Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Die drei Welten im Roman El amigo Manso
3. Manso – die Hauptfigur des Romans
4. Irene
5. Peña
6. Der Bruder José María
7. Die verhasste Doña Cándida
8. Zusammenfassung
Literatur:
1. Einführung
Im Roman El Amigo Manso präsentiert uns Benito Pérez Galdós die Geschichte eines Philosophieprofessors, der ein zurückgezogenes Leben führt und sich für die äußere Welt nicht besonders interessiert. Ab dem gewissen Zeitpunkt ändert sich aber alles; und ab diesem Moment nähert er sich immer mehr der Gesellschaft. Die Distanz zwischen ihm und dem Lebensbereich hinter seiner Zimmertür verschwindet.
Das Thema dieser Hausarbeit impliziert die Beschreibung der Hauptfiguren des Romans, die im Mansos Leben eine wichtige Rolle spielten, und auch dazu beigetragen haben, dass der Betrachter zu einem Handelnden wurde.
Die Ausarbeitung des Themas möchte ich mit der Darstellung der drei hypothetischen Teile des Romans beginnen, die die Distanz beziehungsweise die Nähe der Hauptfigur zu der dargestellten Welt beschreiben.
Danach übergehe ich zu der ausführlichen Charakteristik von Manso, Irene, Peña, José María und Doña Cándida. Anhand von dieser Personenbeschreibung werde ich die Beziehungen zwischen ihnen und der Hauptfigur schildern, um zu zeigen, wie distanziert von der Realität seine Vorstellungen über die Welt und Menschen in seiner Umgebung am Anfang waren, und wie sich Mansos Meinung und Verhältnis im weiteren Verlauf des Romans verändert hat.
2. Die drei Welten im Roman El amigo Manso
Je nach Beziehung und Verhältnis zwischen der Hauptfigur Manso und der äußeren Welt lässt sich der ganze Roman in drei Etappen teilen. Sie zeigen die Distanz oder die Nähe der Hauptperson zu der Gesellschaft. Da sich Manso in verschiedenen Etappen anders verhält und andere Denkweise hat, kann man diese Etappen drei kleine Welten nennen, die einerseits unabhängig von einander existieren, und andererseits doch miteinander verbunden sind. Auf diese drei Welten möchte ich näher eingehen.
Wir lernen amigo Manso kennen, wann er in einer ruhigen, geschlossenen Welt des Philosophen lebt: „He consagrado mi poca inteligencia y mi tiempo todo a los estudios filosóficos, encontrando en ellos los más puros deleites de mi vida.“ (Galdós 2001: S.146) Er lebt zurückgezogen und entfernt aber glücklich in seiner, von der Gesellschaft distanzierten Welt. Und sein Lebensbereich, so wie er ihn für sich geschaffen hat, scheint für Manso vollkommen zu sein. Manso ist anspruchsvoll weder im Wohnen, noch im Essen oder Kleidung. Das Einzige was er braucht - sind Bücher. Die Welt der Literatur bereitet ihm die größte Freude und Manso kann sich keine bessere Zeitvertreibung vorstellen als das Eintauchen in die Welt seiner Lieblingsbücher. Dort fühlt er sich sicher und geborgen. Hingegen, die reale Welt, die Gesellschaft in der er lebt, sind für Manso so gut wie unbekannt, aber auch uninteressant.
Doch der Lebensverlauf ändert sich zwangsweise: Der Bruder von Manso kehrt aus Kuba zurück und seine Ankunft bringt die Veränderung mit sich. „Diome la corazonada de que el arribo de aquel familión trastornaría mi existencia “ (Galdós 2001: S.194)
Die Distanz der Hauptfigur zur äußeren Welt verschwindet mit jedem Tag. Manso fühlt sich in eine neue, unbekannte Welt eingezogen. Diese plötzliche Nähe und Umstellung bringen ihm aber keine Freude. Er muss fast jeden Tag bei der lauten Familie verbringen. Dank seinem Bruder lernt Manso viele neue Leute kennen, über einige ist er aber keiner guten Meinung und kritisiert sie. Mit der Zeit findet Manso erstaunlicherweise Spaß daran, Bruders Haus öfter zu besuchen. Die Ursache dafür ist Irene, die als Erzieherin bei Jose arbeitet.
