Popmusik im fremdsprachlichen Deutschunterricht. Das Zusammenwirken von Musik und Text bei Herbert Grönemeyers Lied „Männer“

Eine Didaktisierung


Hausarbeit, 2011

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretische Aspekte
2.1 Definition Popmusik
2.2 Die Funktionen und Lernziele von Musik im Fremdsprachenunterricht
2.3 Das Zusammenwirken von Musik und Text in Popsongs
2.4 Kriterien für die Titelauswahl

3. Didaktisierung von „Männer“
3.1 Didaktische Vorüberlegungen
3.2 Stundenkonzeption in tabellarischer Form

4. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Die Musik spricht nicht die Leidenschaft, die Liebe, die Sehnsucht dieses oder jenes Individuums in dieser oder jener Lage aus, sonder die Leidenschaft, die Liebe, die Sehnsucht selbst.“Richard Wagner[1]

„Die Musik schließt dem Menschen ein unbekanntes Reich auf, eine Welt, die nichts gemein hat mit der äußeren Sinnenwelt, die ihn umgibt und in der er alle bestimmten Gefühle zurückläßt, um sich einer unaussprechlichen Sehnsucht hinzugeben.“Ernst Theodor Amadeus Hoffmann[2]

„Ich betrachte die Musik als die Wurzel aller übrigen Künste.“Heinrich von Kleist[3]

„Musik allein ist die Weltsprache und braucht nicht übersetzt zu werden.“ Berthold Auerbach[4]

„Musik ist die größte Malerin von Seelenzuständen und die allerschlechteste für materielle Gegenstände.“August Wilhelm Ambros[5]

„Die Musik hat von allen Künsten den tiefsten Einfluß auf das Gemüt. Ein Gesetzgeber sollte sie deshalb am meisten unterstützen.“6 Napoleon I.

An fast jedem Tag im Leben begegnet uns Musik. Am Morgen, wenn der Radiowecker klingelt und uns die Sportfreunde Stiller wecken, oder wir Zähneputzen, während aus dem Badradio ein Lied von Rosenstolz erklingt, wir in der Straßenbahn mit dem MP3-Player sitzen oder zum Einkaufen gehen, überall hört man Musik. Sie begleitet uns fast jeden Tag, ein Leben lang. Jeder Mensch, egal welchen Geschlechts, welchen Alters und welchen Kulturkreises, wird mit ihr konfrontiert, in welcher Art und Weise auch immer. Durch den Fortschritt der Technik im 20. Und 21. Jahrhundert sind die Konsummöglichkeiten von Musik vielfältiger und einfacher geworden – die Entwicklung reicht sozusagen vom Plattenspieler zum MP3-Player. Jederzeit und an jedem Ort ist es somit möglich, Musik zu hören. Da sie ein wichtiger Bestandteil des Lebens ist, sollte sie stärker in das Unterrichtsgeschehen einfließen und somit ein wichtiger Teil des Lehrens und Lernens werden. In meiner Abhandlung werde ich speziell auf den Einsatz von Populärmusik im fremdsprachlichen Deutschunterricht eingehen. Ich habe sie in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil befasst sich mit den theoretischen Aspekten. Folgenden Fragen werde ich mich widmen: Was heißt Popmusik – Wie wird sie definiert? Welche Funktionen und Lernziele besitzt die Musik im Fremdsprachenunterricht? Welche Einsatzmöglichkeiten gibt es in Bezug auf die Musik, den Text und das Lied als Gesamtwerk und auf welche Kriterien muss bei der Titelauswahl geachtet werden? Im zweiten Teil beschäftige ich mich mit dem Lied „Männer“ von Herbert Grönemeyer. Ich möchte dabei nicht nur die Eignung des Liedes für den fremdsprachlichen Deutschunterricht aufzeigen, sondern eine Didaktisierung vornehmen, die die Verwendung von Musik im Unterricht durch verschiedene Herangehensweisen aufzeigt. Die Nutzung von neuen Medien und das lernerzentrierte Unterrichten einer Fremdsprache stehen neben der Motivation der Lerner, dem Spaß am Erlernen einer fremden Sprache und den daraus resultierenden Lernerfolgen im Mittelpunkt

