Das eigene Gesicht als Auslöser für emotional verfremdete Masken

Ein Unterrichtsvorhaben in einem 3. Schuljahr


Examensarbeit, 2001

74 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretische Grundlagen
2.1 Der Werkstoff Gips als Ausgangsmaterial
2.2 Die kulturelle Bedeutung der Maske
2.3 Die Gestaltung der Plastik
2.4 Die Gestaltungstechnik der Verfremdung
2.4.1 Die werkstofftechnische Verfremdung
2.4.2 Die farbliche Verfremdung
2.5 Die emotional verfremdete Maske

3. Überlegungen zur Organisation und den Rahmenbedingungen
3.1 Verwendete Werkstoffe, Werkzeuge und Medien
3.4 Ordnungsrahmen
3.5 Räumlichkeiten

4. Vorüberlegungen zum Unterrichtsvorhaben
4.1 Lernausgangslage der Klasse
4.2 Didaktische Begründung des Unterrichtsvorhabens
4.3 Ziele des Unterrichtsvorhabens
4.4 Methodische Vorüberlegungen

5. Durchführung des Unterrichtsvorhabens
5.1 Tabellarischer Aufbau des Unterrichtsvorhabens
5.2 Ausführliche Beschreibung der Einführungsstunde
5.2.1 Sachanalyse
5.2.2 Lernvoraussetzungen
5.2.3 Didaktische Begründung
5.2.4 Methodische Begründung
5.2.5 Verlaufsplanung
5.2.6 Reflexion
5.3 Die 2. Unterrichtsstunde
5.3.1 Verlaufsplanung
5.3.2 Reflexion
5.4 Die 3. Unterrichtsstunde
5.4.1 Verlaufsplanung
5.4.2 Reflexion
5.5 Ausführliche Beschreibung der 4. Unterrichtsstunde
5.5.1 Sachanalyse
5.5.2 Lernvoraussetzungen
5.5.3 Didaktische Begründung
5.5.4 Methodische Begründung
5.5.5 Verlaufsplanung
5.5.6 Reflexion
5.6 Abschlußstunde
5.6.1 Verlaufsplanung
5.6.2 Reflexion

6. Reflexion und Auswertung des Unterrichtsvorhabens

7. Verzeichnisse
7.1 Literaturverzeichnis
7.2 Internetquellen

8. Anhang

1. Einleitung

Das Thema meiner Examensarbeit lautet:

Das eigene Gesicht als Auslöser für emotional verfremdete Masken.

Ein Unterrichtsvorhaben in einem 3. Schuljahr der xxxn Grundschule Xxx.

Dieses Unterrichtsvorhaben ist eine Sequenz aus der Einheit „Körperverfremdete Karnevalsartikel“. In diesem Unterrichtsvorhaben, welches im 3. Schuljahr der xxxn Grundschule Xxx durchgeführt wird, bietet sich mir die Möglichkeit.

So ergibt sich folglich die Leitfrage der Hausarbeit:

- Sind Schüler der dritten Klasse in der Lage ihren eigenen

emotionsneutralen Gesichtsabdruck durch Einordnung von Werkstoffen,

Formen und Farben zu einem von ihnen ausgewählten Gefühlsausdruck zu

verfremden und sich anschließend mit der verfremdeten Maske zu

identifizieren?

Dies interessiert mich deshalb, weil Emotionen in unserer Gesellschaft bedingt durch die sich verändernde Kindheit immer mehr in den Hintergrund treten. Die Schüler bekommen in großem Maße durch Fernsehen und Computer Gefühle vermittelt. So interessiert es mich in wie weit Kinder fähig sind sich real mit Gefühlen zu identifizieren und sie auf Werkstoffe, Formen und Farben zu assoziieren. Als Grundlage bietet sich deshalb das eigene Gesicht an. Dies hilft den Schülern sich mit Emotionen zu identifizieren, welche sie auf ihrem Gesichtsabdruck verfremdend gestalten sollen. Fragwürdig ist, ob die Schüler jedoch nach Bearbeitung ihres eigenen Gesichtsabdrucks noch fähig sind sich mit diesem zu identifizieren.

Da nach heutigem Wissensstand nur der Mensch in der Lage ist über seine Emotionen zu reflektieren, stellt sich mir die Frage, ab welchem Alter Menschen hierzu in der Lage sind ihre eigenen Emotionen und die von ihren Mitmenschen zu reflektieren.[1]

Bereits Wissenschaftler wie Leonardo da Vinci haben sich mit dem Gesichtsausdruck näher beschäftigt. So stellte da Vinci während des Studiums von Kopf und Gesicht als Ausdrucksträger fest, dass der Gesichtsausdruck die innere Gefühlswelt widerspiegelt und führte folgendes Beispiel auf:

„Eine wegen der Stellung von Lippen, Wangen und Stirn und Mund grimmige Miene kennzeichnet den törichten, läppischen Sinn.“[2]

Außerdem möchte ich in diesem Unterrichtsvorhaben erarbeiten, ob die Verfremdung des eigenen Gesichts zur emotional betonten Maske einen pädagogischen Wert hat und den Schülern einen ausreichenden Lernzuwachs ermöglicht.

Um diesen Fragestellungen näher zu kommen werden im 2. Kapitel „Theoretische Grundlagen“ notwendige Begriffe geklärt und Bezug auf deren Bedeutung für den weiteren Verlauf der Arbeit genommen.

Im 3. Kapitel „Überlegungen bezüglich der Organisation und Rahmenbedingungen“ werden bedeutungsrelevante Grundlagen zur Durchführung dieses Unterrichtsvorhabens aufgezeigt. So wird unter anderem auf die Lernsituation und die Lernvoraussetzungen der Schüler eingegangen, auf didaktische Begründungen und gesteckte Ziele des Unterrichtsvorhabens und auf eine methodische Strukturierung des Aufbaus der Unterrichtsdurchführung.

Auch die Rahmenbedingungen der Örtlichkeit werden kurz erläutert.

Im 4. Kapitel wird die Durchführung des Unterrichtsvorhabens erläutert eingebettet in die Unterrichtseinheit „Körperverfremdete Karnevalsartikel“.

Die Unterrichtseinheit beinhaltet 8 Unterrichtsstunden, welche aus 67,5 Min bestehen. Davon sind 4 Stunden speziell für die Gestaltung der Masken ausgerichtet.

Dieses Thema bietet eine große Vielfalt an Informationen und an Fragestellungen, welche im Verlauf der Durchführung dieses Unterrichtsvorhabens geklärt und in Kapitel 5 reflektiert werden.

