Im 20. Jahrhunderts fand auf Grund des Bedeutungszuwachses massenmedialer Kommunikationsformen ein Wandlungsprozess der politischen Kommunikation statt. Bedingt durch die Großräumigkeit und Bevölkerungsdichte moderner Gesellschaften, ist die persönliche Kommunikation zwischen Bürgern und Politikern nicht mehr ausreichend gewährleistet. Mit Hilfe der Massenmedien wird ein stetiger Informationsfluss aufrechterhalten [...]. „Was die meisten Menschen über ihre Gesellschaft, ja über die Welt, in der sie leben, wissen, wissen sie durch das Fernsehen“. Eine Politikvermittlung ohne Presse, Rundfunk oder Internet ist in modernen Gesellschaften undenkbar geworden. „Fokussiert man die Rolle der Medien im demokratischen Prozess, so spielt vor allem die Funktion der Informationsvermittlung eine zentrale Rolle für unsere Gesellschaft, da die Bürger zur politischen Teilnahme auf diese Vermittlungsleistung angewiesen sind“.
Trotz des Siegeszuges neuer Medien wie dem Internet, wird das Fernsehen im Vergleich durchschnittlich am häufigsten und am längsten genutzt. Auf Grund seiner audiovisuellen Übertragung, seiner Aktualität und „besonderen Glaubwürdigkeit“ kommen auch diejenigen Bürger mit Politik in Kontakt, die sich wenig bis gar nicht für dieses Thema interessieren. Anstatt langwierige Parlamentsdebatten zu verfolgen, bekommt der Fernsehzuschauer mit Hilfe von Polit-Talkshows „lebendige“ Politik in praktischer komprimierter Form serviert. Dass es sich bei politischen Talkshows aber um keinen Gesprächsrahmen im herkömmlichen Sinne handelt, ist leicht erkennbar: Gespräche im Fernsehen sind schon allein durch einen begrenzten Zeitrahmen vorstrukturiert, Themen werden geplant, Gäste nach bestimmten Kriterien in ein Studio eingeladen und das Geschehen durch ein halbes Dutzend Kameras eingefangen. Es stellt sich die Frage, inwieweit eine politische Talkshow politische Inhalte vermittelt, ob sie der Diskussion lediglich folgt oder ob Fernsehdiskussionen, auf Grund ihrer medialen Rahmenbedingungen, reine Inszenierungen von Diskussionen sind. Welche Merkmale tragen zum Inszenierungscharakter politischer Fernsehdiskussionen bei? Inwieweit nutzen Politiker diese besondere Gesprächssituation als Darstellungsplattform, um potentielle Wähler zu werben?
Nach einem Abriss der institutionellen und medialen Bedingungen moderner Politikvermittlung (2.1-2)...Inszenierungscharakters politischer Talkshows (4)...Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf den Kameraeinstellungen (5-5.2.1)...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Politikvermittlung in Polittalkshows
- Institutionelle Bedingungen
- Mediale Bedingungen
- Chancen und Risiken für politische Akteure
- Die zentralen Elemente politischer Talkshows
- Der Moderator
- Die Gäste
- Das Studiopublikum
- Der Inszenierungscharakter politischer Talkshows
- Visuelle Elemente der Inszenierung politischer Talkshows
- Räumliches Arrangement
- Bildgestaltung durch Kamera und Regie
- Kameraeinstellungen und ihre Funktionen
- Gegenstand und Methode
- Profilierung von Beteiligungsrollen durch Kameraeinstellungen
- Fallbeispiel Anne Will
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht, wie durch Kameraeinstellungen in einer politischen Talkshow die Profilierung von Beteiligungsrollen stattfindet. Das Ziel ist es, die medienspezifischen Visualisierungsmöglichkeiten in politischen Fernsehdiskussionen zu analysieren und deren Einfluss auf die Wahrnehmung der Gesprächsteilnehmer durch den Zuschauer zu beleuchten.
- Die Bedeutung von Politikvermittlung in modernen Gesellschaften und die Rolle der Medien.
- Der Inszenierungscharakter von politischen Talkshows und ihre Auswirkungen auf die politische Kommunikation.
- Die Rolle der Kameraeinstellungen als Mittel der Inszenierung und Profilierung von Beteiligungsrollen in politischen Talkshows.
- Die Analyse eines konkreten Fallbeispiels, der Talkshow "Anne Will", um die theoretischen Erkenntnisse zu veranschaulichen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz von Politikvermittlung in modernen Gesellschaften und die Wandlungsprozesse der politischen Kommunikation im 20. Jahrhundert beleuchtet. Im zweiten Kapitel werden die institutionellen und medialen Bedingungen moderner Politikvermittlung sowie die daraus resultierenden Chancen und Risiken für politische Akteure dargestellt. Das dritte Kapitel befasst sich mit den zentralen Elementen politischer Talkshows wie Moderator, Gästen und Studiopublikum. Im vierten Kapitel wird der Inszenierungscharakter politischer Talkshows analysiert, während das fünfte Kapitel die visuellen Elemente der Inszenierung, insbesondere die Kameraeinstellungen, untersucht. Die Arbeit gipfelt in einem Kapitel, welches die Profilierung von Beteiligungsrollen durch Kameraeinstellungen mithilfe eines konkreten Fallbeispiels der Talkshow "Anne Will" beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Politikvermittlung, politische Talkshows, mediale Inszenierung, Kameraeinstellungen, Profilierung von Beteiligungsrollen, Anne Will, politische Kommunikation, Medien und Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Alexander Uhlig (Autor:in), 2010, Polit-Talkshows, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171036