„Die Liebe ist langmütig und gütig, die Liebe beneidet nicht, die Liebe prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf; sie ist nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre,sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu; sie freut sich nicht
der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles.“
Dieser Auszug aus dem Hohelied der Liebe ist wohl der bekannteste lyrische Text, den man mit dem Thema „Liebe“ verbinden würde. Die Bibel beinhaltet „Liebe“ als zentrales Thema. Interessanterweise differenziert dieses Werk in seinem Urtext die unterschiedliche Bedeutung der Liebe begrifflich ganz genau aus. Im griechischen Urtext der Bibel tauchen vier verschiedene Bedeutungslinien der Liebe auf:
• Stroge (Verb: stergo):
Diese Liebe bezeichnet eine Form, die aufgrund natürlicher Gegebenheiten vorhanden ist. Sie drückt eine natürliche und selbstverständliche Verbundenheit zwischen den Menschen aus. Die klassische Form der Stroge ist die Liebe zwischen den Eltern und dem Kind.
• Philia (Verb: phileo):
Dieser Begriff bezeichnet die Zuneigung, die man zu einem Freund hat.
Sie kennzeichnet die starke Solidarität und Treue, die man zu seinem
Gegenüber hat. Die Freundschaft kann als klassische Form der Philia
gesehen werden.
• Eros (Verb: erao):
Diese Form bezeichnet die leidenschaftliche Liebe. Vornehmlich meint
dieser Begriff das sexuelle Begehren und Verlangen. Sie kann als leidenschaftliches Gefühl den Menschen in einen Rauschzustand oder einer Extase versetzen.
• Agape (Verb: agapao):
Dieser Begriff beschreibt eine besondere Form der Liebe. Im Gegensatz zu den anderen Formen findet sie keine Erfüllung, sondern ist als anstrebenswerte Tugend zu verstehen.Die Agape wird auch als die göttliche Liebe bezeichnet, weil sie im menschlichen Dasein scheinbar keine Erfüllung findet.
Wie man sehen kann, ist Liebe als Begriff in der griechischen Sprache deutlich fassbarer als in der Deutschen.
Wie Liebe sich erklären lässt und was sie eigentlich in ihrer Urform ist, versucht der Soziologe Niklas Luhmann in seinem Werk „ Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität“ zu fassen. Die Arbeit möchte die theoretische Herangehensweise Luhmanns verdeutlichen
und in den Kontext einer kulturwissenschaftliche Relevanz stellen. Kann „Liebe“ Kultur sein? In welcher Form kommt Liebe kulturell in unserer Gesellschaft vor?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Niklas Luhmann: Eine Theorie der Gesellschaft
- Niklas Luhmann: Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität
- Luhmanns Liebesbegriff
- Liebe als Kommunikationsmedium im Wandel der Zeit
- Liebe in der Literatur: Peter von Matts „Liebesverrat“
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der kulturtheoretischen Betrachtung der Liebe, speziell im Kontext der Theorien von Niklas Luhmann. Sie verfolgt das Ziel, Luhmanns Ansatz zur Liebe als Kommunikationsmedium zu verstehen und in einen kulturwissenschaftlichen Kontext zu stellen.
- Die Entwicklung des Liebesbegriffs in der Geschichte und in der Gesellschaft
- Luhmanns Theorie der Gesellschaft und die Rolle von Kommunikation und Medien darin
- Liebe als Kommunikationsmedium und seine Funktion in der modernen Gesellschaft
- Die Bedeutung der Liebe in der Literatur und die Reflexion der gesellschaftlichen Verhältnisse durch literarische Werke
- Die Herausforderungen der Liebe als Kommunikationsmedium in der heutigen Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einführung in das Thema und stellt den historischen und begrifflichen Hintergrund der Liebe dar. Das zweite Kapitel behandelt Luhmanns Theorie der Gesellschaft und seine Kritik an traditionellen soziologischen Ansätzen. Im dritten Kapitel wird Luhmanns Theorie der Liebe als Kommunikationsmedium vorgestellt und seine Analyse der gesellschaftlichen Veränderung des Liebesbegriffs dargestellt. Das vierte Kapitel beleuchtet die Relevanz von Luhmanns Theorie für die literarische Rezeption der Liebe anhand von Peter von Matts „Liebesverrat“.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Liebe, Kommunikation, Gesellschaft, Kultur, Soziologie, Systemtheorie, Niklas Luhmann, Peter von Matt, Liebesverrat und Literatur.
- Quote paper
- Katharina Schneider (Author), 2010, Eine kulturtheoretische Betrachtung der Liebe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170025