Die Leitfrage der Magisterarbeit orientiert sich am verstärkt praktizierten Unilateralismus unter Präsident George W. Bush während dessen erster Amtszeit ab 2001. Gibt es zu identifizierende Handlungsanleitungen und folglich Entscheidungen der US-Administration, die amerikanischen Unilateralismus in einer noch nicht vorher dagewesenen Ausformung kennzeichnen können? Wie zeichnete sich dieses Verhalten gegenüber anderen Nationen und internationalen Organisationen sowie Regimen aus?
Die Außenpolitik Bill Clintons erhält für das Erkenntnisinteresse dieser Ausführungen eine bedeutende Gewichtung, da er als Vorgänger George W. Bushs acht Jahre lang Standards für außenpolitische Grundsatzfragen suchte. Seine beiden Amtszeiten bestimmen den Inhalt des dritten Teils dieser Arbeit. Clinton versuchte, durch einen zupackenden Multilateralismus und american leadership nachhaltige Politikprozesse zu gewährleisten. Die Gründe für sein zumindest partielles Scheitern werden ebenso aufgeführt, wie die grundsätzliche Einstellung zu multinationaler Lastenteilung und den daraus resultierenden Schwierigkeiten.
Der Schwerpunkt der Arbeit liegt im vierten Teil und beginnt mit einem Überblick über die außenpolitisch relevanten Entscheidungsträger unter Präsident George W. Bush nach seinem Amtsantritt 2001. Während die ersten sechs Monate von einem realistisch geprägten unverhüllten Unilateralismus gekennzeichnet waren, durchlebte die amerikanische Außenpolitikausrichtung nach den Anschlägen vom 11.09.2001 eine Transformation, wie sie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr stattgefunden hatte. Die zuvor im amerikanischen Politikbetrieb und in der Öffentlichkeit als Randthema wahrgenommene Außen- und vor allem Sicherheitspolitik entwickelte sich zur höchsten Priorität der zwei Amtsperioden unter Bush. Die Administration antwortete mit massiven außenpolitischen Maßnahmen, die sich auf Operationen im Nahen und Mittleren Osten konzentrierten. In der Praxis fanden diese ihre Höhepunkte mit den Kriegen in Afghanistan und im Irak. Parallel entwickelte sich die „lang ersehnte“ neue Grand Strategy in Form der Nationalen Sicherheitsstrategie 2002, aus der sich sukzessive die Bush-Doktrin speiste. Der Einfluss neokonservativer Strömungen, vermengt mit machtbasierter realistischer Politik der militärischen Stärke und der Verbrämung internationaler Organisationen mündete in einer imperialen Kriegspräsidentschaft bis Mitte 2003.
Inhaltsverzeichnis
- I. Rahmenbedingungen
- 1. Einleitung
- 2. Grundlagen der amerikanischen Außenpolitikgenese: Exzeptionalismus
- 2.1 Thomas Jefferson und der idealistische Isolationismus
- 2.2 Alexander Hamilton und der realistische Internationalismus
- 2.3 Zusammenfassung
- 3. Unilateralismus - Eine kurze Einordnung
- 3.1 Zur Begriffsbestimmung unilateralen Handelns und multilateraler Einbindung
- 3.2 Die amerikanische Sonderrolle im Bezug auf den Unilateralismus
- II. Neuordnung der Welt im realpolitischen und akademischen Kontext nach 1990
- 1. Die Systemperzeption als Strategiegrundlage
- 1.1 Grundlage: Die Frage der Systemtransformation
- 1.2 Optionen: Kompromisslose Realpolitik versus liberaler Pragmatismus
- 1.3 Zusammenfassung: Unterschiedliche Handlungsanleitungen
- 1.4 Aufruf zum Multilateralismus im „uni-multipolaren“ Zeitalter
- 1.5 „Uni-(Multi)polarität“ = Unilateralismus?
