Leseprobe
INHALTSVERZEICHNIS
1 Einleitung
1.1 Ausgangssituation
1.2 Problemstellung
1.3 Aufbau und Zielsetzung
2 Gesundheit
2.1 Begriffsbestimmung
2.2 Gesundheitsdienstleistungen
2.2.1 Begriffsbestimmung
2.2.2 Arten der Gesundheitsdienstleistungen
2.3 Gesundheitsziele
2.3.1 Begriffsbestimmung
2.3.2 Erreichbarkeit von Gesundheitszielen
3. Prävention
3.1 Begriffsbestimmung
3.1.1 Zielbedingte Arten der Prävention
3.1.2 Weitere Arten der Prävention
3.2 Effizienz im Gesundheitswesen
3.3 Möglichkeiten der Kostenentlastungen
3.3.1 Nutzung von Gesundheitsmaßnahmen der GKV
3.3.2 Bewegungs- und haltungsorientierte Maßnahmen
3.3.3 Alexandertechnik
3.3.4 Sportliche Aktivitäten im Focus
3.3.5 Sensibilisierung des Kostenbewusstseins als Stellenwert der Prävention
3.3.6 Präventionsgymnastik zur Verringerung von Fehlzeiten am Arbeitsplatz
3.3.7 Chronische Erkrankungen
3.3.8 Selbsthilfegruppen
3.3.9 Rehabilitationsmaßnahmen
3.4 Kosten der GKV für Maßnahmen zur Verhaltensprävention
3.5 Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWIG)
4 Telemedizin
4.1 Begriffsbestimmung
4.2 Arten der Telemedizin
4.3 Telematik im Gesundheitswesen
4.4 Ziele der Telemedizin
4.5 Elektronische Gesundheitskarte
4.5.1 Anwendungsmöglichkeiten für Versicherte
4.5.2 Sicherheit
5 Telemedizinische Projekte in der Anwendung
6 Zusammenfassung und Ausblick
6.1 Zusammenfassung der Telemedizin
6.2 Zusammenfassung der Prävention
6.3 Ausblick
7 Literaturverzeichnis
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
1.1 Ausgangssituation
Das Gesundheitssystem ist einer der größten Wirtschaftsbereiche in Deutschland. Immer wieder rücken Fragen des Gesundheitswesens in den Focus wirtschaftspolitischer Auseinan- dersetzungen. Der Lebensverlängerungsprozess ist ein Grundmechanismus des demografi- schen Wandels und fordert unsere volle Aufmerksamkeit. Auf der einen Seite bereichern im- mer älter werdende Menschen unsere Gesellschaft mit Erfahrung und ihrem Engagement. Andererseits verursachen sie höhere Gesundheitsausgaben durch Vermehrung von chroni- schen Leiden, psychischen Erkrankungen und vermehrter Pflegebedürftigkeit. Dies wirft eini- ge Fragen auf: Ab welchem Lebensalter beginnen die kostenintensiven Krankheiten? Ist eine Eingrenzung möglich? Oder sind es überhaupt nicht die „Alten“, sondern beginnt der Erkran- kungsprozess schon viel früher und betrifft auch jüngere Menschen in unserer Gesellschaft? Die Zahl der Neuerkrankungen bei Krebsleiden, bspw. Brustkrebs oder Gebärmutterhals- krebs ist steigend.
Depressionen bedingen erhöhte Liegezeiten bei Gemüts- und Suchterkrankungen im Krankenhaus1. In NRW wurden 2007 vier Millionen Menschen stationär behandelt, zwei Prozent mehr gegenüber 2006. Die Verweildauer lag bei durchschnittlich 8,5 Tagen; die Akuthäuser sanken auf 432, fünf weniger als im Vorjahr2.
Osteoporose wird häufig erst nach einem Knochenbruch diagnostiziert. Der Auslöser ist falsche Ernährung und Bewegungsmangel.