Die Hauptfrage, ob Schüler einer dritten Klasse fähig sind einen Gesichtsabdruck ihres eigenen Gesichtes so zu verfremden, dass eine emotionsausdrückende Maske entsteht, mit welcher sie sich identifizieren können, inspirierte meines Wahl des Themas.

Aufgrund des Entwicklungsstandes der Schüler[3] bot sich die Gestaltung einer Maske an. Dies erlaubt ihnen notwendige Reduktionen bei der Gestaltung des gewünschten emotionalen Gesichtsausdrucks.

Da das Thema eines Unterrichtsvorhabens jeweils Mittel zur Ausprägung, Förderung und Entwicklung von bestimmten Kompetenzen ist, erklärt sich der weitere Grund dieses Unterrichtsvorhabens im Kapitel 4.3 „…“.

Im abschließenden Kapitel 6 „…“ erfolgt die Reflexion erworbener Einsichten aus dem Unterrichtsvorhaben.

2. Theoretische Grundlagen

Dieses Unterrichtsvorhaben verlangt ein weites Spektrum an Informationen ab. Bevor deshalb näher auf die Unterrichtsdurchführung eingegangen wird, erscheint es mir relevant wichtige bedeutungstragende Begriffe zu erläutern. Dies folgt in diesem Kapitel. Um die Begriffserklärungen nicht frei Raum stehen zu lassen, werden Auswirkungen der Begriffe auf die Didaktik des Unterrichtsvorhabens beschrieben. Zur Gestaltung des Gesichtsabdrucks wird der Werkstoff Gips in Form von Binden, Gipsbinden verwendet. Modellgips dient der Befestigung weiterer Werkstoffe zur werkstoffmäßigen Verfremdung. Die Verfremdung erfolgt durch werkstoff- und farbliche Umgestaltung.

Am 11.11 um 11:11 Uhr beginnt die Karnevalszeit, so dass hier didaktisch angesetzt wird. Die genaue Bedeutung von Karneval wird in Kapitel 2.3 „…“ geklärt.

Geklärt werden folgende Begriffe:

- Der Werkstoff Gips
- Die kulturelle Bedeutung der Maske
- Die Bedeutung der Maske zu Karneval
- Die Gestaltung einer Plastik
- Die Gestaltungstechnik der Verfremdung durch Werkstoffe und Farben
- Auswirkungen von Farben auf Emotionen

2.1 Der Werkstoff Gips als Ausgangsmaterial

Der Werkstoff Gips dient als Ausgangsmaterial zur Gestaltung der Gesichtsabdrücke. Gips ist ein farbloses bis weißes Calciumsulfat, eine Art Pulver und entsteht durch Auskristallisierung aus übersättigtem Meerwasser. Wichtige Vorkommen in Deutschland sind im Harz, Eisleben in Sachsen-Anhalt und Borken bei Kassel. Dieser Pulvergips wird unter anderem zu Modellgips und Gipsbinden verarbeitet. Modellgips kann gut zur Gestaltung von Plastiken und Skulpturen verwendet werden. Es bietet den Vorteil, dass er sich gut mit anderen Materialien verbindet, schnell austrocknet und so eine Stabilität in der Verbindung mit den anderen Materialien garantiert.

In der Medizin wird der Gipsverband verwendet, der innerhalb von Minuten aushärtet und nach kurzer Zeit voll belastbar ist. In der bildenden Kunst wird Gips für die Gestaltung von Skulpturen und Erstellung von Plastiken verwendet. Schon in der Antike wurde Gips als Baumaterial verwendet.[4]

Gipsbinden sind Celluloseverbände, welche in speziell zubereitetem Gips eingelegt werden, so dass der Gips sich mit den Fasern verbindet. Gipsbinden werden für medizinische Zwecke sterilisiert, in Folie verpackt und sind der Apotheken erhältlich. So sind sie lange haltbar. Sie eignen sich gut zur Gestaltung von Abdrücken und beugt weitestgehend schmieriger Arbeit vor, da sie eine gebundene Masse sind. Trotzdem sind sie angefeuchtet sehr formbar. Alle modifizierten Massen, die Gips beinhalten, haben die Eigenschaft nach kurzer Zeit zu erhärten. Dies erfolgt aufgrund einer chemischen Abbindung des Gips. So kann nur die Trockenmasse bevorratet werden.

Modellgips wird mit Wasser angerührt und lässt sich im flüssigen Zustand in beliebige Formen gießen. Er läßt sich im leicht angehärteten Zustand auch selber formen und härtet zu einem geringen Härtegrad aus.[5]

Aus diesen Gründen fiel meine Wahl auf Gips als Ausgangswerkstoff.

Es ist allerdings auf allergische Reaktionen der Schüler zu achten. Die Eigenschaften von Gipsbinden garantieren eine möglichst genaue Abformung der Gesichter. Sie erlauben das Aufbauen großer Objekte in geringer Zeit wegen des zeitlich geringen Trocknungsprozesses und der anschließenden Stabilität. Auch kann an dem Gesichtsabdruck durch erneutes Bewässern des Gipses jederzeit weitergearbeitet werden. Dies ermöglicht eine gegebenenfalls erwünschte Um- bzw. Verformung des Gesichtsabdrucks. Auch kann der Gipsabdruck durch Verbinden von Gipsstreifen mit weiteren Werkstoffen ergänzt werden.[6]

Modellgips wird ebenfalls bei Verfremdung zur Anbringung weiterer Werkstoffe verwendet. So wirkt Modellgips als eine Art Kleber.

Durch die Verwendung des Werkstoffs Gips in verschiedenen Formen erschließen die Schüler einen neuen Werkstoff und seine Eigenschaften.

Da der Gips angefeuchtet schmierig ist, empfinden Schüler ihn als matschig und dreckig. Kinder spielen allerdings gerne im Matsch:

„Es liebt Matsch und Modder, Blumen, Stöckchen und Steine, will sich bewegen, klettern, toben.“

So kommt das Gestalten mit Gips kindlichen Bedürfnissen nach.

„Schüler haben schon erste ästhetische Erfahrungen beim „Matschen“, Spielen, Sammeln, Kleben, Schneiden, Bauen etc. gesammelt.“[7]

Aufgrund dessen kann auf bereits vorhandenen Erfahrungen der Schüler aufgebaut werden.

So eignet sich der Werkstoff Gips zur Förderung kindlichen Empfindens und Wahrnehmens sowie zur Erweiterung von Kompetenzen der Gestaltung.

