Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Produktionsmodelle
2.1 Definition
2.1.1 Das tayloristische Modell (Taylorismus)
2.1.2 Das woodlardistische Modell (Woolardismus)
2.1.3 Das fordistische Modell (Fordismus)
2.1.4 Das sloanistische Modell (Sloansimus)
2.1.5 Das toyotistische Modell (Toyotismus)
2.1.6 Das hondaistsiche Modell (Hondaismus)
3. Produktionssysteme
3.1 Definition
3.1.1 Die Lean Production (Schlanke Produktion)
4. Vergleich Europa, Amerika und Japan
5. Fazit
6. (Internet-)Quellen- und Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die industrielle Automobilproduktion begann mit Henry Ford und seinem T-Modell in den USA. Dieses Produktionsmodell setzte sich natürlich auch in Europa und Japan durch, aber es gibt verschiedene Produktionsmodelle, je nach Automobilhersteller. Der Aufbau und die Organisation der Produktion unterliegen verschiedenen Prioritäten.
Diese Ausarbeitung soll die verschiedenen Produktionsmodelle und Produktionssysteme Europas und Amerikas vergleichen. Es sollen die unterschiedlichen Schwerpunkte herausgearbeitet werden. Sie sollen auf ihre Effektivität und ihre Verträglichkeit für die Belegschaft untersucht werden. Hauptsächlich soll die Frage beantwortet werden, ob sich die europäische Automobilproduktion von der amerikanischen und japanischen Automobilproduktion unterscheidet?
Zu diesem Zweck wird zuerst eine Definition der Begriffe Produktionsmodell und Produktionssystem gegeben, danach folgt die Analyse der verschiedenen Produktionsmodelle in Europa, Amerika und Japan.
Nach der Analyse erfolgt ein Vergleich der Produktionsmodelle bzw. der Produktionssysteme, indem die Effektivität und die Verträglichkeit für die Belegschaft der Automobilindustrie den Schwerpunkt bilden soll. Es soll deutlich gemacht werden, wo die Unterschiede liegen und ob sich diese in Qualitätsunterschieden der Autos manifestieren?
Zum Schluss wird dann ein Fazit gezogen, welches die vorangenannten Punkt zusammenfasst.
2. Produktionsmodelle
2.1 Definition
Um bestimmte Unternehmenspolitiken umsetzten zu können, bedarf es eines bestimmten Produktionsmodells. Die Wahl der Mittel muss kohärent sein. Zum Beispiel die „Volumenstrategie“ erfordert die Standardisierung des Produktionsprozesses und den Einsatz von speziell auf die Anforderungen ihres Arbeitsplatzes angelernte Arbeiter. Bei der „differenzierten Großserienfertigung“ sind multifunktionale Maschinen erforderlich und polyvalente Arbeitnehmer.
Bei der Entwicklung des Produktionsmodells ist das Manifestieren einer für alle beteiligten Unternehmensakteure akzeptable Strategie von enormer Bedeutung.
Ein Produktionsmodell beinhaltet drei Komponenten:
1. Die Produktpolitik beinhaltet die Gestaltung des eigentlichen Unternehmensproduktes, d.h. dessen Zugang zu den Märkten und den Marktsegmenten. In diesen Bereich fallen Gestaltung, eventuelle Differenzierung von verschiedenen Modellen, falls vorhanden, und den Zyklus von Produkterneuerungen. Ferner wird hier auch entschieden über die Verkaufsziele und die Margen, die erzielt werden sollen.
