuchtet die Wahlrechtsreformen von 1991 und 1993, die zur Bildung von Wahlallianzen und zur Entwicklung in Richtung eines fragmentierten Bipolarismus führten. Hier werden auch die Wahlen von 1994, 1996, 2001 und 2006 genauer betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die wichtigsten Themen und Begriffe des italienischen Parteiensystems: Pluralismus, Zweiparteiensystem, Bipolarismus, Konfliktlinien, Subkulturen, Tangentopoli, Mani Pulite, Wahlrechtsreformen, Forza Italia!, Casa delle Libertà, L’Unione, Silvio Berlusconi, Romano Prodi.
- Quote paper
- Regina Bianchi (Author), 2007, Das italienische Parteiensystem im Wandel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168755