Einleitung
Binnenerzählungen schildern Hintergründe, schließen inhaltliche Lücken und sorgen durch den Wechsel der Erzählinstanz für Lebendigkeit. Diese Form der Darstellung geht auf eine antike Tradition zurück. Bereits in den Epen Homers finden sich intradiegetische Erzählungen. Die Literatur des Mittelalters greift dieses Prinzip auf. Binnenerzählungen kommen in den verschiedensten Variationen in Romanen der höfischen Klassik vor. So auch im Iwein Hartmanns von Aue, der Chrétiens de Troyes französische Vorlage aufnimmt und seinem deutschsprachigen Publikum interpretierend vermittelt. Vorliegende Hausarbeit geht zunächst auf Tradition und Notwendigkeit intradiegetischer Einschübe ein, um sich dann dem eigentlichen Untersuchungsgegenstand zu nähern, der Kalogrenant-Erzählung.
Kalogrenants Geschichte seiner unrühmlichen aventiure stellt das handlungsauslösende Schlüsselmoment in Hartmanns Löwenritterroman dar, fühlt sich Iwein doch berufen, die Schmach seines Vetters zu rächen. Untersucht wird im Folgenden Iweins Motivation für seinen heimlichen Aufbruch, der maßgeblich von Keies Spottrede beeinflusst ist. Handelt Iwein allein aus ritterlichem Idealismus?
Das Zusammenspiel der Erzählinstanzen und die Funktion von Figurenrede und Erzählerbericht im Roman lassen Rückschlüsse über die Bedeutung der Kalogrenant-Erzählung zu. Ist deren Ziel eine lebendige Darstellung und die Charakterisierung der Figur Kalogrenants, oder kommt ihr lediglich eine narrative, auf Iwein bezogene unsouveräne Stellung zu?
Als Arbeitsgrundlage diente hauptsächlich Johannes Freys „Spielräume des Erzählens", das sich mit der Rolle der Figuren in Chrétiens Iyain und deren Wiedererzählern wie Hartmann beschäftigt. Aufschlussreich bei der Beurteilung perspektivischen Erzählens im Mittelalter und der damit zusammenhängenden Notwendigkeit der Binnenerzählung war vor allem Gert Hübner, auf den auch Frey häufig verweist. Will Hasty macht die Motivation für Iweins aventiure innerhalb der Wertegemeinschaft des Artushofs begreifbar. Der eher limitierten mittelhochdeutschen Übersetzungskunst des Autors dieser Hausarbeit ist die Verwendung des Urtextes „Iwein“ mit Übersetzung geschuldet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Tradition der Binnenerzählung
- Notwendigkeit der Binnenerzählung
- Die Kalogrenant-Episode in Hartmanns Iwein - Zur Bedeutung einer Binnenerzählung
- Kurze Inhaltsangabe
- Begriffsklärung auktorial
- Die Rolle der Erzählinstanzen
- Funktion Keies Spottrede
- Iweins Motivation
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Bedeutung der Kalogrenant-Episode in Hartmanns Iwein. Sie setzt sich zum Ziel, die Funktion dieser Binnenerzählung im Kontext des gesamten Romans zu analysieren und die Rolle der Erzählinstanzen sowie die Motivation des Protagonisten Iwein zu beleuchten.
- Tradition und Notwendigkeit von Binnenerzählungen in der Literatur
- Die Kalogrenant-Episode als Handlungsauslöser für Iweins Abenteuer
- Die Rolle der Erzählinstanzen und die Funktion von Figurenrede im Roman
- Iweins Motivation für seinen heimlichen Aufbruch und der Einfluss von Keies Spottrede
- Die narrative Funktion der Kalogrenant-Erzählung und ihre Bedeutung für die Charakterisierung des Protagonisten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die Bedeutung von Binnenerzählungen in der Literatur und die Notwendigkeit dieser Form der Darstellung. Sie führt den Leser in die Thematik der Hausarbeit ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Bedeutung der Kalogrenant-Episode in Hartmanns Iwein.
Das Kapitel "Tradition der Binnenerzählung" beleuchtet die historische Entwicklung der Binnenerzählung und ihre Verwendung in der Antike sowie im Mittelalter. Es zeigt auf, wie Binnenerzählungen verschiedene narrative Aufgaben erfüllen und wie sie in der höfischen Literatur des Mittelalters eingesetzt werden.
Das Kapitel "Notwendigkeit der Binnenerzählung" untersucht die Gründe, warum Binnenerzählungen in der Literatur des Mittelalters eine wichtige Rolle spielen. Es analysiert die Funktion der Binnenerzählung im Kontext des fokalisierten Erzählens und zeigt, wie die Binnenerzählung Informationen über Vorgeschichte und Vorgriffe vermitteln kann.
Das Kapitel "Die Kalogrenant-Episode in Hartmanns Iwein - Zur Bedeutung einer Binnenerzählung" analysiert die Kalogrenant-Episode im Detail. Es behandelt die kurze Inhaltsangabe der Episode, die Begriffsklärung des auktorialen Erzählens und die Rolle der Erzählinstanzen im Roman. Außerdem werden die Funktion von Keies Spottrede und Iweins Motivation für seinen heimlichen Aufbruch untersucht.
Schlüsselwörter
Binnenerzählung, Kalogrenant-Episode, Iwein, Hartmann von Aue, höfische Literatur, Figurenrede, Erzählinstanzen, Motivation, Handlungsauslöser, fokalisiertes Erzählen, Tradition, Notwendigkeit.
- Arbeit zitieren
- Philipp Aissen (Autor:in), 2009, Die Kalogrenant-Episode in Hartmanns Iwein , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170632