Anfang der Einleitung der Diplomarbeit
Anorexie…
…du bist meine Geisel
…du hältst mich gefangen
…du erlegst mir Zwänge auf
…du zehrst meinen Körper aus
…du wäschst mein Gehirn
…du beeinflusst meinen Tagesablauf
…du gibst dir Mühe, dass sich alles um dich dreht
…du Egoistin!
(Gedicht einer Magersüchtigen)
Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden an chronischen Erkrankungen, was deutlich durch die Medien thematisiert wird. Das Verständnis der Bevölkerung beschränkt sich in diesem Zusammenhang vor allem auf Krankheitsbilder wie Neurodermitis, verschiedene Allergien, Hyperaktivität oder aggressive Verhaltensweisen. Kaum jemand verschwendet einen Gedanken an Essstörungen wie die Magersucht. Doch die „KIGGS“ – Studie zur Kinder- und Jugendgesundheit verdeutlicht, dass jedes dritte Mädchen an einer Essstörung erkrankt (vgl. Bergische Landeszeitung 2007, 1).
Diese Erfahrung machte ich ebenfalls während meines Praxissemesters in einem heilpädagogisch-therapeutischen Zentrum für Kinder und Jugendliche, in dem ich zum ersten Mal mit der Anorexie im Kindes- und Jugendalter in Berührung kam. Während dieser Tätigkeit wurde mir vor Augen geführt, dass bereits im frühen Alter Themen wie das Aussehen und Diäten in das Zentrum der kindlichen Aufmerksamkeit rücken und stetig an Bedeutung gewinnen. Die Vorstellungen des übertriebenen Schönheitsideals „überschlank“ zu sein, lassen sich bereits in den Köpfen der Kinder und Jugendlichen wiederfinden. Alltäglich wird man mit erfolgversprechenden „Super-Diäten“ und Gesundheitsempfehlungen konfrontiert. In der heutigen Zeit, in der das Gesundheitsbewusstsein mehr denn je in den Vordergrund rückt und Diäten allmächtig und präsent sind, werden sie als völlig normal empfunden. Dies erweckt in der Gesellschaft (meiner Person nicht ausgeschlossen) zunehmend den Anschein, dass die ausgiebige Auseinandersetzung junger Mädchen mit Nahrung und Kalorien nichts weiter als eine Modeerscheinung unter Jugendlichen sei und folglich nicht weiter besorgniserregend ist. Doch durch den gewonnenen Einblick in das Verhalten und Erleben der Mädchen, wurde mir bewusst, dass der Wahn um das Schlanksein vermehrt zur Krankheit lanciert. Eine mit Vernunft beginnende Diät kann schnell zur krankhaften Einbahnstraße werden, wenn sie in Unvernunft umschlägt.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Krankheitsbild „Anorexia nervosa“
- Klassifikationssysteme und Diagnosekriterien
- Körperliche Komplikationen und Folgeschäden
- Ätiologie
- Epidemiologische Daten
- Die Lebenswelt der betroffenen Kinder und Jugendlichen
- Elterliche Wertevorstellungen und die damit verbundene Rollenverteilungen
- Das familiäre Klima
- Verhaltensmuster von Müttern magersüchtiger Kinder
- Verhaltensmuster seitens der Väter von magersüchtigen Kindern
- Das Erleben und Verhalten der betroffenen Kinder und Jugendlichen
- Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene
- Die ambulante Therapie
- Die stationäre Therapie
- Die teilstationäre Therapie
- Methoden der Psychotherapie
- Heilpädagogische Behandlung anorektischer Mädchen im Gruppenalltag
- Exemplarische Darstellung des Krankheitsbildes anhand von Sandra
- Die therapeutische Behandlung der Anorexie in einer heilpädagogischen Wohngruppe
- Eltern- und Familienarbeit in der Heimerziehung
- Orientierungshilfen für Eltern im Sinne einer Rückfallprophylaxe
- Verarbeitung der Schuldfrage
- Erschaffung von Rahmenbedingungen
- Grenzen setzen
- Verbesserung der Kommunikation und der Beziehungsgestaltung
- Präventive Interventionen von Essstörungen
- Gesundheitsförderung und Prävention
- Die Primärprävention
- Die Sekundärprävention
- Die Tertiärprävention
- Gesundheitlicher Bildungsauftrag der Schule
- Gesundheitserziehung und Schulkultur
- Der Auftrag des Lehrers im Hinblick auf das Störungsbild „Anorexia nervosa“
- Gesprächsleitfaden für Lehrer und Lehrerinnen
- Der Auftrag des Lehrers an einer Schule für Erziehungshilfe
- Professionelle Haltung als Sozialpädagoge in der Arbeit mit magersüchtigen Kindern
- Die Kompetenzen in der Dimension des Könnens
- Die Kompetenzen in der Dimension des Wissens
- Die Kompetenzen in der Dimension der beruflichen Haltung
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Krankheitsbild „Anorexia nervosa“ im Kindes- und Jugendalter. Ziel ist es, die Krankheit aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und ein tieferes Verständnis für die Lebenswelt der Betroffenen zu entwickeln. Dabei werden die Ursachen, Symptome, Komplikationen und Behandlungsmöglichkeiten der Anorexie sowie die Rolle von Eltern, Familien, Schulen und Sozialpädagogen im Umgang mit dieser Krankheit untersucht.
- Das Krankheitsbild der Anorexie nervosa und die damit verbundenen körperlichen und psychischen Folgen
- Die Einflüsse des familiären Umfelds auf die Entstehung und Entwicklung der Anorexie
- Die Bedeutung von professionellen Interventionen und Behandlungsmethoden für anorektische Kinder und Jugendliche
- Die Rolle der Schule in der Prävention und Intervention von Essstörungen
- Die Herausforderungen und Kompetenzen von Sozialpädagogen in der Arbeit mit magersüchtigen Kindern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Bedeutung des Themas Anorexie im Kindes- und Jugendalter hervorhebt. Im Anschluss daran werden die Klassifikationssysteme und Diagnosekriterien der Anorexie vorgestellt, sowie die körperlichen Komplikationen und Folgeschäden erläutert, die durch die Krankheit entstehen können.
Kapitel 3 widmet sich der Lebenswelt der anorektischen Kinder und Jugendlichen. Hierbei wird die Rolle der elterlichen Wertevorstellungen und die damit verbundene Rollenverteilung, das familiäre Klima sowie die Verhaltensmuster von Müttern und Vätern von magersüchtigen Kindern analysiert.
In Kapitel 4 werden verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene vorgestellt. Die Kapitel 5, 6 und 7 befassen sich mit der heilpädagogischen Behandlung anorektischer Mädchen im Gruppenalltag, Orientierungshilfen für Eltern im Sinne einer Rückfallprophylaxe und präventiven Interventionen von Essstörungen.
Kapitel 8 beleuchtet den gesundheitlichen Bildungsauftrag der Schule, während Kapitel 9 die professionelle Haltung von Sozialpädagogen in der Arbeit mit magersüchtigen Kindern untersucht.
Schlüsselwörter
Anorexia nervosa, Essstörung, Magersucht, Kinder, Jugendliche, Familie, Eltern, Schule, Sozialpädagogik, Behandlung, Prävention, Gesundheitsförderung, Kompetenzen, professionelle Haltung.
- Quote paper
- Christina Berger (Author), 2008, Anorexia nervosa bei Kindern und Jugendlichen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169627