Ebenso lästig wie gefährlich ist das trockene Auge mit vielfältigen Ursachen. Neben tro- ckener Luft oder Zigarettenrauch können auch hormonelle Störungen oder rheumatische Er- krankungen die Beschwerden verursachen. Zum Augenarzt gehen nur wenige. Die Folgen einer unbehandelten Erkrankung reichen von Schädigungen der Hornhaut bis zur Erblin- dung.
Auch Hörschädigungen, vielfach ausgelöst durch das permanente Hören lauter Musik über Kopfhörer (MP3-Player) steigen an.
Die Ausdünnung sozialer Netze, der Rückgang familiärer Pflegepotentiale und der Trend zu Singlehaushalten nehmen zu. Wer wird diese Menschen im Alter versorgen und pflegen, wenn es keine Angehörigen oder Freunde gibt? Dieser Prozess ist nicht mehr nur schleichend und die Kostenspirale schon jetzt weit aufgedreht.
1.2 Problemstellung
Neben der medizinischen Versorgung sollen vorrangig Präventions- und Rehabilitationsmaßnahmen helfen, die Lebensqualität zu verbessern und die Kosten des Gesundheitssystems langfristig zu senken.
Hier kristallisiert sich ein wichtiges Problem heraus: die effiziente Verteilung der Ressourcen für Gesundheitsdienstleistungen3. Die Kosten zur Erhaltung und Wiederherstellung von Gesundheit sollen möglichst gering gehalten werden. Anhand von Analysen werden nur Schätzwerte erreicht, da nicht erforderliche Folgekosten für die medizinische Versorgung entfallen4. Welche alternativen Therapieformen gibt es? Wie können Informationsdefizite abgebaut werden? Verständliche Aufklärung ist dringend geboten!
1.3 Aufbau und Zielsetzung
Die vorliegende Arbeit ist zweiteilig gegliedert. Im theoretischen Teil wird die Prävention vom Verfasser eingehend betrachtet. Der zweite Teil widmet sich der praktischen Umsetzung der noch weitgehend unbekannten Telemedizin. Die wichtigsten Begriffsdefinitionen werden hierbei in den jeweiligen Gliederungsteilen aufgeführt.
Das Ziel ist es, unter dem Gesundheitsaspekt insbesondere die Prävention als auch die Tele- medizin eingehend zu analysieren, um deren Wichtigkeit im Hinblick auf die Kostenreduzie- rung hervorzuheben. Schon jetzt engagieren sich viele Institute und Organisationen für ge- sundheitliche Vorsorge. Um Kosten und Nutzen effizient in Einklang zu bringen, ist eine Ur- sachenforschung nicht unerheblich. Vorsorgemaßnahmen sollten fortwährend genutzt wer- den, um Krankheiten weitgehend zu vermeiden bzw. frühzeitig zu erkennen und erfolgreich zu behandeln. Hier besteht bei den Bürgern noch ein großes Potenzial an umfassendem Auf- klärungsbedarf.
Durch verschiedenste Angebote, Informationen, Beratungen und ganz konkrete Projekte zur Förderung gesunder Lebensstile sollen möglichst für alle Lebensbereiche gesundheitsför- dernde Strukturen zur Verfügung gestellt und auch umgesetzt werden. Beispielhaft sei dafür das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) genannt. Das Institut bietet eine wissenschaftliche Informationsquelle für die Öffent- lichkeit, Ärzte, Leistungsträger im Gesundheitswesen, Konsumenten und andere Interessier- te, fungiert als unabhängiger Herausgeber von evidenzbasierten medizinischen Informatio- nen für Bürger und Patienten, bietet aber keine individuelle Patientenberatung an.