Und die dritte Welt in die der Leser eintaucht, ist die Welt nach dem Tod der Hauptfigur. Damit beendet sich die Geschichte nicht, sondern wird von dem Ich-Erzähler fortgesetzt. Jetzt ist Manso wieder von der realen Welt distanziert und er fühlt sich sehr wohl, da er die Gesellschaft verlassen hat und trotzdem da geblieben ist, jetzt – als ein Beobachter. Er betrachtet jetzt die Menschen, ohne in ihren Leben teilzunehmen, ohne sich einzumischen oder behilflich sein zu müssen, wie es zu der Zeiten seiner irdischen Lebens immer gewesen ist. Von oben herab kann Manso immer noch alles gut sehen, aber jetzt scheint ihn nichts mehr zu berühren und es ist ihm alles gleichgültig geworden. Selbst die Tatsache, dass man ihn sehr bald vergessen wird, macht ihn nicht traurig, er hat keine Angst aus den Gedanken der Menschen zu verschwinden.
3. Manso – die Hauptfigur des Romans
Maximo Manso ist die Hauptfigur des Romans El amigo Manos, eines Werkes, das auf Grund seines Aufbaus und Charakters zum traditionellen realistischen Roman gehört. Manso spielt im Roman die Rolle eines Beobachters, später einer handelnden Person, und am Ende kehrt er wieder zu seinem Ausgangszustand des neutralen Beobachters.
Manso ist zugleich die Hauptperson und der Ich-Erzähler im Roman. Im ersten Kapitel bittet der Autor Manso um Zusammenarbeit beim Schreiben eines Romans, der den Erziehungszwecken dienen soll, und dafür verspricht er ihm die Kunst des Schreibens: „ Reincidente en el feo delito de escribir, me pedía mi complicidad [...] “ (Galdós 2001: S.145). So beginnt der Autor sein Werk und Manso wird zu einem Menschen. Die Veränderungen merkt er sofort: „El dolor me dijo que yo era un hombre.“ (Galdós 2001: S.146). In den folgenden Kapiteln sehen wir keine Hinweise mehr für die Beziehung zwischen dem Autor und der Hauptfigur. Erst in dem letzen Kapitel spricht Manso wieder mit dem Autor: „¿quiere usted acabar de una vez conmigo y recoger esta carne mortal [...] ?“ (Galdós 2001: S.285). Und der Autor erfüllt seine Bitte: Manso stirbt und somit ist der Roman zu Ende. Das Ziel dieser beiden Kapiteln ist zu zeigen, dass die Personen und die Ereignisse des Romans nicht echt, sondern nur fiktional sind. Die im Werk beschriebene Welt, scheint real zu sein, ist so aber nicht und das sagt uns Manso am Anfang selbst: „Yo no existo...“ (Galdós 2001: S.143). Er existiert nicht außerhalb des Romans, umso mehr, es gibt auch keinen Prototyp für ihn: “[...],ni siquiera soy el retrato de alguien [...] “ (Galdós 2001: S.143).
Galdós gibt der Hauptfigur den Namen Manso nicht zufällig. Die Diccionario de la Real Academia definiert das Wort als gutartig, mild und ruhig. Genau diese Adjektive passen sehr gut zur Beschreibung Mansos Charakter. Der Philosophieprofessor hat sein Leben der Wissenschaft und dem Unterrichten gewidmet und führt ein zurückgezogenes Leben, vollkommen beschäftigt mit theoretischen Problemen; das reale, praktische Leben spielt für Manso fast keine Rolle. Außer Philosophie und Übersetzungen hat er keine anderen Leideschaften: „Yo he sabido sofocar pasioncillas que me habrían hecho infeliz, y apetitos cuyo desorden lleva a otros a la degradación “. (Galdós 2001: S.156) Auch Doña Javiera beschreibt ihren Nachbar als “ ¡Un hombre sin trapicheos, sin ningún vicio, metidito toda la mañana en su casa; un hombre que no sale más que dos veces, tempranito a clase, por las tardes a paseo, y que gasta poco, se cuida la salud y no hace tonterías...! “(Galdós 2001: S.159). Diese Eigenschaften, die Doña Javiera berechtigt als Tugenden betrachtet, führen dazu, dass Manso sich von der äußeren Welt isoliert und somit sich völlig untauglich für den Lebensbereich außerhalb seines Zimmers macht.
