Der römisch-deutsche König Rudolf I. von Habsburg (1218-1291) gilt als der Stammvater der habsburgischen Dynastie. Um kaum einen anderen mittelalterlichen Herrscher ranken sich mehr Geschichten und Sagen, die uns bis in die heutige Zeit in zahlreichen Anekdoten und Erzählungen, aber auch in Bildern und Skulpturen, überliefert sind.1 Der Aufstieg des im deutschen und europäischen Vergleich eher unbedeutenden Grafen Rudolf IV. von Habsburg zum deutschen König musste für viele seiner Zeitgenossen schier unglaublich erscheinen, und bewegte die Gemüter und die Phantasie seiner Mitmenschen über alle Maßen.2 Rudolfs Leben und seine Taten, besonders sein Sieg über den mächtigen Böhmenkönig Ottokar II., der in seinem Reichtum und Lebensstil einen krassen Gegensatz zu ihm bildete, verbreiteten sich wie ein Lauffeuer über ganz Europa und bildeten die Grundlage für die Mythologisierung Rudolfs Königsherrschaft.3 Noch viele Jahrhunderte später fanden Motive aus Rudolfs Leben, wie die bekannte Priesterlegende, Zugang zu Gedichten von Männern wie Friedrich von Schiller, oder Malern wie Johann Nepumuk Höchle.4 Grundlage für die Verbreitung und Überlieferung dieser Geschichten und Sagen um Rudolf von Habsburg im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bildeten die Predigten der beiden im 13. Jahrhundert entstandenen Orden der Dominikaner und Franziskaner, die später auch Eingang in ihre zahlreichen Chroniken gefunden haben.5 Für die Historiographie des Spätmittelalters, besonders im Zusammenhang mit Rudolf von Habsburg, nahmen diese beiden Orden, die sogenannten Bettelorden, einen bedeutungsvollen Platz ein.6 Die Bettelmönche schrieben auf, was die Gemüter der Zeit erregte, und geben uns so einen Einblick in eine längst vergangene Zeit. Sie lassen uns erahnen wie populär Rudolf zu Lebzeiten gewesen sein muss.7
Diese Arbeit wird die genaueren Zusammenhänge der Beziehungen zwischen dem Grafen und späteren König Rudolf von Habsburg und den Bettelmönchen durchleuchten. Ziel ist es, dass Verhältnis Rudolfs zu den Predigermönchen zu verdeutlichen, dieses zu hinterfragen und in einen größeren Kontext zu stellen. Wie eng waren die Beziehungen wirklich, beschränkten sie sich nur auf Glaubensfragen, oder waren sie weit intensiver und erstreckten sich auf alle Bereiche des kirchlichen, politischen und privaten Lebens? Rudolf von Habsburg gilt als der Inbegriff des frommen und christlichen Königs.[...]
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- ENTSTEHUNG UND ZIELE DER BETTELORDEN
- Die alten und neuen Orden. Ein Vergleich
- DER AUFSTIEG DES „KLEINEN“ GRAFEN
- Rudolfs Beziehungen zu den Bettelmönchen
- Die königliche Familie
- DIE VORTEILE DER BETTELMÖNCHE
- Heinrich von Isny und Konrad Probus
- Die Predigten der Bettelmönche
- Rudolf von Habsburg in den Erzählungen der Bettelmönche
- DIE AUTOREN UND IHRE MOTIVATION
- SCHLUSSBETRACHTUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den Beziehungen zwischen dem Grafen und späteren König Rudolf von Habsburg und den Bettelorden. Sie analysiert die enge Verbindung zwischen Rudolf und den Predigermönchen und hinterfragt deren Einfluss auf seine Popularität im Spätmittelalter. Die Arbeit untersucht das Verhältnis Rudolfs zu den Bettelmönchen in einem größeren Kontext und beleuchtet die Frage, ob dieses Verhältnis rein auf Glaubensfragen beschränkt war oder auch Bereiche des kirchlichen, politischen und privaten Lebens umfasste.
- Die Entstehung und die Ziele der Bettelorden
- Die Beziehung zwischen Rudolf von Habsburg und den Bettelmönchen
- Der Einfluss der Bettelorden auf die Popularität Rudolfs im Spätmittelalter
- Die Darstellung Rudolfs als "unfürstlicher" Fürst in den Erzählungen der Bettelmönche
- Die Rolle der Bettelorden in der Sicherung der habsburgischen Dynastie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung von Rudolf I. von Habsburg als Stammvater der habsburgischen Dynastie und die Faszination, die sein Aufstieg zum deutschen König im Spätmittelalter auslöste. Der Fokus liegt dabei auf der Rolle der Bettelorden, insbesondere der Dominikaner und Franziskaner, in der Verbreitung von Geschichten und Sagen um Rudolf.
Das erste Kapitel widmet sich der Entstehung und den Zielen der Bettelorden, wobei der Vergleich mit älteren Ordensformen im Vordergrund steht.
Das zweite Kapitel beschreibt Rudolfs Beziehungen zu den Bettelmönchen, wobei die Rolle der königlichen Familie im Kontext der Machtverhältnisse beleuchtet wird.
Das dritte Kapitel analysiert die Vorteile, die die Bettelmönche in der Zusammenarbeit mit Rudolf von Habsburg hatten. Dabei werden die Aktivitäten von Heinrich von Isny und Konrad Probus sowie die Bedeutung der Predigten der Bettelmönche für Rudolfs Image untersucht.
Schlüsselwörter
Rudolf von Habsburg, Bettelorden, Dominikaner, Franziskaner, Predigermönche, Herrscherdarstellung, mittelalterliche Erzählungen, Spätmittelalter, habsburgische Dynastie, politische Macht, religiöse Einfluss, "unfürstlicher" Fürst.
- Arbeit zitieren
- Nicolas Stegen (Autor:in), 2003, Der 'unfürstliche' Fürst. Rudolf von Habsburg und die Bettelorden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16937