Einleitung
Im Jahr 1847 trafen sich die führenden Köpfe der Kommunistischen Bewegung, um ihre Weltanschauungen und Ziele zu formulieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das dabei entstandene, dreißig Seiten lange Manifest der Kommunistischen Partei drückte den Standpunkt geknechteter Arbeiter aller Nationen aus und diente als Leitfaden für eine sich global ausbreitenden Revolution. Es wurde ins Französische, Englische, Dänische und Russische übersetzt. Nach etlichen Niederlagen und Rückschlägen der Arbeiteraufstände und mit der 1864 neu erwachten Internationalen Arbeiterassoziation verlor das Manifest jedoch an Aktualität und drohte gänzlich ins Vergessen zu geraten.
Der vorliegende Essay soll eine Zusammenschau der Inhalte und Ziele der Kommunistischen Partei bieten und diese im Anhang kritisch reflektieren.
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1. Einleitung
Im Jahr 1847 trafen sich die führenden Köpfe der Kommunistischen Bewegung, um ihre Weltanschauungen und Ziele zu formulieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das dabei entstandene, dreißig Seiten lange Manifest der Kommunistischen Partei drückte den Standpunkt geknechteter Arbeiter aller Nationen aus und diente als Leitfaden für eine sich global ausbreitenden Revolution. Es wurde ins Französische, Englische, Dänische und Russische übersetzt. Nach etlichen Niederlagen und Rückschlägen der Arbeiteraufstände und mit der 1864 neu erwachten Internationalen Arbeiterassoziation verlor das Manifest jedoch an Aktualität und drohte gänzlich ins Vergessen zu geraten.
Der vorliegende Essay soll eine Zusammenschau der Inhalte und Ziele der Kommunistischen Partei bieten und diese im Anhang kritisch reflektieren.
2. Inhaltszusammenfassung
I.) Bourgeois und Proletarier
Seit der Auflösung des „uralten Gemeinbesitzes an Grund und Boden“ steht jede Epoche der Menschheitsgeschichte unter den Machtkämpfen ihrer jeweiligen Klassen. Es heischten Patrizier und Plebejer, Sklaven und Freie, Leibeigene und Barone oder Bürger und Adelige um die eigene Vormachtstellung in der Gesellschaft. Die Teilung der Gesellschaft und die so entstehenden höheren und minderen Menschenklassen werden einzig und allein von den ökonomischen Produktionsverhältnissen bestimmt. Seit jeher versuchten Unterdrückte sich aus den Fesseln der Unterdrückenden zu befreien. Erlangten diese unterdrückten Klassen ihre Befreiung, so war die Folge keine Befreiung aller Menschen, sondern eine bloße Neuordnung der Macht mit ihr an der Führungsspitze. Diesen Entwicklungslauf der Geschichte durchlief auch die Bourgeoisie-Klasse. Aus der Leibeigenschaft zum Pfahlbürgerin, zur Städtebürgerin mit eigenen Gesetzen und Waffen; vom unterworfenen, steuerpflichtigen dritten Stand zur reichen Welthandelbetreiberin und nun zur Großindustriellen, erkämpfte sich die Bourgeoisie ihre jetzige Herrschaft und Staatsgewalt. Sie schaffte es, die jahrhundertealten, feudalen Strukturen zu sprengen, indem sie neue Produktivkräfte anhand neuer Technologien schuf, mit ihnen neue, materielle Bedürfnisse weckte, ferne Kontinente und Nationen eroberte, fremde Kulturen assimilierte, diese in ihr Handelssystem einsaugte und so den bestehenden Weltmarkt erzeugte. Das alte Feudalsystem, seine Produktions- und Handelsverhältnisse und die daraus folgenden Hierarchien konnten diesen enormen Handelskapazitäten nicht mehr standhalten und mussten der Entfaltung der bürgerlichen Gesellschaft freien Lauf lassen.
Politisches Resultat der neuen Produktionsverhältnisse war die vollendete Zentralisierung der Staatsgewalt. Die Bourgeoisie war in den vergangen hundert Jahren mächtig geworden und konzentrierte das Eigentum in ihren wenigen Händen. Sie lockte die Landbevölkerung in die Städte um in ihren Fabriken zu arbeiten und schuf Großstädte noch nie da gewesenen Ausmaßes. Kleinindustrielle, Kleinhändler und Zunfthandwerker gingen zwischen den modernen, billigen Massenwaren unter, konnten der Konkurrenz nicht mehr standhalten, ihr Handwerk verlor an Wert und sie strömten massenweise als Fabrikarbeiter unter das Joch der Bourgeoisie. Der zentralistische Staat unter der Herrschaft der Großindustrie war zum Instrument der Verwaltung und Aufrechterhaltung der Produktionsverhältnisse geworden. Im Gegensatz zur Provinzialität der feudalen Herrschaft galt nun ein Gesetz für eine Nation, welche das Interesse einer Klasse vertrat.