„Wenn es gelingt mit […] Musik von der Wahrnehmung (der persönlichen, der gruppen- und kulturspezifischen) über Bedeutungszuweisungen (zunächst individuell, dann verallgemeinerbar) zum Kulturvergleich (durch Reflexion der eigenen Kultur in der Begegnung mit dem Fremden) zu kommen, dann wird der Weg einer interkulturellen Mediendidaktik auch durch die Kunst erwiesen.“7

2. Theoretische Aspekte

2.1 Definition Popmusik

In der wissenschaftlichen Diskussion kursieren mehrere Begrifflichkeiten für die zu definierende Musikrichtung: Popmusik, populäre Musik, Popularmusik und Populärmusik. Jede Wissenschaftsdisziplin benennt und definiert diese Musikrichtung anders. In meinen Ausführungen werde ich den Begriff Popmusik gebrauchen. Zum Einen, weil dieser Begriff den meisten Menschen bekannt ist und sie die Musik deshalb in diese Kategorie, dieses Genre, einordnen können. Zum Anderen, weil der Begriff Popmusik die Lieder von Herbert Grönemeyer am ehesten charakterisiert.

„Popmusik steht für „populäre Musik“ und bezeichnet jede Art von Unterhaltungsmusik. Der Begriff Popmusik bezeichnet einerseits sehr beliebte und kommerziell erfolgreiche Musik, andererseits einen eingängigen, harmonischen und melodiösen Stil. Dies grenzt die Popmusik von der Rockmusik ab, die rauere und wildere Ausdruckformen hat.“8

Der Begriff stammt aus der US-amerikanischen Kultur9 und entwickelte sich in den 50-er und 60-er Jahren des 20. Jahrhunderts aus dem Rock `n` Roll, der Beatmusik und dem Folk.10

„Sie gilt als […] international etablierte Variante afroamerikanischer Musik, die im Kontext jugendlicher Subkulturen entstand, elektroakustisch aufbereitet und massenmedial verbreitet wird.“11

Popmusik dient der Unterhaltung und besteht aus verschiedenen Genre: „Schlager, Filmmusik, Operette, Musical, Tanzmusik, sowie populäre Adaptionen aus Klassik, Folklore und Jazz […].“12 Seit 1980 ist die Popmusik als ein „jugendkulturelles Phänomen“13 anzusehen – seitdem wird Musik speziell für Erwachsene gemacht. Neben politischen Inhalten und sozialen Motiven geht es thematisch in der Popmusik vor allem um Liebe, Sex und Partnerschaft.

„Die Popmusik benutzt die Aura authentischer Musikformen, um mit ihnen eine ganz andere Aussage zu verschlüsseln. Das gleiche gilt für die Texte. Sie sind latent poetisch, aber selten authentisch poetisch, sie sind latent ideologisch, aber selten offen ideologisch, sie sind latent politisch, aber nie wirklich politisch, sie sind latent gesellschaftskritisch, jedoch niemals der Sache auf den Grund gehend.“14

Popmusik berührt die Menschen, nicht nur durch den Klang der Töne, sondern vor allem durch die sprachliche Umsetzung reichhaltiger Themen. In ihren diversen Unterkategorien ist sie sehr vielfältig und spricht daher eine breite Masse an – ob männlich oder weiblich, jung oder alt, für fast jeden Geschmack ist etwas dabei. Häufig trifft man Popmusik in Diskotheken an. Durch ihren meist einfachen Klang und Rhythmus ist sie leicht tanzbar und somit die wohl am weitesten verbreitete Musikrichtung der westlichen Welt.

