Die Berliner Kongokonferenz von 1884/85 prägte die Geschichte Afrikas tiefgreifend. Innerhalb der folgenden 20 Jahre kam es zur vollständigen Aufteilung des Kontinents unter die europäischen Mächte.
Das eigentliche Ziel der Konferenz war lediglich die Aufteilung des Kongobeckens. Das hier erarbeitete Prinzip der "effektiven Inbesitznahme" von Kolonien stellte den ersten völkerrechtlichen Akt dieser Art dar und beschleunigte die afrikanische Aufteilung immens.
Im Ergebnis der Konferenz erhielt das bis dahin nicht zur großen europäischen Bühne gehörende Belgien, genauer ihr König Leopold II., den Kongo als Privatkolonie.
Dieser führte bis 1908 einzigartige Gräueltaten im Kongo durch bei denen geschätzte 10 Millionen Menschen ihr Leben verloren.
Warum erhielt grad der auf der internationalen Bühne eher unbedeutende belgische König das wertvollste und begehrteste Stück Land in Afrika?
Um die Verhandlungen zu analysieren, die zu diesem Ergenbis führten, wird in der vorliegenden Arbeit die Spieltheorie angewandt. Mit dieser ursprünglich aus der Wirtschaftswissenschaft kommenden Theorie wird mittlerweile auch in Fachbereichen, wie der Soziologie oder Politik gearbeitet.
Mit diesem Modell lassen sich gesellschaftliche Interaktionssysteme und die in ihnen angewandten Strategien untersuchen. Dabei ist das Wort „Spiel“ wörtlich zu nehmen. Jeder Beteiligte im System ist ein Spieler, der auf seinen Maximalgewinn ausgerichtet ist. Dieser errechnet sich aus den Handlungen der einzelnen Teilnehmer. In den Wirtschaftswissenschaften geht es hauptsächlich um monetäre Gewinne, während diese in der Politikwissenschaft eher abstrakter sind.
Vor Verhandlungen kann der Spieler mit Hilfe der Spieltheorie untersuchen, welche Möglichkeiten er und sein(e) Gegenspieler haben und welche Antwortmöglichkeit auf die Strategien der anderen die für ihn beste ist.
So lässt sich im Nachhinein untersuchen, ob die Spieler ihr Maximum erreicht haben. Ist dies nicht der Fall, lässt sich prüfen, was dieser falsch gemacht hat und welche Alternativen besser für ihn gewesen wären.
In der folgenden Ausarbeitung wird die Spieltheorie auf die Berliner Kongo-Konferenz angewendet; dabei wird untersucht, welche Staaten ihr Maximalziel erreichten und welche Strategien sie dafür verwendeten. Ist die Übergabe des gesamten Kongobeckens an König Leopold II. die beste Lösung für die europäischen Großmächte gewesen oder lassen sich grobe Verhandlungsfehler nachweisen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Hintergrund der Berliner Kongo-Konferenz
- Vorbedingungen der Teilnehmer
- Verhandlungsverlauf
- Ergebnisse der Verhandlungen
- Spieltheorie
- Anwendung der Spieltheorie auf die Verhandlungen der Kongo-Konferenz
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Verhandlungen der Berliner Kongo-Konferenz von 1884/85 aus spieltheoretischer Perspektive. Sie befasst sich mit der Frage, wie die Spieltheorie die Strategien der teilnehmenden Staaten erklären kann und ob die Ergebnisse der Verhandlungen aus dieser Perspektive optimal waren.
- Der historische Hintergrund der Berliner Kongo-Konferenz und die Vorbedingungen der teilnehmenden Staaten
- Die Anwendung der Spieltheorie auf die Verhandlungen und die Analyse der Strategien der einzelnen Staaten
- Die Analyse der Ergebnisse der Verhandlungen aus spieltheoretischer Perspektive
- Die Frage, ob die Übergabe des gesamten Kongobeckens an König Leopold II. die beste Lösung für die europäischen Großmächte war
- Die Folgen der Berliner Kongo-Konferenz für Afrika und die Entwicklung des Kontinents
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Bedeutung der Berliner Kongo-Konferenz für die Geschichte Afrikas heraus und führt in die Thematik der Arbeit ein. Sie erläutert das Ziel der Konferenz und die Auswirkungen ihrer Ergebnisse auf die afrikanische Geschichte.
Historischer Hintergrund der Berliner Kongo-Konferenz
Dieser Abschnitt beleuchtet den historischen Kontext der Konferenz und die Vorbedingungen der teilnehmenden Staaten. Er beschreibt die Interessen der europäischen Mächte in Afrika und die Rolle von König Leopold II. in der Kolonisierungspolitik.
Spieltheorie
Dieser Abschnitt führt die Spieltheorie als ein Modell zur Analyse von Verhandlungsstrategien ein. Er erläutert die grundlegenden Prinzipien der Spieltheorie und ihre Anwendung in verschiedenen Bereichen.
Anwendung der Spieltheorie auf die Verhandlungen der Kongo-Konferenz
Dieser Abschnitt analysiert die Verhandlungen der Berliner Kongo-Konferenz anhand der Spieltheorie. Er untersucht die Strategien der beteiligten Staaten und die Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf die Ergebnisse der Verhandlungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den folgenden Schlüsselbegriffen: Berliner Kongo-Konferenz, Spieltheorie, Kolonialismus, Afrika, Verhandlungsstrategien, Interessenkonflikte, effektive Inbesitznahme, Kolonialpolitik, Leopold II.
- Arbeit zitieren
- Andreas Telge (Autor:in), 2006, Spieltheoretische Betrachtung der Verhandlungen der Berliner Kongo-Konferenz 1884/85, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169907