Nach den Ereignissen des 17. Juni 1953 und dem für viele Bundesbürger unglücklichen Ausgang der Berliner Viererkonferenz beschlossen Adenauers deutschlandpolitische Gegner, dass man in der bundesrepublikanischen Gesellschaft den Wiedervereinigungswillen und die nationale Identität wachhalten müsse. Zur Koordinierung und Organisation dieses Vorhabens gründeten sie das „Kuratorium Unteilbares Deutschland.“ Mit sowohl spektakulären als auch unterstützenden Aktionen versuchte das KUD, sein Anliegen in die westdeutsche Bevölkerung zu tragen. In einem hohen Maße bediente sich das Kuratorium dabei nationaler Symbole sowie Rituale und versuchte Orten, Liedern und Handlungen eine nationale Konnotation zu verleihen.
Es fällt auf, dass in den hier betrachteten Jahren des öffentlichen Wirkens des KUD von 1954 bis 1968 die bundesrepublikanische Bevölkerung sich immer mehr mit den Symbolen ihres Staates identifizierte. So stieg der Anteil der westdeutschen Bevölkerung, der angab, sich über den Anblick der schwarz-rot-goldenen Fahne zu freuen, von 1950 bis 1961 von 23 % auf 45 %.
Auch die in der Bevölkerung grundsätzlich akzeptierte Hymne genoss in dieser Zeit eine rege Verbreitung. Im Oktober 1961 gaben 36 % der Teilnehmer einer Umfrage an, die Hymne in den letzten zwölf Monaten gehört zu haben, 20 % sogar innerhalb der letzten vier Wochen.
Um eventuelle Zusammenhänge zwischen den demoskopischen Befunden und der Arbeit des KUD verifizieren zu können, werden Reichweite und Symbolik der von dem Kuratorium maßgeblich beeinflussten nationalen Bewegung in dieser Arbeit erläutert. Dabei sollen folgende Fragestellungen näher analysiert werden: Welchen Einfluss besaß diese nationale Bewegung in der bundesrepublikanischen Bevölkerung? Wie versuchte sie, Ähnlichkeiten und Berührungspunkte mit dem Nationalismus der erst kurz zurückliegenden nationalsozialistischen Diktatur zu verhindern? Welche nationalen Symbole nutzte sie? In welche Traditionslinie stellte sie sich?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der 17. Juni in der Bundesrepublik Deutschland
- Der Aufstand vom 17. Juni und symbolträchtige Ereignisse
- Die Reaktion der Medien in der Bundesrepublik auf den 17. Juni
- Die politische Reaktion auf den 17. Juni
- Das Kuratorium Unteilbares Deutschland
- Die Gründung des Kuratoriums Unteilbares Deutschland
- Aufbau und Struktur des Kuratoriums
- Die Aktionsformen des KUD
- Die politischen Phasen des KUD
- Sensibilisierung der westdeutschen Jugend
- Anstecknadeln
- Licht und Feuer - die Feuersymbolik
- ,,Fahnenstafetten der deutschen Jugend“
- Kundgebungen vor und am 17. Juni
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Wirken des Kuratoriums Unteilbares Deutschland (KUD) und analysiert die Reichweite und Symbolik der von ihm forcierten deutschen Nationalbewegung. Im Fokus stehen dabei die Frage nach dem Einfluss dieser Bewegung auf die bundesrepublikanische Bevölkerung und die Strategien des KUD, um Ähnlichkeiten mit dem Nationalismus der NS-Zeit zu vermeiden. Darüber hinaus werden die nationalen Symbole, Rituale und Orte beleuchtet, die das KUD für seine Zwecke einsetzte.
- Der Einfluss der deutschen Nationalbewegung auf die bundesrepublikanische Bevölkerung
- Die Vermeidung von Parallelen zum Nationalismus der NS-Zeit
- Die Verwendung nationaler Symbole und Rituale durch das KUD
- Die Bedeutung des 17. Juni für die Arbeit des KUD
- Die Rolle des KUD bei der Stärkung des Nationalbewusstseins in der Bundesrepublik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und erläutert die Hintergründe für die Gründung des KUD. Sie stellt zudem die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz der Arbeit vor. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den Reaktionen auf den 17. Juni 1953 in der Bundesrepublik Deutschland, sowohl aus medialer als auch aus politischer Sicht. Die Bedeutung des Aufstands und seiner symbolischen Aufladung für die Arbeit des KUD wird hervorgehoben. Das dritte Kapitel beleuchtet die Entstehung und den Aufbau des Kuratoriums Unteilbares Deutschland. Die Analyse der wichtigsten Aktionen des KUD bildet den Schwerpunkt des vierten Kapitels. Dabei wird insbesondere auf die Reichweite der Aktionen und die Einbindung von Symbolen, Ritualen und national konnotierten Orten eingegangen.
Schlüsselwörter
Kuratorium Unteilbares Deutschland, deutsche Nationalbewegung, Wiedervereinigung, 17. Juni 1953, nationale Symbole, Rituale, mediale und politische Reaktion, Reichweite, Einfluss, bundesrepublikanische Bevölkerung, NS-Zeit, Traditionslinien.
- Quote paper
- Marcel Stepanek (Author), 2009, Das Wirken des "Kuratorium Unteilbares Deutschland". Reichweite und Symbolik der forcierten deutschen Nationalbewegung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169737