- 2. Realistische und neokonservative außenpolitische Ansichten unter dem 43. US-Präsidenten
- 2.1 Realistische Rhetorik im Wahlkampf 2000: Condoleezza Rice
- 2.2 Neokonservativer Ansatz der Benevolent Global Hegemony: Robert Kagan und William Kristol
- 2.3 Zusammenfassung
- III. William J. Clinton: Vom „zupackenden Multilateralismus“ zum „Multilateralismus à la carte“
- 1. Jahre des Umbruchs: Von George H. W. Bush zu William J. Clinton
- 1.1 Der erste Kampfeinsatz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs: Antwort auf die Aggression des Irak gegenüber Kuwait
- 1.2 Machtwechsel 1992/1993: William Clinton wird 42. Präsident
- 2. Clintons außenpolitisches Konzept
- 2.1 Engagement und Erweiterung
- 2.2 Proaktive UN-Politik und dessen Umkehr
- 2.2.1 Das Desaster von Mogadischu
- 2.2.2 Abkehr vom Peacekeeping, „Bottom-up“ und die PDD 25
- 2.3 Die Kongresswahlen 1994 und deren Folgen
- 3. Jugoslawien I (Bosnien)
- 3.1 Schwelender Konflikt seit Beginn der neunziger Jahre
- 3.2 NATO-Einsatz und der Frieden von Dayton
- 3.3 IFOR-SFOR - EUFOR
- 3.4 Zusammenfassung: Amerikanischer Erfolg und „Vorbote“
- 4. Jugoslawien II (Kosovo)
- 4.1 Kriegsvorbereitung und amerikanische Führung
- 4.2 NATO-Kampfeinsatz 1999
- 4.3 Zusammenfassung: Case-by-case - Entscheidungen im Spannungsverhältnis von Rhetorik und Realpolitik
- IV. George W. Bush: Vom Isolationisten zur imperialen Idee
- 1. Die Wahl des neuen Präsidenten George W. Bush
- 2. Neokonservatismus, Realismus und das Kriegskabinett
- 2.1 Kompensation außenpolitischer Unerfahrenheit durch ein erfahrenes außenpolitisches Team: The Vulcans
- 2.1.1 Zusammensetzung
- 2.1.2 Ideologischer Rechtsruck
- 2.2 Abgrenzung und Gemeinsamkeit: Jacksonians und Neocons
- 3. „Unverhüllter Unilateralismus“ in den ersten sechs Monaten
- 3.1 Internationales Recht: Ablehnung des Internationalen Strafgerichtshofes
- 3.2 Rüstungskontrolle: ABM-Vertrag und Raketenabwehr
- 3.3 Umweltaußenpolitik: Zurückweisung des Kyoto-Protokolls
- 3.4 Zusammenfassung: Interessenpolitik und Isolation
- 4. Die Zäsur: 11.09.2001 - Anschlag auf amerikanisches Territorium
- 4.1 Zur Terrorismusdebatte und Al Kaida vor 9/11
- 4.2 Vorbereitung und Angriff auf Afghanistan
- 4.2.1 Bündnisfall nach Art. 5 NATO und die Resolutionen 1368 und 1373
- 4.2.2 Innenpolitischer „Freifahrtsschein“ - Authorization to Use Military Force
- 4.2.3 „Operation Enduring Freedom“
- 4.2.4 International Security Assistance Force
- 4.2.5 Zusammenfassung
- 4.3 Gefangenenlager Camp X-Ray und Camp Delta
- 4.4 Der Patriot Act
- 4.5 Zwischenbilanz: Wider dem erhofften Multilateralismus
- 5. Neuausrichtung amerikanischer Außenpolitik: Von der Suche eines New Internationalism zur Mission - Krieg gegen den Terrorismus
- 5.1 Rede zur Lage der Nation am 29.01.2002
- 5.2 Rede vor der Abschlussklasse in West Point am 01.06.2002
- 5.3 Nationale Sicherheitsstrategie vom 17.09.2002
- 5.4 Die Bush-Doktrin
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Verschärfung des US-amerikanischen Unilateralismus während der Präsidentschaft George W. Bushs. Ziel ist es, die außenpolitischen Entscheidungen der Bush-Administration im Kontext der internationalen Beziehungen nach dem Ende des Kalten Krieges zu analysieren und die Faktoren zu identifizieren, die zu einer zunehmenden unilateralen Handlungsweise führten.
- Entwicklung des US-amerikanischen Exzeptionalismus
- Der Wandel vom Multilateralismus zum Unilateralismus in der US-Außenpolitik
- Einfluss neokonservativer Ideologien auf die Außenpolitik der Bush-Administration
- Die Rolle des 11. Septembers 2001 als Wendepunkt
- Analyse der „Bush-Doktrin“ und ihrer Auswirkungen
Zusammenfassung der Kapitel
I. Rahmenbedingungen: Dieses einführende Kapitel legt den Grundstein für die Analyse, indem es die historische Entwicklung des amerikanischen Exzeptionalismus beleuchtet und verschiedene Ansätze in der amerikanischen Außenpolitik, wie idealistischen Isolationismus und realistischen Internationalismus, gegenüberstellt. Es wird die Bedeutung der amerikanischen Sonderrolle im Kontext des Unilateralismus herausgearbeitet und der Begriff des Unilateralismus selbst präzisiert.
II. Neuordnung der Welt im realpolitischen und akademischen Kontext nach 1990: Dieses Kapitel untersucht die Wahrnehmung des internationalen Systems nach dem Ende des Kalten Krieges und die daraus resultierenden außenpolitischen Optionen für die USA. Es werden unterschiedliche strategische Ansätze, von kompromissloser Realpolitik bis hin zu liberaler Pragmatik, analysiert und deren Einfluss auf die außenpolitische Entscheidungsfindung diskutiert. Der Fokus liegt auf der Debatte um Uni- und Multipolarität und deren Zusammenhang mit Unilateralismus.