Sie lernen Prinzipien des Gestaltens mit Gips kennen, sowie die Aufbautechnik und den Trocknungsprozeß. Sie lernen Schlickern und Modelliertechniken.[8]

Die Beliebtheit von Gips liegt in seiner leichten Bearbeitbarkeit traf auch bei Künstlern wie … auf Zustimmung.

2.2 Die kulturelle Bedeutung der Maske

Bezüglich des Themas des Unterrichtsvorhabens

Das eigene Gesicht als Auslöser für emotional verfremdete Masken.

Ein Unterrichtsvorhaben in einem 3. Schuljahr der xxxn Grundschule Xxx.

stellt sich die Frage, was genau Masken sind.

Die Herkunft des Begriffs ist stark umstritten. Ebenso ist nicht geklärt, wo die Maske entstand. Für den Begriff Maske gibt es verschiedene Ableitungsmöglichkeiten. Besonders naheliegend ist die langobardische Herkunft „Im Langobardischen bezeichnet Masca zunächst einen unholden Geist, der ähnlich wie die römischen Strigen lebende Menschen innerlich auffrißt … es scheint mir gegeben, daß mit masca ursprünglich ein Widergänger gemeint war, ein Toter, den man in ein Netz gehüllt hatte um ihn eben am Wiederkommen zu verhindern.

Dass diese Widergänger <böser Geist>, strigae, hießen, kann nicht verwundern; ital. Masca, franz. Masque dienten, neben anderen Bezeichnungen bis zum Sieg von strega und sorcière als Namen der Hexe. Zugleich muß das Wort aber auch <Gesichtsverhüllung>, <Vermummter>, bedeutet haben, wie aus dem späteren Sprachgebrauch … unwiderleglich hervorgeht.“[9]

So leitet sich davon „Vermummter, der mit Netzumhüllung einen solchen Geist darstellt …>“[10] ab.

Unter dem Wort Maske können verschiedene Objekte verstanden werden.

Peter Gerlach schrieb über das Gesicht eines Menschen

„… dass das Äußere das Innere darstellend wiedergebe und das Antlitz das ganze Wesen des Menschen ausspreche und offenbare, ist eine Voraussetzung, deren Apriorität und mithin Sicherheit sich kundgibt in der bei jeder Gelegenheit hervortretenden allgemeinen Begier, einen Menschen, der sich durch irgend etwas im guten oder schlimmen vorgetan [… ], zu sehn oder, falls dieses versagt bleibt, wenigstens von anderen zu erfahren, wie er aussieht. (…) Vielmehr ist jedes Menschengesicht eine Hieroglyphe, die sich allerdings entziffern läßt…. Sogar sagt das Gesicht eines Menschen in der Regel mehr und Interessanteres als sein Mund… denn es ist das Kompendium alles dessen, was dieser je sagen wird; indem es das Monogramm alles Denkens und Trachtens dieses Menschen ist.“[11]

Da das Gesicht von Peter Gerlach als Stellvertreter für weite gesellschaftliche Kreise zur Offenbarung des personellen Charakters gesehen wird und dem Charakter Identität verleiht, ist es verständlich, dass die Menschen sich immer schon gerne hinter Masken versteckt haben um anonym in die Rolle eines anderen Charakters schlüpfen zu können.

Die Maske gehört von Urzeiten her in menschliche Kulturkreise, so dass sich bei verschiedenen Urstämmen verschiedene Maskenformen entwickelten. Aufgrund unterschiedlicher Erscheinungsformen verkörpern Masken verschiedene Kulturen. Im Ursprung wurde der Mensch durch Identifizierung mit der Maske eins mit dem Übernatürlichen, Göttlichen. Auch heute versucht der Mensch durch die Maske Unbekanntes kennen zu lernen wie zum Beispiel durch Alienmasken. Die Maske kann verbergen, erschrecken, belustigen, vortäuschen, schützen, aber immer schafft sie eine Verbindung zwischen dem Menschen, der sie trägt und dem, was sie darstellt. So hebt die Maske trennende Grenzen zwischen Mensch und Darstellung auf und bringt Verborgenes zum Vorschein. Da die Urmenschen sich kaum als Individuum sondern eher als Kollektiv wahrnahmen, bot die Maske eine Flucht aus dem Kollektiv durch Identifizierung mit übernatürlichen Kräften oder Mächten. Masken sind bis heute Mittel der Darstellung geblieben.[12]

Die Maske wurde als Urgerät dazu verwendet sein unvollkommenes „Ich“ zum Überpersönlichen, zum „Heiligen“ zu steigern. Dieses Heilige befand sich nach früherem Glauben in allen Naturerscheinungen oder in den Seelen Verstorbener, in Ahnen, Vorfahren menschlicher und tierischer Wesen sowie in übernatürlichen Geistern und Dämonen. Der Mensch fühlte sich damals dem Tier noch verwandt, so dass er sich in das Tier verwandelte.[13]

Masken drücken noch heute Form- und Stilgefühl oder –bewusstsein verschiedener Epochen und der dazugehörigen Völker und Kulturen aus. So sind Masken immer expressiv.[14]

Da die Weltbilder sich stetig vermehren und verschiedenste Kulturen aufeinandertreffen, entfalteten sich die Masken in immer größerer Vielfalt. Die heutige Moderne der Zeit läßt die Hintergrund – und Ursprungsfunktion in Vergessenheit geraten, so dass Masken vielerorts nur noch als Tanz- und Theaterattraktion gelten. Bei Naturvölkern gibt es verschiedenste Anlässe zu denen Masken getragen wurden und werden, zum Beispiel bei Trauer-, Reife- oder Jagdzeremonien. In unserer sogenannten Zivilisation werden Masken kalendermäßig getragen, hauptsächlich zur Fastnacht, während Karneval oder zu Halloween. Für Naturvölker ist die Maske ein hochgeschätztes Objekt, so daß sie mit Ehrfurcht hergestellt werden

„Zur Herstellung von Masken werden die unterschiedlichsten Materialien herangezogen: Holz, Rinde, Leder, Bast, Metall, Ton, Federn, Wachs u. a. … Materialteile oder gemalte Farbsymbole haben meist eine genau festgelegte Bedeutung, die nur Eingeweihten verständlich ist. Auch die Formgebung von Maskenteilen ist im Sinne des Kultes zweckhaftig: so sollen z. B. schmale Augenschlitze die ausströmende Kraft aus der Geisterwelt vermindern bzw. weit geöffnete Augen lassen diese in vollem Maße ausströmen.“[15]

Die Naturvölker haben hierfür natürlich nur Naturmaterialien verwendet:

Holz, gebrannter Ton, Muschelschalen, Knochen, Tierzähne, Leder, Felle, Pflanzenfasern, Stein, Bronze, Kupfer, Gold etc.

