Microfinance Investment Fonds

Performanceerwartungen im Rahmen einer Chancen/Risikoanalyse für Investoren


Bachelorarbeit, 2010

79 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


I. Inhaltsverzeichnis

I. Inhaltsverzeichnis

II. Abkürzungsverzeichnis:

III. Abbildungsverzeichnis

IV. Tabellenverzeichnis

1. Einführung
1.1 Vorgehensweise und Zielsetzung
1.2 Abgrenzung der Begrifflichkeiten
1.2.1 Mikrofinanzen
1.2.2 Microfinance Investment Funds
1.3 Aufbau der Arbeit

2. Entstehung, Ziel und Struktur von Mikrofinanzfonds
2.1. Ökonomische Ansätze der Mikrofinanzierung
2.2 Soziales Investment vs. Vermögensaufbau
2.3 Erfolgreiche MFI Konzepte
2.3.1 Grameen Bank, Bangladesh
2.3.2 Rakyat Bank, Indonesien
2.4 Strukturierung von MFIFs
2.4.1 MFIFs mit rein entwicklungspolitischen Zielen
2.4.2 MFIFs mit dualem Anlageziel
2.4.3 MFIFs mit kommerziellen Zielen

3. Der Markt für MFIFs
3.1. Aktuelle Marktsituation für MFIFs
3.2 MFIFs als eigene Anlageklasse
3.2.1 SMX EUR im Vergleich zum Aktienmarkt
3.2.2 SMX EUR im Vergleich zum Rentenmarkt
3.2.3 SMX EUR im Vergleich zum Geldmarkt
3.3 Geeignetes Benchmarking für Mikrofinanzfonds

4. Risikoanalyse von MFIFs
4.1 Währungsrisiken
4.2 Zinsänderungsrisiken
4.3 Forderungsausfallrisiken
4.4 Liquiditätsrisiko
4.5 Länderrisiko
4.6 Wettbewerbsrisiko
4.7 Sonstige Risiken
4.8 Aufschluss über die Risikoprämie

5. Performanceanalyse von MFIFs
5.1 Renditeerwartung im Rahmen der Kostenstruktur
5.2 Möglichkeiten der Renditeoptimierung
5.3 Aufschluss über die nachhaltige Rendite

6. Die Zukunft der MFIFs
6.1 MFIFs unter dem InvG
6.2 MFIFs während der Finanzkrise
6.3 Anlageperspektiven und Wachstumspotential

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

II. Abkürzungsverzeichnis:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

III. Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Zusammenhang der Zahlungsströme

Abb. 2: Anteile der Weltbevölkerung mit weniger als $1 am Tag

Abb. 3: Produktionsfunktion nach klassischem Ertragsgesetz

Abb. 4: Cobb- Douglas Produktionsfunktion

Abb. 5: Vergleich der Mittel der TOP 10 MIVs 2007 - 2008

Abb. 6: Entwicklung des SMX EUR von Dezember 2003 bis Februar 2010

Abb. 7: Performancevergleich zwischen MSCI World und SMX Euro 2003-2010

Abb. 8: Investmentfonds Nettomittelaufkommen in Deutschland 2008

Abb. 9: Performancevergleich ML Global Corporates und SMX 2003 - 2010

Abb. 10: Performancevergleich SMX EUR und Geldmarktindizes 2003 - 2010

Abb. 11: Rendite/ Risikovergleich der Indizes 2003-2010

Abb. 12: Performancevergleich verschiedener Indizes 2003 - 2010

Abb. 13: Maximale Drawdowns der Monte Carlo Simulation

Abb. 14: Anstieg von PAR 30 Krediten der ResponsAbility Fonds

Abb. 15: Definition der Euler- Hermes Länderratings

Abb. 16: Euler- Hermes World Risk Map 2009

Abb. 17: Länderallokation nach Rating

Abb. 18: Durchschnittliche Zusammensetzung des Zinssatzes

Abb. 19: Beispiele von MFI Anleihen

Abb. 20: Empfehlung der durchschnittlichen Zinszusammensetzung von CGAP

Abb. 21: Übersicht der Mikrofinanz CDOs 2008

Abb. 22: Wachstumskennzahlen der MIVs 2005-2008

Abb. 23: Aufteilung der globalen Anlagesummen auf Regionen

Abb. 24: Wachstumserwartung von Mikrofinanzinvestments bis 2015

IV. Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Korrelationskoeffizienten der Indizes mit dem SMX EUR

Tabelle 2: Übersicht über die Träger von FX Risiken

Tabelle 3: Übersicht über Inflationsraten von Entwicklungsländer 2010

1. Einführung

1.1 Vorgehensweise und Zielsetzung

Zielsetzung dieser Arbeit ist es, zu erläutern was Microfinance Investment Funds (MFIFs) darstellen, welchen Nutzen sie haben und wie sich deren Markt entwickelt hat.

Es soll weiter festgestellt werden, welcher bestehenden Anlageklasse MFIFs zuzuordnen sind oder ob sie ggf. eine eigene Anlageklasse bilden. Der Nachweis wird durch ein Benchmarking und eine Korrelationsanalyse erbracht, um das Rendite/Risikoprofil in den Kontext mit anderen Assetklassen zu setzten und es vergleichbar machen.

Die historische Betrachtung der Performance der Fonds soll mit einer Darstellung und Einschätzung zukünftiger Risiken der Mikrofinanzen vervollständigt werden. In diesem Zusammenhang wird auf die nachhaltige Rendite eingegangen und Optimierungsmöglichkeiten aufgezeigt.

Ein Zukunftsausblick unter Einbeziehung der rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland und dem Verhalten der Fonds während der Finanzkrise bewertet im darauf folgenden Fazit die aktuelle Situation von MFIFs als Investitionsobjekt für Investoren.

1.2 Abgrenzung der Begrifflichkeiten

Die Themengebiete Mikrofinanzen und Microfinance Investment Funds sind in ihrer Definition sehr breit aufgestellt und bedürfen deshalb, um die Kernpunkte herauszuarbeiten, einer Eingrenzung ihrer wesentlichen Merkmale und damit einer Einschränkung des Analysegebietes.