III. William J. Clinton: Vom „zupackenden Multilateralismus“ zum „Multilateralismus à la carte“: Das Kapitel analysiert die Außenpolitik der Clinton-Administration. Es untersucht die anfängliche Betonung des multilateralen Engagements und die späteren Einschränkungen dieser Politik, insbesondere im Kontext des Bosnien- und Kosovo-Konflikts. Die Entwicklung von einer proaktiven UN-Politik hin zu einer selektiveren Einbindung in internationale Organisationen wird detailliert dargestellt und die jeweiligen Einflussfaktoren diskutiert.
IV. George W. Bush: Vom Isolationisten zur imperialen Idee: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Außenpolitik der Bush-Administration. Es analysiert die Zusammensetzung des „Kriegskabinetts“, die Rolle neokonservativer Ideologien, und die Umsetzung einer zunehmend unilateralen Außenpolitik vor und nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Der Fokus liegt auf der Entwicklung und Umsetzung der „Bush-Doktrin“ und den damit verbundenen Konsequenzen für die internationalen Beziehungen.
Schlüsselwörter
Unilateralismus, Multilateralismus, US-Außenpolitik, George W. Bush, Neokonservatismus, Realismus, Exzeptionalismus, 11. September, „Bush-Doktrin“, Irak-Krieg, Afghanistan-Krieg, Internationale Beziehungen, Systemtransformation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse des US-amerikanischen Unilateralismus unter George W. Bush
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die zunehmende unilaterale Handlungsweise der US-amerikanischen Außenpolitik während der Präsidentschaft George W. Bushs im Kontext der internationalen Beziehungen nach dem Kalten Krieg. Sie untersucht die Faktoren, die zu dieser Entwicklung führten.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung des US-amerikanischen Exzeptionalismus, den Wandel vom Multilateralismus zum Unilateralismus in der US-Außenpolitik, den Einfluss neokonservativer Ideologien auf die Außenpolitik der Bush-Administration, die Rolle des 11. Septembers 2001 als Wendepunkt und eine detaillierte Analyse der „Bush-Doktrin“ und ihrer Auswirkungen.
Welche Präsidenten werden untersucht?
Die Arbeit untersucht die Außenpolitik von Präsident William J. Clinton und Präsident George W. Bush. Clinton wird als Beispiel für einen Wandel vom „zupackenden Multilateralismus“ zu einem selektiveren „Multilateralismus à la carte“ betrachtet. Bushs Präsidentschaft steht im Mittelpunkt der Analyse des Unilateralismus.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in vier Kapitel gegliedert: Kapitel I legt die Rahmenbedingungen dar (Exzeptionalismus, Unilateralismusbegriff). Kapitel II behandelt die Neuordnung der Welt nach 1990 und die unterschiedlichen strategischen Ansätze. Kapitel III analysiert Clintons Außenpolitik, während Kapitel IV sich auf die Außenpolitik der Bush-Administration, die Rolle des 9/11 und die „Bush-Doktrin“ konzentriert.
Welche Schlüsselkonzepte werden erläutert?
Wichtige Konzepte umfassen Unilateralismus, Multilateralismus, US-Exzeptionalismus, Neokonservatismus, Realismus, die „Bush-Doktrin“ und die Rolle von Ereignissen wie dem 11. September 2001 im Kontext der US-Außenpolitik.
Welche historischen Ereignisse werden analysiert?
Die Arbeit analysiert verschiedene historische Ereignisse, darunter die Konflikte in Bosnien und Kosovo während der Clinton-Ära, die Anschläge vom 11. September 2001 und die darauffolgenden Kriege in Afghanistan und Irak unter Präsident Bush.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit verwendet sowohl realistische als auch neokonservative außenpolitische Ansätze, um die Entscheidungen der untersuchten Administrationen zu erklären. Der Exzeptionalismus wird als ein historischer Hintergrundfaktor betrachtet.
Was sind die Schlussfolgerungen der Arbeit?
(Die konkreten Schlussfolgerungen sind nicht direkt in der gegebenen HTML-Struktur enthalten. Die Arbeit zielt darauf ab, die Faktoren zu identifizieren, die zur Verschärfung des US-amerikanischen Unilateralismus unter George W. Bush führten.)
Welche weiteren Informationen enthält die HTML-Datei?
Die HTML-Datei enthält neben den FAQs ein detailliertes Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel und eine Liste der Schlüsselwörter.
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- Michael Melcher (Author), 2010, Die Verschärfung des US-amerikanischen Unilateralismus: Die Außenpolitik der Bush-Administration, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170789