Einleitung
Jemand, der sich die Ideale der Political Correctness auf die Fahne schreibt, ist ein unerträglicher Gutmensch. Er (bzw. Sie) hat einen peinlich sensiblen Sprachgebrauch und leidet persönlich und stellvertretend, sollte sich ein intoleranter Flegel erdreisten, das Wort Negerkuss in den Mund zu nehmen. Dass diese Süßigkeit als Schoko-, oder Schaumkuss zu deklarieren ist, erscheint ihm ebenso selbstverständlich, wie die Einsicht, dass ein Behinderter anders begabt, und ein dicker Mensch nicht dick, sondern horizontal herausgefordert ist.
So viel zum gängigen Klischee. Wie kommt es, dass fast jeder eine negative Meinung zum Thema Political Correctness, oder kurz PC, hat, mit der er nicht hinterm Berg halten will? Inwiefern ist diese Kritik berechtigt, inwiefern polemisch?
Die vorliegende Hausarbeit unternimmt nicht den Versuch, eine möglichst umfassende Darstellung von negativ besetzten Ausdrücken und deren Substituierungen – also Sinti und Roma statt Zigeuner – zu erbringen. Vielmehr geht es darum, aufzuzeigen, wie weit entfernt das Denotat von PC und deren aktueller Sprachgebrauchswert mittlerweile sind, oder vielleicht schon immer waren. Daher wird zunächst auf die terminologische Entstehung in den USA und ihre deutsche Begriffsadaption eingegangen. Ferner wird beleuchtet, welches die übergeordneten sprachkritischen Ziele der PC-Anhänger sind. Wie und warum werden die mit PC assoziierten Ideale von (politischen) Gegnern diffamiert und welche Angriffsfläche bietet dabei der Terminus Political Correctness?
Einen ähnlichen sprachkritischen Ansatz wie PC verfolgt die Aktion Unwort des Jahres, deren Programmatik kurz angeschnitten wird.
Die Arbeitsgrundlage lieferte hauptsächlich Sabine Wierlemanns „Political Correctness in den USA und Deutschland“. Interessant vor allem für grundsätzliche Gedanken zur Wirkungsmacht von Sprache war Caroline Mayers „Öffentlicher Sprachgebrauch und Political Correctness. Eine Analyse sprachreflexiver Argumente im politischen Wortstreit.“
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Political Correctness
- 2.1 Begrifflicher Ursprung
- 2.2 Deutsche Begriffsadaption
- 3. Denotat und Sprachgebrauchswert
- 3.1 Denotat
- 3.2 Unglückliche Terminologie vs. Ziele der politisch korrekten Sprachkritik
- 3.3 Diffamierungsstrategien
- 3.4 Wirkungsmacht von Sprache
- 3.5 Ein Recht auf Beleidigungen?
- 3.6 Lösungsvorschlag für die Namenswahl
- 3.7 Konkrete Umsetzungen der politisch korrekten Sprachkritik und deren Eigendynamik
- 4. Unwort des Jahres
- 5. Fazit
- 6. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Entwicklung des Begriffs Political Correctness, seine Bedeutung und seine Rezeption in der deutschen Sprache. Sie untersucht die Diskrepanz zwischen dem ursprünglichen Denotat von PC und dem aktuellen Sprachgebrauchswert. Darüber hinaus werden die Ziele der politisch korrekten Sprachkritik beleuchtet und die Debatte um die Wirkungsmacht von Sprache im Kontext von PC diskutiert.
- Der Ursprung und die Entwicklung des Begriffs Political Correctness
- Die deutsche Rezeption und Adaption des Begriffs
- Die Ziele und Kritikpunkte der politisch korrekten Sprachkritik
- Die Wirkungsmacht von Sprache und die Rolle von PC in der öffentlichen Debatte
- Die Debatte um die „Unwörter des Jahres“ im Kontext von PC
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik von Political Correctness im Spannungsfeld zwischen begrifflichem Denotat und Sprachgebrauchswert dar. Kapitel 2 beleuchtet den Ursprung des Begriffs in den USA und dessen deutsche Begriffsadaption. Kapitel 3 untersucht den Denotat und die Ziele der politisch korrekten Sprachkritik, sowie die Kritik an PC und die Debatte um die Wirkungsmacht von Sprache. Kapitel 4 widmet sich der Aktion „Unwort des Jahres“ als einem ähnlichen sprachkritischen Ansatz. Das Fazit fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Political Correctness, Sprachkritik, Denotat, Sprachgebrauchswert, Diffamierung, Wirkungsmacht von Sprache, Unwort des Jahres, sprachliche Diskriminierung, Ideologie, Sprache als Werkzeug der Macht, Emanzipation, Gender Studies, Minderheitenrechte.
- Arbeit zitieren
- Philipp Aissen (Autor:in), 2010, Political Correctness - Ein Ideal im Spannungsfeld von begrifflichem Denotat und Sprachgebrauchswert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170622