Die Arbeit beschäftigt sich mit dem in der deutschen Literatur noch kaum behandelten Thema "Supply chain risk". Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt auf den Themen Risikoidentifikation, Risikobewertung und Risikosteuerung insbesondere in langen Wertschöpfungsketten. Unternehmensübergreifende Kooperationen werden als ein zentraler Punkt behandelt. Zudem werden die rechtlichen Aspekte des Risikomanagement näher betrachtet.
Unternehmen jeder Größe werden zunehmend mit sich schnell ändernden Herausforderungen konfrontiert. Entwicklungen wie die fortschreitende Globalisierung, der Eintritt in das Informationszeitalter sowie wachsende Komplexität durch die Tendenz zu schlanken, dezentralen Unternehmensstrukturen erschweren es der Unternehmensführung zunehmend, das eigene Unternehmen zu kontrollieren und zu steuern. Die Risiken, die mit jeder unternehmerischen Tätigkeit verbunden sind und die im Extremfall den Fortbestand einer Unternehmung gefährden können, sind für die Unternehmensführung kaum noch überschaubar. Die Unternehmenskrisen der jüngsten Vergangenheit machen deutlich, dass es gerade vor diesem Hintergrund von entscheidender Bedeutung ist, die Risiken der eigenen unterneh- merischen Tätigkeit zu ermitteln, sowie geeignete Maßnahmen zur Steuerung dieser Risiken zu ergreifen. Diese Forderung nach einem „Management von Risiken“ wurde 1998 auch vom deutschen Gesetzgeber untermauert. Durch das „Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich“ (KonTraG) wurde erstmals die Sorgfaltspflicht der Vorstände börsennotierter Aktiengesellschaften hinsichtlich eines Risikomanagements gesetzlich festgeschrieben. (...). Um die in diesem Gesetz geforderte Früherkennung von Risiken möglichst umfassend umzusetzen, analysieren viele Unternehmen die eigene Wert- schöpfungskette im Hinblick auf Fehlentwicklungen, die den Unternehmens fortbestand gefährden könnten. Vor dem Hintergrund der Entwicklungstendenz, die eigene Tätigkeit auf die sogenannten Kernkompetenzen zu beschränken und zusätzliche Betätigungsfelder an vor- oder nachgelagerte Wertschöpfungsstufen abzugeben, scheint es erforderlich, diese Sichtweise der Risikobehandlung zu erweitern. Zunehmend komplexe Beschaffungsstrukturen und schnelllebige Absatzmärkte machen eine ausgedehntere Betrachtung von Risiken erforderlich. Statt lediglich den unternehmensinternen Wertschöpfungsprozess auf Risiken hin zu untersuchen, sollte vielmehr die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet werden [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Einführung in die Problemstellung und Ziel der Arbeit
- 1.2 Aufbau der Betrachtung
- 2. Eingrenzung der relevanten Theoriegebiete
- 2.1 Risiko und Risikomanagement
- 2.1.1 Definition des Risikobegriffs
- 2.1.2 Die Beziehung zwischen Risiko und Ungewissheit
- 2.1.3 Bedeutung des Risikos für den unternehmerischen Entscheidungsprozess
- 2.1.4 Der Begriff des Risikomanagements
- 2.2 Gesetzliche Anforderungen an das Risikomanagement
- 2.2.1 Das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG)
- 2.2.1.1 Ziele des KonTraG im Bezug auf das Risikomanagement
- 2.2.1.2 Die gesetzliche Pflicht zum „Managen von Risiken“
- 2.3 Die Wertschöpfungskette
- 2.3.1 Das Konstrukt der Wertschöpfungskette
- 2.3.1.1 Wertschöpfung und Wertaktivitäten
- 2.3.1.2 Verkettung von Wertaktivitäten zur Wertschöpfungskette
- 2.3.2 Erweiterung des Modells zur unternehmensübergreifenden Wertschöpfungskette
- 2.3.3 Bedeutung der unternehmensübergreifenden Wertschöpfungskette für die Behandlung von Risiken
- 3. Behandlung von Risiken in Wertschöpfungsketten
- 3.1 Der organisatorische Aufbau eines Risikomanagement-Systems
- 3.1.1 Die Risikokultur als Kernpunkt des Risikomanagements
- 3.1.2 Elemente eines Risikomanagement-Systems
- 3.1.3 Einbeziehung von Mitgliedern der Wertschöpfungskette in die Risikomanagement-Organisation
- 3.2 Der Prozess des Risikomanagements in Wertschöpfungsketten
- 3.2.1 Grundsätzliche Überlegungen zum Risikomanagement-Prozess
- 3.2.2 Risikoidentifikation in Wertschöpfungsketten
- 3.2.2.1 Strategie und Ziele als Grundlage der Risikoidentifikation in Wertschöpfungsketten
- 3.2.2.2 Spezifische Risiken in Wertschöpfungsketten
- 3.2.2.2.1 Variabilität der Nachfrage - uncertain demand -
- 3.2.2.2.2 Kapazitätsrisiko