1.2.1 Mikrofinanzen

Der Begriff Mikrofinanzen steht für die Bereitstellung von Finanzdienstleistungen an selbstständige Personen und Privathaushalte im niedrigen Einkommensbereich. Zweck soll es sein durch finanzielle Unterstützung von Geschäftstätigkeit einen Beitrag zur Armutsbekämpfung zu leisten.[1] Finanzdienstleistungen beinhalten in erster Linie Spareinlagen und Kredite, vermehrt bieten Mikrofinanzinstitutionen (MFI) aber auch Versicherungen für Geringverdiener an. Ferner fungieren MFIs als Dienstleister, die Schulungen im Bereich Finanzwissen sowie Fortbildungen zur erfolgreichen Selbstständigkeit anbieten. Damit beschränkt sich die Mikrofinanz nicht nur auf das Banking im Kleinstrahmen, sondern stellt ein Instrument zur Umsetzung von direkter Entwicklungshilfe dar.

Mikrofinanzen richten sich nicht an Mittellose, sondern an Menschen mit niedrigem Einkommen, die in der Lage sind, einen überzeugenden Businessplan für ihre Geschäftsidee aufzustellen. Durch die erfolgreiche Realisierung dieser Idee soll es den Kreditnehmern ermöglicht werden, ein langfristiges Einkommen zu erzielen. Damit wird die Rückzahlung des Kredits sichergestellt und in der Folge Spareinlagen an die MFI ermöglicht. Als Resultat können neue Kredite gewährt und durch das Wachsen der lokalen Wirtschaft ein nachhaltiger Mehrwert für die Mikrofinanzkunden und die Gesellschaft geschaffen werden.[2]

Aufgrund der Vielschichtigkeit von Mikrofinanzen beschränkt sich diese Arbeit auf die Untersuchung von Mikrokrediten als Teilbereich der Mikrofinanz, da diese den größten Teil des Ertrages von MFIs ausmachen und Grundlage der Investitionen von Fonds in MFIs darstellen.[3]

1.2.2 Microfinance Investment Funds

Auch wenn der Begriff Microfinance Investment Funds Definitionsspielraum lässt und als Kapitalpool beliebige Rechtsformen annehmen kann, versteht man darunter hauptsächlich Microfinance Investment Vehicles. MIVs können Unternehmen aller Art darstellen, deren Ziel es ist, durch Investitionstätigkeiten in Form von Fremd- und Eigenkapital in Mikrofinanzen zu investieren. Die quantitativen und qualitativen Untersuchungen dieser Arbeit beschränken sich aufgrund der Vergleichbarkeit und Verfügbarkeit von Informationen auf offene Publikumsfonds. Diese beinhalten, dass sie für private und institutionelle Anleger aufgelegt wurden und in der üblichen Rechtsform des jeweiligen Auflagelandes firmieren (z.B. SICAV in Luxemburg) und sie damit ein Sondervermögen nach der Gesetzesgrundlage des Sitzlandes darstellen.[4]

Da allerdings auch andere Gesellschaftsformen MFIFs darstellen (z.B. ProCredit Holding AG), werden in Anlehnung an die Fachliteratur[5] im weiteren Zusammenhang MFIFs mit MIVs gleichgesetzt.

Mikrofinanzfonds investieren in Schuldtitel und Eigenkapital von Mikrofinanzinstitutionen (MFI) mit dem Ziel, einen positiven Ertrag, auch in Form einer sozialen Rendite, aus der Investitionstätigkeit zu erzielen. Mikrofinanzinstitutionen sind lokale Banken in Schwellen- und Entwicklungsländern, die Mikrokredite an die Bevölkerung vergeben. Schwellenländer werden als Länder definiert, die nach Wirtschaftsindikatoren wie z.B. BIP an der Schwelle der Industrialisierung stehen. Entwicklungsländer werden laut Vereinten Nationen als Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen bezeichnet.[6] Dazu zählten im Jahr 2003 137 Nationen.[7] Die von MFIFs erworbenen Anleihen und andere Schuldtitel werden aufgrund der beschränkten Handelbarkeit von den Fonds bis zur Endfälligkeit gehalten.[8] Zinseinnahmen aus den Forderungen gegenüber den MFIs sowie der steigende Wert der Eigenkapitalbeteiligungen dienen den Fonds zur Ausschüttung an die Investoren. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht den Zusammenhang der Zahlungsströme zwischen MFIFs, MFIs und Mikrokreditnehmern:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Zusammenhang der Zahlungsströme

Quelle: Der Verfasser

1.3 Aufbau der Arbeit

Das folgende Kapitel 2 der Arbeit beschreibt die ökonomische Grundlage von Mikrofinanzen, historische Erfolgsmodelle und Klassenunterteilungen von Mikrofinanzfonds. In Kapitel 3 erfolgt ein Einblick in die aktuelle Marktsituation für MFIFs sowie eine Gegenüberstellung möglicher Benchmarks für Mikrofinanzfonds. In Form einer empirischen Erhebung werden Mikrofinanzen anhand eines Rendite- Risikoverhältnisses als Anlageklasse eingeordnet. Um das quantitative Ergebnis aussagekräftiger zu gestalten werden im Kapitel 4 qualitative, potentielle Risikofaktoren beschrieben um die Risikountersuchung zu vervollständigen. Kapitel 5 beinhaltet eine Analyse der Kostenstruktur und schließt unter Betrachtung von Optimierungsmöglichkeiten auf die nachhaltige Rendite von MFIFs. In Kapitel 6 erfolgt eine Aufstellung der geänderten rechtlichen Rahmenbedingungen für die Fonds, ihr Verhalten während der Finanzkrise und ein Zukunftsausblick für den Markt. Anhand der gezogenen Schlüsse fasst Kapitel 7 die Ergebnisse zusammen und bewertet MFIFs als Anlageform.

