Die Erzählung von der Hochzeit zu Kana zu Beginn des Johannesevangelium befremdet und fasziniert zugleich. Ganz anders als viele übrige Erzählungen de Neuen Testaments kommt sie unserer heutigen Erlebniswelt erstaunlich nahe: Die Fest- oder, man könnte durchaus auch sagen, Party-Stimmung einer Hochzeit dürfte vielen Menschen unserer Zeit wesentlich vertrauter erscheinen als Erzählungen vom Schafehüten und vom Fischfang. Jedoch mag uns auch in unserer Zeit noch das Wunder als „unmoralisch“ erscheinen. Für das evangelische Ethos jedenfalls wirkt es verstörend mit welchem Übermaß an berauschendem Getränk Jesus die (vermeintliche) Not der Hochzeitsgäste stillt. Es überrascht daher wenig, dass der vermittelte Ethos der Grund war, warum die Perikope bei asketischen christlichen Gruppen aber auch in der Neuzeit immer wieder auf Kritik stieß. Es scheint tatsächlich als stünde unser heutiges Weltbilds zu der Perikope des Evangeliums in einer eigenartigen, vielschichtigen Spannung zwischen Nähe und Kontrast.
Dieser Spannung, wie sie auch im Untertitel dieser Arbeit „Jesus als Party-Macher?“ anklingt, ein wenig nachzugehen, dazu soll die vorliegende Arbeit dienen. Um der Aufforderung des Dozenten „ein wenig mit dem Text zu spielen“ zu entsprechen, soll hierbei der Text gemäß den hermeneutischen Überlegungen Paul Ricœurs mit Hilfe der narrativen Analyse als „offenes Kunstwerk“ interpretiert werden. Ricœurs Überlegungen zur „zweiten Naivität“ entsprechend soll der Text dabei so gelesen werden, als ob er wahr wäre, obwohl die historische Zuverlässigkeit der Perikope zumindest sehr fragwürdig ist.
Die Arbeit versucht damit auch dem Anliegen Papst Benedikts XVI. nachzukommen, der theologischen Dimension des Schrifttextes in der Exegese stärkere Aufmerksamkeit zu schenken. Dem durch sein Jesus-Buch ausgelösten Konflikt um die historisch-kritische Exegese versucht die Arbeit dadurch zu begenen,dass sie bei der zu behandelnden Perikope eine Verbindung von historischer-kritischer und narrativer Exegese versucht. Der Text wird daher zuerst mit Hilfe synchroner und diachroner Methoden einer literarischen Analyse unterzogen werden, bevor er innerhalb der narrativen Analyse auf seinen tieferen theologischen Gehalt untersucht wird. Beide Teile sollen dabei in einer engen Verknüpfung zueinander stehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Literarische Analyse
- Arbeitsübersetzung
- Textkritischer Befund
- Abgrenzung der Perikope
- Segmentierung der Perikope
- Sprachliche Analyse
- Wortarten und Wortformen
- Verknüpfung von Wörtern und Sätzen
- Semantische Analyse
- Gattungsanalyse
- Diachrone Analyse
- Traditionsgeschichte
- Redaktionskritik
- Traditionskritik
- Narrative Analyse
- Der Plot
- Das Setting
- Die Figuren
- Die Hauptfigur Jesus
- Die Mutter Jesu
- Die Jünger
- Die weiteren Figuren
- Der Kommentar
- Erläuternde Glossen
- Schlüsselkommentar
- Impliziter Kommentar
- Autor und Leser
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Erzählung von der Hochzeit zu Kana im Johannesevangelium und untersucht die vielschichtige Spannung zwischen Nähe und Kontrast zwischen dem Text und unserem heutigen Weltbild. Durch eine narrative Analyse soll der Text als „offenes Kunstwerk“ interpretiert werden, wobei die historische Zuverlässigkeit der Perikope nicht im Vordergrund steht. Die Arbeit beabsichtigt, der Aufforderung des Dozenten nachzukommen, „ein wenig mit dem Text zu spielen“ und gleichzeitig dem Anliegen Papst Benedikts XVI. nachzukommen, die theologische Dimension des Schrifttextes in der Exegese stärker zu beleuchten.
- Die Spannung zwischen dem Text und unserem heutigen Weltbild
- Die Interpretation des Textes als „offenes Kunstwerk“
- Die narrative Analyse und ihre Verbindung mit der historischen-kritischen Exegese
- Die theologische Dimension des Schrifttextes
- Die Rolle Jesu in der Erzählung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die Spannung zwischen dem Text und unserem heutigen Weltbild heraus. Die literarische Analyse behandelt den Text mit Hilfe synchroner und diachroner Methoden, wobei die Arbeitsübersetzung, der textkritische Befund und die Abgrenzung der Perikope wichtige Punkte darstellen. Die narrative Analyse befasst sich mit dem Plot, dem Setting, den Figuren und dem Kommentar, um den tieferen theologischen Gehalt des Textes zu untersuchen. Das Schlusswort fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der Hochzeit zu Kana, dem Johannesevangelium, der narrativen Analyse, der historischen-kritischen Exegese, der theologischen Dimension des Schrifttextes, der Rolle Jesu und dem Verhältnis von Text und Weltbild.
- Arbeit zitieren
- Jörg Termathe (Autor:in), 2010, Von der Hochzeit zu Kana - Jesus als Party-Macher?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169530