2.2 Die Funktionen und Lernziele von Musik im Fremdsprachenunterricht

„Musik und Bildkunst sind interpretationsoffen, legen Spuren im Kulturbewusstsein, regen Kreativität an und lösen individuelle Sprachleistungen aus.“15

Da die Funktionen von Musik in einem engen Zusammenhang mit den Lernzielen stehen, betrachte ich sie in diesem Abschnitt gemeinsam.

„Musik kann im Fremdsprachenunterricht lernpsychologische, reproduktive, rezeptive (sprachrezipierend, musikrezipierend), produktive (sprachproduzierend, musikproduzierend), interkulturelle und informative Potenzen entfalten.“16

Durch Musik wird die Rezeption und Produktion von Sprache unterstützt und die Lerner bekommen ein „Gefühl für Laute und Lautverbindungen, Akzente, Prosodie und Rhythmus […]“17 Neben dem Hör- und Leseverstehen werden mündliche und schriftliche Ausdrucksfähigkeit geschult und es findet eine Aktivierung und Erweiterung des Wortschatzes statt.18 Eine weitere Funktion ist die Vorbereitung und Unterstützung einer bewussten, intensiven Wahrnehmung. Dadurch werden entspannte und beruhigende Lernräume für die Schüler geschaffen und eine positive Erwartungshaltung kann aufgebaut werden.19 Das Trainieren der Ausdauer, die Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung, die Stärkung des Vorstellungsvermögens und dem damit verbundenen Freisetzen von Phantasien und Kreativität, sowie das Trainieren von komplexen sprachlichen Aktivitäten sind weitere Zielstellungen im fremdsprachlichen Deutschunterricht.20 Des Weiteren sollte die Reflexionsfähigkeit gefördert werden. Dadurch werden Empathie und Sensibilität gestärkt, Motivation und Neugier entwickelt, Vorwissen aktiviert, die Bedürfnisse nach sprachlichem Austausch und der Zusammenarbeit geweckt, das Selbstbewusstsein gestärkt, die eigene Meinung ausgebildet und das Zulassen anderer Meinungen erlernt, sowie komplexe sprachliche Aktivitäten gefördert.21 Als letzte Funktion nennt Badstübner-Kizik die Förderung eines subjektiven (landeskundlichen) Wissenskontextes.22 Folgende Ziele stehen dabei im Fokus: die Lerner sollen weiterführende Fragen formulieren können, verschiedene Wissensquellen kennen lernen und nutzen, sich neues Wissen erarbeiten, das Arbeiten im Team lernen, Ergebnisse präsentieren lernen, die eigene Meinung verteidigen können, die Diskussionsfähigkeit üben und komplexe sprachliche Fähigkeiten trainieren.23 Vor allem der Umgang mit der Sprache und die damit verbundene Verbesserung der sprachlichen Fähigkeit stellt für Badstübner-Kizik das übergeordnete Ziel beim Einsatz von Musik im Fremdsprachenunterricht dar.

Laut Ulrike Quast gibt es sieben Funktionen von Musik im Fremdsprachenunterricht. Auf diese möchte ich im Folgenden näher eingehen.24

(1) Der physiologische Effekt

Durch Musik wird der zentrale Teil des akustischen Analysators erregt. Die Aufnahme von akustischen Reizen ermöglicht gleichzeitig die Aufnahme von verbalem Lernmaterial. Der Erwerb und die Speicherung von Sprache, Sprachrezeptionsprozesse und Sprachproduktion werden dadurch gefördert.

(2) Die psychohygienische Wirkung der Musik

Eine entspannende und beruhigende Wirkung auf die Lerner übt vor allem die trophotrope Musik (Legato, harmonischer Grundton, geringe Dynamik) aus – Lernprozesse können dadurch optimiert werden.

(3) Musik als Auslösemoment von Emotionen und Gefühlsprozessen

Durch den Einsatz von Musik werden bei den Lernern Emotionen, Stimmungen und ästhetische und angenehme Gefühle ausgelöst. Eine positive Einstimmung und Einstellung auf das Unterrichtsgeschehen kann somit hervorgerufen werden. Das effektiviert die sprachbezogenen Informationsverarbeitungsprozesse.

