Die vorliegende Arbeit ist im Rahmen eines Seminars mit dem Titel „Vatikanische Quellen“ entstanden.
Will man sich mit bedeutenden Persönlichkeiten Thüringens im 14. Jahrhundert beschäftigen, so kommt man an einem Namen nicht vorbei. Die Rede ist von Rudolf Losse von Eisenach, der „vom 4. bis ins 6. Jahrzehnt, als Notar und Rat, dann als Offizial des grossen Erzbischofs Baldewin von Trier, der stärksten staatsmännischen Persönlichkeit der Zeit, in einem Brennpunkt der europäischen Politik gestanden hat“ und uns eine unvergleichliche Sammlung an Briefen und Urkunden, sein so genanntes Konzeptbuch , hinterlassen hat.
Aber nicht die große Politik soll den Gegenstand der Arbeit bilden, sondern die personengeschichtliche Betrachtung des Rudolf Losse und seines Personenkreises im Hinblick auf seine Bewerbung um ein Kanonikat an der Stiftskirche St. Marien zu Erfurt. Die Arbeit bedient sich also einem individualisierten Ansatz der Geschichtswissenschaft. Es soll eine Untersuchung der personalen Verflechtung durchgeführt werden, bei der Rudolf Losse im Mittelpunkt steht und seine Mitstreiter in Bezug zu ihm gesetzt werden sollen.Im Folgenden soll hierzu exemplarisch die oben genannte Bewerbung Rudolf Losses für ein Kanonikat an der Stiftskirche St. Marien zu Erfurt herangezogen werden. Dabei soll es darum gehen zu zeigen, welche sozialen Kontakte Losse hierbei ins Feld führt, um diese Stelle einnehmen zu können. Es soll zurückgegriffen werden auf die Unterscheidung zwischen der Totalität der sozialen Verflechtung und dem Ausschnitt dieser Totalität, das so genannte „set“, das nur ein persönliches Beziehungsgeflecht, also das einer bestimmten Person, ein so genanntes „ego“, in den Mittelpunkt der Betrachtung stellt.
Diese Art der Betrachtung soll, bei der in dieser Arbeit untersuchten Person, noch etwas verengt werden auf einen bestimmten Vorgang. In diesem Falle die Bewerbung Rudolf Losses in Erfurt.
Rudolf Losse hat über die Jahre einen derart großen Fundus an Geschäfts- und Schriftverkehr, auch neben seinem Hauptberuf als Notar und Offizial, von der Verwaltung seines fast unüberschaubaren persönlichen und Pfründenbesitzes ganz zu schweigen, angehäuft, den er allein auf keinen Fall bewerkstelligen konnte. Er hat dafür eine Vielzahl von „Unterbeamten“, die diese Angelegenheiten für ihn bearbeiteten.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 2. Kurzbiographie Rudolf Losses
- 3. Rudolf Losses Bewerbung um ein Kanonikat an St. Marien zu Erfurt
- 3.1 Rudolf Losses Bewerbung um ein Kanonikat an St. Marien zu Erfurt
- 4. Schlussbetrachtung
- 5. Quellenverzeichnis
- 6. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Arbeit befasst sich mit der persönlichen Verflechtung des mittelalterlichen Juristen und Diplomaten Rudolf Losse von Eisenach. Im Zentrum steht seine Bewerbung um ein Kanonikat an der Stiftskirche St. Marien zu Erfurt, wobei untersucht wird, welche sozialen Kontakte er im Laufe dieses Prozesses mobilisierte.
- Personengeschichtliche Betrachtung von Rudolf Losse und seinem Personenkreis
- Analyse der personalen Verflechtung mit Fokus auf die Bewerbung um ein Kanonikat
- Bedeutung von Beziehungsgeflechten und ihre Entstehung in kurialer und regionaler Ebene
- Verquickung von dienstlichen Angelegenheiten und persönlicher Karriere im Mittelalter
- Unterscheidung zwischen der Totalität sozialer Verflechtung und dem Ausschnitt, dem "set"
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung stellt die Arbeit im Kontext eines Seminars über vatikanische Quellen vor und führt Rudolf Losse von Eisenach als bedeutende Persönlichkeit Thüringens im 14. Jahrhundert ein. Die Arbeit fokussiert auf die personengeschichtliche Betrachtung von Losse im Hinblick auf seine Bewerbung um ein Kanonikat. - Kapitel 2: Kurzbiographie Rudolf Losses
Dieses Kapitel bietet einen kurzen Überblick über das Leben von Rudolf Losse, einschließlich seines Studiums, seiner frühen Karriere an der Kurie und seines Aufstiegs als Offizial des Erzbischofs Balduin von Trier. Die Biographie betont seine vielfältigen Positionen und seinen Einfluss in der europäischen Politik. - Kapitel 3: Rudolf Losses Bewerbung um ein Kanonikat an St. Marien zu Erfurt
Dieses Kapitel analysiert den Bewerbungsprozess und die Verflechtung der Beteiligten. Es wird die Rolle von Dietmar Maul von Schlotheim, einem Verwandten und Vertrauten von Losse, als Vermittler und Informant beleuchtet. Die Analyse zeigt, wie Losse seine Kontakte nutzte, um das Kanonikat zu erlangen, und die Herausforderungen, denen er sich gegenüber sah.
Schlüsselwörter (Keywords)
Diese Arbeit konzentriert sich auf die Themen der personalen Verflechtung, Beziehungsgeflechte, kuriale und regionale Beziehungen, Pfründen, Kanonikat, mittelalterliche Karriere, Rudolf Losse von Eisenach, Thüringen, Erfurt, Balduin von Trier, St. Marien zu Erfurt, 14. Jahrhundert.
- Quote paper
- Marcel Hauer (Author), 2008, Rudolf Losse von Eisenach und seine Bewerbung um ein Kanonikat am Erfurter Marienstift – eine personale Verflechtungsanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168952