Die Berliner Zeitung fragt in einem Interview den derzeitigen Präsidenten des Bundestages, Norbert Lammert, ob es stimmt, „dass die Debatten immer langweiliger geworden sind, weil nicht mehr so ideologisch gestritten wird“. Dieser konstatiert, die großen Richtungsstreite gäbe es nicht mehr. „Die Verfassung, die Wirtschaftsordnung, die Einordnung in Bündnissysteme, die Übertragung nationaler Souveränitätsrechte – all das ist im Prinzip geklärt.“ und es spreche für die Kultur des Landes, über derlei Streitfragen heutzutage erhaben zu sein. Uns interessiert hier vorwiegend die Wirtschaftsordnung. Wenn es keine Streitfragen mehr gibt, dann müssen die Vertreter der drei großen Ökonomien aus den Lagern Smith, Marx und Keynes einen Konsens gefunden haben. Eine wirtschaftliche Mitte wird also auch von der Politik getragen, oder zumindest flankiert.
Matthias Jung, Leiter des Umfrageinstituts Forschungsgruppe Wahlen, folgert aus dem mittigen Verhalten der Wähler eine notwendige Diffusität seitens der Regierung. „Mit ideologischer Strenge hat eine Volkspartei keine Chance. In einer Gesellschaft, die sich immer stärker individualisiert, muss die Diffusität zunehmen.“ Ist letztlich doch kein Konsens zu erkennen? Oder heißt Diffusität tatsächlich von allem etwas? Ich möchte in dieser Arbeit jedoch weniger an der Realität beweisen, dass es diese Mitte wirklich gibt. Zwar werde ich hier und da auf aktuelle Beispiele zurückgreifen, doch mein Hauptanliegen ist ein Gedankenmodell, das eben jenen Konsens zu denken versucht. Es ist ein Versuch einer umfassenden Ökonomologie. Ökonomologie ist ein Kunstwort – man wird es in keinem einschlägigen Lexikon finden. Es setzt sich zusammen aus Öko und Nomologie und zielt auf Ökonomie und Ökologie. Das Wort Ökonomologie vereint somit auf galante Weise mein hiesiges Anliegen. Die der Philosophie entlehnte Nomologie ist die Lehre von Denkgesetzen und meint hier die jeweiligen Denkgesetze der Klassik bzw. Neo-Klassik, des Marxismus' sowie des Keynesianismus'. Öko stammt vom griechischen Wort oikos. Oikos heißt Haus, ferner Haushaltung. Noch ferner bezeichnet oikos den Lebensraum und auch die Wirtschaft (in diesem Lebensraum). Das Haus, in dem wir leben, ist nichts weniger als unsere Erde. Auf dieser müssen wir haushalten – mit dem, was wir haben. Wirtschaft und Lebensraum gehen mithin eine enge Beziehung ein. Ein versuchter Konsens der drei grundlegenden Wirtschaftssysteme kommt also nicht umhin, die Ökologie mit ins Spiel zu bringen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Drei Wirtschaftssysteme
- Klassik/Neoklassik
- Keynesianismus
- Marxismus
- Ins Gespräch kommen
- Utopien - Quellen der Zukunft
- Auf dem Weg zu einer umfassenden Ökonomologie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit zielt darauf ab, ein umfassendes Gedankenmodell zu entwickeln, das einen Konsens zwischen den drei großen Ökonomien der Klassik, des Marxismus und des Keynesianismus zu ermöglichen versucht. Sie will damit eine Brücke zwischen Ökonomie und Ökologie schlagen und eine "Ökonomologie" schaffen, die den Nachhaltigkeitsaspekt im Zentrum ihrer Betrachtungsweise hat.
- Die Analyse und Synthese der zentralen Denkschulen der Ökonomie (Klassik, Marxismus, Keynesianismus)
- Die Herausarbeitung der Schnittmengen und Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen ökonomischen Ansätzen
- Die Entwicklung eines umfassenden Konzepts für eine nachhaltige Wirtschaftsweise
- Die Vermittlung von Ökonomie und Ökologie im Kontext der gegenwärtigen Herausforderungen wie dem Klimawandel
- Die Suche nach Utopien als Quellen für eine zukunftsfähige Wirtschaftsordnung
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung führt in die Thematik der Ökonomologie ein und stellt die zentralen Argumente dar, die im Folgenden näher beleuchtet werden. Sie setzt sich mit der These auseinander, dass in der heutigen Zeit der Konsens über Wirtschaftsordnung zwischen den großen Ökonomien nicht mehr gegeben ist, und eröffnet so den Raum für die Suche nach einem neuen, umfassenden Ansatz.
Das Kapitel "Drei Wirtschaftssysteme" befasst sich mit den zentralen Denkschulen der Klassik/Neoklassik, des Keynesianismus und des Marxismus. Es werden die wichtigsten Argumente und Konzepte der einzelnen Schulen dargestellt und die jeweiligen Stärken und Schwächen herausgearbeitet.
Das Kapitel "Ins Gespräch kommen" beleuchtet die Möglichkeit einer Synthese zwischen den verschiedenen ökonomischen Schulen. Es geht darum, gemeinsame Grundprinzipien herauszuarbeiten und einen Konsens zwischen den verschiedenen Ansätzen zu finden.
Das Kapitel "Utopien - Quellen der Zukunft" widmet sich dem Thema der Utopien als Inspirationsquellen für eine nachhaltige Wirtschaftsordnung. Es werden verschiedene utopische Konzepte vorgestellt und deren Relevanz für die Gegenwart diskutiert.
Das Kapitel "Auf dem Weg zu einer umfassenden Ökonomologie" schließlich fasst die Ergebnisse der bisherigen Analysen zusammen und entwickelt ein konkretes Modell für eine Ökonomologie, die die Belange von Wirtschaft und Ökologie gleichermaßen berücksichtigt.
Schlüsselwörter (Keywords)
Ökonomologie, Nachhaltigkeit, Konsens, Klassik, Marxismus, Keynesianismus, Ökonomie, Ökologie, Utopien, Wirtschaftsordnung, Klimawandel.
- Arbeit zitieren
- Diplom Sozialarbeiter / Sozialpädagoge Thomas Potyka (Autor:in), 2010, Versuch einer umfassenden Ökonomologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169162