2. Entstehung, Ziel und Struktur von Mikrofinanzfonds

Die aktuelle Überschrift der UN- Webseite lautet: „We can end poverty 2015“.[9] Dem Ziel der Bekämpfung weltweiter Armut haben sich 192 UN Mitgliedstaaten verschrieben und deshalb im Jahr 1990 die United Nations Millenium Declaration unterzeichnet. Arm ist laut UN Definition, eine Person, die weniger als einen USD pro Tag zum Leben zur Verfügung hat. Der Anteil der Weltbevölkerung der unter diese Armutsdefinition fällt, soll sich laut der Millenium Declaration bis 2015 halbieren.[10]

Eine Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen und Armut nachhaltig zu bekämpfen ist, der Bevölkerung der Schwellen- und Entwicklungsländer ein wirtschaftliches Standbein zu verschaffen. Damit wird eine ökonomische Grundlage für ein Leben in Selbstständigkeit ermöglicht, ohne auf kontinuierliche Entwicklungshilfe angewiesen zu sein. Die historischen Erfolge der Mikrofinanzprojekte, besonders die Leistungen der Grameen Bank von Nobelpreisträger Mohammed Yunus und anderer Institutionen haben belegt, dass ein Teilbereich der Hilfe zur Selbsthilfe Mikrokredite sein können.[11]

Ein Aspekt von Mikrokrediten besteht darin, die Ärmsten der Welt finanziell zu unterstützen, indem ihnen Risikokapital zur Verfügung gestellt wird. Dabei wird allerdings oft vernachlässigt, dass Mikrokredite auch eine lukrative Investition darstellen können. Eines der bekanntesten Bücher, das sich mit dieser Thematik beschäftigt, ist: „The Fortune at the Bottom of the Pyramid“ von C.K. Prahalad. Der sogenannte BOP- Markt bietet laut Prahalad die größte Wachstumsperspektive des nächsten Jahrhunderts, da mit ihm ein Potenzial von über 4 Milliarden möglichen Konsumenten erschlossen werden kann.[12] Vor allem die südliche Hemisphäre und große Teile Asiens weisen verbreitete Armut auf, wie in Abb. 1 ersichtlich, und bieten damit laut Prahalad eine große Chance für zukünftiges Wirtschaftswachstum:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Anteile der Weltbevölkerung mit weniger als $1 am Tag

Quelle: Deutsche Bank Research: An emerging Investment opportunity – Uniting social investment and financial returns 2007, Frankfurt am Main 2007, S.4.

Die Weltkarte verdeutlicht nicht nur die Armutsverteilung der Welt, sondern gleichzeitig die potentiellen Investitionsländer für Mikrokredite. Aufgrund der aktuell steigenden Konsumnachfrage der Schwellen- und Entwicklungsländer, wächst auch die Nachfrage nach neuen Formen der Finanzierung.[13] Mikrokredite haben in den vergangenen 30 Jahren einen wichtigen Beitrag zu dieser Finanzierung, die parallel zu Entwicklungskrediten läuft, geleistet. Darlehen beschränken sich nicht alleine auf den Bereich der Geschäftsgründung, sondern auch auf den ländlichen Infrastrukturaufbau, wie beispielsweise die lokale Energieversorgung.[14]

Mikrokredite als Anlageform fallen unter den Begriff Socially Responsible Investing (SRI). SRI kann als ethisches Investieren übersetzt werden und ist damit ein weites Begriffsfeld. Das Social Investment Forum rechnet den SRIs 2,71 Billionen USD an verwaltetem Vermögen (AuM) in den USA für das Jahr 2010 zu. Das sind mit steigender Tendenz über 10% der gesamten AuM in den Vereinigten Staaten. SRI ist ein Investmentansatz, der Corporate Responsibility und gesellschaftliche Rahmenbedingungen einbezieht und damit der Auswirkung des Investments auf die Gesellschaft Rechnung trägt. Zusätzlich stellen SRI- Investoren nicht alleine das Shareholder Value- Prinzip in den Vordergrund, sondern versuchen einen Mehrwert außerhalb der eigenen Renditezielsetzungen zu schaffen. Aus diesem Grund schließen SRIs teilweise ethisch kontroverse Anlagesektoren aus, die aber von den Fondsgesellschaften unterschiedlich definiert werden. Als Beispiel dafür können Tabak- und Rüstungsunternehmen genannt werden, die nicht ins Anlageuniversum der Fonds aufgenommen werden. Institutionelle Investoren stellen dabei die größte und am schnellsten wachsende Gruppe der SRI Investoren dar.[15]

2.1. Ökonomische Ansätze der Mikrofinanzierung

Ein Ansatz Mikrokredite, unter dem Mantel der SRIs ökonomisch zu begründen liefern die Ertragsgesetze der Volkswirtschaftslehre.

Nach dem klassischen Ertragsgesetz verringert sich, mit zusätzlichem Einsatz von Produktionsfaktoren, die Zunahme der Erträge. Das Resultat ist eine konkave Produktionsfunktion, wie in unten stehender Grafik dargestellt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Produktionsfunktion nach klassischem Ertragsgesetz

Quelle: Der Verfasser

In der Praxis ist die dem Ertragsgesetz ähnliche Cobb- Douglas Funktion weiter verbreitet. Sie erweitert die Annahme auf zwei Inputfaktoren, nämlich Arbeit und Kapital und geht ebenfalls von einem sich verringerndem Output aus:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Cobb- Douglas Produktionsfunktion

Quelle: Espinoza, J.J., 2009 online: Lagrangian and Production Maximization with Linear Budgetary Constraints. http://espin086.files.wordpress.com/2009/07/real-cobb-douglas-production-function1.png?w=597&h=389, 19.05.2010.

Aus den mikroökonomischen Ertragsgesetzen schlussfolgernd müssten also kleinere Firmen, die weniger Input verwenden, in der Lage sein, mehr prozentuales Wachstum zu erwirtschaften als große Unternehmen, da sie die eingesetzten Ressourcen besser bzw. effizienter verwenden können. Westliche Industriestaaten verfügen über größere Produktionsstandorte als Entwicklungsländer, demzufolge müsste sich Kapital von reichen zu armen Staaten und innerhalb eines Landes von wohlhabenden Bürgern zur ärmeren Bevölkerungsschicht verschieben. Daraus abgeleitet würde ein globaler Kapitalausgleich stattfinden. Diese Hypothese kann allerdings nicht durch die Praxis verifiziert werden. Der Nobelpreisträger in Ökonomie Robert Lucas Jr., kam zu eben diesem Schluss und stellte Forschungen darüber an, welche Unvollkommenheiten demzufolge dem mikroökonomischen Modell zugrunde liegen.[16]

Das Ergebnis von Lucas’ Forschungen ist weithin als Lucas Paradoxon bekannt. In einem Artikel der American Economic Review mit dem Titel: „Why doesn’t Capital flow from Rich to Poor Countries?” erörterte Lucas 1990 die Hauptgründe der mikroökonomischen Imperfektionen:

