„Wir wollen nicht einfach auf das gesamte und unglaublich große Potential der Reserve verzichten.“ Diese ermutigende Absichtserklärung des damaligen Verteidigungsministers Peter Struck (SPD) dürfte auf die Befürchtung vieler Reservisten gemünzt sein, im Zuge der fortschreitenden Transformation der Bundeswehr schlichtweg „auf dem Abstellgleis“ zu landen.
Der Ursprung dieser Befürchtung liegt in dem umfangreichen Wandel begriffen, den die Reserve im Zusammenhang mit der Transformation der Bundeswehr zu einer Einsatzarmee durchgemacht hat und der noch immer anhält.
Der Auftrag für Reservisten war während des Kalten Krieges und in der Phase des Umbruchs nach der Wiedervereinigung, analog zu dem im Grundgesetz für Streitkräfte definierten Auftrag, stark auf die Landes- und Bündnisverteidigung der Bundesrepublik Deutschland ausgerichtet. Die Organisation, die Strukturen und Konzepte für die Reservisten der Bundeswehr dienten bis zu Beginn der Transformation vorrangig der Erfüllung dieses Auftrages. Weder das Territorialheer,
noch die schwerpunktmäßige Organisation in nicht- und teilaktiven Truppenteilen, als Teil einer Mobilmachungsstreitkraft, sind als Strukturen aus demKalten Krieg erhalten geblieben.
Zusammen mit der allgemeinen Wehrpflicht waren diese Strukturen jahrzehntelang maßgeblich für die sicherheits- und verteidigungspolitische Ausrichtung der Bundeswehr innerhalb der NATO. Insofern ist es besonders relevant zu prüfen, ob die Reserve problemlos in die neue Passform zu überführen ist, die von den Verteidigungspolitischen Richtlinien und der Reservistenkonzeption
2003 vorgegeben und auch im neuesten Weißbuch 2006 fortgeschrieben
wurde.
In meiner Arbeit möchte ich die Folgen der Transformation der Bundeswehr für ihre Reservisten hinsichtlich der Organisations-strukturen für ihre Einplanung und hinsichtlich ihrer Verwendung innerhalb der transformierten Bundeswehr untersuchen und darstellen.
Dabei gilt es den immer noch in Bewegung befindlichen,dynamischen Prozess von einer schwerpunktmäßig auf Landesverteidigung ausgelegten Bundeswehr hin zu einem flexiblen Instrument veränderter sicherheitspolitischer Rahmenbedingungen im Hinblick auf Veränderungen und Probleme der Reservisten darzustellen und zu bewerten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Untersuchungsgegenstand und Problemstellung
- Aufbau, Vorgehensweise, Materialbasis
- Begriffserklärung, Eingrenzung
- Die Bundeswehr und ihre Reservisten vor der Transformation
- Einplanung und Verwendung von Reservisten gegen Ende des Kalten Krieges
- Historischer Kontext
- Sicherheitspolitischer Kontext
- Einplanung der Reserve zur Auftragserfüllung
- Verwendung im Territorialheer
- Wehrübungs- und Einberufungspraxis
- Prognose für Bundeswehr und Reserve in den 90er Jahren
- Entwicklung der Reserve nach der Wiedervereinigung
- Historischer Kontext
- Sicherheitspolitischer Kontext
- Reservisten in der neuen Struktur
- Einplanung und Wehrübungstätigkeit
- Verwendung von Reservisten im erweiterten Aufgabenspektrum
- 1985 1994 Reserve im Wandel?
- Reserve im Wandel: Folgen und Wirkung der Transformation
- Konzeptionelle Neuausrichtung der Bundeswehr und ihrer Reservisten
- Verteidigungspolitische Richtlinien von 2003 und Weißbuch 2006
- Reservistenkonzeption von 2003
- Handlungs- und Problemfelder der Transformation für Reservisten
- Neue Strukturen für Bundeswehr und Reservisten
- Wehrübungs- und Ausbildungstätigkeit
- Engagement trotz weniger Beorderungen
- Beorderungsunabhängige, freiwillige Reservistenarbeit
- Attraktivität vs. Mittlerrolle?
- Neue Aufgaben: ZMZ und Katastrophenschutz
- Reform der Strukturen
- Transformation der ZMZ
- Engagement im Katastrophenschutz
- Modellversuche als Vorbild
- Reservisten in Auslandseinsätzen
- Vertretung von aktiven Dienstposteninhabern
- Besondere Auslandsverwendung
- Reserve und Beruf
- Prinzip der Freiwilligkeit
- Verhältnis Reservist / Arbeitgeber
- Bedeutung der Wehrpflicht für die Reserve
- Einsatz der Bundeswehr im Inneren - Betätigungsfeld für Reservisten?
- Kontroverse über Verfassungsänderung
- Erweiterung der Befugnisse
- Neues Betätigungsfeld
- Transformierte Reserve: Bedeutungsgewinn oder –verlust?
- Von der Landesverteidigung zum erweiterten Aufgabenspektrum
- Quantitative und Qualitative Bedeutung
- Neue Verwendung und alte Strukturen
- Zusammenfassung der Ansichten der Interviewpartner
- Eine neue Generation Reservisten
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Folgen der Transformation der Bundeswehr für die Einplanung und Verwendung von Reservisten. Sie analysiert, wie sich die veränderten Sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen auf die Organisation und die Aufgaben der Reserve auswirken. Die Arbeit beleuchtet dabei die Herausforderungen und Chancen, die sich für die Reservisten im Zuge des Wandels von einer Landesverteidigungsarmee hin zu einer Einsatzarmee ergeben.
- Die Auswirkungen der Transformation auf die Einplanung und Verwendung von Reservisten
- Die Rolle der Reserve im erweiterten Aufgabenspektrum der Bundeswehr
- Die Bedeutung der Reserve für die Landes- und Bündnisverteidigung
- Die Herausforderungen und Chancen für Reservisten in einer transformierten Bundeswehr
- Die Bedeutung der Freiwilligkeit und die Attraktivität der Reserve für Reservisten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Untersuchungsgegenstand und die Problemstellung der Arbeit vor. Sie beleuchtet die Bedeutung der Reserve für die Bundeswehr und skizziert die Herausforderungen, die sich im Zuge der Transformation ergeben. Kapitel II analysiert die Einplanung und Verwendung von Reservisten vor der Transformation, sowohl im Kontext des Kalten Krieges als auch nach der Wiedervereinigung. Kapitel III fokussiert auf die Folgen und die Wirkung der Transformation auf die Reserve. Es werden die konzeptionellen Neuausrichtungen der Bundeswehr und ihre Auswirkungen auf die Reservisten beleuchtet. Zudem werden die Handlungs- und Problemfelder der Transformation im Detail analysiert. Kapitel IV befasst sich mit der transformierten Reserve und untersucht, ob sie an Bedeutung gewonnen oder verloren hat. Das Kapitel beleuchtet die Veränderungen in der Verwendung und den Strukturen der Reserve. Die Schlussbetrachtung fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und zieht Schlussfolgerungen für die Zukunft der Reserve in der Bundeswehr.
Schlüsselwörter
Transformation, Bundeswehr, Reserve, Einplanung, Verwendung, Landesverteidigung, Einsatzarmee, Sicherheitspolitik, Wehrpflicht, Freiwilligkeit, Attraktivität, Auslandseinsatz, Katastrophenschutz, Interviewpartner, Bedeutungsgewinn, Bedeutungsverlust.
- Quote paper
- Dennis Schneider (Author), 2007, Die Folgen der Transformation der Bundeswehr für Einplanung und Verwendung von Reservisten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170345