Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Eine hoch technisierte Welt bedarf einer neuen Ethik
Immanuel Kant und sein kategorischer Imperativ
Hans Jonas und die Prägung einer neuen Ethik
Die Lebensverlängerung
Die Verhaltenskontrolle
Die genetische Manipulation
Die Prägung eines neuen ethischen Empfindens, oder wie die Technik unser ganzes Denken und Handeln auf den Kopf stellte
Literaturliste
Eine hoch technisierte Welt bedarf einer neuen Ethik
Was ist Ethik, wie definieren wir sie und wie „leben“ wir sie? Eine Frage die mit einer konkreten Antwort nicht zu lösen ist. Vielmehr wirft diese eine Frage tausende von neuen Fragen auf, denn immer öfter werden wir mit „Neuem“ konfrontiert, wodurch immer wieder auch neue Fragen und Probleme heraufbeschworen werden.
Die Wissenschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten mit immenser Geschwindigkeit weiterentwickelt und somit auch unser Weltbild verändert und das nicht nur im positiven Sinne. So müssen wir uns heute mit Fragen beschäftigen die vor einigen Jahren noch undenkbar schienen. Wir müssen unser Tun und Handeln neu überdenken und können nicht mehr an den althergebrachten Werten und Vorstellungen festhalten, da die klassische Ethik den veränderten Bedingungen des technischen Fortschritts nicht mehr gerecht wird und nicht mehr in unserer heutigen hochtechnisierten Welt anwendbar ist.
In seinem Buch „Das Prinzip der Verantwortung“ geht Hans Jonas von dem Standpunkt aus dass die neue Technik nicht mehr als zukunftsweisend und verheißungsvoll anzusehen ist, sondern vielmehr als Bedrohung fungiert und dass die Menschen sich immer mehr der Technik unterordnen. Wurde die Technik zunächst von uns Menschen erschaffen, beherrscht sie uns in der heutigen Zeit immer mehr. (vgl. Jonas, Hans, Das Prinzip Verantwortung, S. 7, 47)
Eine Ethik wird gebraucht die sich mit den unkalkulierbaren Folgen der Technik und unserem Dasein mit dieser auseinandersetzt. Der Mensch hat Macht und trägt dadurch Verantwortung, er muss für sein Tun und Handeln und die daraus resultierenden Folgen Verantwortung übernehmen.
Nach Hans Jonas „soll jeder Mensch so handeln dass die Wirkung seiner Handlung verträglich ist mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden“.
(vgl. Jonas, Hans, Das Prinzip Verantwortung, S. 36)
Der Mensch wollte sich die Natur Untertan machen und muss nun, wo er mit der Technik dies schon weitestgehend vollbracht hat, feststellen dass er mittlerweile der Technik unterwürfig ist.
Hans Jonas beschäftigt sich mit der Frage und Notwendigkeit einer neuen Ethik. Über 30 Jahre sind seit der Veröffentlichung von „Das Prinzip Verantwortung“ vergangen und noch nie war die Notwendigkeit einer neuen Ethik so akut wie heute. Denn die von Hans Jonas, damals noch zum Teil, als utopisch geltenden, Zukunftsprognosen, zählen heute schon (zumindest im Ansatz), zu unserem Leben.
Welche Sichtweise hatte Immanuel Kant was einer ethischen Orientierung bedarf, in wieweit beeinflusste sein kategorischer Imperativ Hans Jonas und wie hinterfragte Hans Jonas die Notwendigkeit einer neuen Ethik im Bezug auf die Lebensverlängerung, die Verhaltenskontrolle und die genetische Manipulation?
Immanuel Kant und sein kategorischer Imperativ
Kant unterteilt die Philosophie in drei Teile, die Physik, die Ethik und die Logik. Die Ethik ist nach Kant „die Wissenschaft von den sittlichen Gesetzen, nach denen alles geschehen soll“.
(vgl. Kant, Immanuel, Metaphysik der Sitten)
Nach Kant besitzt der Mensch zwei Quellen der Erkenntnis, zum einen die Vernunft und zum anderen die Erfahrung oder „Empirie“. Die Erfahrung meint das was wir durch sehen und hören wahrnehmen und durch die Vernunft erkennt der Mensch die „Ideen“, wie z.B. Freiheit, Pflicht, Gesetz. So bildet der Mensch ein Vernunftsvermögen und erkennt beispielsweise was seine „Pflicht“ ist.
Die Erkenntnis aus reiner Vernunft bezeichnet Kant als „Erkenntnis a priori“ (lat. von vornherein), während er die Erkenntnis die aus reiner Erfahrung entsteht die „Erkenntnis a posteriori“ (lat. im nachhinein) ansieht.
Die von jeder Erfahrung unabhängige Erkenntnis der sittlichen Gesetze bezeichnet Kant als „Metaphysik der Sitten“, sie ist allein mit den Mitteln menschlicher Vernunft erreichbar. In der „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ wird das „oberste Prinzip der Moralität“ bestimmt, das ist für Kant der „kategorische Imperativ“.
Nach Kant müsste es eine Moralphilosophie aus reiner Vernunft geben, denn dies „leuchtet von selbst aus der gemeinen Idee der Pflicht und der Gesetze ein“.
Dem kategorischen Imperativ „liegt keine Absicht als Bedingung zu Grunde, die ein Verhalten unmittelbar gebietet“, vielmehr stellt er eine Handlung als für sich selbst, ohne eine Beziehung zu einem anderen Zweck, als objektiv notwendig hin. „Es betrifft nicht die Materie der Handlung und das was aus ihr folgen soll, sondern die Form und das Prinzip woraus sie selbst folgt.
Für Kant sind die „Gebote der Sittlichkeit“ die „kategorischen Imperative“, denn die Forderungen der Sittlichkeit, die wir heute als Moral bezeichnen, sollen für den Menschen als Gebote gelten. „Gebote sind Gesetze, den Folge geleistet werden muss, auch wenn dies den eigenen Neigungen widerspricht.“ So soll sich auch jeder Mensch fragen welche Konsequenzen es hätte wenn jeder Mensch so handeln würde wie man selbst, um herauszufinden ob die Handlungsweise „gut“ ist. „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ (vgl. Kant, Immanuel, Metaphysik der Sitten)
Hans Jonas und die Prägung einer neuen Ethik
Hans Jonas, der einerseits von Immanuel Kants Philosophie ausgeht, andererseits aber den Bezug zu unserer heutigen Zeit sucht, gilt als einer der bedeutsamsten Philosophen unserer Zeit und steht oft im Mittelpunkt öffentlicher Diskussionen. Jonas wichtigste Frage ist wie Verantwortung möglich ist? Er sieht die Technik nicht nur als Bereicherung der Menschheit an, sondern hinterfragt kritisch ob der Fortschritt nicht ab einem gewissen Punkt zu weit geht und es nicht besser wäre Grenzen zu setzen.
Hans Jonas spricht in seinem „Prinzip der Verantwortung“ davon dass der kategorische Imperativ, von Immanuel Kant, auch auf zukünftige Generationen bezogen werden müsse und sich an das menschliche Handeln anpassen muss und grenzt sich damit von Kant ab.
[...]