2. Die Produktionsorganisation beinhaltet die Organisation des Produktionsprozesse. Entscheidungen über die Produktionsorganisation beziehen sich auf den Grad der Integration von Unternehmensaktivitäten und ihre geographische Verteilung; die Organisation der Produktentwicklung, der Zulieferung, der Fertigung und des Vertriebs sowie Produktionstechnik. Hier werden auch die Erfolgskriterien für das Managementhandeln festgelegt. [1]
3. Die Arbeitsbeziehungen beinhalten allgemein die „Behandlung und Partizipation“ des Personals. Das bedeutet, das System der Personalbeschaffung, der Arbeitsvertragsgestaltung, der Einstufung, der direkten und indirekten Entlohnung, der Aufstiegsmöglichkeiten, der Arbeitszeitordnungen und der Interessenvertretung, also die Partizipation.[2]
In einem Produktionsmodell werden Profitstrategie, Produktpolitik, Produktionsorganisation und Arbeitsbeziehung also aufeinander abgestimmt. Um eine erfolgreiche Abstimmung im Unternehmen zu erreichen, müssen zwei Vorraussetzungen gegeben sein:
1. Die Strategie muss dem Wachstumsmodus des politischen und wirtschaftlichen Umfeld angepasst sein.
2. Ein stabiler Governance-Kompromiss muss zwischen allen Unternehmensakteuren (Eigentümern, Management, Arbeitnehmer, Gewerkschaften und Zulieferer) gegeben sein, mit dem die Kohärenz der eingesetzten Mittel abgesichert wird.
Boyer und Freyssenet definieren den Begriff Produktionsmodell wie folgt:
Produktionsmodelle können als Governance-Kompromiss definiert werden. Ein Produktionsmodell ermöglicht die dauerhafte Umsetzung einer Profitstrategie, wenn diese dem Wachstum des Landes angepasst ist, in dem das Unternehmen aktiv wird. Die eingesetzten Mittel (Produktpolitik, Produktionsorganisation, Arbeitbeziehungen) müssen kohärent und für alle Beteiligten akzeptabel sein.[3]
Denn sobald die Inhalte des Governance-Kompromisses verändert werden, findet eine Transformation in ein neues Modell statt. Deshalb ist ein neues Produktionsmodell eine sozio-produktive Konfiguration, der aber noch der innere Zusammenhalt fehlt. Deshalb ist eine Verzahnung der einzelnen Maßnahmen für den Fortbestand des Unternehmens wichtig.
Am Beispiel der „Qualitätsstrategie“, die nach dem Zweiten Weltkrieg verfolgt wurde, lässt sich schlussfolgern, dass eine kontextadäquate Profitstrategie nicht immer die Etablierung eines Produktionsmodells zur Folge haben muss.
Die Vielfalt der Produktionsmodelle basiert in erster Linie auf der Ausdifferenzierung unterschiedlicher Wachstumsmodi. In zweiter Linie resultiert sie aus der Entscheidung für eine Profitstrategie und zu guter Letzt hängt sie von der Anwendung oder Entwicklung kohärenter, von den Unternehmensakteuren akzeptierter Instrumente der Strategieumsetzung ab. [4]
2.1.1 Das tayloristische Modell (Taylorismus)
Boyer und Freyssenet definieren sechs Produktionsmodelle. Das Erste ist der Taylorismus, mit dem die Strategie der Produktionsdifferenzierung und Flexibilität umgesetzt wird. Die Strategie basiert auf dem Umfeld eines heterogenen Marktes mit flexiblen Arbeitskräften. Kompetitive Einkommensverteilung und freier Wettbewerb und kompetitive Einkommensverteilung und Binnennachfrage sind die zwei Wachstumsmodi, die diese Rahmenbedingungen erfüllen.[5]
Der Taylorismus verfolgt die grundlegende Strategie einer Maximierung der Produktivität durch Massenprodukte, die einer Standardisierung unterliegen, und eine Verfahrensoptimierung. Arbeitsteilung, Spezialisierung und Einzelarbeit sind die Mittel die zur Realisierung der Ziele eingesetzt werden. Zentrale Spezialisten planen und dokumentieren weitgehend den „one best way“. Linienvorgesetzte sollen die im Plan enthaltenen Handlungs- und Verhaltensvorgaben durchsetzten. Die Motivierung ist die Aufgabe des Vorgesetzten, hierzu steht ihm ein fein abgestuftes Repertoire an Druckmitteln sowie ein mengenbezogenes Entgeltsystem (Stückzahlakkord) zur Verfügung.