- 3.2.2.2.3 Geschäftsrisiken entlang der Wertschöpfungskette
- 3.2.2.2.4 Qualitätsrisiken der Zulieferung
- 3.2.2.2.5 Unglücke und Unfälle entlang der Wertschöpfungskette
- 3.2.2.2.6 Risiken des Transports
- 3.2.2.2.7 Auswirkungen der dargestellten Risikoarten
- 3.2.2.3 Techniken zur Risikoidentifikation in Wertschöpfungsketten
- 3.2.2.3.1 Grundsätzliche Überlegungen
- 3.2.2.3.2 Analyse von Datenbeständen und Statistiken
- 3.2.2.3.3 Besichtigungsanalysen
- 3.2.2.3.4 Workshops und Check-Listen
- 3.2.2.4 Risikoidentifikation durch Kooperation
- 3.2.3 Analyse und Bewertung von Risiken in Wertschöpfungsketten
- 3.2.3.1 Notwendigkeit der Bewertung ermittelter Risiken
- 3.2.3.2 Die Ermittlung des „Schadenserwartungswertes“ als Risikomaẞ
- 3.2.3.2.1 Die Quantifizierung von Schäden
- 3.2.3.2.2 Ermittlung von Eintrittswahrscheinlichkeiten und Schadenserwartungswerten
- 3.2.3.2.3 Kooperationen als Methode der Risikobewertung
- 3.2.3.3 Die Risk-Map als Instrument zur Bestimmung der Risikoposition
- 3.2.4 Die Steuerung von Risiken in Wertschöpfungsketten
- 3.2.4.1 Grundsätzliche Überlegungen zur Steuerung von Risiken
- 3.2.4.2 Die Vermeidung von Risiken
- 3.2.4.3 Die Verminderung von Risiken
- 3.2.4.3.1 Grundlagen der Risikoverminderung
- 3.2.4.3.2 Reduzierung der Auswirkungen von Nachfrageschwankungen
- 3.2.4.3.3 Verminderung von Risiken auf der Zuliefererseite
- 3.2.4.3.3.1 Thematische Eingrenzung
- 3.2.4.3.2.2 Verminderung von Kapazitätsrisiken entlang der Wertschöpfungskette
- 3.2.4.3.2.3 Verminderung von Qualitätsrisiken
- 3.2.4.3.2.4 Verminderung von Geschäftsrisiken
- 3.2.4.3.2.5 Reduzierung der Auswirkungen von Unglücken und Unfällen entlang der Wertschöpfungskette
- 3.2.4.3.2.6 Verminderung der Risiken des Transportes
- 3.2.4.3.2.7 Risikoverminderung durch Kooperation
- 3.2.4.3.2.8 Risikoverminderung durch vertikale Integration
- 3.2.4.4 Das Überwälzen von Risiken
- 3.2.4.4.1 Grundsätzliche Überlegungen
- 3.2.4.4.2 Non-Insurance-Risk-Transfer
- 3.2.4.4.3 Insurance-Risk-Transfer
- 3.2.4.5 Das Akzeptieren von Risiken
- 3.2.5 Die Überwachung des Risikomanagement-Systems
- 3.2.5.1 Die Überwachung der ergriffenen Steuerungsmaßnahmen
- 3.2.5.2 Die Überwachung des Gesamtsystems
- 3.2.5.2.1 Die „interne“ Überwachung des Risikomanagement-Systems
- 3.2.5.2.2 Die „externe“ Kontrolle des Risikomanagement-Systems
- 3.3 Der Kreislaufcharakter des Risikomanagements
- 4. Abschließende Betrachtung
- 4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse und kritische Würdigung
- 4.2 Ausblick und weitere Forschungsmöglichkeiten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Risikomanagement in Wertschöpfungsketten. Dabei liegt der Fokus auf der Identifikation, Analyse und Bewertung von Risiken sowie deren Steuerung und Überwachung im Kontext unternehmensübergreifender Zusammenarbeit. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis des Risikomanagementprozesses in Wertschöpfungsketten zu erlangen und Handlungsempfehlungen für Unternehmen zu entwickeln.
- Risikomanagement in Wertschöpfungsketten
- Identifikation und Bewertung von Risiken
- Steuerung von Risiken durch Vermeidung, Verminderung, Überwälzung und Akzeptanz
- Überwachung des Risikomanagement-Systems
- Kooperation und Integration in Wertschöpfungsketten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Problemstellung und das Ziel der Arbeit darlegt. Anschließend werden die relevanten Theoriegebiete, insbesondere der Risikomanagementbegriff und die Wertschöpfungskette, näher betrachtet.
Kapitel 3 widmet sich der Behandlung von Risiken in Wertschöpfungsketten. Dabei werden sowohl der organisatorische Aufbau eines Risikomanagement-Systems als auch der Prozess des Risikomanagements im Detail beleuchtet.
Insbesondere die Risikoidentifikation, Analyse und Bewertung sowie die Steuerung von Risiken werden anhand verschiedener Techniken und Methoden erläutert.
Schlüsselwörter
Risikomanagement, Wertschöpfungskette, Risikoidentifikation, Risikoanalyse, Risikobewertung, Risikosteuerung, Kooperation, Integration, Unternehmen, Supply Chain Management, Business Risk, Supply Chain Risk Management, KonTraG.
- Arbeit zitieren
- Christian J. Mueller (Autor:in), 2002, Risikomanagement in Wertschöfpungsketten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16997