- Grundlegende Unterschiede in der industriellen Basis der Entwicklungsländer, wie fehlende Infrastruktur, fehlende Technologie und politische Missstände.
- Unvollkommene Kapitalmärkte mit asymmetrischen Informationen sowie der Angst der Investoren vor Verstaatlichung und der herrschenden allgemeinen Unsicherheit im Markt.[17]

Unter der Prämisse, dass die genannten Missstände den Grund für fehlende Investitionen in Entwicklungsländer darstellen, diese aber nur durch Investitionen lösbar sind, ergibt sich die These, dass nur neue Ansätze der Investitionspolitik diese Verkettung durchbrechen können. Mikrofinanzen sollen dabei helfen, dem Bedarf an Kapital einen risikoadäquaten Preis entgegenzusetzen und somit Entwicklungsländer attraktiv für Investoren zu gestalten. Vor allem durch die Vernetzung der MFIs und der damit verbundenen Bereitstellung von Informationen zum Verhalten der Kreditnehmer, können Unsicherheiten im Markt reduziert werden.[18]

2.2 Soziales Investment vs. Vermögensaufbau

Was als neue Form der Entwicklungshilfe 1976 begann, hat sich inzwischen zu einem profitablen Geschäft entwickelt. Vor allem die deutschen Regierungen und Regierungsinstitutionen, wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau, haben sich in der Vergangenheit für Mikrofinanzen engagiert. Einer der Hauptgründe für das Engagement war, die Bevölkerung beim Aufbau und der Entwicklung ehemaliger kommunistischer Ostblockländer zu unterstützen. Die ersten Schritte waren mühsam, da mit einem bis dato unbekannten Finanzsystem experimentiert werden musste. Am Anfang der Marktentwicklung stand das „Institution building“ der MFIs, bei dem sich analog des „Survival of the fittest“ Ansatzes, durch eine Selektion der Gewinner, die stärksten MFIs ausbildeten. Ebenfalls mussten Richtlinien für die MFIs festgelegt werden, die sich an Effektivität und Durchsetzungsfähigkeit orientierten, wie z.B. Regeln für die Kreditvergabe.

Da der Hintergrund der Investitionen ursprünglich nicht renditeorientierter Natur war, sondern eine experimentale Form der Entwicklungshilfe darstellte, waren Mikrofinanzen für institutionelle Investoren und an Vermögenssteigerung interessierte Privatpersonen anfangs nicht relevant. Hauptsächlich Kirchenverbände und NGOs zeigten sich bereit, Venture- Kapital zur Verfügung zu stellen, ohne den Vorsatz, Gewinn zu generieren.

Als sich allerdings der Markt mit staatlicher Vorarbeit zu etablieren begann, Konzepte gefunden und Risiken überschaubarer wurden, entwickelte auch die renditeorientierte Klientel ein Interesse an Mikrofinanzen.[19]

Neben der finanziellen Rendite werben Mikrofinanziers aber noch immer mit der sozialen Rendite[20] und sprechen damit primär eine bestimmte Investorengruppe an, die ein SRI anstrebt, ohne dabei auf einen angemessenen Ertrag verzichten zu wollen.

Als soziale Rendite, die nicht monetär messbar ist, führen Mikrofinanzfonds die Anzahl an vergebenen Krediten, bediente Kunden, die durchschnittliche Kreditsumme und den Anteil an weiblichen Kreditnehmern an.[21] Denn ursprünglich waren Mikrokredite unter anderem vorgesehen, um dem weiblichen Teil der Bevölkerung eine Möglichkeit zu geben, ein eigenes ökonomisches Standbein zu entwickeln und damit alte Rollenklischees aufzubrechen.[22]

Im Rahmen der Nachhaltigkeitsdebatte stellt eine Verbindung von finanzieller und sozialer Rendite keinen Widerspruch dar. Durch die verschiedenen Anlagemöglichkeiten im Mikrofinanzsektor, wie Firmenbeteiligungen, Credit Default Obligations (CDOs) und Fonds, kann der Investor den Umfang seiner sozialen Rendite bestimmen, wie z.B. Frauenquote, Quote der Landbevölkerung, Höhe des Kreditzinses, Sonderprojekte, etc, ohne auf eine Vermögenssteigerung verzichten zu müssen.

2.3 Erfolgreiche MFI Konzepte

Das Konzept der Mikrofinanzen ist nicht neu, auch wenn der Begriff eher der jüngeren Vergangenheit zuzurechnen ist. Mikrofinanzen sind auch in Deutschland bekannt und bildeten Anfang des 19. Jahrhunderts die Geschäftsgrundlage der Sparkassen. Hauptziel war es, dem armen Teil der Bevölkerung die Möglichkeit der Spareinlage zu bieten und Kredite zu vergeben. Damit sollte der Grundstock für eine nachhaltige Vermögensbildung der weniger bemittelten Landbevölkerung gelegt und durch die breite Bereitstellung von Finanzdienstleistungen eine allgemeine Anhebung des Lebensstandards erreicht werden.[23]

Neben den Sparkassen gibt es auch andere Institutionen, die einen längeren Track Record im Mikrofinanzbereich aufweisen. Dazu zählen die Grameen Bank in Bangladesh, die vom Nobelpreisträger Mohammed Yunus gegründet wurde sowie die Rakyat Bank in Indonesien.

2.3.1 Grameen Bank, Bangladesh

Die Grameen Bank begann 1976 als Universitätsexperiment in einem Dorf in der Nähe von Chittagong in Bangladesh. Der Professor der lokalen Universität, Mohammed Yunus, der das Experiment leitete, erhielt dafür 2006 den Friedensnobelpreis. Das Experiment richtete sich an die Gruppe der Landbevölkerung, die weniger als 0,5 acre (ca. 2020 qm2) Ackerfläche zur Bewirtschaftung zur Verfügung hatte.[24] Yunus war überzeugt, dass diese Fläche nicht ausreicht, um den Besitzern eine Steigerung des Lebensstandards zu gewährleisten.[25] Ihnen sollte es ermöglicht werden, einen Kredit ohne Sicherheiten zu denselben Konditionen eines Kredites mit Sicherheiten zu erlangen. Der Kreditzins lag 1976 bei 16% p.a. und Yunus war überzeugt davon, dass die Kredite dennoch zurückgezahlt würden. Nach einer Erprobungsphase von drei Jahren wurde entschieden, aufgrund des Erfolgs, das Projekt auf andere Regionen des Landes auszuweiten. Mithilfe der Staatsbank von Bangladesh, des Internationalen Agrarfonds und diverser lokaler Banken wurden bis zum Jahr 1987 298 Filialen in fünf Distrikten Bangladeshs eröffnet.[26]

