Falludscha, Irak – am 31. März 2004 hingen an einer Brücke über dem Euphrat die Leichen von vier verbrannten und bis zur Unkenntlichkeit entstellten und verstümmelte Männern. Durch die Medien ging die Bezeichnung „Mogadischu des Irakkriegs“. Doch Bagdad war bereits vor fast einem Jahr gefallen – Mission accomplished - und an der Brücke über dem Euphrat hingen keine US-Soldaten, sondern vier Mitarbeiter der privaten Militärfirma Blackwater.
Die Firma Blackwater steht beispielhaft für einen komplexen, diversifizierten und relativ jungen Dienstleistungszweig – die private Sicherheits- und Militärbranche. Stellvertretend für eine ganze Gruppe dieser Dienstleister im Irak öffnete die Tätigkeit Blackwaters nun auch die öffentliche Sphäre für einen Blick auf die neuen Akteure in (inter)nationalen Konfliktarenen.
Wer sind diese Dienstleister und worin bestehen ihre vermeintlichen Dienstleistungen? Die massenmediale Betrachtung geht von einem einseitigen Bild marodierender Söldnertruppen aus, die aus purem Gewinnstreben und Lust an Gewaltausübung in den kriegerischen Konflikten der heutigen Zeit „mitmischen“. Doch steckt hinter diesen Privatfirmen weit mehr als das – ein mittlerweile globaler Markt für nahezu alle militärnahen und militärischen Aufgaben, die bis dato zu den Kernaufgaben staatlicher Sicherheitsgewährleistung zählten.
Eine Begriffsbestimmung, v.a. die Auseinandersetzung mit der oft postulierten Gleichsetzung mit Söldner(firmen), eine übersichtsartige Darstellung der Genese der Branche und der Verortung ihrer Nachfragebereiche, gefolgt von der Frage nach ihrer Notwendigkeit im Zuge globaler Sicherheitsbedrohungen sollen Teile des ersten Kapitels dieser Arbeit sein.
Im zweiten Teil sollen die Fragen nach dem Umgang mit diesen privaten Akteuren diskutiert werden. Die rechtliche Stellung dieser Unternehmen ist sehr schwer zu fassen. Welchen Akteurscharakter können Firmen sowohl an vorderster Front aber auch in den hinteren Versorgungslinien in kriegerischen Auseinandersetzungen einnehmen? Bleibt das Clausewitzsche Bild des trinitarian war realistisch, welches besagt “[that] it is the government that directs, the army that fights, and the people who suffer" ? Ist es zu erwarten, dass die internationale Gemeinschaft diese Akteure in ihre globalen Konfliktlösungsstrategien einbindet und in naher Zukunft ganze Friedensmissionen von Personen durchgeführt werden, die nicht auf den payrolls eines UN-Mitglieds stehen?
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Abkürzungsverzeichnis
- Einleitung und Problemstellung
- Begriffsbestimmungen
- private Sicherheits- und Militärfirmen (PMC/PSC/PMF)
- Söldner
- Notwendigkeit der privaten Sicherheits- und Militärfirmen?
- Gründe für die globale Nachfrage nach privatisierter Sicherheit
- Das Ende des Kalten Krieges – the security gap
- Der Wandel der Kriegführung
- Die Privatisierungsrevolution
- Typologie
- Zusammenfassung
- Gründe für die globale Nachfrage nach privatisierter Sicherheit
- Die PMC-Branche und das moderne (humanitäre) Völkerrecht
- Die Söldnerproblematik
- Der Status der PMCs in feindseligen Konflikten
- Die Angestellten - Handlungen jenseits des Zivilistenstatus
- Die Stellung der Unternehmen
- Zur Staatenverantwortlichkeit
- Ein Lösungsvorschlag – effektive Regulierung
- Die PMC-Branche der Zukunft – privatized peace-keeping?
- Literatur und Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Hausarbeit untersucht die private Sicherheits- und Militärbranche, die in den letzten Jahren eine bedeutende Rolle in internationalen Konflikten und Friedensmissionen übernommen hat. Die Arbeit analysiert die Gründe für die steigende Nachfrage nach privatisierter Sicherheit, die rechtlichen und ethischen Herausforderungen, die sich aus der Tätigkeit privater Militärfirmen ergeben, sowie die möglichen Auswirkungen dieser Entwicklung auf das internationale Recht und die Zukunft von Friedensmissionen.
- Die wachsende Bedeutung privater Sicherheits- und Militärfirmen in internationalen Konflikten und Friedensmissionen
- Die rechtliche und ethische Problematik von PMCs und ihre Auswirkungen auf das internationale Recht
- Die Rolle von PMCs in der Zukunft von Friedensmissionen und die Herausforderungen, die sich aus einer weiteren Privatisierung von Sicherheitsaufgaben ergeben
- Die Söldnerproblematik und die Regulierungsbedürfnisse der PMC-Branche
- Die Rolle von PMCs in der Geschichte und die aktuellen Trends in der Privatisierung von Sicherheit
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung stellt das Thema der privaten Sicherheits- und Militärbranche vor und beleuchtet die Aktualität der Thematik anhand des Beispiels der Firma Blackwater. Der zweite Abschnitt widmet sich der Definition der Begriffe private Sicherheits- und Militärfirmen sowie dem Begriff des Söldners. Im dritten Kapitel werden die Gründe für die steigende Nachfrage nach privatisierter Sicherheit erläutert. Die Kapitel vier und fünf befassen sich mit den rechtlichen und ethischen Herausforderungen, die sich aus der Tätigkeit von PMCs ergeben, und der Frage, wie die PMC-Branche effektiv reguliert werden kann.
Schlüsselwörter (Keywords)
Private Sicherheits- und Militärfirmen, Söldner, Privatisierung, Kriegführung, Friedensmissionen, Völkerrecht, Regulierung, Blackwater, Internationale Beziehungen, Sicherheitspolitik.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2008, Die private Militärbranche - privatized peace-keeping?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170006