Der Nutzen, den der Käufer eines Produktes aus dessen Verwendung zieht, hängt häufig von der Zahl der anderen Käufer ab, die das gleiche bzw. ein kompatibles1 Produkt erwer-ben. Ein aktuelles Beispiel stellt die MMS2-Technologie im Mobiltelefonbereich dar. Damit ist es möglich, Bild- und Audiodaten über das Handy zu senden. Allerdings können nur MMS-fähige Handys auf diese Weise miteinander kommunizieren. Mit steigender Verbreitung die-ser Art von Mobiltelefonen erhöht sich damit auch der Nutzen des einzelnen Anwenders, da sich für ihn dadurch die Gruppe der potentiellen Kommunikationspartner vergrößert.
Netzwerkmärkte sind demnach Märkte, auf denen der Nutzen der dort gehandelten Produkte von der gegenwärtigen und der erwarteten zukünftigen Nutzerzahl abhängt.3
Im Folgenden werden die auf derartigen Märkten auftretenden Netzwerkeffekte und Beson-derheiten dargestellt. Anschließend wird auf das natürliche Monopol und sein Zusammen-hang mit Netzwerkmärken eingegangen. Darauf aufbauend wird der Wettbewerb durch auf den (Netzwerk-)Markt eintretende Konkurrenten betrachtet und abschließend werden die Auswirkungen technischen Fortschritts in diesem Umfeld aufgezeigt sowie der Wettbewerb über Innovationen erläutert.
Netzwerke in ökonomischer Hinsicht können auf zwei Arten gesehen werden. Einerseits als Menge von Verbindungen, die die Kommunikation zwischen mehreren Akteuren ermögli-chen, andererseits als Gruppe von Akteuren, die sich eine ähnliche Verhaltensweise zu Ei-gen machen.4
Es können reale und virtuelle Netzwerke unterschieden werden.5 Zu den realen Netzwerken können Transport-, Kommunikations-, Versorgungs- und Informationsnetze gezählt werden. Die physischen Verbindungen dieser Netze (z.B. Schienen, Telefonleitungen, Wasserleitungen, Fernsehkabel usw.) sind direkt erkennbar. Virtuelle Netze6 hingegen sind nicht sofort als Netzwerke erkennbar, da die direkten physischen Verbindungen fehlen. Dennoch sind sie aus ökonomischer Sicht Netzwerke. Zu ihnen gehören beispielsweise das Netz von Werkstätten einer bestimmten Automarke, die Beziehungen zwischen den Mitgliedern eines Vereins, die Gemeinschaft der Nutzer von VHS-Videorekordern oder die Studenten eines Jahrgangs an einer Universität.
1 Siehe 2.2 für eine Definition.
2 MMS steht für Multimedia Messaging Service.
3 Vgl. Graumann (1993), S. 1331.
4 Vgl. Umbhauer (1998), S. 1.
5 Vgl. Liebowitz und Margolis (1999), S. 67f.
6 Die Begriffe „Netzwerk“ und „Netz“ werden im Folgenden synonym verwendet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Netzwerke
- Grundlegendes
- Netzwerkeffekte
- Veränderungen durch die Informationswirtschaft
- Natürliches Monopol
- Eigenschaften und Entstehung
- Natürliches Monopol und Netzwerke
- Markteintrittsbarrieren
- Wettbewerb auf Netzwerkmärkten
- Der Eintritt eines Wettbewerbers und die Frage der Kompatibilität
- Die Rolle von Adaptern
- Technischer Fortschritt auf Netzwerkmärkten
- Technologiewechsel und Innovation
- Schumpeter-Wettbewerb
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem Phänomen von Netzwerkmärkten und den damit verbundenen Herausforderungen. Ziel ist es, die Funktionsweise dieser Märkte zu analysieren, indem die zugrundeliegenden Netzwerkeffekte, das Konzept des natürlichen Monopols sowie die Besonderheiten des Wettbewerbs in diesem Kontext beleuchtet werden. Der Einfluss des technischen Fortschritts auf Netzwerkmärkte und die Rolle des Schumpeter-Wettbewerbs stehen ebenfalls im Mittelpunkt der Arbeit.
- Netzwerkeffekte und ihre Bedeutung für die Nachfrage nach Netzwerkgütern
- Das natürliche Monopol und seine Entstehung in Netzwerkmärkten
- Die Herausforderungen des Wettbewerbs auf Netzwerkmärkten, insbesondere die Frage der Kompatibilität
- Der Einfluss des technischen Fortschritts auf Netzwerkmärkte und die Entstehung von Innovationen
- Der Schumpeter-Wettbewerb und seine Bedeutung für die Dynamik von Netzwerkmärkten
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt das Thema Netzwerkmärkte vor und erläutert die grundlegende Funktionsweise dieser Märkte. Dabei werden die relevanten Definitionen und Konzepte eingeführt, die für die Analyse des Themengebiets relevant sind.
- Netzwerke: Dieses Kapitel analysiert die Bedeutung von Netzwerken in ökonomischer Hinsicht und unterscheidet zwischen realen und virtuellen Netzwerken. Der Schwerpunkt liegt auf den Netzwerkeffekten, die aufgrund der Komplementarität von Komponenten in einem Netzwerk entstehen. Die Arbeit unterscheidet zwischen direkten und indirekten Netzwerkeffekten und erklärt, wie diese den Nutzen für den einzelnen Käufer eines Produktes beeinflussen.
- Natürliches Monopol: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Konzept des natürlichen Monopols und analysiert seine Eigenschaften und Entstehung. Der Zusammenhang zwischen dem natürlichen Monopol und Netzwerkmärkten wird untersucht. Die Arbeit stellt außerdem die Markteintrittsbarrieren dar, die für Unternehmen in Netzwerkmärkten bestehen.
- Wettbewerb auf Netzwerkmärkten: Dieses Kapitel befasst sich mit den Herausforderungen des Wettbewerbs auf Netzwerkmärkten. Die Arbeit analysiert den Eintritt eines neuen Wettbewerbers in einen bestehenden Netzwerkmarkt und die Frage der Kompatibilität. Die Bedeutung von Adaptern als Mittel zur Überwindung von Kompatibilitätsproblemen wird untersucht.
- Technischer Fortschritt auf Netzwerkmärkten: Dieses Kapitel beleuchtet den Einfluss des technischen Fortschritts auf Netzwerkmärkte. Die Arbeit analysiert den Prozess des Technologiewechsels und die Bedeutung von Innovationen in diesem Umfeld. Der Schumpeter-Wettbewerb, d.h. der Wettbewerb über Innovationen, wird als ein wichtiger Faktor für die Dynamik von Netzwerkmärkten hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der Wirtschaftstheorie, wie Netzwerkeffekten, natürlichem Monopol, Kompatibilität, technischem Fortschritt und Schumpeter-Wettbewerb. Diese Begriffe werden im Kontext von Netzwerkmärkten analysiert, die durch die komplementäre Nutzung von Produkten und die Abhängigkeit des individuellen Nutzens von der Anzahl der Nutzer charakterisiert sind.
- Arbeit zitieren
- Bastian Schoenrade (Autor:in), 2003, Wettbewerb in Netzwerkmärkten - Netzwerkeffekte, natürliches Monopol, technischer Fortschritt und Schumpeter-Wettbewerb, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17028