Im Jahr 2010 verfügt die Grameen Bank über 2564 Filialen, und 8,1 Millionen Kreditnehmer, von denen 97% weiblich sind. Seit ihrer Gründung vor 34 Jahren wurden insgesamt 9,19 Mrd. USD an Krediten vergeben. Eine der Besonderheiten der Grameen Bank ist ihre Eignerstruktur: 90% der Aktien werden von den Kreditnehmern selbst gehalten, 10% sind in Staatsbesitz. Damit hat die Grameen Bank einen eindrucksvollen Weg gewiesen, wie das System der Mikrofinanzen zur nachhaltigen Entwicklungshilfe beitragen kann.[27]

2.3.2 Rakyat Bank, Indonesien

Das Verbundsystem der Rakyat Bank in Indonesien (BRI) stellt die größte Mikrofinanzinstitution der Welt dar und ist ein weiteres Erfolgsmodell. 1983 gegründet, existieren rund 3900 lokale Zweigstellen in den ländlichen Gebieten Indonesiens. Mit einem Durchschnitt von sechs Mitarbeitern pro Filiale, zählte die BRI 2004 ca. 30 Mio. Sparer (Ø Guthaben 108 USD) und 3,1 Mio. Kreditnehmer (Ø Kredit 540 USD).

Durch die politische Unterstützung, sowohl bürokratischer als auch finanzieller Natur, konnte die Bank ihr Wachstum aufrechterhalten und zu einer allgemeinen Verbesserung des Lebensstandards der Landbevölkerung beitragen. Auch dem Zusammenbruch des indonesischen Bankensystems im Jahr 1998 konnte die BRI nicht nur standhalten, sondern sogar durch eine Verdoppelung der Einlagen profitieren.[28]

Ursprünglich zur Unterstützung von Reisbauern gegründet, um Indonesien eine Unabhängigkeit in der Grundversorgung zu garantieren, bietet die Rakyat Bank mittlerweile nicht nur Mikrofinanzdienstleistungen an, sondern fungiert als Geschäftsbank für Kunden jeder Größenordnung.[29]

2.4 Strukturierung von MFIFs

Während Mikrofinanzfonds anfangs rein entwicklungspolitischen Zielen dienten und die Rendite lediglich eine inflationsschützende Komponente darstellte, werden MFIFs mittlerweile auch als kommerzielle Produkte angeboten. Diese legen den Fokus nicht nur auf sozialen Mehrwert, sondern auch auf eine angemessene finanzielle Rendite.

Die drei in der Fachwelt dokumentierten Ausprägungen von MFIFs können gemäß ihrer Zielsetzung, ihrer Struktur, ihren Investorengruppen und den MFIs, in die sie investieren, unterschieden werden.

2.4.1 MFIFs mit rein entwicklungspolitischen Zielen

Die ursprüngliche Variante der MFIFs legt den Fokus auf eine nachhaltige Steigerung des Wohlstands von Mikrokreditempfängern, bei einem Verzicht auf Rendite, die über die Substanzerhaltung des eingesetzten Kapitals hinausgeht. Investorengruppen, die meist aus Privatpersonen, Stiftungen, oder Kirchen bestehen, vergeben Kredite unter Marktkonditionen an neu gegründete MFIs, um diesen ein nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen.[30]

Die Kapitalisierung der Fonds besteht deshalb teilweise aus Spenden, Investitionen von Staatsbanken, NGOs sowie Privatpersonen und bilden wegen des fehlenden Renditeziels keine Publikumsfonds, sondern Kapitalpools jeglicher Rechtsform.[31] Diese Development Funds stellen in der Historie meist den Ausgangspunkt dar, um MFIs am Markt zu etablieren und diese zu kostendeckender Größe zu führen. Haben die MFIs die Basis für eine nachhaltige Rendite erreicht, treten meist MIVs mit dualen und kommerziellen Zielen in den Vordergrund und übernehmen die Aufgabe der Development Funds bei der MFI Finanzierung.

Beispiele für Microfinance Development Funds sind:

- Deutsche Bank Microcredit Development Fund
- Oikokredit
- Fonds International de Garantie (FIG)
- Kolibri Kapital ASA[32]

2.4.2 MFIFs mit dualem Anlageziel

Diese quasi-kommerziellen MFIFs haben meist ein klar vorgegebenes Renditeziel, stellen aber die soziale Komponente in den Vordergrund. Hauptunterschied zu kommerziellen Fonds sind die Investoren, die größtenteils aus privaten Anlegern bestehen.[33] Die Vehikel können nicht nach tatsächlichem Return klassifiziert werden, da duale Fonds in der Vergangenheit teilweise höhere Renditen erzielen konnten als rein kommerzielle. Der hohe Investitionsgrad von dualen MFIFs in das Eigenkapital von MFIs, das sich als renditestark erwiesen hat, kann als Begründung genannt werden.[34] Im Jahr 2005 machten die quasi- kommerziellen Fonds 64% aller Eigenkapitalinvestitionen von MFIFs aus. Hintergrund ist das Ziel, das Mikrofinanzsystem in der Basis zu stärken, indem MFIs, die an der Grenze zur Profitabilität arbeiten, mit Eigenkapital ausgestattet werden. Damit soll die Rentabilitätsgrenze schnell überschritten und eine nachhaltige Selbstständigkeit erreicht werden.

Beispiele für duale Fonds sind:

- Vision Microfinance Dual Return
- Latin- American Bridge Fund
- ShoreCap International
- Inventisseur et Partenaire pour le Developpement[35]

2.4.3 MFIFs mit kommerziellen Zielen

Kommerzielle Fonds stellen die finanzielle Rendite in den Vordergrund[36] und sammeln Kapital hauptsächlich bei institutionellen Investoren ein. Sie bilden die Hauptgruppe der offenen Publikumsfonds, die Gegenstand der weiteren Untersuchung sind. Aufgrund der hohen Anforderungen, die institutionelle Investoren an das Fondsmanagement stellen, werden finanzielle Ziele und Risikostrukturen genau definiert und in vorgegeben Berichtszeiträumen analysiert. Kommerzielle Fonds vergeben größtenteils Kredite an MFIs in Form von Anleihen oder Schuldscheindarlehen. Im Gegensatz zu dualen Fonds investieren kommerzielle Fonds wegen der schwierigen Bewertbarkeit seltener in das Eigenkapital von MFIs.

