[...] In dieser Ausarbeitung soll die Begrifflichkeit der Floskel enger definiert sein. Von
Interesse sind hierbei jene sprachlichen Ausdrücke, in denen der Sprecher Bezug nimmt
auf das von ihm selbst Gesagte und damit das Gesagte explizit kennzeichnet. Dies ist bei
weitem nicht im Gebrauch jeder beliebigen landläufigen Floskel der Fall4, demnach besitzt
nur ein ganz bestimmter Teil floskelhafter Äußerungen auch metakommunikativen
Charakter.
Jörg Hagemann versucht in seiner Arbeit5 das sprachliche Phänomen der Floskeln einer
wissenschaftlichen Untersuchung zugänglich zu machen. Im Zuge seiner begrifflichen
Eingrenzung prägt er für in metasprachlicher Hinsicht relevante Floskeln den Ausdruck
Diktumscharakterisierung.
Hagemann systematisiert verschiedene diktumscharakterisierende Ausdrücke und verortet
sie je nach ihrer Realisierung entsprechend der Griceschen Konversationsmaximen. Die
Tatsache, dass diktumscharakterisierende Ausdrücke oder Floskeln, obwohl schrift- und
umgangssprachlich stark verbreitet, bisher einen eher randständigen Teilbereich in der
metakommunikativen Forschung darstellen, führt zu der Frage, inwieweit die
Schlussfolgerungen Hagemanns über die engen Grenzen seiner Untersuchung hinaus
Geltung haben.
Der erste Teil dieser Ausarbeitung, welche sich in den Grundzügen an der Hagemannschen
Darstellung orientiert, illustriert zunächst grundsätzliche Fragestellungen zum
Problembereich der Metakommunikation, ihren Strukturen und Funktionen sowie ihrer
Ausbildung und Entwicklung vom Kleinkindalter an. Im zweiten Teil des Aufsatzes
werden exemplarisch konkrete Situationen betrachtet, in denen diktumscharakterisierende
Ausdrücke zum Einsatz gelangen. Entsprechend den Untersuchungen Hagemanns erfolgt
skizzenartig eine Zuordnung zu den Griceschen Konversationsmaximen.
Der Aufsatz, welcher den zweiten Teil des Ausarbeitungskomplexes bildet, schließt
inhaltlich nahtlos an die Ausführungen der drei weiteren Referenten zum Themenkomplex
der Diktumscharakterisierung an. Diese widmen sich im Einzelnen jeweils detailliert dem
kommunikativen Handeln, dem Aufbau und der Struktur von diktumscharakterisierenden
Ausdrücken sowie dem Zusammenhang zwischen Diktumscharakterisierungen und
Konversationsmaximen nach H. Paul Grice.
4 zu denken ist hier insbesondere an Floskeln, welche in Form von Füllwörtern realisiert werden, wie z.B.
„Alles klar?“ oder „macht nichts!“.
5 vgl. Hagemann, Jörg. Reflexiver Sprachgebrauch. Diktumscharakterisierung aus Gricescher Sicht.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Floskeln reflexiven Sprachgebrauchs als metakommunikative Elemente
- Aspekte zur Metakommunikation
- Metakommunikative Kompetenz und ihre Entwicklung.
- Struktur und Aufbau sprachreflexiver Äußerungen
- Funktionen von Sprache über Sprache
- Einzelanalysen zu den Diktumscharakterisierungen aus Gricescher Sicht
- Sprachreflexive Ausdrücke und ihre Korrelation mit den Qualitätsmaximen
- Alternative Korrelationen
- Abschlussbetrachtung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Ausarbeitung befasst sich mit dem Phänomen von Floskeln als metakommunikativem Akt, insbesondere mit dem Konzept der Diktumscharakterisierung nach Jörg Hagemann. Sie untersucht die Funktion von Floskeln im Rahmen des reflexiven Sprachgebrauchs und analysiert ihre Rolle in der Metakommunikation, d.h. der Kommunikation über Kommunikation.
- Metakommunikation und ihre Bedeutung für das Verständnis von Sprachhandlungen
- Die Funktion von Floskeln als metakommunikative Elemente
- Die Beziehung zwischen Diktumscharakterisierungen und den Griceschen Konversationsmaximen
- Die Rolle von Sprache in der Sprache
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung: Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung von Floskeln im aktuellen Sprachgebrauch und führt den Begriff der Diktumscharakterisierung ein, der im Zentrum der Ausarbeitung steht.
- Floskeln reflexiven Sprachgebrauchs als metakommunikative Elemente: Dieses Kapitel erläutert den Begriff der Metakommunikation und die Rolle von Sprache als Gegenstand der Reflexion. Es beleuchtet die Entwicklung der metakommunikativen Kompetenz und die Struktur sprachreflexiver Äußerungen.
- Einzelanalysen zu den Diktumscharakterisierungen aus Gricescher Sicht: In diesem Abschnitt werden konkrete Beispiele für Diktumscharakterisierungen analysiert und deren Beziehung zu den Griceschen Konversationsmaximen untersucht.
Schlüsselwörter
Metakommunikation, Diktumscharakterisierung, Floskeln, reflexiver Sprachgebrauch, Konversationsmaximen, Gricesche Theorie, Sprache über Sprache, sprachliche Kennzeichnung, Sprechakt.
- Quote paper
- Frank Kretschmann (Author), 2003, Die Floskel als metakommunikativer Akt nach Hagemann, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17124