Den Kulturvölkern stehen weitere Materialien zur Verfügung wie Edelmetalle, Holz, Kunststoff, Glas, Papier, Kork, Stoff, Blumen, Wachs, Lehm, Gips, Teig, Harz etc.[16]

Um den Masken der Schüler der modernen Anlehnung zu geben, werden ausgewählte Materialien dargeboten.[17]

Eine heute beim Karneval beliebte Funktion der Maske ist das Verschwinden des Individuums hinter ihr um frei von persönlicher Schuld und Verantwortung zu werden.[18]

In der Antike wurden Masken im Theater verwendet um die Gefühle der jeweiligen Rollen besser zum Ausdruck zu bringen. Bis in das 19. Jahrhundert wurden auch ganze Kostüme als Masken bezeichnet, wie zum Beispiel das Kostüm des Harlekins. Heute werden Masken im Theater, Zirkus, Film etc. fast nur noch geschminkt.[19]

Nachfahren der echten Maske sind heute in der Pantomime, im Zirkus, zu Karneval, Fasching, Fastnacht, Halloween etc. zu finden.

Durch das Gestalten der Maske erfahren die Schüler den Spielcharakter des Objekts. Rollenspiele mit Masken werden auch heute gerne von jeder Altersgruppe gespielt. Innerhalb von Rollenspielen können die Personen sich ihren eigenen Charakter bilden. Masken haben immer schon das Interesse der Menschen geweckt, so entwickelten Menschen für verschiedene Zwecke. Heute noch existierende Urvölker wie zum Beispiel in Melanesien oder Polynesien besitzen ihre stammestypischen Masken, so dass darauf zurück zu führen sein kann, dass Masken seit Urzeiten her der Darstellung von etwas dienten:

„Damit wird die völlige Identitätsauflösung des Maskenträgers zum Zwecke der Belebung der Maske zum eigenständigen Wesen als das Charakteristikum begriffen.“[20]

So haben die Schüler die Möglichkeit einen mimischen Gesichtszug aus der Maske zu gestalten, der ihnen persönlich zusagt und sie begeistert. So drückt folgendes Zitat den Fixpunkt sehr gut aus:

„Das Gesicht ist immer gleich, die Miene aber wechselt d. h. sie >verfliegt<“[21]

Durch die Maske verschwindet der emotionale Ausdruck des realen Gesichts. Die Gesichtsmimik ist ausgeschaltet und damit auch ein Hauptteil dessen, was als Medium zur Kommunikation gehört.[22]

„So wie der Körper die <Hülle> unserer Seele ist, so kann die Maske als eine weitere Hülle gesehen werden, die wir unserem Körper bzw. unserer Seele überstülpen können.“[23]

Da es sich in diesem Unterrichtsvorhaben um die Gestaltung einer Plastik eines Gesichtsabdrucks und Weiterführung dessen mittels der Verfremdung handelt, ist es auch relevant diese Begriffe zu klären.

Zu Karneval ist das Tragen von Masken sehr beliebt. Der Begriff Karneval ist aus dem lateinischen Wortschatz abgeleitet „carne levare“ und bedeutet das Fleisch „wegtragen“.[24]

Auch als „Fleisch, lebe wohl“ kann es übersetzt werden. Dies ist auf Kirchenlatein zurückzuführen, da es den Katholiken untersagt war, früher während der Fastenzeit Fleisch zu essen. Durch die Einbettung des Themas in die Zeit des Karneval erfahren die Schüler eine Verbindung der Bedeutung ihrer Arbeit mit einem kulturhistorischen Kontext.

Karnevalsbeginn ist am 11.11 um 11:11 Uhr. Als Karneval bezeichnet man die Zeit vor Beginn der Fastenzeit. In Süddeutschland bezeichnet man Karneval auch als „Fasching“. Die Karnevalstradition läßt sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Aus dieser Zeit stammen die Traditionen des Karnevals: Verkleiden, Tanzen, Feiern, Umzüge.[25]

Ein traditionelles Symbol für Karneval ist das Tragen von Masken. I. Ebbeling begründet dies so:

„Hier begegnet man wieder dem exzesshaften Element, dem ungestraften Tun des sonst Verbotenen, das sich bei den römischen Bacchanalien und Saturnalien und auch im heutigen Karneval mit dem Maskentreiben verbindet.“[26]

Folglich kann das Zitat verstanden werden, dass die Maske als Schutz vor der Außenwelt das eigene Gesicht verbirgt. So kann die Person ihr Gesicht nicht verlieren, wenn sie ungestraft eigentlich Verbotenes treibt in der freilustigen Zeit des Karnevals.

Aber auch verborgene Triebe und Wünsche können durch die Maske und ausgelebt werden, ohne Schaden davon zu tragen, da das eigene Gesicht vermummt ist. Die „Schönen“ Masken, das Leben verkörpernd und die „Häßlich-Grotesken“ Masken wie Teufel oder Hexen, die Unterwelt und den Tod verkörpernd waren schon früh besonders verbreitet. Für heutige Karnevalsfeiern bietet die Industrie ein großes Sortiment von Horrormasken wie zum Beispiel Frankenstein, Gorilla, Dracula teilweise auch mit entsprechendem Kostüm an. Ihre Beliebtheit ist in der Möglichkeit spielerischen Auslebens negativer Strebungen im Menschen zu begründet. So macht die Möglichkeit durch die Maske in eine andere Identität schlüpfen zu können den Reiz des Tragens aus. Durch die Maske kann auch aus alltäglichen Gewohnheiten ausgestiegen werden, da Anonymität vor Verantwortung schützt.[27] Weitere Verbindungen der Relevanz des Themas mit Karneval werden in Kapitel 2.6 geklärt.

2.3 Die Gestaltung der Plastik

Die Plastik ist eine Kunstform der Bildhauerei. Der Begriff Plastik ist aus dem griechischen übersetzt und bedeutet Geformt. Dies bedeutet, dass die Plastik aus einer Masse modelliert oder gegossen, in unserem Fall modelliert wird, also ein additives, auftragendes Verfahren.

