In ihrer Arbeit „Deutsche Wortprosodie: Abschwächungs- und Tilgungsvorgänge“ von 1997 stellt Sylvia C. Löhken ein umfassendes Modell vor, welches anhand einer eigenen Weiterentwicklung der Optimalitätstheorie versucht, Lautwandelphänomene in den Sprachstufen des Deutschen zu erfassen. Neben der Akzentverschiebung im Althochdeutschen und Vokalabschwächungen in den Stufen des Althochdeutschen und Mittelhochdeutschen behandelt die Autorin Phänomene der Vokaltilgung im Übergang vom Mittelhochdeutschen zum Neuhochdeutschen.
Diese Arbeit greift die Ergebnisse ihres constraintbasierten Ansatzes auf, um sich dem Phänomen der Varianz auf der Sprachstufe des aktuellen Umgangsdeutsches bzw. seiner „regionalen“ Sonderformen innerhalb der Neuen Medien – insbesondere innerhalb des Internets und vergleichbarer digitaler Dienste (Email, SMS, LARP) – zu beschäftigen, insoweit sie Tilgungen des Schwa-Lautes betreffen. Es stehen diejenigen „optionalen“ Schwa-Tilgungen im Zentrum des Interesses, welche eine Verkürzung des Stammorphems mit sich bringen; außerdem auch diejenigen innerhalb der ersten Person Indikativ von Verben. Gerade das zuletzt angesprochene Phänomen spielt auch eine entscheidende Rolle in den üblich gewordenen „Comicwörtern wie *freu*, *grins*, *schmoll*“, welche im Deutschen auf den Gebrauch durch Erika Fuchs in den Mickey-Mouse-Heften zurückgeführt werden
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Schwa-Tilgungen im (Umgangs-) Deutschen der Gegenwart
- 2. Schwa-Tilgungen in den Neuen Medien
- 2.1 Die Situation der Neuen Medien am Beispiel des Chats
- 2.2 Empirisches Material
- 3. Grundlagen der Optimalitätstheorie
- 4. Varianz und Sprachwandel im constraintbasierten Ansatz nach Sylvia Löhken
- 5. Varianz durch fakultative Schwa-Tilgungen in realer und virtueller Gegenwart
- 5.1 Problematik der Constraints *SCHWA und LEVEL bei Raffelsiefen
- 5.2 Modifikation des Modells
- 5.3 Übertragung auf Neue Medien
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Schwa-Tilgung im aktuellen Umgangsdeutsch und seinen "regionalen" Sonderformen in den Neuen Medien. Sie untersucht die Varianz, die durch die fakultative Tilgung des Schwa-Lautes entsteht, und analysiert die Auswirkungen dieser Tilgungen auf die Stammmorpheme und die erste Person Indikativ von Verben. Dabei werden insbesondere "Comicwörter" wie *freu*, *grins*, *schmoll* untersucht, die im Zusammenhang mit der Tilgung des Schwa-Lautes stehen.
- Schwa-Tilgung im aktuellen Umgangsdeutsch
- Schwa-Tilgung in den Neuen Medien (Chat, Email, SMS)
- Constraintbasierter Ansatz der Optimalitätstheorie
- Varianz durch fakultative Schwa-Tilgung
- "Comicwörter" und ihre sprachliche Entstehung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt das Thema der Schwa-Tilgung im Umgangsdeutsch und in den Neuen Medien vor und bezieht sich auf die Ergebnisse von Sylvia C. Löhken, die in ihrer Arbeit "Deutsche Wortprosodie" ein constraintbasiertes Modell zur Erfassung von Lautwandelphänomenen im Deutschen entwickelt hat.
- 1. Schwa-Tilgungen im (Umgangs-) Deutschen der Gegenwart: Dieses Kapitel analysiert die Schwa-Tilgung im Standarddeutsch, insbesondere die Fakultativität bei der Tilgung auf der zweiten Stammsilbe und die umstrittene Tilgung in der ersten Person Indikativ Singular. Es werden verschiedene grammatische Ansätze und Theorien zur Erklärung der Schwa-Tilgung diskutiert.
- 2. Schwa-Tilgungen in den Neuen Medien: Dieses Kapitel untersucht die Situation der Schwa-Tilgung in den Neuen Medien, wobei der Chat als Beispiel verwendet wird. Es werden die Merkmale der digitalen Welt und die Auswirkungen auf die Sprache beleuchtet.
- 3. Grundlagen der Optimalitätstheorie: Dieses Kapitel stellt die wichtigsten Grundlagen der Optimalitätstheorie nach John J. McCarthy vor.
- 4. Varianz und Sprachwandel im constraintbasierten Ansatz nach Sylvia Löhken: Dieses Kapitel behandelt die Varianz und den Sprachwandel im constraintbasierten Ansatz der Optimalitätstheorie, wie er von Sylvia Löhken entwickelt wurde.
- 5. Varianz durch fakultative Schwa-Tilgungen in realer und virtueller Gegenwart: Dieses Kapitel analysiert die Varianz durch fakultative Schwa-Tilgungen im Umgangsdeutsch und in den Neuen Medien. Es wird die Problematik der Constraints *SCHWA und LEVEL im Modell von Raffelsiefen behandelt und eine Modifikation des Modells vorgeschlagen.
Schlüsselwörter
Schwa-Tilgung, Umgangsdeutsch, Neue Medien, Chat, Optimalitätstheorie, Constraintbasierter Ansatz, Varianz, Sprachwandel, "Comicwörter", Stammmorphem, erste Person Indikativ, digitale Medien, Virtualität, Polykontextualität.
- Quote paper
- Christoph Wagenseil (Author), 2004, Schwa-Tilgungen, Comicwörter und die Sonorität Neuer Medien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170635