Ein weiterer Unterschied zu den Development Funds und den dualen Fonds ist, dass kommerzielle Fonds bereits etablierte MFIs finanzieren, die über genug Track Record verfügen und deren Mikrofinanzmarkt großteils erschlossen ist. Im Zuge der wachsenden Anteile der kommerziellen Fonds am Anlageuniversum der Mikrofinanzfonds und der zunehmenden Börsengänge von MFIs, ist davon auszugehen, dass in Zukunft mehr und mehr kommerzielle Fonds mit Eigenkapital- Investments aufgelegt werden.

Beispiele für kommerzielle Mikrofinanzfonds sind:

- AXA World Funds – Development Debt
- BlueOrchard Microfinance Securities I
- Gray Ghost Microfinance Facility
- ResponsAbility Global Microfinance Fund[37]

3. Der Markt für MFIFs

Mikrofinanzinvestitionen haben einen langen Weg hinter sich. Als Experiment in einem Dorf in Bangladesch begonnen[38], sind diese mittlerweile weltweit verbreitet und binden mehr und mehr Kapital in neuen Produkten.[39] Vor allem kommerzielle Fonds, die es einem breiteren Publikum ermöglichen in Mikrofinanzen zu investieren, existieren erst seit einigen Jahren.

Teilweise wachsen die Fondsvolumen der kommerziellen Mikrofinanzfonds schneller, als es die Anlagesituation und die Zahl der Mitarbeiter erlaubt. Deswegen entschied sich beispielsweise der ResponsAbility Global Microfinance Fund im Mai 2010 dazu, die Ausgabe von neuen Anteilsscheinen auszusetzen, um die verwalteten Mittel zu konsolidieren und die Portfolioqualität zu erhalten.[40]

3.1. Aktuelle Marktsituation für MFIFs

Weltweit existieren im Jahre 2010 ca. 100 MIVs mit einem geschätzten verwalteten Vermögen von 6 Mrd. €.[41] 20 dieser Fonds (meist Publikumsfonds) mit einem verwalteten Volumen von ca. 1 Mrd. €, wurden aufgrund der rechtlichen bzw. steuerlichen Rahmenbedingungen in Luxemburg aufgelegt.[42]

Ungeachtet der Auswirkungen der globalen Finanzkrise konnte die Mikrofinanzbranche in den letzten Jahren kontinuierlich Mittelzuflüsse verzeichnen. Während im Jahr 2006 das Anlagevolumen der privaten und institutionellen Investoren von CGAP auf 2 Mrd. USD geschätzt wurde, kam es 2007 zu einem Anstieg auf 5,4 Mrd. USD und Ende 2008 sogar auf 31 Mrd. USD.[43]

Laut einer Studie der Consultative Group to assist the Poor (CGAP) vom Oktober 2008 waren Mikrofinanzen eine der wenigen Assetklassen, die eine positive Bilanz während der Finanzkrise, gemessen an der Performance, erzielen konnte. Euro- nominierte Microfinance Fonds erzielten 2008 eine durchschnittliche Nettorendite von 5,5%. Gleichzeitig stellt dies das beste Ergebnis seit Einführung der Benchmark Symbiotics Microfinance Index EUR (SMX EUR) im Jahr 2003 dar. Dieser Return steht in starkem Gegensatz zu dem 12%igem Verlust des Emerging Markets Bond Index Plus, EMBI+, der die festverzinslichen Staatsanleihen in Fremdwährung der Schwellenländer (hauptsächlich Brasilien, Argentinien Mexiko[44] ) widerspiegelt.

Auch im Bereich des Fondsvolumens konnten MFIFs positiv überzeugen. Während die Emerging Markets 2008 einen Kapitalabzug von 20% verkraften mussten, verzeichneten die TOP 10 MFIFs Mittelzuflüsse in Höhe von 32% des ursprünglichen Kapitals.

Allerdings konzentrieren sich 60% der verwalteten Mittel der 100 MIVs auf die zehn größten Fonds, von denen neun ihren Sitz in Europa haben. In der folgenden Tabelle werden die AuM der zehn größten MIVs 2007 bis 2008 im Bezug auf Volumen verglichen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Vergleich der Mittel der TOP 10 MIVs 2007 - 2008

Quelle: Reille, X.; Glisovic-Mezieres, J., 2009 online: Microfinance continues to grow despite the crisis. http://www.cgap.org/gm/document-.9.34437/BR_Microfinance_Funds_Continue_to_Grow.pdf, 16.04.2010, S. 1.

25% des NAVs der größten MIVs mit ca. 1 Mrd. € entfällt auf die ProCredit Holding AG, mit Sitz in Deutschland.[45] Die ProCredit Holding AG ist kein Fonds nach InvG[46], sondern eine Beteiligungsgesellschaft nach Aktienrecht und deshalb nicht Gegenstand der Untersuchung.[47] Einige der großen Mikrofinanzfonds investieren allerdings über Anteile an der ProCredit Holding AG indirekt in Mikrokredite[48], da diese an MFIs in Entwicklungsländern mehrheitlich beteiligt ist.[49]

3.2 MFIFs als eigene Anlageklasse

Die übergreifende Frage, die sich im Bezug auf MFIFs als Investmentalternative stellt, ist, ob Mikrofinanzen einen risikoadjustierten Mehrwert erzielen können: Muss der Investor für das Socially Responsible Investment, mit dem sich MFIFs rühmen[50], einen Renditeabschlag im Gegensatz zu anderen etablierten Anlageklassen hinnehmen, oder zahlen sich MFIFs langfristig auch im Bereich Risiko/Ertrag aus? Um diese Frage beantworten zu können, müssen Mikrofinanzen mit den etablierten Anlageklassen verglichen werden. Dabei gilt es zu analysieren, welche Performance MFIFs erzielen und wie viel Risiko der Investor dafür im Vergleich zu anderen Assetklassen in Kauf nehmen muss. Vor allem Marktrisiken bilden einen entscheidenden Aspekt der Untersuchung. Diese können Gefahren für das Investment aufzeigen, die die nachhaltige Rendite von Mikrofinanzen in Frage stellen, bzw. mindern könnten.