(4) Zur Rolle der Musik unter sozialpsychologischem Aspekt

Stimmungen und Emotionen können sich von einzelnen Lernern auf die gesamte Lernergruppe übertragen. Durch die positive gruppenrelevante Grundresonanz können gruppendynamische Prozesse entstehen, die wiederum auf gegenseitiger Akzeptanz und Toleranz basieren bzw. darauf zielen.

(5) Musik als Mittel zur Förderung kognitiver Prozesse

Durch die Verbindung von Sprache und Musik wird die globale Aktivität beider Hirnhemisphären unterstützt. Es entstehen assoziative Verknüpfungen von Informationen im Gehirn (Musik – Bewegung, Originalität, Abwechslung, uvm.), die die Sprachrezeption und Sprachproduktion fördern.

(6) Musik als Mittel zur Förderung unbewussten Lernens

Anspannung, Ängste und Aggressionen werden durch den Einsatz von Musik abgebaut. Durch die Verbindung von Text und Musik wird ohne intellektuelle Anstrengung die unbewusste Aneignung und Speicherung von Wissen ausgelöst.

(7) Musik als Form und Auslöser von Kommunikationsprozessen

Da die Musik ähnliche Elemente der gesprochenen Sprache beinhaltet (Rhythmus, Tempo, Dauer, Tonhöhe, Klangfarbe, Resonanz, Schall), führt ihr Einsatz „[…] in Verbindung mit Sprache zu einer synchronisierenden, strukturierenden, verstärkenden und akzentuierenden Wirkung. Die Verarbeitung der übermittelten sprachlichen und musikalischen Information durch die Rezipienten vollzieht sich als rezipientenspezifische Autokommunikation.“25

[...]


1 http://www.salestraining.de/umberto/zispmusi.htm (18.01.2011)

2 Ebd.

3 Ebd.

4 Ebd.

5 Ebd.

6 Ebd.

7 Grätz, Ronald: Kunst und Musik im Deutschunterricht. In: Fremdsprache Deutsch, 2/1997.17. S. 5

8 http://audials.com/de/one/index.html (14.01.2011)

9 http://audials.com/de/one/index.html (14.01.2011)

10 http://de.wikipedia.org/wiki/Popmusik (14.01.2011)

11 Ebd.

12 Ebd.

13 Ebd.

14 Flender, Reinhard / Rauhe, Hermann: Popmusik. Aspekte ihrer Geschichte, Funktionen, Wirkung und Ästhetik. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Darmstadt (1989). S. 85

15 Grätz: 1997: S. 5

16 Badstübner-Kizik, Camilla: Funktionen und Arbeitsformen für Musik im Fremdsprachenunterricht (Auswahl). In: ÖDaF Mitteilungen, Heft 1/2004 S. 19

17 Ebd.: S. 19

18 Ebd.: S. 19

19 Ebd.: S. 19

20 Badstübner-Kizik: 2004: S. 21

21 Ebd.: S. 22

22 Ebd.: S. 22

23 Ebd.: S. 24

24 Quast: 1996: S. 107-110

25 Quast: 1996: 110

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Popmusik im fremdsprachlichen Deutschunterricht. Das Zusammenwirken von Musik und Text bei Herbert Grönemeyers Lied „Männer“
Untertitel
Eine Didaktisierung
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Auslandsgermanistik / Deutsch als Fremd- und Zweitsprache)
Veranstaltung
Kunst und Musik im fremdsprachlichen Deutschunterricht
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
21
Katalognummer
V170339
ISBN (eBook)
9783668219205
ISBN (Buch)
9783668219212
Dateigröße
481 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
popmusik, deutschunterricht, zusammenwirken, musik, text, herbert, grönemeyers, lied, männer, eine, didaktisierung
Arbeit zitieren
Kathleen Koch (Autor:in), 2011, Popmusik im fremdsprachlichen Deutschunterricht. Das Zusammenwirken von Musik und Text bei Herbert Grönemeyers Lied „Männer“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170339

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