Das Unterrichtsvorhaben der Hausarbeit verlangt die experimentelle Gestaltung einer Plastik mit Schülern des 3. Schuljahres: Das Modellieren des eigenen Gesichtes, welches anschließend verfremdet wird. Die Gestaltung einer starren Form wird verlangt. Typisch für das Modellieren einer Form sind die Werkstoffe: Ton, Terrakotta, Wachs, Gips, Stuck und Kunststoff. In diesem Fall werden Gipsbinden verwendet.

Zur Verfremdung des Gesichtsabdrucks wird die Plastik mit weiteren formbaren Materialien erweitert. Auch gehört die Gußtechnik zur Plastik. Diese wird im Rahmen dieser Arbeit zur Stabilisierung des Gesichtsabdrucks mittels Modellgips in der Art eines Ausgusses eingesetzt. Im letzten Jahrhundert haben sich verschiedene Formen der Plastik etabliert, welche konstruktivistische und informelle Tendenzen aufweisen. Besonders der Künstler Joseph Beuys erweiterte dieses Gestaltungsgenre.[28]

Heute zeitgenössische Formen der Plastik beziehen sich nicht nur auf den ästhetischen Bereich der Wahrnehmung, sie beziehen auch Sinneseindrücke mit ein. So ist der Ansatz dieses Unterrichtsvorhabens auch hier einzuordnen, da Sinneswahrnehmungen in so fern einbezogen werden, dass es sich um ein verwendbares Objekt handelt, welches nach außen hin Gefühle vermittelt. Da die Plastik nach Hajo Düchting als Ausdrucksform des 20. Jahrhunderts betitelt wird und er erklärt

„Hier sind Gegenstände der Umwelt aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang herausgelöst, verändert und frei zu einem neuen ästhetischen Gebilde zusammengefügt. In Objektkunst sucht man die Wirklichkeit nicht abzubilden, sondern durch Verfremdung (…) oder mannigfaltige Bearbeitung auf neue Dimensionen des künstlerischen Weltverständnisses hinzuweisen“[29]

ist dieses Zitat zutreffend für das Unterrichtsvorhaben. In diesem wird das Gesicht der Schüler aus der Wirklichkeit entnommen und drückt durch Verfremdung und mannigfaltige Bearbeitung verschiedene Dimensionen des emotionalen Ausdrucks aus.[30]

2.4 Die Gestaltungstechnik der Verfremdung

Eine emotionale Verfremdung wird angestrebt, da Schüler so Veränderungsmöglichkeiten und –prinzipien vorgegebener Objekte. Sie schulen ihre Wahrnehmung bezüglich des Verwendungszwecks und erzielen intensivere Einsichten und Gestaltungsmöglichkeiten der Weiterführung oder der Abänderung zum neuen Einsatzgebiet einer selbstständig angefertigten Form.

Um den Begriff der Verfremdung näher zu erklären, lehne ich mich an Andy Warhol (*1928 - †1987) einem US-amerikanischen Mitbegründer und bedeutenden Vertreter der amerikanischen Pop-Art an. Pop-Art ist eine Kunstrichtung, welche Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts entstand und in den 60er Jahren zur herrschenden künstlerischen Ausdrucksform aufstieg. Die Motive sind der Alltagskultur, der Welt des Konsums, den Massenmedien und der Werbung entnommen, welche verfremdet, verändert, entfremdet oder umgestaltet werden. Aufgrund dieser Umgestaltung wird diese Art der Kunst auch als Antikunst bezeichnet. Meist werden gewöhnliche Gegenstände des Alltags verfremdet.[31]

So definiert Gunther Otto. „Alles, auch Kunst ist nicht Erfindung, sondern Veränderung von Wirklichkeit mit der Absicht der Herstellung neuer Wirklichkeit. Sie kann Folge veränderten Verhaltens sein oder Anlaß zur Verhaltensänderung.“[32]

Der Begriff Verfremdung wird in der Kunst auch mit den Begriffen Veränderung, Umgestaltung oder Entfremdung gleichgesetzt. Aus künstlerischer Sichtweise kann der Begriff Verfremdung auch auf den Bereich des Werkens übertragen werden, da er weder gattungstypisch noch epochenspezifisch oder medienabhängig ist.[33]

Bei dem Unterrichtsvorhaben wird vom Gipsabdruck des eigenen Gesichts abgewichen und ein emotionaler Gesichtsausdruck geschaffen. Dabei wird der Charakter des Abdrucks neu gebildet indem ihm ein emotionaler Ausdruck verliehen wird. Verfremdung bedeutet die Herausstellung von Auffälligkeiten in einem Gegenstand. Hier wird der Charakter des emotionalen Ausdrucks übertrieben dargestellt durch Materialergänzung und farbliche Unterstützung. Der Gesichtsabdruck erhält die Bedeutung einer emotional betonten Maske, welche ihre Eingliederung in den Bereich des Karnevals findet. [34]

Innerhalb dieses Unterrichtsvorhabens werden zwei Arten der Verfremdung verwendet.

2.4.1 Die werkstofftechnische Verfremdung

Die werkstoffliche Verfremdung bezieht sich auf die Verfremdung des Gesichtsabdrucks zur emotional betonten Maske. Da es sich um die Gestaltung einer Plastik handelt, sind es Materialien, die formbare oder zur Umformung geeignete Eigenschaften beinhalten wie Draht, Wolle und Federn. Die den Schülern zur Verfügung stehenden Werkstoffe besitzen bestimmte Formen, welche den Schülern die Möglichkeit gibt, ihre gewünschten emotionalen Ausdrücke mittels der Formen zu unterstützen. So könnte der Werkstoff Draht oder Maschenzaundraht zur Unterstützung eines bösen Gesichtsausdrucks verwendet werden.

Formen sind bedeutsam bei der Verfremdung von Objekten, verschiedene Formen haben verschiedene Wirkungen. Ovale oder wellige Formen haben eine andere Wirkung als eckige Formen. So haben Formen auch Wirkungen auf die Beziehungen der Gesichtselemente. Zum Beispiel wirkt die Form einer hoch angebrachten Augenbraue über dem Auge anders, als wenn sie einen geringen Abstand zum Auge hat. Ein eckiges Kinn erscheint anders als ein rundes Kinn. Formen können nur durch Werkstoffe oder farbliche Gestaltung ausgedrückt werden. Somit ist die formverändernde Verfremdung in diesen beiden Bereichen inbegriffen.

2.4.2 Die farbliche Verfremdung

Die farbliche Verfremdung bezieht sich auf die Erarbeitung eines gewünschten Ausdrucks durch Farbgebung.[35]

Die Wahl der Farben bei der Verfremdung ist überlegt zu wählen, da verschiedene Farben demselben Objekt eine andere Wirkung verleihen.