2 Gesundheit
2.1 Begriffsbestimmung
Was ist Gesundheit? „Vor Gesundheit strotzen“, „Bäume ausreißen“ - sinnbildlich wird darun- ter verstanden, nicht nur die körperlichen, sondern auch die seelischen und geistigen Fähig- keiten vollständig zu nutzen. Es gehört zu den menschlichen Fähigkeiten, sich als Individu- um zu entfalten, zu lernen, Ziele zu entwickeln, zu verfolgen und zu erreichen. Soziale und emotionale Kontakte zu knüpfen, um selbständig, autonom und frei von Behinderungen und/oder Einschränkungen in einer bestimmten Umwelt zu leben und damit am gesellschaft- lichen Leben teilzunehmen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schrieb am Gründungstag (22. Juli 1946) in ihrer Charta folgende Definition nieder: „Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die bloße Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen“5.
Der Begriff Gesundheit und seine multiplen Assoziationen sind also unbestimmt und mit Erwartungen nahezu beliebig besetzt. Als dynamischer Prozess gesehen, schließt die Gesundheit alle Symptome des „Gesundsein“ und des „Krankseins“ ein6.
Jeder Mensch hat irgendeine Art von Gesundheit, die durch ergänzende Parameter differenziert und in einem bestimmten Zusammenhang bewertet werden kann. Eine Definition des Inhalts von „auf Gesundheit“ bezogene Aufgaben ist deshalb unumgänglich. Angesprochen werden in dieser Arbeit die Gesundheitsdienstleistungen.
2.2 Gesundheitsdienstleistungen
2.2.1 Begriffsbestimmung
Gesundheitsdienstleistungen sind humane Dienste innerhalb der Gesundheitswirtschaft, die Menschen dabei unterstützen, Gesundheitsgefahren zu vermeiden. Sie dienen der Erken- nung und Behandlung von Krankheiten und helfen bei der Bewältigung von deren Folgen so- wie dem Ausgleich von Selbständigkeitsverlusten. Die Grundlage aller gesundheitsbezoge- nen Dienstleistungen, die sich den Prinzipien der Handlungsrationalität, der Sinnhaftigkeit, der Reproduzierbarkeit und der Überprüfbarkeit verpflichten, ist das Erkennen der Ursachen eines Handlungsbedarfs7.
2.2.2 Arten der Gesundheitsdienstleistungen
- präventive Dienste (für Menschen, die „gesund“ sind und es bleiben wollen)8
- therapeutische Dienste (für Menschen, die „krank“ sind und „gesund“ werden wollen)
- rehabilitative Dienste (für Menschen mit Selbständigkeitsdefiziten, die sie überwinden oder in ihrem Fortschreiten begrenzen wollen)
- pflegerische Dienste (für Menschen, die nicht selbständig leben können)
2.3 Gesundheitsziele
2.3.1 Begriffsbestimmung
Gesundheitsziele als ergänzendes Steuerungsinstrument im Gesundheitssystem dienen der Optimierung der Qualität von Prävention, Kuration, Rehabilitation und tragen zu einem wirt- schaftlichen Ressourceneinsatz bei. Bisher wurden sechs Gesundheitsziele entwickelt:
a) Diabetes mellitus Typ 2: Das Risiko senken, früh erkennen und behandeln
b) Brustkrebs: Die Mortalität vermindern und die Lebensqualität erhöhen
c) Tabakkonsum: reduzieren und wenn möglich ganz einstellen
d) Gesund aufwachsen: Die Ernährung, die Bewegung und die Stressfaktoren verbessern
e) Die gesundheitliche Kompetenz erhöhen und die Patientensouveränität stärken
f) Depressive Erkrankungen: verhindern, früh erkennen und nachhaltig behandeln9.
2.3.2 Erreichbarkeit von Gesundheitszielen
Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) legt unter dem Motto der Chancengleichheit großen Wert auf die Erreichbarkeit von allen Bevölkerungsschichten und -gruppen. In ge- kennzeichneten Bereichen wird ein umfassender Ansatz zur Gesundheitsverbesserung und entsprechenden Strukturen verfolgt. Dieser beinhaltet sowohl präventive Maßnahmen zur Vermeidung und ggf. frühzeitigen Entdeckung von Krankheiten als auch eine verbesserte Versorgung im Krankheitsfall. Neben der Stärkung der Selbsthilfe ist die Eigenverantwortung ein wichtiger gesundheitspolitischer Aspekt. Diese übergeordneten Kriterien wurden u. a. im Versorgungsalltag berücksichtigt. Im Rahmen eines Modellprojekts entstand ein Forum zur Entwicklung und Umsetzung von Gesundheitszielen in Deutschland, das als Kooperations- verbund zur Weiterentwicklung des nationalen Gesundheitszieleprozesses eingesetzt wird.
