Ein Wort hat sich aktuell in den Köpfen der Öffentlichkeit fest gebrannt. Terror ist zum Synonym für alles Negative geworden und täglich begleitet uns dieses Wort. Betrachtet man die öffentliche Diskussion, so möchte man meinen, dass Terror schon immer im Zusammenhang mit der Religion und insbesondere dem Islam stand. Die Bilder der religiösen Fanatisten, die uns tagtäglich in den Nachrichten begegnen, täuschen darüber hinweg, dass dieser Terrorismus nicht erst mit dem 11. September entstand. Mit Blick auf die Geschichte wird schnell klar, dass der militante bewaffnete Kampf schon seit jeher das radikalste Mittel darstellte, um seine Ansichten als Minderheit gegenüber der Majorität zu vertreten. Uns als Öffentlichkeit wurde die ehemalige Existenz eines primär politisch motivierten Kampfes gegen die Regeln der Gesellschaft wieder vor Augen geführt, als wir als Gesellschaft darüber zu befinden hatten, wie wir mit den Tätern, den Kämpfern eines solchen bewaffneten Kampfes gegen unsere Werte und Institutionen umzugehen haben. Die Frage über Gnade oder die volle Strafhärte für die ehemaligen Terroristen und damit meist Mörder polarisierte die Öffentlichkeit.Blicken wir zurück zum Stammheimprozess von 1975. Damals betraf die Angst vor den Anschlägen der RAF die Lebenswelt breiter Gesellschaftsschichten und es ging nicht um die Entlassung der von der Haft gezeichneten alten Menschen, sondern um die Inhaftierung höchst gefährlicher Personen, die bewiesen hatten, dass sie vor keinem Mittel der Gewaltanwendung zurückschrecken. Dieser Prozess, den die Bundesrepublik Deutschland unter höchsten Sicherheitsbedingungen und mit einem enormen Aufwand vorantrieb, war ein absolutes Novum in der Geschichte der Bundesrepublik. Es stellte sich die Frage, ob der Kampf um die innere Sicherheit überhaupt mit rechtsstaatlichen Mitteln zu gewinnen ist, oder ob eine Ausnahmesituation vorliegt, die ein Überschreiten der Verfassung sowie von Gesetzen rechtfertigt oder erzwingt. Ein Überschreiten der verfassungsmäßigen Grenzen staatlicher Intervention hätte die Demokratie in Deutschland, die Legitimation des Staatssystems und die Regierbarkeit des Landes stark gefährdet. Aber wie weit war die Krise der Bundesrepublik damals gediehen? Stellten die Maßnahmen der damaligen Regierung ein Eingeständnis dar, den Terrorismus mit den Mitteln eines demokratischen Staates nicht bekämpfen zu können oder war die Bundesrepublik durch einen Drahtseilakt einer Eskalation entkommen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Hintergrund
- Der Terror der ersten Generation
- Festnahme der ersten Generation
- Die Aushöhlung der bestehenden gesellschaftlich-politischen Ordnung
- Der Kampf aus der Haft heraus
- Der Kampf in der Haft
- Bewaffneter Kampf aus dem Untergrund
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Krise der Bundesrepublik Deutschland in den frühen 1970er Jahren, die durch die Aktionen der Roten Armee Fraktion (RAF) ausgelöst wurde. Der Fokus liegt auf den Ursachen, der Entwicklung und den Auswirkungen des RAF-Terrorismus auf die deutsche Gesellschaft und das politische System. Die Arbeit untersucht, wie die RAF die bestehende gesellschaftlich-politische Ordnung zu destabilisieren versuchte, und wie der Staat auf diese Bedrohung reagierte.
- Die Entstehung und Ideologie der RAF
- Die Taktiken und Ziele des RAF-Terrorismus
- Die Reaktion des Staates und der Gesellschaft auf den Terror
- Die Auswirkungen des Terrorismus auf die deutsche Demokratie
- Die Rolle der Medien und der öffentlichen Meinung in der Krise
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die aktuelle Relevanz des Terrorismusbegriffes und zeigt die Notwendigkeit einer präzisen Definition auf. Der Fokus liegt auf dem Terrorismus als Mittel zur Zerstörung der gesellschaftlichen Ordnung, im Gegensatz zum Terror, der zur Aufrechterhaltung eines Herrschaftssystems dient.
Historischer Hintergrund
Dieses Kapitel behandelt die Anfänge der RAF und skizziert die Ereignisse, die zur Gründung der Gruppe führten. Es beschreibt die ersten terroristischen Aktionen der RAF, darunter Brandanschläge und die Flucht aus dem Gefängnis. Die Entwicklung der RAF-Ideologie und die Beweggründe der Terroristen werden beleuchtet.
Die Aushöhlung der bestehenden gesellschaftlich-politischen Ordnung
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Strategie der RAF, die bestehende Ordnung zu destabilisieren. Es analysiert die Aktionen der RAF aus dem Gefängnis heraus, wie die Manipulation von Informationen und die Nutzung von Anwälten. Der Kampf der RAF in der Haft, der durch Hungerstreiks und die Behauptung von Folter geprägt war, wird ebenfalls untersucht. Der bewaffnete Kampf der RAF aus dem Untergrund, einschließlich Geiselnahmen und Anschlägen, wird im Detail beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Konzepte dieser Arbeit sind: RAF, Terrorismus, gesellschaftliche Ordnung, politische Krise, Rechtsstaatlichkeit, Medien, öffentliche Meinung, Gewalt, Demokratie, Republik, Bundesrepublik Deutschland, 1970er Jahre, Deutschland, politische Gefangene, Staat, Folter, Widerstandsrecht, Geiselnahme, Anschlag, Konzept Stadtguerilla, „Deutscher Herbst“, „Blutiger Sommer“, „Bewegung 2. Juni“.
- Arbeit zitieren
- Kevin Lindner (Autor:in), 2008, RAF - Die Krise der BRD in den frühen 1970er Jahren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169947