Es geht um die Verwendung von Ausdrucksfarben, welche nicht naturrealistisch verwendet werden. Schon Kindern ist bewußt, dass diese Farben nicht mit der physikalischen Wirklichkeit übereinstimmen müssen sondern auf subjektivem Empfinden beruhen. So gestalten Kinder beispielsweise Gesichter bei Angst grün, bei Freude in knalligen, hellen Farben.[36]

Dass Gefühle durch Farben beeinflußt werden ist bekannt. Es gibt warme Farben: Magenta, Rot, Orange, Geld und kalte Farben wie Blau, Blauviolett und Blaugrün. Diese Farben werden aufgrund menschlicher Assoziationen während ihrer Betrachtung in warme und kalte Farben unterteilt. So ist die Assoziation eines rot, gelb und orange glühenden und brennenden Vulkans mit Wärme und Hitze, aber auch Gefahr bekannt. Aufgrund unseres kulturellen Hintergrundes wurden uns verschiedene Assoziationen vermittelt und stillschweigend übernommen. So ruft jede Farbe in uns Assoziationen und mit ihr verbundene Gefühle hervor.[37]

Hierbei kommt es natürlich auch auf die Intensität, Wässerigkeit und Helligkeit der Farbe an. So wirkt dunkelblau anders auf uns als hellblau und weckt andere Assoziationen und Gefühle.[38]

So erforschte F. Gerritsen die im Anhang … aufgeführten Emotions-Farb-Korrelationen.

2.5 Die emotional verfremdete Maske

Der Gesichtsabdruck aus Gips bildet ein emotionsneutrales Gesicht ab, in welches Emotionen hinein gearbeitet werden sollen.

Durch die Verfremdung des Gipsabdrucks wird der emotionale Bereich angestrebt. Im Bezug auf diese Arbeit ist mit „emotional“ der gefühlesbetonte Gesichtsausdruck gemeint.

Der Begriff Emotion ist lateinisch und bedeutet übersetzt „Ex“ -> „Heraus“ und „motio“ -> „Bewegung, Erregung“. Es handelt sich um einen psychologischen Prozeß, der durch Gestik und Mimik zum Vorschein tritt. Gefühle sind das subjektive Erleben von Emotionen. Das Gesicht ist der ausdrucksvollste Körperteil des Menschen. Gefühle und Emotionen können durch bestimmte Gesichtsausdrücke vom Umfeld wahrgenommen werden. Für jede Emotion gibt es allgemeingültige Gesichtszüge beim Menschen. Sie erlauben dem Umfeld den emotional-psychischen Zustand des Gegenübers wahrzunehmen.[39]

Nach Izard (1994) existieren zehn unterschiedliche Gefühle, die auf der ganzen Welt und in jeder Kultur vorkommen:

Interesse, Leid, Widerwille, Ärger, Freude, Zorn, Überraschung, Scham, Verachtung, Schuld.[40]

Andere Theorien teilen Gefühle in 4 Gruppen auf:

Angst und Verzweiflung, Ärger und Wut, Freude und Trauer[41]

Im Rahmen dieser Arbeit habe ich mich für die Eingrenzung auf 4 Gefühle entschieden:

Trauer und Enttäuschung; Ärger, Wut und Böse; Erschrocken und Ängstlich sowie fröhlich.

- Angst, Schrecken

Kinder lieben es sich zu verkleiden und in andere Rollen zu schlüpfen, da sie sich oft wünschen, eine andere Persönlichkeit zu sein. Sie akzeptieren sich nicht immer wie sie sind. Dieses Unterrichtsvorhaben bietet den Schülern die Möglichkeit sich selbst beziehungsweise ihr eigenes Gesicht so zu verfremden, wie sie sich zu sehen wünschen. Eine Eingrenzung auf einen emotionalen Ausdruck bietet den Schülern die Chance ihr Gesicht so zu gestalten wie sie sich gern sehen möchten. So begründete die Schülerin Sophie

„Ich stelle mich böse dar, will mir immer alle sagen, ich sei ein Sonnenschein, aber ich darf nie böse sein!“[42]

Die Maske erlaubt den Schülern auch verbotene Gefühle auszudrücken.

3. Überlegungen zur Organisation und den Rahmenbedingungen

3.1 Verwendete Werkstoffe, Werkzeuge und Medien

Vorüberlegungen zu Werkzeugen, Werkstoffen und Medien der Unterrichtsvorbereitung habe ich bezüglich der Beschaffung der verwendeten Materialien angestellt, um passende Werkstoffe zur Verfremdung des Gesichtsabdrucks zu beschaffen. D… erläutert.[43]

Die Materialien[44] wurden von mir und den Schülern gemeinsam zusammengetragen. Als Hausaufgabe erhielten die Schüler in der Einführungsstunde den Auftrag Werkstoffe und Abfallstoffe aus Haushalt und Umwelt mitzubringen. Entstandene Kosten durch das Unterrichtsvorhaben wurden auf alle Schüler gleichmäßig verteilt.

Für verschiedene Schutzmaßnahmen oder Gestaltungsmaßnahmen wurden weitere Materialien wie Zeitungspapier und Frühstückssets als Unterlagen, Lappen, Besen, Kehrblech und Handfeger eingesetzt, welche in der schule vorrätig vorhanden sind. Die Schüler hatten eng anliegende T-Shirts zu tragen zum Schutz der Kleidung.

Zur Aufbereitung und Darbietung des Gipses und der Dispersionsfarben wurden verschiedene gesammelte Plastikbecher, zum Beispiel Margarinebecher verwendet, Pinsel und Küchenrolle.

Eine große Auswahl an Werkzeugen wurde zur Bearbeitung dargeboten wie Scheren, Seitenschneider, Wasserschälchen, Messer…

Diese waren den Schülern aus vorherigen Stunden der Unterrichtseinheit bereits bekannt, so dass sie auf einem Materialtisch ausgebreitet dargeboten werden konnten. Die Schüler wurden zu einer ordnungsgerechten Handhabung angehalten.

Die verwendeten Medien bieten den Schülern eine handlungs- und produktionsorientierte Basis des Erkundens der Unterrichtsinhalte. Auch festigen sie die Inhalte, da sie nach ihrer Präsentation zur Festigung aufbewahrt werden. Sie wirken motivierend auf die Schüler, ermutigen sie zu einem kreativen und fantasiereichen Umgang während Maskengestaltung und sind bildlich die Unterrichtsinhalte vermittelnd gestaltet. Um die Schüler nicht mit einer Reizüberflutung zu belasten, wurden die Medien sorgfältig auf ihren Verwendungszweck und eine angemessene Anzahl überprüft.