Zum Zwecke des Benchmarkings dient ein quantitativer historischer Vergleich mit den bestehenden Assetklassen:

- Aktien Global
- Renten Unternehmen Global und Emerging Markets
- Geldmarkt Global und Emerging Marktes

Zur Vergleichbarkeit der Mikrofinanzen mit den anderen Anlageklassen wird auf einen Basket der größten Mikrofinanzfonds zurückgegriffen. Aktuell existierende Baskets für MFIFs sind die SMX Indizes, die 2003 von der Schweizer Mikrofinanzagentur Symbiotics für die Währungstranchen der wichtigsten Mikrofinanzfonds geschaffen wurden. So auch für die Eurotranchen der Fonds den SMX EUR wie in der Grafik unten abgebildet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 6: Entwicklung des SMX EUR von Dezember 2003 bis Februar 2010

Quelle: Symbiotics SA, 2010 online: Symbiotics Microfinance Index. http://www.syminvest.com/microfinance-investment-vehicle/symbiotics-microfinance-indexes/usd, 16.04.2010.

Seit Bestehen des SMX EUR Ende 2003 lässt sich eine kumulierte Rendite von 24,57% bis Februar 2010 ablesen. Bestandteile des Index sind die sieben großen, in Euro nominierten Publikumsfonds:

- ResponsAbility Global Microfinance Fund B Cap - EUR
- Dexia Micro-Credit Fund BlueOrchard Debt- EUR
- BBVA Codespa Microfinanzas - EUR
- St. Honoré Microfinance - EUR
- Dual Return Fund Vision Microfinance - EUR
- Wallberg Global Microfinance Fund - Class P EUR (seit März 2009)
- Triodos SICAV II -Triodos Microfinance Fund I share-cap (seit Jan. 2010)[51]

3.2.1 SMX EUR im Vergleich zum Aktienmarkt

Vergleicht man den Performancechart des SMX EUR mit dem MSCI World, wird die fehlende Korrelation zwischen beiden ersichtlich. Der MSCI World, der das wichtigste globale Barometer für die Entwicklung der Aktienmärkte darstellt, weist im genannten Zeitraum eine durchschnittliche monatliche Volatilität von 14,61% auf. An ihm ist die Boomphase bis Ende 2007 sowie der große Absturz nach der Lehman Brothers Pleite deutlich abzulesen.

[...]


[1] Vgl. United Nations: Information Economy Report 2007-2008, o.O. 2007, 2.230.

[2] Vgl. Ledgerwood, J.: Microfinance handbook: an institutional and financial perspective, 4. Aufl., Washington D.C. 2002, S. 1f.

[3] Vgl. CGAP, 2010 online: What is a Microfinance Institution. http://www.cgap.org/p/site/c/template.rc/1.26.1308/, 19.05.2010.

[4] Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon, 2010 online, Investmentsfonds. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/investmentfonds.html?referenceKeywordName=Publikumsfonds, 13.05.2010.

[5] Vgl.Goodman, P.: Microfinance Investment Funds: Objectives, Players, Potential, in: Matthäus- Maier, I.; Von Pischke, J.D. (Hrsg.): Microfinance Investment Funds: Leveraging Private Capital for Economic Growth and Poverty Reduction, New York 2007, S. 11ff.

[6] Weniger als 9.386 USD pro Kopf Einkommen 2003.

[7] Vgl. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung: Armutsbekämpfung durch Umweltpolitik, Berlin; Heidelberg 2005, S. 30.

[8] Anonymisierte Quelle

[9] Vereinte Nationen, 2010 online: We can end Poverty 2015. http://www.un.org, 15.05.2010

[10] Vgl. Vereinte Nationen, 2010 online: Goal 1: Eradicate extreme Poverty & Hunger. http://www.un.org/millenniumgoals/poverty.shtml, 15.06.10

[11] Vgl. Hannover W.; Dr. Steinwand, D.; Neufeld C.: Der Beitrag von Mikrofinanzierung zur Erreichung der Millennium Development Goals (MDGs) und des Aktionsprogramms Armut 2015 – Die Erfahrung der GTZ, Eschborn 2005, S. 8 ff.

[12] Vgl. Prahalad, C.K.: The Fortune at the Bottom of the Pyramid, New York 2006, S. 3 ff.

[13] Vgl. Costigen, T., 2007 online: Demand for loans around the world far outstrips supply. http://www.marketwatch.com/story/correct-demand-for-micro-financing-far-outstrips-supply, 03.06.2010.

[14] Vgl. Denkler, T., 2007 online: Entwicklungshilfe: Mikrokredit mit Maxi- Wirkung. http://www.sueddeutsche.de/geld/entwicklungshilfe-mikrokredit-mit-maxi-wirkung-1.538868, 15.06.2010.

[15] Vgl. Social Investment Forum, 2010 online: Socially Responsible Investment Facts. http://www.socialinvest.org/resources/sriguide/srifacts.cfm, 05.06.2010

[16] Vgl. Armendariz, B.; Morduch, J.: The Economics of Microfinance, Cambridge 2007, S. 5 ff.

[17] Vgl. Lucas, R.: Why doesn't Capital Flow from Rich to Poor Countries, in American Economic Review 2/90, S. 92 ff.

[18] Vgl. Armendariz, B.; Morduch, J.: The Economics of Microfinance, Cambridge 2007, S. 5 ff.

[19] Vgl.Kloppenburg, N.: Microfinance Investment Funds: Where Wealth Creation meets Poverty Reduction, in: Matthäus-Maier, I.; Von Pischke, J.D. (Hrsg.): Microfinance Investment Funds: Leveraging Private Capital for Economic Growth and Poverty Reduction, New York 2007, S. 3.

[20] Vgl. z.B. ResonsAbility Social Investments AG, 2009 online: Social Performance Report 2008. http://www.responsability.com/domains/responsability_ch/data/secure_pdf/responsAbility%20SPR%202008%20DE.pdf, 23.05.2010, S. 1ff.

[21] Vgl. ResponsAbility Social Investments AG, Monatsbericht Mai 2010. Zürich 2010. S. 1.

[22] Vgl. Simon, E., 2006 online: Mikrokredite- Investieren in Chancen. http://www.zeit.de/online/2006/51/Investieren-fuer-Frauen?page=1. 17.06.2010.

[23] Vgl. Büschgen, H: Bankbetriebslehre: Bankgeschäfte und Bankmanagement, 5. Aufl., Wiesbaden 1998, S. 88.