3 Prävention
3.1 Begriffsbestimmung
„Vorbeugen ist besser als heilen“ - nach dem volksmundlichen, ursprünglich aus England kommenden Sprichwort - werden als Prävention (auch Prophylaxe) vorbeugende Maßnahmen bezeichnet, um vorhersehbare unerwünschte gesundheitliche Ereignisse oder Entwicklungen abzuwenden10.
Die meisten Krankheiten sind nicht angeboren, sondern im Laufe des Lebens erworben. Jeder hat die Chance, eine Reihe von Erkrankungen durch gesunde Ernährung, tägliche Bewegung und ausreichende Erholung vorzubeugen.
Neben dem individuellen Verhalten kann aber auch durch Veränderungen in der Lebenswelt, bspw. durch Gesundheitsangebote im Stadtteil oder im Betrieb, ein Beitrag geleistet werden, um Krankheitsrisiken zu verringern.
Auf diese Weise kann auch die Entstehung chronischer Krankheiten vermieden werden.
3.1.1 Zielbedingte Arten der Prävention.
- Primäre Prävention beinhaltet die Eradikation von äußeren Gesundheitsrisiken, z. B. Kontaktvermeidung gefährlicher Güter, Tragen von Hörschutz, Schutzkleidung sowie Einhaltung hygienischer Vorschriften in Gesundheitseinrichtungen. Im erweiterten Kontext benutzt dient Primärprävention dazu, Gesundheit zu erhalten bzw. die Entstehung einer Krankheit zu verhindern.11
- Sekundäre Prävention basiert auf rechtzeitiger Früherkennung und -behandlung einer Krankheit, um deren Verlauf nicht zu verschlimmern oder zu chronifizieren. Sie umfasst auch die gesundheitliche Überwachung von Menschen in risikobehafteten Berufen oder von gefährdeten Zielgruppen.
- Tertiäre Prävention orientiert sich an bereits erkrankten Menschen und deren Fähig- keit der Krankheitsbewältigung. Ziel ist die Vermeidung von Wiedererkrankungen (Rückfällen) und die Vorbeugung von physischen und psychischen Krankheitsfolgen, sowie einen guten Umgang mit chronischen Erkrankungen zu erlernen und Einschränkungen in Teilhabe und Lebensqualität abzumildern.
[...]
1 Windhorst, 15.01.08, Veranstaltung in den Städt. Kliniken Bielefeld-Mitte.
2 Vgl. o.V. Deutsche Presse-Agentur, In: Westfalen-Blatt [01.08.2008].
3 Vgl. Kortendieck, 1993, S. 13
4 Vgl. Andersen, Mühlbacher, 2005, Die Evaluation von Prävention und Gesundheitsförderung In: Prävention 03/2005, S.78
5 Vgl. Niehoff, 2008, S. 27.
6 Vgl. Niehoff, 2008, S. 26.
7 Vgl. Niehoff, 2008, S. 41.
8 Vgl. Niehoff, 2008, S. 26.
9 Vgl. Bundesministerium für Gesundheit, Entwicklung nationaler Gesundheitsziele, 2008, In: http://www.bmg.bund.de/cln_110/nn_1168258/SharedDocs/Standardartikel/DE/AZ/G/Glossarbegr iff-Gesundheitsziele.html?__nnn=true.
10 Vgl. Niehoff, 2008, S. 51.
11 Vgl. Niehoff, 2008, S. 51 ff.