3.4 Ordnungsrahmen

Damit ein Ordnungsrahmen eingehalten wird und die Schüler lernen Verantwortung für die Sauberkeit des Raumes zu übernehmen, wurde ein Abkommen zur Einrichtung eines Ordnungsdienstes getroffen. Die Gruppentische des Werkraums wurden numeriert und in jeder Stunde ein Tisch beordert für Ordnung und Sauberkeit zu sorgen. Dieser hat auch die Aufgabe die Mitschüler zu Ordnung anzuhalten. Dies schult ihr Empfinden für Sauberkeit. Aufgaben des Ordnungsdienstes waren folgende Aktivitäten:[45]

Kontrolle der Tische zum Stundenende auf Sauberkeit. Die Tischgruppen haben die Aufgabe, ihre Tische aufzuräumen, sie mit einem feuchten Tuch abzuwischen, die Stühle auf die Tische zu stellen und verwendetes Material ordnungsgemäß an ihre Plätze zurück zu bringen. Zur Reinigung der Tische stehen jeweils 4 kleine Wasserschälchen mit einem Lappen an den Waschbecken zur Verfügung.

Nachprüfen der ordnungsgemäßen Rückführung der Werkstoffe und

Werkzeuge an den Materialtisch, sowie Kontrolle derer auf Sauberkeit. Aufgabe jeden Schülers ist das Abwaschen der verwendeten Materialien und

Werkzeuge, falls diese verdreckt wurden.

Zusammenfegen des Mülls und in einem Mülleimer entsorgen. Aufgabe jeden Schülers ist es seinen verursachten Müll in den Mülleimer zu bringen.

Reinigen und Auswischen der Waschbecken mit einem Putzlappen.

3.5 Räumlichkeiten

Da der Werkraum für dieses Unterrichtsvorhaben räumlich bedingte Schwierigkeiten aufweist, er ist nicht schallisoliert und gefliest, bot dies zur Gesichtsgestaltung aus Gips eine ungeeignete Ausgangssituation. So führe ich die ersten beiden Stunden in der Lernwerkstatt durch. Dieser Raum ist gut temperiert, schallisoliert und der Boden besteht aus Linoleum. Die weiteren Stunden der praktischen Erarbeitung und Gestaltung der Masken werden aus hygienischen Gründen im Werkraum erteilt. Der Werkraum ist zur praktischen Arbeit ausgerichtet. Die im Werkraum herrschenden räumlichen Bedingungen verlangen den Schülern in hohem Maße Disziplin ab. Um in einem angenehmen Geräuschpegel zu arbeiten, ist eine Lärmampel[46] von mir angebracht worden. Diese wirkt motivierend auf die Schüler und gibt ihnen deutlich den herrschenden Lärmpegel an.[47]

4. Vorüberlegungen zum Unterrichtsvorhaben

4.1 Lernausgangslage der Klasse

In der Klasse 3c werden 24 Schüler unterrichtet, 12 Schüler und 12 Schülerinnen. Seit dem 31.08.2006 erteile ich in dieser Klasse eigenverantwortlich den Werkunterricht mit 1,5 Stunden pro Woche. Der Altersdurchschnitt liegt bei 8 Jahren. Da die Unterrichtsstunden mittwochs in der 5. / 6. Schulstunde stattfinden, hat dies natürlich Auswirkungen auf das Leistungsvermögen der Schüler.

Laut Piaget befinden sich die Schüler im Alter von durchschnittlich 8 Jahren mit ihrer kognitiven Entwicklung auf der Stufe der konkreten Operation (7–12 Jahre). Dies bedeutet, daß die Schüler in der Regel fähig sind einzelne Sachverhalte zu verinnerlichen und diese kognitiv zu verarbeiten, aber daß sie an konkreten Handlungen und Anschauungen hängen bleiben.[48] So ist es bedeutsam Lerninhalte anschaulich und handelnd darzubieten. Im Fachbereich des Gestaltenden Werkens erfolgt die Eröffnung neuer Erfahrungen und die Wissensvermittlung durch Handlungs- und Produktionsorientierung.

Laut Bodo Wessels befinden sich die Schüler mit 8 Jahren auf der Bastelstufe im Studium der Bildhaftigkeit. Die Schüler zeigen eine einfache sachbezogene Wirklichkeitsauffassung, vielseitiges Interesse und leichte Lernfähigkeit. Sie weisen meist einen grenzenlos optimistischen „naiven Realismus“ auf, welcher bedingt, dass sie sich nicht durch Ungenauigkeit und Ungeschicklichkeit entmutigen lassen. Für sie ist die optische Wirkung der Bildhaftigkeit ein Genuß. Nicht die wahre Funktionalität sondern der Gebrauchswert im Spiel wird von den Kindern angestrebt.[49] [50]

Da dies auf die kognitive Entwicklung abzielt kann durch die handlungs- und produktionsorientierte Darbietung von Lehrinhalten gezielt die Motivation der Schüler geweckt werden.

Der Werkunterricht ist ab der 3. Jahrgangsstufe ordentliches Lehrfach[51]. In den Jahrgangsstufen 1. und 2. werden im Rahmen des Erst- und Kunstunterrichts Vorerfahrungen zur Förderung der Fein- und Grobmotorik geleistet.

Auf diese Vorerfahrungen baue ich mit der Einheit „ Körperverfremdete Karnevalsartikel “ auf und führe die Schüler in das für sie neue Lernfeld der Plastikgestaltung mittels Gips ein. Einige Materialien zur Gestaltung von Plastiken lernten die Schüler im Kindergarten kennen wie Knete oder Fimo[52]. Auch Gipsbinden sind einigen Schülern aus dem Kindergarten oder aus der Freizeit bekannt.

[...]


[1] Vgl. Ekman, P. ( 2004): Gefühle lesen. München: Elsevier GmbH. S. 1.

[2] S. Gerlach, P.: Ein Mensch mit Eigenschaften. Aber welchen? In: Zybok, O. (2001): Von Angesicht zu

Angesicht. Mimik – Gebärden – Emotionen. Leverkusen: Morsbroich. S. 10.

[3] S. Kap. … Lernvoraussetzungen

[4] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Gips ( Stand: 22.11.2006, 18:32 Uhr )

[5] Vgl. Rex, D. (1991): Das große, farbige Bastel- und Werkbuch. Niedernhausen: Falken. S. 9.