Die Mittel zur Umsetzung der Strategie lassen sich folgendermaßen beschreiben:
Die Produktpolitik basiert auf der Fertigung spezifischer, variantenreicher Modelle, die in mittlerer Serie produziert werden. Die Produkte befriedigen eine ökonomische und sozial geschichtete Nachfrage.
Die Produktionsorganisation ist so organisiert, dass die Aufgaben jedes Mitarbeiters in präzisen Arbeitsanweisungen festgelegt werden. Dies gilt für alle Bereiche (Produktentwicklung, Fertigung und Verwaltung) und für alle Arbeitnehmer, sowohl qualifizierte als auch unqualifizierte. Verfahren, Arbeitsweise und Vorgabezeiten werden durch eine spezialisierte Abteilung (Arbeitsvorbereitung) zusammen mit den Betroffenen definiert.
Die Arbeitsbeziehungen sehen so aus, dass Arbeiter, die ihre vorgeschriebenen Verfahrensweisen und Vorgabezeiten einhalten, deutlich höhere Löhne erreichen können.
Der Governance-Kompromiss wird zwischen Unternehmensleitung, Ingenieuren der Arbeitsvorbereitung und Arbeitern ausgehandelt. Die Vorteile für die Unternehmensleiter liegen in der gesteigerten Produktivität. Die Ingenieure erhalten eine größere Machtfülle und die Arbeiter profitieren von höheren Löhnen.[6]
2.1.2 Das woodlardistische Modell (Woolardismus)
Diese Modell verfolgt die gleiche Strategie wie der Taylorismus. Sie orientiert sich an ein Umfeld das durch Balkanisierung des Marktes und eine flexible, berufsständisch organisierte Arbeit geprägt ist. Der Wachstumsmodus ist „kompetitive Einkommensverteilung und freier Wettbewerb“.
Die Produktpolitik ist die Produktion von spezifischen Modellen in kleinen und mittleren Serien. Das Produktspektrum entspricht der Nachfrage einer wirtschaftlich und sozial deutlich segmentierten Kundschaft.
Die Produktionsorganisation ist flexibel und beruht auf der Mechanisierung und Synchronisierung des auf Nachfrage bezogenen Materialflusses. Die Arbeiter, die in Arbeitsgruppen organisiert sind, behalten ihre Autonomie und die Qualifikation, die für die Produktion in den Seriengrößen erforderlich ist.
Die Arbeitsbeziehungen sehen so aus, dass das Lohnsystem auf individuellen und kollektiven Prämien beruht. Es gibt Anreize zur Selbstorganisation der Arbeit, um die geforderte Stückzahl zu erreichen.
Der Governance-Kompromiss wird zwischen den Kapitaleignern, Management und Arbeitnehmern ausgehandelt. Die Kapitaleigner erhalten die Gewähr für eine konstante Rendite, die Unternehmensleiter erzielen die erforderliche Flexibilität. Während die Arbeiter ihre berufliche Autonomie und Qualifikation behalten, was ihre Position bei der Aushandlung von Stücklohnsätzen verbessert.[7]
[...]
[1] Boyer, Robert; Freyssenet, Michel: Produktionsmodelle. Eine Typologie am Beispiel der Automobilindustrie; Berlin 2003; S. 40 f.
[2] Ebd.
[3] Boyer; Freyssenet, S. 42f.
[4] Ebd., S. 43f.
[5] Ebd., S. 65.
[6] Bullinger, Hans-Jörg; Korge, Axel; Lentes, Hans-Peter; in: Forum Automobilindustrie „Produktion und Arbeitspolitik-Herausforderungen und Perspektiven im Rahmen der Globalisierung“ (1999), S. 339-358; in: http: //www.produktion.iao.fhg.de/KUR/06_veröffentlichungen/impulsref_hab.htm, vom 27.2.2008; S. 340.
[7] Ebd., S. 68.