[24] Vgl. Hossain, M.: Credit for alleviation of rural Poverty: The Grameen Bank in Bangladesh, o.O. 1988, S. 12.

[25] Vgl. Khandker, S.; Khalily, B.; Khan, Z.: Grameen Bank, Performance and Stability, 2. Aufl., New York 1997, S. 9.

[26] Vgl. Hossain, M.: Credit for alleviation of rural Poverty: The Grameen Bank in Bangladesh, o.O. 1988, S. 12.

[27] Vgl. o.V., 2010 online: Grameen Bank at a glance. http://www.grameen-info.org/index.php?option=com_content&task=view&id=26&Itemid=175, 14.05.2010.

[28] Vgl. Marder K., 2004 online: Bank Rakyat Indonesia: Twenty Years of Large-Scale Microfinance. http://www.microfinancegateway.org/gm/document-1.9.25618/39319_file_55.pdf, 13.05.2010, S. 2.

[29] Vgl. Robinson, M.: The Microfinance Revolution: Sustainable Finance for the Poor, Washington D.C 2001, S. 58 f.

[30] Vgl.Goodman, P.: Microfinance Investment Funds: Objectives, Players, Potential, in: Matthäus- Maier, I.; Von Pischke, J.D. (Hrsg.): Microfinance Investment Funds: Leveraging Private Capital for Economic Growth and Poverty Reduction, New York 2007, S. 27.

[31] Vgl. Deutsche Bank, 2010 online: Microfinance. http://www.community.db.com/htm/db_microcredit_dev_fund.html, 15.05.2010.

[32] Vgl.Goodman, P.: Microfinance Investment Funds: Objectives, Players, Potential, in: Matthäus- Maier, I.; Von Pischke, J.D. (Hrsg.): Microfinance Investment Funds: Leveraging Private Capital for Economic Growth and Poverty Reduction, New York 2007, S. 27.

[33] Vgl. Werner, T.: Ökologische Investments: Chancen und Risiken grüner Geldanlage, Wiesbaden 2009, S. 203.

[34] Vgl.Goodman, P.: Microfinance Investment Funds: Objectives, Players, Potential, in: Matthäus- Maier, I.; Von Pischke, J.D. (Hrsg.): Microfinance Investment Funds: Leveraging Private Capital for Economic Growth and Poverty Reduction, New York 2007, S. 27.

[35] Vgl.Goodman, P.: Microfinance Investment Funds: Objectives, Players, Potential, in: Matthäus- Maier, I.; Von Pischke, J.D. (Hrsg.): Microfinance Investment Funds: Leveraging Private Capital for Economic Growth and Poverty Reduction, 1. Aufl., New York 2007, S. 27.

[36] Vgl. Werner, T.: Ökologische Investments: Chancen und Risiken grüner Geldanlage, Wiesbaden 2009, S. 203.

[37] Vgl.Goodman, P.: Microfinance Investment Funds: Objectives, Players, Potential, in: Matthäus- Maier, I.; Von Pischke, J.D. (Hrsg.): Microfinance Investment Funds: Leveraging Private Capital for Economic Growth and Poverty Reduction, New York 2007, S. 26 f.

[38] Nach aktueller Definition. Sparkassen im 17. Jahrhundert sind ausgenommen, da hier nicht der Begriff Mikrofinanzen verwendet wurde.

[39] Vgl. Deutsche Bank Research: An emerging Investment opportunity – Uniting social investment and financial returns 2007, Frankfurt am Main 2007, S. 4 ff.

[40] Vgl. ResponsAbility Social Investments AG: Medienmitteilung 05. Mai 2010, Zürich 2010, S.1f.

[41] Vgl. Reille, X.; Glisovic-Mezieres, J., 2009 online: Microfinance continues to grow despite the crisis. http://www.cgap.org/gm/document-.9.34437/BR_Microfinance_Funds_Continue_to_Grow.pdf, 16.04.2010, S. 1.

[42] Vgl. o.V., 2009 online: Finanzierungslücke ist enorm. http://www.wort.lu/wort/web/business/artikel/49551/finanzierungsluecke-ist-enorm.php, 08.04.2010.

[43] Vgl. Euler, C., 2008 online: Mikrofinanz-Fonds: Gewinne mit gutem Gewissen, http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/mikrofinanz-fonds-gewinne-mit-gutem-gewissen-1.522709, 08.04.2010.

[44] Vgl. Leonard N. Stern School of Business., o.D. online, Introducing the Emerging Markets Bond Index Plus. http://pages.stern.nyu.edu/~msiegel/embiplus.doc, 24.06.2010, S. 9.

[45] Vgl. Reille, X.; Glisovic-Mezieres, J., 2009 online: Microfinance continues to grow despite the crisis. http://www.cgap.org/gm/document-.9.34437/BR_Microfinance_Funds_Continue_to_Grow.pdf, 16.04.2010, S. 1ff.

[46] § 2 InvG

[47] Vgl. ProCredit Holding AG, 2010 online: Introduction. http://www.procredit-holding.com/front_content.php?idcat=22, 12.06.2010.

[48] Vgl. ResponsAbility Social Investments AG: Monatsbericht Mai 2010, Zürich 2010, S.1.

[49] Vgl. ProCredit Holding AG, 2010 online: Introduction. http://www.procredit-holding.com/front_content.php?idcat=22, 12.06.2010.

[50] Vgl. ResponsAbility Social Investments AG: ResponsAbility Global Microfinance Fund- Social Performance Update 2009, Zürich 2010, S.1ff.

[51] Vgl. Symbiotics SA, 2010 online: Symbiotics Microfinance Index. http://www.syminvest.com/microfinance-investment-vehicle/symbiotics-microfinance-indexes/usd, 16.04.2010.

Ende der Leseprobe aus 79 Seiten

Details

Titel
Microfinance Investment Fonds
Untertitel
Performanceerwartungen im Rahmen einer Chancen/Risikoanalyse für Investoren
Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen; Standort Nürtingen  (European School of Finance)
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
79
Katalognummer
V169472
ISBN (eBook)
9783640888788
ISBN (Buch)
9783640889358
Dateigröße
1522 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
microfinance, investment, fonds, performanceerwartungen, rahmen, chancen/risikoanalyse, investoren, Mikrofinanzen, Mikrofinanzfonds
Arbeit zitieren
Philipp Heilmann (Autor:in), 2010, Microfinance Investment Fonds, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169472

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