[6] Vgl. Kampmann, L. (1981): Neue Materialien für das plastische Gestalten. Ravensburg: Otto Maier. S. 11ff.

[7] S. Dannenmann-Warmbold, I. u. a. (2006): Kerncurriculum für die Grundschule, Schuljahrgänge 1-4, Kunst,

Gestaltendes Werken, Textiles Gestalten. Hannover: Niedersächsisches Kultusministerium. S. 22.

[8] Vgl. ebd. S. 31.

[9] S. Bertschi, H. ( 1982): Masken & Gesichter. Basel: Sphinx. S. S. 12.

[10] S. ebd. S. 12.

[11] S. Gerlach, P.: Ein Mensch mit Eigenschaften. Aber welchen? In: Zybok, O. (2001): Von Angesicht zu

Angesicht. Mimik – Gebärden – Emotionen. Leverkusen: Morsbroich. S. 10.

[12] Vgl. Bertschi, H. ( 1982): Masken & Gesichter. Basel: Sphinx. S. 30ff.

[13] Vgl. ebd. S. 14.

[14] Vgl. ebd. S. 42.

[15] S. Ebeling, I. (1982): Masken. 2. Aufl. Köln: Vista Point. S. 2.

[16] Vgl. Bertschi, H. ( 1982): Masken & Gesichter. Basel: Sphinx. S. 67.

[17] Vgl. ebd. S. Anhang …

[18] Vgl. Ebeling, I. (1982): Masken. 2. Aufl. Köln: Vista Point. S. 3.

[19] Vgl. Weihe, R. (2004): Die Paradoxie der Maske. Geschichte einer Form. München: Fink. S. 23.

[20] S. Ebeling, I. (1982): Masken. 2. Aufl. Köln: Vista Point. S. 2.

[21] S. Gerlach, P.: Ein Mensch mit Eigenschaften. Aber welchen? In: Zybok, O. (2001): Von Angesicht zu

Angesicht. Mimik – Gebärden – Emotionen. Leverkusen: Morsbroich. S. 10.

[22] Vgl. Klemm, H. (1995): Masken. Gesichter hinter dem Gesicht. Bern: Zytgloggeverlag. S. 78.

[23] S. Klemm, H. (1995): Masken. Gesichter hinter dem Gesicht. Bern: Zytgloggeverlag. S. 92.

[24] Vgl. Bertschi, H. (1982): Masken & Gesichter. Basel: Sphinx. S. 54.

[25] Vgl. Saam, M. (2005): Karneval, Fasching & Fastnacht. Eine Werkstatt. Mülheim an der Ruhr: Verlag an der

Ruhr. S.28.

[26] S. Ebeling, I. (1982): Masken. 2. Aufl. Köln: Vista Point. S. 3.

[27] Vgl. Ebeling, I. (1982): Masken. 2. Aufl. Köln: Vista Point. S. 5.

[28] Vgl. Stachelhaus, H.(2006): Joseph Beuys. 1. Aufl. Berlin: List. S. 8ff.

[29] S. Düchting, H. (2003): Grundlagen der künstlerischen Gestaltung. Wahrnehmung, Farben- und

Formenlehre, Techniken. Köln: Deubner Verlag für Kunst, Theorie und Praxis GmbH. S. 153f.

[30] Vgl. ebd. S. 151ff.

[31] Vgl. http://www.artelino.de/articles/andy_warhol.asp

[32] S. Otto, G. (1974): Didaktik der ästhetischen Erziehung. Braunschweig: Hahner. S.359.

[33] Vgl. Otto, G. (1974): Didaktik der ästhetischen Erziehung. Braunschweig: Hahner. S.359.

[34] Vgl. http://www.textilgestaltung-schule.de/verfremdung.htm ( Stand: 27.11.2006; 21:33 Uhr )

[35] S. hierzu weiter …

[36] Vgl. Dietl, M. –L. (2004): Kindermalerei. Münster: Waxmann. S. 13.

[37] Vgl. Gerritsen, F. (1984): Entwicklung der Farbenlehre. Göttingen: Musterschmidt. S. 6.

[38] S. Frieling, H. (1974): Lebendige Farbe. Göttingen: Musterschmidt. S. 75f.

[39] Vgl. Ekman, P. (2004): Gefühle lesen. München: Elsevier GmbH. S. 8ff.

[40] Vgl. Izard, C. (1999): Die Emotionen des Menschen. Weinheim: Psychologie Verlags Union. S.8ff.

[41] Vgl. Bourne, L. u. a. (1997): Einführung in die Psychologie. Eschborn: Klotz. S. 292ff.

[42] Reflexion der Masken vom 29.11.2006

[43] S. Kapitel … Verfremdung zur Maske

[44] S. Anhang …

[45] Zur Erinnerung der Schüler an die erwarteten Aufgaben hängt ein Plakat aus.

[46] S. Anhang …

[48] Vgl. Mietzel, G. (1993), Psychologie in Unterricht und Erziehung. 4. Aufl. Göttingen: Hogrefe. S. 76 ff

[49] Vgl. Wessels, B. (1969), Die Werkerziehung. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhart.

[50] Vgl. Birri, Ch. U. a. ( 2003 ): Fachdidaktik Technisches Gestalten / Werken. Basel: Kontakt. S. 30 ff.

[51] Vgl. Der niedersächsische Kultusminister (2006), Kerncurriculum für die GS. Anhörfassung. Gestaltendes

Werken. Hannover: Der niedersächsische Kultusminister.

[52] Fimo ist eine Modelliermasse der Firma Faber GmbH. Laut Herstellerangaben besteht sie aus PVC und Weichmachern. Die Modelliermasse ist nach dem Weichkneten leicht formbar, wird in vielen Farbvarianten angeboten und im Backofen ausgehärtet. http://de.wikipedia.org/wiki/Fimo (Stand: 22.11.2006; 19:28 Uhr).

Ende der Leseprobe aus 74 Seiten

Details

Titel
Das eigene Gesicht als Auslöser für emotional verfremdete Masken
Untertitel
Ein Unterrichtsvorhaben in einem 3. Schuljahr
Autor
Jahr
2001
Seiten
74
Katalognummer
V169707
ISBN (eBook)
9783640885725
ISBN (Buch)
9783640885688
Dateigröße
798 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gestaltendes Werken, Maske
Arbeit zitieren
Stefanie Kinast (Autor:in), 2001, Das eigene Gesicht als Auslöser für emotional verfremdete Masken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169707

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