Das andere große Problem von Maximo Manso ist seine Unentschlossenheit oder wahrscheinlich die Scheu, die ihn davon abhalten, sich richtig zu präsentieren. Manso, der seine Rede so gut durchdacht und vorbereitet hat, kann es sich kaum vorstellen, vor dem zahlreichen Publikum aufzutreten. Dieses Beispiel bringt mich auf den Gedanken, dass er zu den Menschen gehört, die lieber am Rande bleiben wollen, als etwas zu erreichen versuchen, obwohl es klar ist, dass sie eigentlich alle Kapazitäten dafür besitzen, erste zu werden.
Als sein Bruder José María aus Kuba kommt, sieht Máximo sich auf einmal mit der Wirklichkeit konfrontiert, denn José möchte eine politische Karriere machen und das bringt eine Reihe von gesellschaftlichen Verantwortlichkeiten mit sich, denen sich auch Máximo auf Dauer nicht entziehen kann. Mansos Leben ändert sich aber nicht nur, weil er dank Jose der Gesellschaft näher getreten ist, sondern weil er sich verliebt hat. Manso idealisiert und verehrt seine Geliebte Irene: „ He aquí la mujer perfecta, la mujer positiva, la mujer razón, contrapuesta a la mujer frivolidad, a la mujer capricho.“ (Galdós 2001: S.217). Die Idealisierung Irenes, die in Wirklichkeit gar nicht so vollkommen war, ist ein Beispiel für den Konflikt zwischen Phantasie und Realität.
Diese Kontroverse zwischen der Realität und Phantasie, die im Roman präsentiert wird, lässt das Werk von Galdós mit dem Don Quijote von Cervantes vergleichen. Manso mit seinen krausistischen Idealen ähnelt dem Don Quijote mit seinen ritterlichen Idealen. Und die beiden scheitern an ihren Hochzielen und geben auf. Der Unterschied besteht nur in der zeitlichen Rahmen: Don Quijote wünscht die Wiederbelebung der ritterlichen Sitten und Bräuchen, die längst in die Vergangenheit geraten sind; und Manso strebt die Herrschaft der Ehrlichkeit und Besonnenheit in der zukünftigen Gesellschaft an. Manso wie der Don Quijote täuscht sich und scheitert, weil er das Offensichtliche nicht sieht: Irene ist sehr weit von der idealen Frau entfernt, die er sich selbst ausgedacht und dafür Irene als Projektionsfläche benutzt hat, genauso wie Aldonza keine Ähnlichkeiten mit Dulcinea aufweist.
Andererseits, zeigt sich Maximo Manso ein guter Beobachter und Psychologe, der Vieles durchblickt und Sachen sieht und versteht, die die Anderen nicht nachvollziehen können. So zum Beispiel sieht er die hinterlistige Natur von Doña Cándida, die jeden schafft, um den kleinen Finger zu wickeln. Manso begreift auch, dass die gedankenlose Rhetorik von Peña deswegen einen Triumph beim Publikum verursacht hat, weil die Menschen öfter vergessen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Auch die Talente mancher Personen, die sich Dichter nannten, und im Hause seines Bruders Jose verkehrten, konnte Manso sofort beurteilen: „ Sus odas son del dominio de la farmacia por la virtud somnífera y papaverácea que tienen; sus baladas son como el diaquilón, sustancia admirable para resolver diviesos “ (Galdós 2001: S.210)
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