Eine weitere Folge dieser hierarchischen und wirtschaftlichen Umkrempelung war der Verfall der feudalen, patriarchalischen, an Werte und Gott gebundenen Hierarchiebeziehungen zwischen Unterdrücker und Unterdrückten. Stattdessen schafft die Bourgeoisherrschaft nackte, unverzerrte Machtbeziehungen ohne Mystik, Religion und Glauben. Die Gesellschaft dieser Epoche ist das ungeschminkte Konstrukt von Industrie, Handel, Kapital und seiner Maximierung, Konsum, Produktion, Arbeit und Ausbeutung. Der Mensch dieser Gesellschaft hat nichts zu sehen und an nichts zu glauben als an diese Realitäten. Er sieht die Welt mit „nacktem Auge“.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in der Einleitung des Textes?
Die Einleitung beschreibt das Manifest der Kommunistischen Partei von 1847, seine Entstehung, seine Ziele, und seine anfängliche Bedeutung für die Arbeiterbewegung. Es wird auch erläutert, warum das Manifest später an Bedeutung verlor und der Zweck des vorliegenden Essays als eine Zusammenschau und kritische Reflexion der Inhalte und Ziele der Kommunistischen Partei dargestellt.
Was sind die Hauptthemen des Abschnitts "Bourgeois und Proletarier"?
Dieser Abschnitt behandelt den Klassenkampf im Laufe der Geschichte, die Rolle der Bourgeoisie bei der Umgestaltung der Gesellschaft durch neue Produktionskräfte und Technologien, die Entstehung des Proletariats als neue Arbeiterklasse, und die Unterschiede zwischen Bourgeoisie und Proletariat in Bezug auf Eigentum, Vaterland und Lebensgrundlagen.
Wie beschreibt der Text die Bourgeoisie und ihre Rolle in der Gesellschaft?
Die Bourgeoisie wird als eine Klasse beschrieben, die aus dem Feudalismus hervorgegangen ist und durch die Schaffung neuer Produktivkräfte und die Eroberung neuer Märkte zu einer dominanten Kraft geworden ist. Sie hat die feudalistischen Strukturen gesprengt, das Eigentum zentralisiert, die Landbevölkerung in die Städte gelockt und den zentralistischen Staat als Instrument zur Verwaltung und Aufrechterhaltung ihrer Produktionsverhältnisse etabliert. Sie hat auch die traditionellen Hierarchien und Werte durch unverzerrte Machtbeziehungen ersetzt, die auf Industrie, Handel, Kapital und Ausbeutung basieren.
Was ist das Proletariat laut dem Text?
Das Proletariat ist die neue, unterste soziale Klasse, die aus den Fabrikarbeitern besteht. Sie sind von den Fabrikbesitzern abhängig und haben kein Eigentum. Ihr Lebensinhalt besteht darin, für das Kapital zu arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Sie sind ein ersetzbarer Teil des Produktionsprozesses und leben nicht unter den Gesetzen, der Moral und den Werten der bürgerlichen Nation.
Welche Rolle spielt der Staat nach der Beschreibung im Text?
Der zentralistische Staat wird als ein Instrument der Verwaltung und Aufrechterhaltung der Produktionsverhältnisse unter der Herrschaft der Großindustrie dargestellt. Er vertritt das Interesse der Bourgeoisie und setzt ein Gesetz für die ganze Nation durch.
Was ist die Kernaussage bezüglich des Verhältnisses zwischen Bourgeoisie und Proletariat?
Die Kernaussage ist, dass das Proletariat von der Bourgeoisie ausgebeutet wird und dass ihre Interessen grundlegend verschieden sind. Das Proletariat hat kein Vaterland und keine Nation im Sinne der Bourgeoisie, da es für das Kapital lebt und arbeitet und keinen Anteil am erzeugten Eigentum hat.
- Arbeit zitieren
- Silvia Knoll (Autor:in), 2009, Karl Marx' und Friedrich Engels' Manifest der Kommunistischen Partei - Inhaltszusammenfassung und Kritik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169254